Der
Primeur erfreut sich eines sehr hohen Zuspruchs, nicht nur in
Frankreich, auch bei uns ist der feine junge Wein ein Muss für
Liebhaber des edlen Rebengetränks. In Neunkirchen Anlass für
einen dreitägigen Auftritt des bekannten Chansonniers
Marcel Adam & La Fine Équipe aus dem Saar-Lor-Lux-Raum in
der Stummschen Reithalle. Dieser herrliche Kauderwelsch aus
Saarländisch, Lothringisch und Französisch kommt gut an beim
Publikum, das sich selbst zu großen Teilen in den Liedern erkennen
und erleben kann.
La
Fine Équipe waren an diesem Abend neben Marcel Adam Christian
Di Fantauzzi (Akkordeon, Saxofon und Gesang) und Christian Conrad
(Gitarre).
Marcel
Adam ist noch bekennender Hippiekünstler und tritt auch so auf. Er
überzeugt durch eine sympathische Moderation, die gern ein bisschen
vor den Kopf stößt oder unmögliche Themen wie Umfragen nach
Hämorroiden im Publikum nicht scheut. Seine Lieder sind dagegen sehr
lyrisch, teilweise regional verhaftet, gut ausgewählt und voller
Gefühl. Er erzählt Geschichten und Geschichtchen, Witze und
natürlich über die Musik. Mit Charles Aznavour wurde der Einstieg
gestaltet, es folgte „Prendre un enfant par la main“, das von
Nana Mouskouri stammt, von Reinhard Mey übersetzt wurde und von
Marcel Adam auch mit Rolf Zukowski zusammen interpretiert wurde. Das
3. Lied wie immer bei seinen Konzerten war „'s Onna“ (uff de
Bonk), die ihr ganzes Leben auf dieser Bank an der Straße sitzt, ihr
Kind an der Straße verliert und selbst im Himmel „vor de Stross
uff de Bank“ hockt. Als bestes Medikament gegen Frühkommer oder
französisch éjaculateur précoce schlägt er unsere Merkel vor, die
ja bereits in jedem Kabarett- oder Comedystück und in vielen Witzen
einen festen Platz hat. Eine sehr schöne Interpretation eines
Ina-Deter-Liedes ist das umgeschriebene und neu betextete „Wenn du
so bist wie dein Lachen“. Bob Dylan (Robert Zimmermann) von Marcel
Adam gecovert heißt Englisch, Französisch und Deutsch/Lothringisch
gemischt! Das Abitur war schuld, es war nämlich ein humanistisches …
Englisch ist ihm fremder als Latein und Griechisch. Der Song „The
Girl from the North Country“ wird von herrlicher Slide-Guitar
begleitet. Überhaupt wechselt Christian Conrad bei fast jedem Lied
die Gitarre, was eine schöne Abwechslung bringt. Christian Di F. ist
ein Könner auf dem Akkordeon und zauberte uns den Charme
französischer Musik in die Halle. Auch seine Saxophontöne gefallen.
Zum Glück konnte seine Borreliose – die tatsächlich in Frankreich
nicht so bekannt und diagnostizierbar zu sein scheint –, entdeckt
und behandelt werden. In Straßburg fand sogar eine Demo für die
Belange der Borreliosekranken statt. Borreliose kann wie
Vitamin-B12-Mangel starke Nervenschäden anrichten.
Im
Lied „Pardon, pardon, pardon“, das auf junge Liebe, erstes
Treffen und Umgang miteinander beim Tanzen abzielt, erfahren wir eine
üble Anekdote über Behren. Es ist wehrhafter als das Gallierdorf
von Asterix und Obelix. Wird ein Mädchen aus dem Dorf falsch
behandelt, greift die Meute an, sie mögen auch keine Busfahrer,
weswegen die Haltestelle geschlossen wurde. Tanzen in Behren war mit
erheblichen Gefahren verbunden, Marcel war trotzdem dort ;-)
Zur
Liebe gesellte sich das Thema Tod. „Die Zeit rinnt durch unserer
Hände“, es dauert nicht mehr lange, dennoch: „Bleib, mein
Freund!“ und „Das Glück kommt über Nacht“.
Von hier ein
Sprung zur Rechtschreibreform. Denn so krumm die Sprache als
Grenzfranzose klingt, so schief ist sie auch auf dem Papier. Nach dem
Krieg fiel seine Abweichung nach der ersten Rechtschreibreform nicht
mehr auf, weil alle durcheinanderkamen. Und als er sich gerade an die
erste Reform gewöhnt hatte, kam die jetzige, zweite Reform! Pech
gehabt … Dies zum Lied „ Wenn die Deitsche riwwer komme“ -
Einkaufen über der Grenze, Delikatessen, Tabak, Alkohol … heute
kommen die Franzosen nicht nur zu Aldi und Lidl wegen der Preise!
Mit
dem gecoverten „Inshalla“ von Adamo, zwei Soli der Christians, zu
dem sehr verliebten und romantischen „Wenn du mich verlässt“
(darf ich do mitgehn?) und zur Kundgebung der männlichen
Abhängigkeit von Frauen - „Ich hab diese Frau geliebt“.
Anschließend das Kultlied „Mir
honn de Gottfried beerdischt“, wo Klärchen nicht nur den Gottfried, sondern auch den Gendarm perfekt beseitigt – Krimi à la
Saar-Lor. Und so ging es zunächst mit Mouskouri, dann mit einem sozialkritischen
Weihnachtslied von Marcel Adam weiter zum Ende. „On min Radio“
wieder ein Song zum Mitsingen, den alle kennen. „On y va!“, das
ist der Slogan von Marcel Adam.
Wer
Marcel Adam und seine Crew in ihrem sozialen Engagement unterstützen
will, kann für mongoloide Kinder in Rumänien an den bandeigenen
Fan-Club spenden. Letztes Jahr wurden 9.000 € überreicht und 2013
geht es persönlich in die unterstützte Gegend, um eine Zeit
lang direkt zu helfen.