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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Sonntag, 2. Dezember 2012

Wie war's bei Marcel Adam in Neunkirchen?





Der Primeur erfreut sich eines sehr hohen Zuspruchs, nicht nur in Frankreich, auch bei uns ist der feine junge Wein ein Muss für Liebhaber des edlen Rebengetränks. In Neunkirchen Anlass für einen dreitägigen Auftritt des bekannten Chansonniers Marcel Adam & La Fine Équipe aus dem Saar-Lor-Lux-Raum in der Stummschen Reithalle. Dieser herrliche Kauderwelsch aus Saarländisch, Lothringisch und Französisch kommt gut an beim Publikum, das sich selbst zu großen Teilen in den Liedern erkennen und erleben kann.
La Fine Équipe waren an diesem Abend neben Marcel Adam Christian Di Fantauzzi (Akkordeon, Saxofon und Gesang) und Christian Conrad (Gitarre).

Marcel Adam ist noch bekennender Hippiekünstler und tritt auch so auf. Er überzeugt durch eine sympathische Moderation, die gern ein bisschen vor den Kopf stößt oder unmögliche Themen wie Umfragen nach Hämorroiden im Publikum nicht scheut. Seine Lieder sind dagegen sehr lyrisch, teilweise regional verhaftet, gut ausgewählt und voller Gefühl. Er erzählt Geschichten und Geschichtchen, Witze und natürlich über die Musik. Mit Charles Aznavour wurde der Einstieg gestaltet, es folgte „Prendre un enfant par la main“, das von Nana Mouskouri stammt, von Reinhard Mey übersetzt wurde und von Marcel Adam auch mit Rolf Zukowski zusammen interpretiert wurde. Das 3. Lied wie immer bei seinen Konzerten war „'s Onna“ (uff de Bonk), die ihr ganzes Leben auf dieser Bank an der Straße sitzt, ihr Kind an der Straße verliert und selbst im Himmel „vor de Stross uff de Bank“ hockt. Als bestes Medikament gegen Frühkommer oder französisch éjaculateur précoce schlägt er unsere Merkel vor, die ja bereits in jedem Kabarett- oder Comedystück und in vielen Witzen einen festen Platz hat. Eine sehr schöne Interpretation eines Ina-Deter-Liedes ist das umgeschriebene und neu betextete „Wenn du so bist wie dein Lachen“. Bob Dylan (Robert Zimmermann) von Marcel Adam gecovert heißt Englisch, Französisch und Deutsch/Lothringisch gemischt! Das Abitur war schuld, es war nämlich ein humanistisches … Englisch ist ihm fremder als Latein und Griechisch. Der Song „The Girl from the North Country“ wird von herrlicher Slide-Guitar begleitet. Überhaupt wechselt Christian Conrad bei fast jedem Lied die Gitarre, was eine schöne Abwechslung bringt. Christian Di F. ist ein Könner auf dem Akkordeon und zauberte uns den Charme französischer Musik in die Halle. Auch seine Saxophontöne gefallen. Zum Glück konnte seine Borreliose – die tatsächlich in Frankreich nicht so bekannt und diagnostizierbar zu sein scheint –, entdeckt und behandelt werden. In Straßburg fand sogar eine Demo für die Belange der Borreliosekranken statt. Borreliose kann wie Vitamin-B12-Mangel starke Nervenschäden anrichten.
Im Lied „Pardon, pardon, pardon“, das auf junge Liebe, erstes Treffen und Umgang miteinander beim Tanzen abzielt, erfahren wir eine üble Anekdote über Behren. Es ist wehrhafter als das Gallierdorf von Asterix und Obelix. Wird ein Mädchen aus dem Dorf falsch behandelt, greift die Meute an, sie mögen auch keine Busfahrer, weswegen die Haltestelle geschlossen wurde. Tanzen in Behren war mit erheblichen Gefahren verbunden, Marcel war trotzdem dort ;-)
Zur Liebe gesellte sich das Thema Tod. „Die Zeit rinnt durch unserer Hände“, es dauert nicht mehr lange, dennoch: „Bleib, mein Freund!“ und „Das Glück kommt über Nacht“.
Von hier ein Sprung zur Rechtschreibreform. Denn so krumm die Sprache als Grenzfranzose klingt, so schief ist sie auch auf dem Papier. Nach dem Krieg fiel seine Abweichung nach der ersten Rechtschreibreform nicht mehr auf, weil alle durcheinanderkamen. Und als er sich gerade an die erste Reform gewöhnt hatte, kam die jetzige, zweite Reform! Pech gehabt … Dies zum Lied „ Wenn die Deitsche riwwer komme“ - Einkaufen über der Grenze, Delikatessen, Tabak, Alkohol … heute kommen die Franzosen nicht nur zu Aldi und Lidl wegen der Preise!
Mit dem gecoverten „Inshalla“ von Adamo, zwei Soli der Christians, zu dem sehr verliebten und romantischen „Wenn du mich verlässt“ (darf ich do mitgehn?) und zur Kundgebung der männlichen Abhängigkeit von Frauen - „Ich hab diese Frau geliebt“. Anschließend das Kultlied Mir honn de Gottfried beerdischt“, wo Klärchen nicht nur den Gottfried, sondern auch den Gendarm perfekt beseitigt – Krimi à la Saar-Lor. Und so ging es zunächst mit Mouskouri, dann mit einem sozialkritischen Weihnachtslied von Marcel Adam weiter zum Ende. „On min Radio“ wieder ein Song zum Mitsingen, den alle kennen. „On y va!“, das ist der Slogan von Marcel Adam.

Wer Marcel Adam und seine Crew in ihrem sozialen Engagement unterstützen will, kann für mongoloide Kinder in Rumänien an den bandeigenen Fan-Club spenden. Letztes Jahr wurden 9.000 € überreicht und 2013 geht es persönlich in die unterstützte Gegend, um eine Zeit lang direkt zu helfen.

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