Vladimir Sorokin
23000
Roman
Aus dem Russischen von Andreas Tretner.
332 Seiten. Gebunden
€ 24,00 [D], Berlin Verlag
23000
Roman
Aus dem Russischen von Andreas Tretner.
332 Seiten. Gebunden
€ 24,00 [D], Berlin Verlag
Die Auserwählten der Bruderschaft wissen: Die Erde ist allein im Universum, sie ist ein Unikum. Und der Homo sapiens ist ein Unikum hoch zwei oder drei. Wenn dem aber so ist, muss man die Erde als Störfall ansehen, als Schandfleck am Leib des Universums. Auch im letzten Band der viel diskutierten LJOD-Trilogie schwingt Sorokin den Eishammer.
In einer Welt der Reproduktion und des Konsums lässt er Heilversprechen, Erweckungsphantasien und den Wahn kommerzialisierter Glückssuche ungebremst aufeinanderkrachen. Mal Thriller, mal Gangsterroman, mal lyrisch-pathetischer Hymnus - Sorokin zieht erneut alle Register seines enormen sprachlichen Repertoires. Er spielt in seinem schon legendär gewordenen Mimikry-Stil mit Sprache und Genres und beweist einmal mehr sprachliche Gewandtheit, erzählerische Bravour und einen ausgeprägten Sinn für das Absurde. Vladimir Sorokin schildert in 23000 die letzten Tage einer Sekte, der Bruderschaft des Lichts, die kurz vor der Erfüllung ihres kosmischen Plans steht. Sorokin hat eine packende Gesellschaftsutopie geschrieben - und damit nichts weniger als eine treffende Diagnose unserer Zeit.
Inhalt:
Im letzten Teil seiner Eistrilogie widmet sich Vladimir Sorokin den Opfern jener Sekte, die mit sibirischem Eis (das vorgeblich beim Aufschlag des Tunguska-Meteoriten entstanden ist) weltweit ein glänzendes Geschäft betreibt, deren wahre Bestimmung jedoch das große Vernichtungswerk ist. Um es vollenden zu können, muss freilich die große Versammlung der 23 000 "Brüder des Lichtes" herbeigeführt werden, ein kompliziertes Unterfangen, denn die Bruderschaft ist weltweit verstreut und nicht leicht zu identifizieren.Das grausige Erkennungsritual besteht darin, dem jeweiligen Kandidaten mit einem Eishammer einen gewaltigen Schlag in die Herzgegend zu versetzen, auf dass das Herz "zu sprechen" beginne. Spricht es, so ist der eigentliche Name des oder der Auserwählten zu vernehmen. Bleibt es stumm, hat sich die entsprechende Person als "hohle Nuss" erwiesen, eine simple "Fleischmaschine", die zu Höherem nicht taugt und im besten Fall die Erkennungsprozedur überlebt.
Zwei der Überlebenden, ein junger Schwede und eine in New York lebende russische Jüdin, gehören zu den "hohlen Nüssen", die das Ritual überstanden haben. Über ein Internetforum miteinander in Kontakt gekommen, beginnen sie eine globale Suche nach den brutalen "Aufklopfern", die sie bis nach China, in die Zentrale des Eis-Konzerns führt, während die Bruderschaft fieberhaft dabei ist, ihre letzten fehlenden Mitglieder aufzuspüren.
Sorokins Roman bedient auf virtuose Weise und in parodistischer Manier beinahe alle Genres. Das thrillerartige Grundmotiv wird bereichert um Elemente einer Weltuntergangsfantasie, religiös-mythischer Verzückungsprosa, gesellschaftskritischer Entwürfe und grotesker Humoristik. Abwechslungsreich und spannend, global angelegt und temporeich erzählt, dabei ganz wesentlich der überbordenden Fantasie des Autors entsprungen, wirkt dieser Roman wie das literarische Pendant zu einem Computerspiel mit erheblicher Sogwirkung. (DRadio Kultur)
Der Autor:
Vladimir Sorokin wurde 1955 in Moskau geboren. Nach dem Studium der Petrochemie arbeitet er als Buchillustrator, bevor er Ende der 1970er Jahre erste literarische Anerkennung erfuhr. Berühmt wurde er mit dem Roman Die Schlange, der in zehn Sprachen übersetzt wurde. Sorokin gilt neben Vladimir Pelewin und Viktor Jerofejew als einer der Hauptvertreter der russischen Postmoderne. Regelmäßig ist er heftigen Angriffen regimetreuer Gruppen ausgesetzt. Zuletzt erschien beim Berlin Verlag LJOD. Das Eis (2003; BvT 2005), das auch mehrfach für das Theater inszeniert wurde, und BRO (2006; BvT 2007).
Die Presse:
»Sorokins Literatur ist fulminant und konvulsivisch, berechnend und glitschig, heiß und kalt zugleich«
Falter
»Vladimir Sorokin, der Großmeister des Provokanten und Obszönen.«
Süddeutsche Zeitung