In Trier waren am 10. Mai 2013 Daniel Holdsworth und Aidan Roberts in der ehemaligen Reichsabteikirche St. Maximin zu Gast bei Popp Concerts. Auf einer wirklich großen, wenn auch recht hohen Bühne eine Spielwiese für ihr Unternehmen, TUBULAR BELLS for 2 aufzuführen. Den Einstieg schaffte ihr Landsmann Brad Winterford mit einer ganz eigenwilligen Art zur Gitarre zu singen, übrigens ohne Schuhe. Er animierte zum Mitsingen, brachte einen Song "John Lennon, I love you" , einen für Mönchengladbach. Ganz witzig das Lied "Hermann's Mother", in die der Erzähler verliebt war, was im wohl Scherereien einbrachte, und sehr überzeugend auch "Alles klar" als Hommage an die kurze (deutsche) Art zuzustimmen und Unnötiges an Kommunikation zu vermeiden.
Mike Oldfields TUBULAR BELLS ist seit 1973 eine Kultplatte geworden, 45 Minuten, die die Jahrzehnte bis heute mit einer Millionenauflage und immer neuen Veränderungen überlebte. Der Komponist und Musiker damals 19 Jahre alt, fiel durch seine ungewöhnliche Vielfalt auf, weil er etliche Instrumente über Synthesizer imitierte/einsetzte, ohne zunächst mit einer Band aufzutreten. In einer orchestrale Klangweite vorwegnehmenden Vielfalt mit eingestreuten natürlichen Klängen (Gitarre von Marc Bolan) trat er gegen die aufkommenden Eletronikmusiker an. Klaus Schulze und Jean Michel Jarre waren zu dieser Zeit in Deutschland ebenfalls gefragte Namen. Später kam eine Band dazu, auch Vocals (Sally Oldfield) und 1974 bereits eine orchestrale Fassung. Oldfield spielte die Melodien selbst ein, nahm sie auf, sampelte und mischte und legte Livemusik mit Gitarre drüber, auch Chor und andere Liveinstrumente. 2012 bei den Olympischen Sommerspielen in London trat er wieder einmal auf der Bühne auf. Er ist mittlerweile 60 geworden, lebt als Milliardär, Fluglinienbesitzer und Abenteurer auf den Bahamas und will von Großbritannien nicht mehr viel wissen. Der Beginn der Bells wurde damals auch Filmmusik im umstrittenen "Der Exorzist", was ihm einen hohen Bekanntheitsgrad in den USA verschaffte
Wenn die Bells auch nerven können, manche empfinden sie als eine Zumutung, weil sie monoton sich steigernd ihnen als "Lärm" erscheinen, sie sind ein Klassiker, gerade die Ansage der Instrumente im ersten Teil, in dem das berühmte "Glockenspiel" oder die "tubular bells" selbst einige Hörer geradezu verzückte, oder der harmonischere zweite Teil, bis hin zu dem merkwürdigen verfremdeten Gesang.
Die beiden Australier Daniel Holdsworth und Aidan Roberts haben sich für ihre Tour die Performance von TUBULAR BELLS vorgenommen und covern bzw. interpretieren den Altmeister sehr gekonnt. Die Stimmen bleiben bisweilen hinter den Instrumenten zurück. Beide sind vielseitige und hervorragende Musiker, die das Multi-Instrumentelle genauso kultivieren wie ihr Vorbild. Ob akustische und E-Gitarren, Mandoline, Flageolett, Streichinstrumente, Percussion, Glockenspiel, Tubular Bells, Keyboards, Synthesizer, Sampler, Expander und Acoustic Machines, sie wollten in erster Linie live natürliche Instrumente plus Elektronik einsetzen und zu zweit ein Orchester ersetzen. Dazu gehört natürlich auch das parallele Bedienen von Instrumenten oder schnelle Wechseln im Stand oder durch Bewegung. So huschte am meisten jedoch der barfüßige Daniel Holdsworth, der auch das Glockenspiel und die Bells mit Hammer bediente, über die Bühne oder von Instrument zu Instrument , während der ebenfalls barfüßige Aidan Roberts mehr stationär operierte, aber auch mal die Bells läuten ließ, und aktivierten, setzten punktgenau und ständig interagierend und kommunizierend mit den Instrumenten oder der Elektronik die geforderten Wechsel und Tempi. Steckerziehen inklusive. :-) Als Zugabe noch einmal den Beginn von TUBULAR BELLS.
Die Performance ist in jedem Fall ein Besuch wert.