Schulschwierigkeiten bleiben nicht isoliert auf die Schule beschränkt. Forschungsergebnisse und Lagebilder zeigen, dass Misserfolg, Kränkung und fehlende Perspektiven häufig in aggressives Verhalten oder Straftaten münden. Besonders in strukturschwachen Regionen wie Westpfalz und Saarland wird diese Dynamik sichtbar (BKA 2024; BfV 2024).
Frust, Kränkung und Gewaltpotenzial
Jugendliche, die sich in Schule wiederholt als überfordert, abgewertet oder ausgegrenzt erleben, entwickeln oft emotionale Überreaktionen. Sozialwissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass Frustration, Misserfolg und fehlende Anerkennung zentrale Risikofaktoren für aggressives Verhalten sind (bpb 2023; DJI 2021).
Verhaltensauffälligkeiten in der Schule – etwa Störungen des Unterrichts, körperliche Auseinandersetzungen oder kleinere Diebstähle – sind oft Frühindikatoren für spätere Gewaltbereitschaft, nicht selten in Verbindung mit Substanzmissbrauch (BKA 2023).
Übergang in Straftaten
Polizeiliche Lagebilder verdeutlichen, dass Jugendliche mit schwierigen Bildungsbiografien häufiger in Eigentumsdelikte, Körperverletzungen oder Gewalttaten verwickelt sind (BKA 2024). Die Straftaten sind dabei nicht ausschließlich ideologisch motiviert – oft handelt es sich um situative Eskalationen, die später von Gruppenidentität oder ideologischen Narrativen überformt werden.
Beobachtbare Muster:- impulsives Ausagieren von Frust
- Beteiligung an Kleinkriminalität (Diebstahl, Sachbeschädigung)
- Aggression in sozialen Netzwerken, später auch offline
- Mischszenen: Jugendliche sind sowohl im Drogenmilieu als auch in extremistischen Kleingruppen aktiv (BfV 2024)
Rechtsextremismus als Katalysator
In Regionen wie Westpfalz und Saarland greifen Kleingruppen mit rechtsextremer Orientierung auf bestehende Frustration und Gewaltbereitschaft zurück. Ideologie und Gruppenzugehörigkeit bieten:
- eine Rechtfertigung für bereits vorhandenes aggressives Verhalten
- eine Ritualisierung von Gewalt (z. B. Kampfsport, Aktionen gegen vermeintliche Gegner)
- einen sozialen Rahmen, in dem Gewalt funktional und akzeptabel wird (BfV 2024; Correctiv 2023)
Die Radikalisierung erfolgt nicht primär über Lehrinhalte, sondern über sozial-emotionale Verstärkung: Wer sich ohnehin ausgegrenzt fühlt, ist empfänglicher für autoritäre, gewaltlegitimierende Narrative.
Prävention: Bildung, Sozialarbeit und frühe Intervention
Die zentrale Lektion aus Forschung und Lagebildern lautet: Gewaltprävention muss früh ansetzen, bevor Frust sich als Straftaten manifestiert. Effektive Strategien umfassen (bpb 2023; DJI 2021):
- konsequente Förderung in Schule und Unterricht
- Schulsozialarbeit mit Handlungs- und Interventionskompetenz
- klare Strukturen für Konfliktlösung und Mediation
- niedrigschwellige Angebote außerhalb von Schule (Sport, Kultur, soziale Projekte)
- Integration von Extremismusprävention und Drogenprävention
Wo Bildung und soziale Integration versagen, entsteht Raum für Drogenhandel, Gewalt und politische Radikalisierung. Prävention muss deshalb immer integrativ gedacht werden: Schule, Jugendhilfe und Polizei gemeinsam, nicht isoliert.
Fazit
Schulschwierigkeiten können sich entlang einer Kausalkette entfalten:
- Schule: Misserfolg und Kränkung
- Soziale Milieus: Anschluss an Drogenhandel oder extremistische Kleingruppen
- Aggression / Straftaten: Eigentumsdelikte, Gewalt, politische Aktionen
Die Gefahr liegt nicht in der Schule selbst, sondern in fehlenden Bindungen, Perspektiven. Die Chancen liegen in frühzeitiger Intervention: Beziehungsarbeit, bevor Verhalten entgleist, Ansprechbarkeit, bevor Rückzug oder Aggression zur Sprache wird, verlässliche Erwachsene, die bleiben – auch bei Regelverstößen. Eine wirksame Prävention muss diese Kette unterbrechen, bevor Frustration zu Gewalt und Straftaten eskaliert. Ganz wichtig auch für Verwandte, Freunde:
--> Machen Sie Frustration sichtbar, bevor sie sich verhärtet, reden Sie mit den Betroffenen über ihren Frust.
--> Widersprechen Sie deren Gefühl von Entwertung, Wertlosigkeit, bevor es nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen ist.
--> Lenken Sie Aggression um auf Sportarten, abstrakte Ziele, bevor sie gegen andere ausgelebt wird.
Quellen
Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV).
(2023–2024). Verfassungsschutzberichte des Bundes und der Länder.
https://www.verfassungsschutz.de
Bundeskriminalamt (BKA).
(2023). Rauschgiftkriminalität – Bundeslagebild.
https://www.bka.de
Bundeskriminalamt (BKA).
(2024). Lagebild Politisch motivierte Kriminalität.
https://www.bka.de
Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).
(2022–2024). Jugend, Radikalisierung und soziale Exklusion.
https://www.bpb.de
Deutsches Jugendinstitut (DJI).
(2021). Übergänge Schule–Beruf und soziale Exklusion.
https://www.dji.de
Correctiv.
(2023). Recherchen zu Mischszenen aus Extremismus und Kriminalität.
https://correctiv.org
Ministerium des Innern Rheinland-Pfalz.
(2024). Verfassungsschutzbericht Rheinland-Pfalz.
https://mdi.rlp.de
Ministerium für Inneres, Bauen und Sport Saarland.
(2024). Lagebild Politisch motivierte Kriminalität.
https://www.saarland.de/innenministerium
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