Soren Thilo Funder: First Citizen (House of the Deaf Man) | © Promo
Les Rencontres Internationales
Neuer Film und zeitgenössische Kunst
Di, 23. Juni 2015 — So, 28. Juni 2015
Mehr als 100 Produktionen aus 40 Ländern, zum Großteil in deutscher Erstaufführung, sind das Herzstück des diesjährigen Film-und Kunstfestivals, darunter weltweit bekannte Künstler und Filmemacher ebenso wie junge Talente, deren Werke zum ersten Mal in Berlin zu sehen sind. Neben den Filmvorführungen laden Workshops, Podiumsdiskussionen und Gespräche mit internationalen Künstlern, Filmemachern und Experten ein, neue dokumentarische, fiktionale und multimediale Ansätze zu entdecken und zu reflektieren. Die neue Edition wird vom 1. bis 7. Dezember 2014 im Gaîté Lyrique in Paris präsentiert, bevor sie im Juni in Berlin zum nunmehr achten Mal Station macht. Kuratiert von Nathalie Hénon und Jean-François Rettig. Mit neuen Arbeiten von Claire Denis, Phillip Warnell, Neil Beloufa, Lina Selander, Thom Andersen, Sandro Aguilar, Laribot, Nick Jordan / Jacob Cartwright u. a. Weitere Informationen und Programm unter www.art-action.org Les Rencontres Internationales ist ein Kooperationsprojekt mit dem Haus der Kulturen der Welt.
Mittwoch, 24.06.2015, 18h
Eintritt frei
Strukturen
In Anwesenheit von Arjuna Neuman, Paul Ritt und Juan Alfonso Zapata
Screening
Theodore Tagholm spielt mit dem Bild und beobachtet, wie die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung deren Oberfläche beeinflusst. Arjuna Neumann wendet das Prinzip der musikalischen Fuge auf das Bild an und bietet so eine dissoziative Dokumentation die, gleich einer Amnesie, zwischen Raum und Identität einher gleitet. Juan Alfonso Zapata filmt den Hafen von Barcelona und dessen mechanisierten Umrisse mit ihren Containern und Kränen. Rafiqul Shuvo beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Körper und Natur im Spannungsfeld der Zeit, dem Messinstrument unseres Lebens. Paul Ritt erforscht unbekannte Richtungen, bestehend aus Linien, denen er folgt und so anhand der bestehenden Zeichnungen eine Kartographie der Freigeistlichkeit entwirft. Basierend auf der Komposition ‘‘Sequenza VIII’’ für Violine von Luciano Berio erschaffen Manon de Boer und der Geiger George van Dam ein filmisches Experiment, in dem sie untersuchen, wie Rhythmus und Aufbau der Komposition im Einklang mit der Bewegung des Bildes artikuliert werden können.
Theodore Tagholm : Plain Sight
Video | United Kingdom 2013 | Farbe | 01:29 min
Arjuna Neuman : First Fugue
Video | USA 2013 | Farbe | 03:36 min
Juan Alfonso Zapata : Prima Vita
Video | Dominikanische Republik 2014 | s/w | 03:37 min
Rafiqul Shuvo : Artifacts, relating to upcoming events
Video | Bangladesch 2014 | s/w | 13:01 min
Paul Ritt : Connected
Video | Niederlande 2014 | s/w | 02:02 min
Manon De Boer, George Van Dam : Sequenza
Experimentalfilm | Belgien 2014 | Farbe | 14:00 min
Mittwoch, 24.06.2015, 19h
Eintritt frei
Special Screening Jean-Marie Straub
Im Alter von 81 Jahren überrascht uns Jean-Marie Straub immer noch und erneuert sich ein weiteres Mal. Es ist nicht einfach, diesen Film in seiner moralischen und politischen Tragweite zu erfassen. Es ist auch nicht einfach, die Herausforderungen an die Regie und die Klarheit der Erfindungen zu begreifen, die er uns bietet.
Denn für Jean-Marie Straub geht es keinesfalls darum, sich in einer narzisstischen Weise selbst zu zitieren – jeder weiß, wie fremd derartige Gefühle ihm sind. Es handelt sich aber auch nicht um ein Testament – für einen großen Cineasten des 21. Jahrhunderts eine wahrscheinliche, ihm aber ebenso fern liegende Unternehmung. Nein, die Herausforderungen, die Jean-Marie Straub sich und uns unterbreitet, sind sehr wohl filmischer Natur. Seine Filme bestehen aus dichten Blöcken – Textblöcken, Blöcken aus Landschaften und Gesichtern – die sich aneinander stoßen und die durch diese Reibungen das Unsichtbare der Gefühle und des Politischen sichtbar machen. Diese Musikalität der Blöcke wird von Jean-Marie Straub hier zu ihrem Höhepunkt gebracht indem er Zeitblöcke (40 Jahre liegen zwischen den verwendeten Filmausschnitten und dem neu gedrehten Material), Textblöcke (Malraux, Fortini, Vittorini, Hölderlin) und Sprachblöcke (Französisch, Italienisch, Deutsch) miteinander vermischt, bis aus diesem Gerassel schließlich die Geschichte der Welt hervorgeht und somit die politische Hoffnung ihrer Bewältigung. Es handelt sich also hier um einen Abenteuerfilm, vom Abenteuer Mensch, der letztlich immer wieder von der Natur übertroffen wird. Alles was das Kino von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet seit 50 Jahren begründet findet sich hier in einer neuen, wunderbar reinen Form wieder. Ich hoffe auch Sie werden diese erneute Kraft mit Freude spüren können.(Arnaud Dommerc, 31/07/2014)
Jean-Marie Straub : Kommunisten
Fiktion, Dokumentarfilm | Frankreich 2014 | 1:10:00 min
Mehr Informationen finden Sie hier: www.art-action.org