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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Montag, 23. Januar 2017

Wie war's bei der größten Musicshow Scotland in der Trierer Arena?







Wie viele Fans doch der schottische Dudelsack hat! Er ist ein Kulturphänomen, das weltweit bestaunt wird, in Europa gar zur Bildung von etlichen Musik- und Tanzgruppen führte, die nicht originär aus Schottland kommen, sondern im Emsland, am Rhein oder in den Niederlanden zu Hause sind. So wie Jugendliche und Erwachsene sich meist in perfekter Uniform zur historischen Schlachtnachstellung in Leipzig, Verdun, Waterloo, Hastings oder sonstwo treffen, hat Hans Beerten und Tochter Anke aus Holland beschlossen, eine Show für die Halle aus all den Könnern zu kreieren, die das militärische Exerzieren genauso beherrschen wie das Musikmachen mit dem Dudelsack. Das Ganze heißt Musicshow Scotland und hat mittlerweile sehr große Dimensionen erreicht, so dass der Veranstalter seine Show als die größte Indoorshow auf der Welt bezeichnet. 

In der Arena Trier traten etwa 200 Mitwirkende vor über 2000 Besuchern auf und boten ein dreistündiges Programm plus Zugabe. Im militärisch geordneten Rahmen der Showchoreografie vor einer Castlekulisse mit drei Ebenen gab es Spielraum für Tänze, die von Mädchen statt ursprünglich Männern getanzt wurden, gefühlvolle Gesangseinlagen, Rocksounds, Bigband-Sounds und Backgroundsänger im Chor, alles witzig moderiert von einem Vertreter aus Trier, der auch das Narren-Prinzenpaar nebst Anhang auf die Bühne einlud. Die Show wurde neben Technik und Lightshow im Wesentlichen durch viele holländische und deutsche Mitwirkende gestaltet, so die Alba Pipe Band, Bielefeld Pipes & Drums, Celtic Stepfire Dance Company, CFOL Airson Toil, Ems Highlander, Highland Dancers, Highland Pipes and Drums, McArthur Dancers 2003, Rhine Circle Pipes & Drums, Pipes and Drums aus der City of Apeldoorn/NL.

Der Dudelsack ist kein rein schottisches Instrument, auch wenn es typische schottische Bauweisen gibt, die „Great Highland Bagpipe“ ist eine davon, sondern hat wohl 4000 Jahre alte Wurzeln in Indien, Pakistan und im Iran. Auch die Pharaonen und Osmanen kannten ihn sehr gut. Mit Alexander dem Großen und später dem römischen Imperium kam das Instrument auch nach Europa. So ist er mehr oder weniger dominanter Bestandteil der deutschen, schottischen, irischen, spanischen, serbischen und albanischen Musikkultur geworden. Eine Kunst ihn zu spielen, die Armarbeit mit dem Blasebalg, die Atemtechnik und die Fingerfertigkeit wollen ausführlich gelernt sein. Der eindringliche Klang der hohen Pipes und später tiefen Bässe hat vielen Herrschern über Jahrtausende dazu gedient, die Feinde in die Flucht zu schlagen. Die schottischen Soldaten waren gerade in Zeiten der selbstmörderischen exakten Schlachtanordnung gefürchtete Gegner, weil der ohrenbetäubende Klang des Dudelsacks einschüchterte und gehörige Stärke der Soldaten folgte. Sie waren aufgrund ihrer imposanten und ungewöhnlichen Erscheinung allerdings auch beste Ziele, wobei nicht wenige Schüsse in die riesigen Mützen gegangen sein sollen, die enorme Körperhöhe simulierten, und damit ins Leere trafen. Gerade bei der Eroberung des nordamerikanischen Kontinents konnten sie zu Beginn die Indianer noch in die Flucht schlagen, später war das Ergebnis verheerend für die Soldaten. So wurden über Jahrhunderte ganze Reihen von stattlichen Soldaten und guten Musikern in Schlachten weggefegt, weil sie - wie die meisten Gegner auch - gezwungen waren, ohne Deckung gegen feindliche Kanonen oder anderen Beschuss anzulaufen. 

Die Musicshow beginnt und endet mit dem beeindruckenden Einzug der Musiker, die an diesem Abend verschiedene Variationen des schottischen Marschschrittes zu ihren Songdarbietungen zeigten. Dazwischen Kooperationen mit der Castle Band, Gesang oder Solos von Orchesterteilen, dabei eine sehr beeindruckende Weißlichtshow der Drummer mit weißen Handschuhen, Gamaschen und fluoreszierenden Sticks, die nicht nur auf der Nachbartrommel spielen konnten, sondern auch bei Dunkelheit die Sticks in der Luft kreisen ließen. Der Worldchampion Nr. 6 der schottischen Exerzierstabjonglage muss hier auch wegen seiner auffälligen Nummer hervorgehoben werden. Beeindruckend auch die Positionierung der Musiker auf den Balkonen des schottischen Castles oder in Bereitschaft am Bühnenrand. Dirigent war Hans Beerten, der durch seine Witzigkeit, aber auch Souveränität sehr gefiel, die "Truppenbewegungen" übernahmen verschiedene Tambourmajore, die bewusst größere Mützen und mehr Körpergröße als die anderen hatten, um sie zu "überragen", sie mussten ja im Realitätsfall auch gesehen werden. Denn wie auf der Bühne so auch in Schlachten war ein geordnetes gegenläufiges Marschieren an der Tagesordnung. So kam dann ohne Mikrofon vom wichtigsten Major die Ansage, welcher Schritt und welche Formation gewünscht ist, und der tosende und pfeifende Ein- oder Abmarsch der Musikgruppen begann. Dazwischen Tänze der Girls von Celtic Stepfire (eigentlich hätten es Männer sein müssen) aus dem 12. Jahrhundert, aber auch Songs, Jigs und Reels der wirklich flinken und ansprechenden Highland Dancers aus dem Irish Dance. Gleich zu Beginn das erhebende Evergreen "Amazing Grace", das vom Stoßgebet des Kapitän James Newton handelt, der damit sein Schiff rettete. Marion Geerth und Sanne Holzmann als sehr ansprechende Solostimmen in Begleitung der Castle Band, auch bei "The Millenium Prayer for Peace". Weiter mit gefälliger emotionaler Musik, so Charles O'Neills irisches Klagelied "The Foggy Dew" aus der Zeit des Ersten Weltkrieges - wie wahr: "Es ist besser unter der Sonne Irlands zu sterben als auf den Schlachtfeldern Europas" oder neu zu Weltruhm gebracht durch die "Wings" mit Paul McCartney der Titel "Mull of Kintyre". 

...Carry me back to the days I knew then 
Nights when we sang like a heavenly choir 
Of the life and the times of the Mull of Kintyre ...

Ganz besondere Assoziationen bot eine Titelmelodie, millionenfaches Publikum erreicht durch den Film und die zugrundeliegende Literatur von James Fenimore Cooper "Der letzte Mohikaner". "The Gail" besingt die Lage der Soldaten und Indianer in der Zeit der Gebietseroberungen in Nordamerika. "When The Pipes Play" ebenfalls historisch, der Verlust der schottischen Hoheit im Jahr 1648. Ganz "modern" dagegen zeigten sich die Musiker und Sänger mit "Music was my first love".

...Music was my first love
And it'll be my last
Music of the future
And music of the past.
To live without my music
Would be impossible to do
In this world of troubles
my music pulls me through...

Wieder soldatisch mit Pipes and Drums in "The Tribute To The Chief" zu einer Ehrung des Mackenzie-Clanchefs und die großen patriotischen Gefühle betonend mit "Highland Cathedral", das von deutschen Komponisten stammt. Eine ins Herz gehende Show in etlichen Etappen für viele Besucher, die immer wieder die groß angelegten Aufmärsche und eindringlichen Töne mit großem Gefallen und Betroffenheit kommentierten. Es waren etliche Zuschauer dabei, die zum wiederholten Mal die Show ansahen ... Böllerschüsse und Feuerwerk als Schlussbild vor Abzug der lärmenden Pfeifen.