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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Posts mit dem Label Wie war's letzten Freitag bei der LiteraturOffensive Heidelberg in Ludwigshafen a.Rh. vor dem Turm33? werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
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Sonntag, 25. Mai 2014

Wie war's letzten Freitag bei der LiteraturOffensive Heidelberg in Ludwigshafen a.Rh. vor dem Turm33?



Am 23.05.2014 veranstaltete die LiteraturOffensive Heidelberg in Ludwigshafen a.Rh. vor dem Turm33/Cafedrale die Preisträgervorstellung mit Ludwigshafenbezug zum Projekt "FlussAuf FlussAb. Literarisches TreibGut". Meinen ersten Eindruck hielt ich in einem Gedicht fest:

Cafedralenspiele 

Sportflugzeuge und Tauben kreuzen meine Blicke
Kunstvolle Angriffe auf längst zertrümmerte Stolzheit
Drunter der Schalk tobt mit seiner Trompete
ausführliche Dada-Kaskaden

Treibgut aus dem Rhein-Neckar-Pfalz-Garten
treibt wild und konfus unseren mächtigen
Strom hinab hin zum fernen Meer
Wer noch hört die leisen Versuche?

Aus der bacchantischen Südpfalz die Zauberin
der Worte hebt uns einige Minuten
in den Himmel der anspruchsvollen Metaphern
Wie viel ist deren Klang heute noch wert?

Stünde der Dichter am Wegesrand
kaum einer gäbe ihm einen Euro
Ratlosigkeit und Angst vor seinem Tun

Und arbeitete er noch so hart
zu oft die grausame Vergeblichkeit
begleitete die Reimlust in die Ewigkeit

Farbenprächtige Gemälde wogen
auf stolzen Hügeln und flankieren still
alle Aktion mit kräftiger Motivsprache

Reichtum der Bilder gegen Langeweile
Die Accessoires des Extremen
kämmen fein gegen den Strich

Hoffen auf ein neues Blühen, Erwachen
der Worte, Bilder und Gefühle
Töne aus seltenen Metallen und Farben


(c) Stefan Vieregg




Vor der imposanten Rudimentärkulisse der ehemaligen Lutherkirche und dem gemütlichen Lutherplatz präsentierte der Verein LitOff (Heidelberg) Autoren aus der Region, mit der Musik von Werner Degreif (Trompete). Die Gäste der Veranstaltung merkten, dass so manche Texte besser von routinierten Vorlesern vorgetragen worden wären, wenn die Texte hätten auch so rüberkommen sollen, wie sie schriftlich wirken. Die Texte sind alle in dem gleichnamigen Band im Lothar Seidler Verlag erschienen. Das Buch rentiert sich für alle regional ausgerichteten und aktiven Interessenten, die den literarischen Markt im Rhein-Neckar-Raum kennen lernen wollen. Insgesamt sind 34 Autoren im Buch vertreten, für den Wettbewerb eingereicht wurden über 80 verschiedene Texte. 

Bojan Dimov
Bojan Dimov war der einzige Preisträger (2. Platz) unter den anwesenden Autoren, die anderen Preisträger lesen oder lasen an anderen Orten im Rhein-Neckar-Raum. Sein Text "Eigentlich wollte ich weiterziehen"  wirkt grotesk, witzig und führt ihn als Getriebenen durch viele Städte, bis er tatsächlich an Rhein und Neckar landete. Sein Vorlesestil ist leider schnell, monoton und abgehackt, es war nicht besonders angenehm zuzuhören. Sein Witz kommt dabei nicht richtig an ...

Heidi Trumpp las "Tante Liesel im Konzert", eine kurze triviale Geschichte über eine 80-Jährige, die zum Jubiläum ins Konzert eingeladen wird. Auf dem ehemaligen Platz des Kurfürst Karl Theodor genießt sie nach Seniorenart die lieblichen K
länge mit einem Nickerchen und stört das Konzert durch Schnarchen.


Anette Butzmanns "Nibelungen - ein Telefonat mit Kiel" wurde wegen der Zusatzwirkung Platt aus Kiel von Astrid Kröger gelesen, die uns schön nach Ohnsorg-Tradition den Text nahebrachte: Ein Frau erzählt während dem Kochen von ihrem Theaterbesuch und einem schrecklichen Stück über die Nibelungen, die alle intrigant und mordlustig waren.   


Birgit Heid
Birgit Heid (Gast aus Landau i.d. Pfalz, dort Sektionsvorsitzende des Literarischen Vereins der Pfalz) trug drei Gedichte vor, die sich sehr anspruchsvoll zeigten. "Nachmittag", "Stadtgang" und "Das Fort" waren gelungene poetische Momentaufnahmen aus ihrem Wohnort.

Wilhelm Dreischultes "Die Rattenbrücke", klar und deutlich vorgelesen von Jancu Sinca, spielt auch in Landau. Ein Kinderausflug mit Fahrrad, Roller und Inlinern zur Rattenbrücke, mit Rattenkontakt. Lene findet Albert danach sympathischer, weil er vor einer Ratte warnte.

Andrea van Bebber las ihre beiden interessanten Gedichte "Nachtwandel im Jungbusch" und 

Andrea van Bebber
"Spazieren" und hob die atmosphärischen Klänge in der Wahrnehmung eines ehemals verrufenen Stadtteils in Mannheim und einer historischen Straße in der Heidelberger Altstadt hervor, die "Plöck", wo berühmte Bewohner wie Hegel, Kussmaul, Bunsen oder Jaspers lebten. 

Lothar Seidler, Vorsitzender des Vereins LitOff,  stellte den "Abend eines Geburtstags" vor aus der Erzählung "Einer dieser Tage". Ganz lakonisch begegnet sich ein Paar, das sich kennt, er hat Geburtstag und bekommt einen Actionfilm und einen Jazzkellerabend geschenkt. Beides mag er nicht, seinen Geburtstag auch nicht, und so gefühlsarm wie der Abend verlief, wird er wohl auch weitergehen. 


Anette Butzmann (s.o.), 2. Vorsitzende des Vereins LitOff, las Nils Ehlerts Verwandlungsgeschichte "Drachenblut". Entlang der Wagnerschen Rheingold- und Nibelungen-Sage entpuppt sich ein Date mit einer Escort-Dame für besondere Vorlieben - hier weibliche Dominanz in Leder - als eine Falle der Polizei, die die Anzeige der Ehefrau Brünhild des Vorstandsvorsitzenden einer Bank für eine Aufklärung des Falls mit ungewöhnlichen Methoden nutzt. Wobei die polizeiliche Realitätsbasis für einen solchen Fall ohne weiteres Verbrechen ja nicht gegeben ist.



Manfred Dechert
Manfred Dechert berichtete als umherirrender skurriler Dichter über "Wie ich umsonst in Mannheim war". Ein Dienstag, an dem sich der Literaturkreis Quadrat gar nicht am Nachmittag traf. Da kann man schon sauer sein auf das Leben und Mannheim, wenn Missverständnisse herrschen, gerade wenn man seinen Lebensunterhalt auch schwer verdienen muss, mit Aktstehen und Untersuchungsobjekt in der Medizinischen Klinik, und das verloren hat. 


Edith Brünnler bemühte den uralten Zwist zwischen Pfälzisch und Hochdeutsch. Wie man durch den Einsatz von Hochdeutsch Freundinnen vergrault bzw. aggressiv macht und berufliche Fortschritte erzielt. Alles witzig und bühnentauglich vorgetragen. Allerdings: Ist nicht arm dran, wer sich heute noch vom Hochdeutschen irritieren lässt? 

Die musikalische Umrahmung war fast eine Karikatur des Vorlesens, Sprechens, ein Dada-Jazz-Sprechgesang mit ganz wenigen echten Inhalten im Dialog mit der Trompete. Gewöhnungsbedürftig, aber auch mit eigenem Reiz. So schwamm das literarische Treibgut vorbei, machte mal stutzig, verursachte mal ein Achselzucken oder gefiel richtig.