©Foto: Dominik Reichenbach / Artwork: Claus Piffl |
Schatz, es ist nur das, wonach es aussieht.
Die erste Wahl
des Superwahljahr 2024 ist schon geschlagen!
Die
Verbraucherzentrale Hamburg hat die Verbraucher aufgerufen die
„Mogelpackung des Jahres“ zu wählen. Spannend! Aus zwei
Gründen:
Erstens - und das muss an dieser Stelle endlich einmal
erwähnt werden - ist ein Verbraucher kein Zeitgenosse, der ein
brennendes Zeitwort inhaliert. Einfach, weil das nicht geht.
Verbvermeider kennt man ja: „Kann ich mal die Speisekarte?“, aber
geraucht werden diese Worte nicht.
Zweitens: Ist das eine gute
Idee. Und die verbrauchenden Hanseatinnen und Hanseaten haben ihre
Wahl weise getroffen und eine Packung Knabbergebäck gekürt, bei der
der Inhalt von 250g auf 150g geschrumpft, während in der gleichen
Zeit der Preis von 1,39 € auf 1,89€ gestiegen ist.
Eine
echte Mogelpackung sollte man meinen, dabei ist die Packung
eigentlich unschuldig. Inhalt und Preis haben sich geändert, die
Packung aber ist gleich geblieben.
Der Begriff Mogelpackung ist
also selbst eine Mogelpackung, da die Mogelei eigentlich woanders
liegt.
Aber vieles ist ja zur Zeit nicht das, was es scheint.
In
Russland tut man etwa zur Zeit so, als würde man einen Wahlkampf
führen. So als hätten die Wähler eine Wahl. Deswegen gibt es auch
Themen, die den Leuten unter den Nägeln brennen. Also vielleicht
nicht unter den Nägeln, aber unter anderen Körperteilen. Denn
Präsident Putin sorgt sich um: Toiletten. Genauer:
Unisextoiletten.
Also - auf gut Wienerisch - a Heisl fia
olle.
Er weiß sogar, dass Russen aus dem europäischen Ausland
auf der Flucht vor Klos ohne Geschlechtsmerkmale wieder nach Russland
ziehen. Was, wenn der Mann erfährt, dass die meisten Familien in
seinem Land (wie auch in anderen Ländern) nur Unisextoiletten zur
Verfügung haben? Ja, wirklich. Da setzen sich Mama und Papa auf dieselbe Brille, bevor sie die Spülung betätigen. Also nur, wenn sie
eine haben. Denn ein Viertel der russischen Haushalte - so zitiert
ein russischer Oppositionspolitiker die Statistikbehörde - ist nicht
einmal an die Kanalisation angeschlossen. Glaubt man nicht, aber so
etwas gibt’s: Russische Oppositionspolitiker.
Ein paar noch.
Die meisten haben allerdings ihre Toiletten schon in Sibirien.
Über
die Klos der anderen im Land weiß der Präsident anscheinend nicht
so gut Bescheid. Warum auch? Er heißt ja auch Put-in, und Toiletten
sind ja mehr für Out-put da.
Ja, keine Frage, das war jetzt
eindeutig ein „Heislschmäh“.
Also zu deutsch: ein sehr
billiger Witz. Wie der ganze Wahlkampf in Russland.
Nicht ganz
so traurig ist der Wahlkampf in Österreich. Der hat nämlich gerade
begonnen. Der Bundeskanzler und - angeblichem - Chef der Volkspartei
persönlich hat angefangen. Und zwar in der schönen Stadt Wels, wo
er den „Österreichplan“ vorgestellt hat.
Frei nach dem
alten jüdischen Witz: „Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst,
mach einen Plan“, eröffnet die Volkspartei also den Wahlkampf nach
dem Motto: „Wenn Du den Wähler zum Weinen bringen willst, zeig
Deinen Plan.“
Denn Forderungen nach Steuersenkungen und Ausbau
der Kinderbetreuung von einer Partei, die seit 37 Jahren - in Worten:
Siebenunddreißig - ununterbrochen in der Regierung sitzt, klingen
etwa so glaubwürdig wie als würde die FDP beteuern, sie würde den
Mittelstand schützen. Sind also eine - genau - Mogelpackung.
Nur
dummerweise sagt die FDP das wirklich.
Und zwar mit Blick auf
das Lieferkettengesetz der EU. Dem sie auch deswegen nicht zustimmen
kann. Auch wenn das Lieferkettengesetz erst für Betriebe über 500
Mitarbeiter gilt.
Eine interessante Definition von
Mittelstand.
Erinnert ein bisschen an Friedrich Merz, der sich
mit Millionen-Einkommen und eigenem Privatjet auch der oberen
Mittelschicht zugehörig fühlte. Da fragt man sich doch: Was für
Leute müssen die kennen, dass ihnen solche Ausstattungen
„mittelständisch“ vorkommen? Ist für die Jeff Bezos nur ein
gutverdienender Gemischtwarenhändler mit eigenem Raumfahrtprogramm?
Und solche Menschen wollen dann die „Interessen der Bevölkerung“
vertreten.
Was wissen die denn überhaupt von den eigenen
Leuten? Oder ist das eine politische Mogelpackung?
Noch
schlimmer sind da nur noch diejenigen, die an einer
Persönlichkeitsstörung leiden. Jene also, die nicht nur glauben,
sie würden die Leute vertreten, nein, die glauben sogar, sie wären
die Leute. Die sagen aber auch nicht „Leute“ zu den Menschen,
sondern „Volk“ (weil das wichtiger klingt und sie auch wollen,
dass das Volk folgt). Und dann wissen sie nicht mehr, wo sie aufhören
und das „Volk“ anfängt und umgekehrt und überhaupt, und alles
verschwimmt zusammen zu einem riesigen braunen Brei.
Und das ist
dann der „Volkswille“. Sieht aus wie Kotze. Und ist in der
Zusammensetzung auch sehr, sehr ähnlich.
Umso erstaunter sind
diese breiigen, braunen Menschen mit „Volkswillen“, wenn die
Bevölkerung wirklich auf die Straße geht. Und zwar in mehreren
Städten. Zu Hunderttausenden. Von Hamburg bis München, von Köln
bis Berlin. Sogar in Salzburg - und Wien!
Da stellen sie dann
fest, dass sie gar nicht „das Volk“ sind - sondern nur
„völkisch“. Sie sind auch nicht die „bürgerliche Mitte“,
sondern nur extrem rechts.
Dann sind sie auf ihre eigene
Mogelpackung reingefallen.
Und wenn sie das nicht aushalten,
schreien sie „Betrug!“ und behaupten, Bilder wären manipuliert.
Denn damit kennen sie sich ja aus. Schließlich lassen sie sich ja
von digitalen, russischen Fake-News-Schleudern täglich online ihr
Weltbild zurecht desinformieren. Hat gerade eine Untersuchung des
deutschen Aussenministeriums herausgefunden. Ein „automatisiertes
Trommelfeuer“ nennen die Beamten das. Das bedeutet:
Russlandversteher und Rechtsextreme sind letztendlich Menschen, die
glauben in der Mehrheit zu sein, weil sie sich ständig mit
russischen Robotern unterhalten, die dieselbe Meinung wie sie selbst
haben. Automatische Mogelpackungen.
Betrug also, wohin man
schaut. Es ist traurig.
Aber wo kann man noch etwas Echtes
erleben?
Auf der Straße. Da war ich kürzlich. Mit ein paar
zehntausend anderen. Kann ich nur empfehlen. Macht sehr gute
Laune.
Echt!
Groebner Live mit dem Programm „ÜberHaltung“:
Sonntag 28.1. Frankfurt, Stalburg Theater - Samstag 10.2. Offenbach, Filmklubb - Samstag 17.2. Wien, Kabarett Niedermair - Freitag 23.2. Karlsruhe, Orgelfabrik, alle Termine HIER.
Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:
Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709
Hier die jene für Deutschland:
Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64