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Donnerstag, 1. Mai 2014

Traditionen: Der 1. Mai - Kampftag der Arbeiterklasse

Ernst Thälmann
Der 1. Mai - Kampftag der Arbeiterklasse

Seit dem Beschluß des Internationalen Kongresses in Paris 1889 ist der 1. Mai ein Kampftag der Arbeiterklasse geworden, ein Tag der Bekräftigung des Bekenntnisses und des Willens der Arbeiterklasse für die siegreiche proletarische Revolution. Alle reformistischen Versuche, dem 1. Mai diesen revolutionären Charakter zu nehmen, sind an dem Widerstand der Arbeiterschaft gescheitert.

Mehr denn je muß der 1. Mai 1927 den revolutionären Charakter der Maifeier demonstrieren. Mehr als in den vergangenen Jahren steht der 1. Mai 1927 im Zeichen der schärfsten kapitalistischen Offensive. Er wird gekennzeichnet durch eine Zuspitzung der internationalen Situation, die bereits zur direkten, akuten Kriegsgefahr geführt hat.

Im Mittelpunkt der internationalen Ereignisse steht der gigantische Kampf der werktätigen Bevölkerung Chinas gegen den Imperialismus und gegen die imperialistischen Henkersknechte in China selbst. Der wuchtige Vormarsch der Südarmee hat die imperialistischen Großmächte veranlaßt, ihre militärischen Kräfte zu verstärken. Durch offene Provokationen, wie das Blutbad in Nanking, und die mit ihrem Einverständnis vorgenommene Besetzung sowjetischer Gesandtschaften und Konsulate haben sie den direkten Angriff auf die chinesische Revolution eingeleitet.

Gleichzeitig ist es ihnen gelungen, den bisherigen Heerführer der Südtruppen, Tschiang Kai-schek, zum offenen Verrat an der Sache des werktätigen Volkes Chinas zu bewegen. Der rechte Flügel der Kuomintang, in dem die chinesische Bourgeoisie sich zusammengeschlossen hat, versucht mit den ausländischen Imperialisten und mit Dschang Dso-lin zu paktieren. Tschiang Kai-schek und die mit ihm verbundenen Generale führen Pogrome gegen die chinesischen Kommunisten und Gewerkschaftsmitglieder durch und sind so der revolutionären Bewegung in den Rücken gefallen.

Aber die Arbeiter und Bauern Chinas haben nicht zum ersten Male den Übergang eines größenwahnsinnig gewordenen Generals ins Lager der Konterrevolution erlebt. Die Antwort der Kantonregierung ist die schärfste Anspannung aller revolutionären Kräfte, die Konzentrierung der revolutionstreuen Kerntruppen der Südarmee und die Aufnahme des Kampfes gegen den neuesten Söldling des ausländischen Imperialismus.

In diesem schweren Kampfe hat die chinesische Revolution nur zwei ernsthafte Freunde: die Sowjetunion, den Staat der Arbeiter und Bauern, der in der einen Hand die Kelle des wirtschaftlichen Aufbaus des Sozialismus, in der anderen Hand das Schwert der Verteidigung der Revolution gegen alle imperialistischen Angriffe hält. Die Einkreisungspolitik der imperialistischen Großmächte gegen die Sowjetunion ist in ein neues Stadium getreten. Der britische Imperialismus bietet alles auf, um den Ring, der die Sowjetunion erdrosseln soll, immer enger zu ziehen. Die Errichtung der faschistischen Diktatur in Litauen, Mussolinis Anerkennung der Annexion Bessarabiens, die britische Note an die Sowjetunion, die Organisierung der Überfälle in China, das Eingreifen Chamberlains für eine deutsch-polnische Verständigung in Genf, all das sind Maßnahmen der britischen Regierung zur Vorbereitung des bewaffneten Vorstoßes gegen die Sowjetunion.

Der zweite Freund des revolutionären Chinas, der zugleich Seite an Seite mit der Sowjetunion gegen die britische Einkreisungspolitik kämpft, das sind die werktätigen Massen aller Länder, die bereits ihre Sympathie und Solidarität mit den chinesischen Arbeitern und Bauern in machtvollen Demonstrationen bekundet haben. Der 1. Mai, der seit Jahrzehnten ein Kampftag des Proletariats gegen die Bourgeoisie ist, der trotz aller versuchten Verfälschungen seines Charakters durch die reformistische Bürokratie den Willen der Arbeiterklasse verkörpert, die kapitalistische Herrschaft zu stürzen, um die Diktatur des Proletariats aufzurichten, muß im Zeichen einer gewaltigen internationalen Kundgebung gegen den imperialistischen Unterdrückungsfeldzug, der gegen die chinesische national-revolutionäre Freiheitsbewegung im Gange ist, und gegen die neue "Heilige Allianz" unter der Führung Großbritanniens stehen.

Es genügt allerdings nicht, sich im Kampfe gegen die imperialistischen Bestrebungen auf bloße Demonstrationen und Solidaritätsbeteuerungen zu beschränken. Die Herstellung von Waffen und Munition für die Würger der chinesischen Revolution muß unterbunden und die Verschickung, wie sie nach einwandfreien Feststellungen auch von deutschen Hafenstädten aus erfolgt, muß verhindert werden. Es ist bezeichnend für die Haltung der Führer der II. Internationale, daß sie die Losung des Verbots von Waffentransporten an die imperialistischen Kriegstreiber in China abgelehnt haben. Diese Führer unterstützen auch heute in allen wesentlichen Fragen die imperialistische Politik ihrer Regierungen. Sie denken nicht daran, an Stelle billiger Phrasen, die nur dazu bestimmt sind, die Arbeiterschaft zu täuschen, wirkliche Solidaritätshandlungen zu setzen.

Auch die Regierung der deutschen Bourgeoisie ist an den imperialistischen Plänen gegen China und die Sowjetunion beteiligt. Bezeichnend dafür ist, daß die Mitglieder der deutschen Kolonie in Schanghai eine Dankadresse an die britischen Bevollmächtigten gerichtet haben, die für das Blutbad in Nanking und anderen Städten verantwortlich sind. Die deutsche Regierung lehnt es nach wie vor ab, die revolutionäre Kantonregierung anzuerkennen, und Breitscheid verteidigte sie als Sprecher der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion im Reichstag wegen ihrer imperialistischen Haltung in China. Durch die Verträge von Locarno und den Eintritt in den Völkerbund hat Deutschland seine Bereitschaft erklärt, die britische Einkreisungspolitik gegen die Sowjetunion zu unterstützen. Die gewaltige Steigerung der Ausgaben für militärische Zwecke im Etat für 1927 und die Subventionspolitik für die direkte und indirekte Rüstungsindustrie zeigen zugleich, daß sich die deutsche Bourgeoisie an der allgemeinen Aufrüstung im stärksten Ausmaße beteiligt.

Innenpolitisch bereiten die reaktionären Kräfte in Deutschland neue brutale Vorstöße gegen die werktätigen Massen vor. Die letzten Monate brachten eine weitere Verschlechterung der sozialen Lage aller werktätigen Schichten. Durch das Arbeitszeitnotgesetz wurde gesetzlich der Achtstundentag beseitigt, ohne daß der ADGB etwas unternahm, um die Arbeitermassen dagegen zu mobilisieren. Mietpreiserhöhungen und steigende Teuerung, weitere Steigerungen der Zölle drücken die Arbeiterschaft ins Elend, während die Unternehmer nicht daran denken, aus den Milliardenprofiten, die die Folge der Rationalisierung sind, durch Lohnerhöhungen den Lebensstandard der Arbeiterschaft zu steigern.

Zur Verschärfung der wirtschaftlichen Ausbeutung kommt die Verstärkung der politischen Unterdrückung. Um die wachsende Macht der Reaktion zu demonstrieren, hat der Stahlhelm zum 8. Mai einen großen Aufmarsch in der Arbeiterstadt Berlin organisiert. Unter dem Schutze der Polizei, der Herren Zörgiebel und Grzesinski, soll den faschistischen Banden gestattet werden, die Berliner Arbeiterbevölkerung zu provozieren. Die Führer der Berliner Gewerkschaften und der SPD haben es abgelehnt, den Widerstand gegen diese faschistische Provokation einheitlich zu organisieren. Sie ersuchen die Arbeiter, der Straße fernzubleiben und dem Stahlhelm am 8. Mai Berlin zu überlassen. Das darf unter keinen Umständen geschehen. Die Ehre der Berliner Arbeiterschaft gebietet ihr, am 8. Mai in Berlin zu bleiben und der Macht der Faschisten die eiserne Phalanx des Berliner Proletariats entgegenzustellen.

Der 1. Mai 1927 muß ein mächtiges Gelöbnis des Kampfwillens der deutschen Arbeiterklasse sein. Er muß den Willen der deutschen Arbeiter für die Einheit im revolutionären Klassenkampf gegen die reformistische Politik und die Zersplitterungsabsichten der Führer der SPD und des ADGB zum Ausdruck bringen. Neben der Bekundung der internationalen Solidarität muß im Mittelpunkt dieser Maikundgebung die Losung stehen: Eroberung des Achtstundentages und der Siebenstundenschicht im Bergbau durch die deutsche Arbeiterklasse! Zu Millionen müssen die Arbeiter an diesem 1. Mai aufmarschieren. Ihre Losungen müssen sein:

Gegen den imperialistischen Krieg!

Alles zur Unterstützung der chinesischen Revolution!

Keinen Soldaten, kein Gewehr für die Würger Chinas!

Hände weg von der Sowjetunion! Hoch die erste Republik der Arbeiter und Bauern!

Auf in den Kampf gegen Reaktion und Faschismus!

Kampf um den Achtstundentag!

Nieder mit dem Imperialismus! Hoch die Völkerverbrüderung!

Die Rote Fahne vom 1. Mai 1927.
Thälmann, Ernst: Auswahl der Reden und Schriften, Bd. 1, KPD/ML (Verlag Roter Morgen 1971) , S. 502 – 506