Alfred Franz
Dowrak: Leseprobe aus seinem Liebesroman „Wer Liebe mit Eifer
sucht" (Teil 1, Teil 2 +3 folgen), E-Book bei Amazon
Als ich am letzten
Arbeitstag abends tropfnass meine Haustür aufsperrte, klingelte
plötzlich mein Smartphone. Hastig zog ich die Jacke aus und blickte
aufs Display. Der Vampir-Makler-Avatar. Was wollte die Moldenhauer
noch so spät? Ich drückte auf Annehmen und meldete mich mürrisch:
»Frau Moldenhauer, was gibt`s?«
Doch anstatt Frau
Moldenhauers rauchige Stimme zu hören, erreichte mich dies:
»Hier Sibylle
Fahrenholz!«
Sibylle Fahrenholz! Ich
begann zu Schnappatmen. Die Beine wurden weich, ich musste mich
setzen.
»Herr Ambach, sind sie
noch dran?«
In der Aufregung hatte ich
vergessen zu antworten.
»Ich, ich bin nur
pitschnass.«
Ich Vollpfosten, was zum
Teufel soll das die Fahrenholz interessieren.
»Soll ich später
anrufen?«
Hilfe, was soll ich nur
machen? Cool bleiben!
»Nein, passt schon!«
Ȁhm, wie soll ich jetzt
am besten beginnen!?«
Das sind ja ganz neue
Töne. Frau Fahrenholz ist unsicher.
Meine Chance, ich wurde
frech.
»Am besten von Anfang
an!«
Ich hörte sie tief
durchatmen. »Gut, ich habe ihr Objekt verschiedenen Bauträgern
angeboten und mit einigen die Immobilie besichtigt.«
Freundchen, spiel jetzt
bloß den Abgeklärten.
»Ja, das hatte mir Frau
Moldenhauer bereits mitgeteilt.«
»Einer würde sich dafür
interessieren, allerdings müssten wir die Kosten für den Abriss
noch abziehen.«
Ich brauchte Kohle, daher
stimmte ich zu.
»Gut, dann machen Sie den
Vertrag fertig!«
Je schneller das Ganze
abgeschlossen war, desto eher konnte ich sie anbaggern. Doch sie
zögerte.
»Es ist nur so, ähm …
ich habe noch einen weiteren Interessenten!«
»Ja!?«
»Ja, ich habe entgegen
den Vorgaben meiner Chefs eine Annonce geschaltet. Daraufhin hat sich
eine Familie mit zwei kleinen Kindern gemeldet.«
Wow, Sibylle Fahrenholz,
du bist ja doch ein menschliches Wesen. Meine Sympathiewerte für
diese Frau stiegen auf der Skala ins Unermessliche. Und somit mal war
meine anfängliche Coolness wieder wie weggeblasen.
»Einziger Haken ist, sie
können weniger bezahlen als der Bauträger!«
»Um wie viel weniger?«
»50.000.«
Puh, was sollte ich jetzt
darauf antworten? 50.000 Euronen sind ein Haufen Moos. Da kann ich
zwei Jahre von leben. Auf der anderen Seite hat sie entgegen der
Anweisungen ihrer Chefs gehandelt. Und was am Wichtigsten ist, sie
hat menschliche Züge gezeigt. Hat sie etwa gespürt, dass sie mich
mit diesem Maklergeschwafel abschreckt?
»Herr Ambach, sind Sie
noch dran?!«
»Ja sicher!«
Nun brauchte ich etwas
Zeit, um Klarheit für mich zu bekommen.
»Kann ich noch eine Nacht
darüber schlafen?«
»Natürlich Herr Ambach,
das ist eine wichtige Entscheidung fürs Leben. Doch bedenken Sie,
den Bauträger kann ich locker ein paar Tage hinhalten. Nur die
Familie wird sich nicht ewig vertrösten lassen!«
»Bis morgen Abend haben
Sie meine Entscheidung, Frau Fahrenholz!«
»Gut, dann rufen Sie mich
morgen Abend an, welcher Partei ich zusagen soll. Einen schönen
Abend noch, Herr Ambach!«
»Einen schönen Abend
ebenfalls!«
Als ich aufblickte,
schlotterte ich am ganzen Körper. Ob vor Aufregung oder Kälte
konnte ich nicht genau definieren. Ich ging ins Bad, zog den Rest der
tropfnassen Kleidung aus und stellte mich unter die Dusche. Schock,
das Wasser war wider Erwarten eiskalt und wurde auch nicht wärmer.
Verdammter Mist, hatte jetzt auch noch der Warmwasserboiler seinen
Geist aufgegeben? Ich bin gleich wieder aus der Duschkabine
rausgesprungen, habe mich abfrottiert, sofort trocken geföhnt und
Vaters alten Daunenmantel übergezogen. Dann das Smartphone
rausgekramt und Rikscha angerufen.
»Kennst du dich mit
Warmwasserboilern aus?«
Zehn Minuten später stand
Rikscha mit seiner Werkzeugtasche in meinem Bad und begann mit einem
Schraubenzieher an der Abdeckung des Boilers herumzuschrauben. Er hob
die Abdeckung an, Kabel kamen zum Vorschein. Er nesteltet ein
Messgerät aus seiner Werkzeugtasche, wollte, wie er mir fachmännisch
mitteilte, prüfen, ob Spannung anläge.
Das soll er bei mir mal
messen, da liegt eine Riesen(an)spannung an.
Rikscha schüttelte mit
dem Kopf.
»Keine Spannung da! Wo
sind bei dir die Sicherungen?«
Meine Sicherungen sind im
Kopf, wegen der Fahrenholz leider alle durchgebrannt.
»Im Keller!«
»Gibt es dort unten Licht
oder brauche ich ne Taschenlampe?«
»O. k., das Haus ist
zwar alt, aber nicht Jungsteinzeit!«
Rikscha grinste und ging
zur Tür, die zum Kellerabgang führte.
»Ach, da haben wir ja den
Schalter.«
Eine 15-W-Funzel
beleuchtete schwach die Treppe. Aber unten blieb der Keller dunkel.
»Links neben der Tür ist
der andere Lichtschalter für unten », ergänzte ich beinahe
schuldbewusst.
»Und ich dachte, ich
müsste jetzt eine Fackel anzünden und mich mit dem Buschmesser
durch meterdicke Spinnweben schneiden«, blaffte Riksc»Pass auf, dass dich kein
Säbelzahntiger aufschlitzt«, konterte ich spaßig.
Unten angekommen schaltete
Rikscha das Kellerlicht an. Vorne links hing der alte
Sicherungskasten an der Wand. Rikscha schüttelte den Kopf und meinte
flapsig: »Elektrojungsteinzeit, Schraubsicherungen!«
»Na und!«
»Hat doch schon seit 40
Jahren jeder Haushalt Kippsicherungen!«
Wie sich auf meine
Nachfrage hin herausstellte, hatte Rikscha auch schon mal als
Elektrohelfer auf dem Bau gearbeitet. Daher also sein ›profundes‹
Fachwissen.
»Hast du
Ersatzsicherungen?«
Ich zuckte mit den
Schultern: »Weiß nicht … nö!«
Rikscha verdrehte die
Augen und tippte auf eine andere Sicherung: »Kochst du heute noch?«
Jetzt verdrehte ich die
Augen und grinste: »Nö, lass mir ne Pizza kommen.«
Rikscha schraubte die
Sicherung für den Herd raus, und drehte sie in die Lücke für den
Warmwasserboiler, wartete einen Moment und meinte dann zufrieden:
»Gut, bleibt drin!« Dann wischte er sich demonstrativ die Hände
aneinander, als wolle er imaginären Dreck und Staub abstreifen. »In
’ner halben Stunde kannst du duschen.«
Als wir dann kurze Zeit
später bei einem Bierchen im Wohnzimmer saßen, kam Rikscha auf den
Job zu sprechen: »Und ist Rikschafahren was für dich?«
Mich fröstelte bei dem
Gedanken, von früh bis spät in der Eiseskälte rumzugurken.
»Ähm, eher nicht!«
Rikscha blickte mich
leicht enttäuscht an.
»Wär halt schön
gewesen, wir beide …«