TEUFELSKINDER von Jules Amedée Barbey D'Aurevilly
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der wasserhahn
hatte lang in der wüste gelebt
er kannte sich nicht aus
in einem Land
in dem jeder sich dreimal am tag duscht
und hatte noch nie gehört
dass beim duschen romane geschrieben wurden
aber vom durst wusste er einiges
und so riet der dem begabten jungen
zu großen tassen und einwegflaschen
zu rasensprengern und regenbögen
daraus sagte er
ließe sich doch was machen
was meinst du
installiere eine fontäne
das beruhigt
wir könnten sie illuminieren
dann hättest du muße
das plätschern regt an schläfert ein je nachdem
und romane schrieben sich dann wie von selbst
der junge blieb skeptisch
er hatte zehn finger
und jeder hatte eine andere idee
jeder fiel jedem ins wort
so dass schließlich die radikalste lösung erlösung brachte
er hackte sie ab
engagierte eine schreibkraft
die sehr begabt war und sprach nicht mit ihr
er schwieg so lange
bis die schreibkraft beschloss
selbst aufzuschreiben
was sie mit dem durstigen jungen erlebte
und nannte das einen roman
(c) Hermann Mensing
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die erde hat den tag fast abgelegt,
die sonne hängt handbreit hoch überm horizont,
herr mensing wird zuweilen noch von trauer weggefegt,
dann wieder unverschämt besonnt.
für'n abend hat er sich was ausgedacht,
da steht das sofa, da ist ein roman,
er wartet, hat ihn angelacht,
herr mensing legt sich und geht's an.
verschwindet erst das licht, wird alles mild,
und die gedanken haben raum,
er hebt sich heute auf sein schild,
ganz stumm und glaubt es kaum.
zur nacht wird dann sein schwebebalken
ihn sicher in die träume führen,
wird ihn in festen händen halten,
kein nachtmahr kann ihn noch berühren.
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da
steht sie
ich erkenne sie kaum
ach hallo sage
ich
und sie sagt ach hallo
komm doch mal wieder vorbei
und besuch uns
oh
ich käme schon gern
aber weiß nicht recht
wie herum links oder
rechts
durch die mitte ich weiß nicht
zack hält ein bus
sie
muss einsteigen
fährt
ich besuche sie nicht
was soll ich sagen
dass
es mir gut geht oder
dass es den kindern gut geht
oder dass es langsam
besser geht
nein,
ich fahr da nicht hin
die hocken in ihrer getackerten hütte
schauen
nicht raus kiffen
und gar nichts bewegt sich
nicht mal die gardinen
nein
ich will das nicht sehen
ich will nur noch spiegel zerschlagen
und kopfsprünge
springen
viel zu lange habe ich still gehalten
und die decken
die mir
jetzt auf den kopf fallen
wärmen sogar
(c) Hermann
Mensing / www.hermann-mensing.de