Ja,
die Paalz isch halt noch ä Bananerepublik - jenseits der
touristischen Highlights. Wer's nicht glaubt, sollte sich bei Alex
Entzminger in seinem Musikkabarett-Programm „Bananen aus der Palz“
vergewissern. Die tägliche Absurdität auf Pfälzisch, mit
Dialektsinnverdrehungen und Hintersinn. Die scheinbar tollpatschige
Ungeschliffenheit des Künstlers passt da auch hinein, nichts läuft
glatt in der Pfalz, schon gar nicht auf der Bühne. Aber bei
Entzminger ist eben alles inklusive, die einfältige Tour des pfälzischen
Stauners, der poetische Hintersinn im Dreisatzlied und die Verkehrung
der Wahrheiten hin zum Unsinn … alles pfälzisch ge- und verstammelt im
Anderssinn.
Am
15.5.2012, Dienstagabend, in der Feiermaus, KL-Siegelbach, in einem
eher zu großen Saal, trat Entzminger mit seinem Programm an und
hatte noch einen reizenden Gast aus Australien an Bord: „Kirbanu“.
15 Minuten vom Programm gehörten ihr und einigen Songs wie
NOSTALGIA, AWAKING, FIBRANCE. Eine außergewöhnliche Stimme in einem
sehr zarten Resonanzkörper, die noch zu zaghaft mit der Gitarre
umgeht, aber eine große Zukunft hat, wenn sie die Modulierung der Begleitmusik
einführt oder sich nur aufs Singen konzentriert. Ihr gewinnendes Lächeln macht sowieso alles wett und wir sind
auf weitere Songs von ihr gespannt.
kirbanu.com facebook.com/kirbanu
Entzminger
schaffte sich in Runde 1 warm: „De Hund hat heit ä Schnäppsche
gemacht, die Hand vom Nachbarkind …“ und überzeugt durch kurze
schmerzlose Lieder. Wie er selbst sagt, sind seine Lieder kurz und
gut, manchmal nur kurz. Eine Auswahl seiner Nummern findet man auf
der Homepage http://www.we-web4u.de/entzuendlich/.
Sein
Vorschlag, die Pälzer Sproch als Kosmopfälzisch einzuführen führt
er uns an der Unsinnigkeit der englischen Sprache vor, die oft ganz
anders klingt, als man sie schreibt, was man beim Kosmopfälzischen
eben nicht hat: „Jouwh, was duschn du hier?“ geht einem eben
schneller über die Lippen als „You, what are you doing here?“
Alex Entzminger singt unter anderem von geklonten Bananen, Amflora, der heißgeliebten
genmaipulierten Kartoffel der BASF, über die Hemshoffriedel, eine
Mutter Courage des Viertels, das „schillernde, gefallene
Sterntalermädel vom Hemshof“. Der Hemshof war ein Ghetto mit
Sozialschwachen und hohem Ausländeranteil, Problemzone der Stadt.
Der
im Karlsruher „Exil” lebende Römerberger Künstler hat auch ein
bemerkenswertes historisches Ereignis festgehalten: Die Frauen von
Berghausen bei Römerberg, das ist der Geburtsort von Entzminger,
haben angeblich 1706 den Brand des Gutleuthauses in Speyer mit der
Milch gelöscht, die sie zum Markt tragen wollten. So gut sind die
Menschen dort! Fast verzaubernd, wenn es nicht bittere Chemie wäre,
sein Liebeslied „Anilin“, die als BASF am Ufer des Rheins liegt
und den ganzen Tag nix tut... Er hat sie sehr geliebt.
In
Teil 2 sein Song über die Autobahnen, der monoton bleibt. „Ich
steh hier an der A1, 2, 3, 4 etc.“, weil der Sponsor eben die
Deutsche Tank und Rast GmbH ist, die mit ihren Sanifairgutscheinen
alle Welt ärgert, denn das Urinieren ist dort wie auch in Bahnhöfen
unverschämt teuer. Er besingt Werner (Hartz IV) und kritisiert die
schnelllebige Zeit, in der Kommunikation, gerade bei Jugendlichen,
oft nur noch online stattfindet, sie schauen auf das grüne Licht bei
facebook, statt über die Straße zu gehen und zu klingeln. In seiner
Mäusespecknummer nimmt er den Mund wahnsinng voll und tobt dazu ein
bisschen... Mit der Quintessenz „'s Leewe is traurisch, awwer es
gebt immer was zu lache ...“ haben wir einen zweiten stärkeren
Teil, allerhand Schabernack und Kurzsongs, viel pälzer Sproch und
Humor auf Kabarettistisch erlebt und hoffen auf weiteres Programm.