Irgendwann - mit 12, 13? - ziehen sie los , lassen alles hinter sich, Elternhaus, Schule, Freunde oder kehren nur noch nachts zurück. Sie leben in Parks, auf der Straße, unter Brücken, auf dem Rathaus- oder einem anderen großen Platz mit Bänken, Brunnen, Unterschlupfmöglichkeiten - meist unter menschenunwürdigen Bedingungen. Treffen heute immer mehr Kinder und Jugendliche aus Migranten- oder Einwandererfamilien: die Straßenkinder in Deutschland. Wie viele sind es? Offiziell spricht man von etwa 9000 Mädchen und Jungen unter 18 Jahren.
Um sie kümmern sich - sofern man die Kinder kennt und soweit es die Möglichkeiten erlauben - vor allem Vereine wie das Bündnis für Straßenkinder in Deutschland e.V., KARUNA Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not e.V., die Rettungsverbände und Sozialdienste, hier vor allem Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., die mit KARUNA zusammen "Zeitdruck", ein Magazin von jungen Ein- und Aussteigern, herausgeben. Sicher sind es nur wenige, die ihrem Leben so Ausdruck verleihen können, in der Übermacht die Wortarmen, Wortlosen oder "Wortspucker". Aus diesem Magazin hier auch ein Gedicht von Beatrice, 15 Jahre:
Wohnungspläne
Ich wünscht, ich könnt in den Kühlschrank zieh'n.
Dann wär ich ganz für mich allein.
nur das gemächliche Surren
würde meine Gedanken noch stören.
Die Eier würde ich fröhlich grüßen
und dem Käse Guten Tag sagen.
(Foto 2: Sven Vollbrecht)
Irgendwann würde jemand die Türe öffnen,
Irgendwann würde jemand die Türe öffnen,
böses Licht käme herein,
und ich müsste bangen, entdeckt zu werden.
Doch gleich darauf wäre die Aufregung vorbei.
Ach, ja, ich wünscht, ich könnt in den Kühlschrank zieh'n.
(Quelle: ZEITDRUCK 2009 http://www.karuna-berlin.de)
(Quelle: ZEITDRUCK 2009 http://www.karuna-berlin.de)
(Fotos 1+3: privat)
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