TEUFELSKINDER von Jules Amedée Barbey D'Aurevilly
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Die Mudder |
Wer mal richtig Lust auf Pfälzer Mundart und Komik hat, der findet in der Ludwigshafener Hemshofschachtel - benannt nach einer ehemaligen Mühle im Stadtteil Hemshof - immer eine Gelegenheit, beides satt zu bekommen. Das kleine, aber feine Theater Hemshofschachtel wurde von der Französin Marie-Louise Mott im Jahr 1987 gegründet. Es bietet, samtig ausstaffiert, Platz für 82 Zuschauer und ermöglicht fast direkten Kontakt zu Bühne und Schauspielern. Die Geschäftsführerin Marie-Louise Mott ist eine ausgebildete Schauspielerin und kam mit ihrem Mann von Paris nach Ludwigshafen. Sie erlernte perfekt die Fremdsprache "Pfälzisch" und macht ausführlich davon Gebrauch. Ihr Anspruch an diesem Ort ist die Unterhaltung, Entspannung mit komödiantischer Beigabe und nicht die Tragödie oder Ernsthaftigkeit der großen Dramen.
Angeschaut habe ich mir "Achtung, die Mudder kummt !!!", eine Mundartkomödie von Rüdiger Kramer. Marie-Louise Mott spielt darin die quietschvergnügte, oft unter Druck stehende resolute Mutter Sofie Weckmeier, eine lustig-frivole Witwe um die 70 aus Mainz, die ganz unverblümt lüstern auf Männerfang aus ist. Seit dem Tod ihres Ex ist das Leben langweilig, deshalb belagert sie regelmäßig ihren Sohn Peter, dessen Frau Inge und deren Sohn Mario in Ludwigshafen. Sie greift kräftig in die Ordnung ein, verstellt Dinge, bedient Geräte falsch, verfärbt die teure Unterwäsche der Schwiegertochter, versucht mitzureden und umzuorganisieren, damit endlich mal was los ist - neben ihren kleinen Männerattacken auf dem Ludwigshafener Friedhof. Das allerdings, soll nun bei ihrem erneuten Eintreffen vorbei sein, denn das Ordnungsamt hat es verboten, die armen Herren der Schöpfung abzufangen. Inge, eine attraktive
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Inge und Peter Weckmeier |
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Kasimir Schmitt |
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Lisa, Mario und Oma |
Endvierzigerin, ganz bizarr von der eingeschnappt-schnutigen Angelika Kleinschmidt in engen Outfits verkörpert, kriegt schon Zustände, wenn sie nur an die Schwiegermutter denkt. Sie fühlt sich regelrecht belästigt, vor allem, weil ja auch in dieser Zeit ihre Beziehung zu Peter leidet - keine Zeit mehr für Intimitäten. Der im Dauerstress stehende Peter um die 50 Jahre, dargestellt von Uwe Bansemer, meistert aber alles sportlich, beruhigt sie immerzu und versucht seine Mutter zur Raison zu rufen. Da er an einem kleinen Ödipuskomplex leidet, steckt Mama ihn allerdings oft schnell in die Tasche. Inges Pläne sind ganz klar, Oma muss ins betreute Wohnen, eine Wohnung soll her, und Mama dort untergebracht rund um die Uhr betreut werden. Moderner Knast für unruhige Omis sozusagen. Sie sucht mit Peter bereits eine Wohnung. Sohn Mario, den Christian Borowski ganz cool und jugendlich spielt, findet das nicht in Ordnung, weil er erkennt, wie einsam man in dieser Wohnform sein kann und dass das für Oma nicht taugt. Er führt Oma in wenigen Schachzügen ins moderne Dating in Internet-Singlebörsen ein, das ja bekanntlich mit hoher Wahrscheinlichkeit Erfolg bringen kann. Oma hat unterdessen den Nachbar Kasimir Schmitt, ein Militarist, der nur Schlachtordnungen im Kopf hat, angemacht und durch Zufall erlebt, wie sehr kleine Tröpfchen für Pflanzen Männern helfen können. Er wird sehr ansprechend vom künstlerischen Leiter des Theaters, Andreas Assanoff, dargestellt, der die schrullige Kauzigkeit und militärische Befehlsmentalität des im Lusttaumel erwachenden Rentners absolut überzeugend rüberbringt. Sein Tröpfchen-Hip Hop ist eine Augenweide. Aber statt einer heißen Nacht gab's eine heiße Schlacht mit den Zinnsoldaten. Im Internet dagegen hat sie im Nu fünf Kontakte und trifft sich drauf los. Peter und Inge werden sonntagmorgens durch Anrufer genervt, die nur eines wollen: Sex mit Oma. Aber die Magie der Heimat ist stärker, hier hat auch Peter mitgeholfen, Oma tendiert dann doch zum Nachbar, so wie Mario, nach einem kleinen Trick - den ihr natürlich Oma verraten hat -, von Nachbarstochter Lisa angezogen wird. Lisa Schimass spielt die vielseitige, attraktive junge Erwachsene. So endet alles in Wohlgefallen, die Karten sind neu verteilt und richtig gemischt.
Ein unterhaltsamer Abend in einem familiär gemütlichen schmucken Theater mit ausgezeichneter Ausleuchtung und einem gepflegten Foyer, in dem die Schwester von Frau Mott die Pausengetränke ausschenkt. Ich kann dieses pfälzische Ohnsorg-Theater wirklich jedem empfehlen, der mal unangestrengt Theater anders in "Lumpehaafe" genießen möchte.
http://www.theater-hemshofschachtel.de/