Das Online-Lexikon Wikipedia will laut kress-report die Unterwanderung durch PR-Agenturen eindämmen. Letztlich bleibt die Enzyklopädie aber auf den guten Willen der PR-Firmen angewiesen. Etliche US-amerikanische Firmen haben sich verpflichtet, die Richtlinien von Wikipedia einzuhalten. 25 Firmen haben inzwischen diese Verpflichtung unterzeichnet, darunter Ogilvy & Mather, Fleishman-Hillard, Edelman und Glover Park Group. Die Online-Enzyklopädie Wikipedia verlangt ab sofort die Offenlegung von bezahlter Mitarbeit.
Die Wikimedia Foundation verweist auf rechtliche Konsequenzen, die sich aus der verdeckten Artikelbearbeitung ergeben könnten. 2013 gab es einen Vorfall, wo klar war, dass die Unabhängigkeit in der Wissensvermittlung stark in Frage gestellt ist. Die Firma Wiki-PR hatte offen damit geworben, dass ihre 45 Wikipedia-Autoren und -Administratoren dabei behilflich seien, einen Eintrag anzulegen, der den Regeln und Maßstäben der Wikipedia entspricht. Sogar eine Krisen-PR wurde angeboten, wenn sich der Kunde auf Wikipedia ungerecht behandelt fühlte. Rund 250 Accounts wurden nach der Enttarnung gesperrt. Im November forderte die Stiftung die Firma per Unterlassungserklärung auf, jegliche Mitarbeit an der Online-Enzyklopädie einzustellen, solange die Nutzungsbedingungen der Community nicht eingehalten würden.
Die Firma soll "Tausende Artikel" über Personen, Organisationen und Produkte eingetragen haben, die nicht den Qualitätsmaßstäben des Lexikons entsprachen. Um Relevanz vorzutäuschen, wurden nach Angaben von The Daily Dot beispielsweise zahlreiche Verweise verlinkt, die sich jedoch nicht auf den eigentlichen Artikel bezogen. Bei Löschdiskussionen unterstützten sich die sogenannten Sockenpuppen-Accounts gegenseitig, um den Artikel zu verteidigen.
Der Wirbel bringt aber wenig Konsequenzen für die Praxis, denn es lässt sich nicht ohne weiteres erkennen, ob ein anonymer oder angemeldeter Autor für den Beitrag bezahlt wird. Zudem gibt es weiter die Möglichkeit, dass Mitarbeiter eines Unternehmens einen Artikel über ihre Firma bearbeiten, ohne dafür bezahlt zu werden. In diesem Fall ist eine Offenlegung nicht erforderlich, da es ausdrücklich darum geht, Entgelt für die Wikipedia-Mitarbeit zu erhalten. Dem Missbrauch, der Manipulation sind Tür und Tor geöffnet.
Bezahlte Wikipedia-PR zählt als unlauterer Wettbewerb, denn gemäß der EU-Richtlinie 2005/29/EG über unlautere Geschäftspraktiken ist der Einsatz "redaktioneller Inhalte [...] zu Zwecken der Verkaufsförderung [verboten, wenn] der Gewerbetreibende [...] diese Verkaufsförderung bezahlt [hat], ohne dass dies [daraus] eindeutig hervorgehen würde". Zudem könne die Werbung zu negativen Schlagzeilen für Unternehmen, Kunden und Einzelpersonen führen. Vom Vertrauensverlust bei den Anwendern von Wikipedia ganz zu schweigen.