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Eine große und im Pfalztheater Kaiserslautern toll gemeisterte Herausforderung für die Bühne ist Elfriede Jelineks "Winterreise". Gesehen am 31.05.2013, der letzten Aufführung in der Saison. Ein Zustandsbericht aus dem Kopf der Autorin quasi, ein unerbittliches Reflektieren über das Leben, den Tod, die Zeit, den Verlust des Bewusstseins, des Verstandes im Zeichen von Demenz, psychiatrischer Erkrankungen und durch das Vergehen von Zeit. Im Pfalztheater von Martin Kloepfer sehr interessant und multiperspektivisch auf die Bühne gebracht. Keine Namen, keine greifbaren Figuren, alles nur Ahnung und Zuordnung durch das Spiel der Dinge ... Ein biografischer Bezug, die Mutter, ein herrischer Mensch, eine Intolerante und Dominante, der Vater in die Psychiatrie eingewiesen, in diesem Theaterstück wird alles lebendig. Mit einem Exkurs in die Welt der Sexualität, Exhibitionismus, in die Welt des Datens über Internetseiten, als letzte Chance noch jemanden kennenzulernen, die Fastschon-Sucht der Tochter, von der Mutter kommentiert und abgelehnt. Das erzählende Ich aufgespalten in Heiminsassen, psychisch Kranke, Familienangehörige, Männer aus dem Internet und in eine Art Jury am Regietisch am Kopfende der Spielfläche. Dominique Bals als Harlekin mit Henning Kohne unterwegs, in drei Runden kommentieren sie das Geschehen zu Beginn mit "Scheiße", dann "Super", zur ironischen Deutung der Altensituation in Heimen oder Psychiatrie, oder "Seltsam" angesichts des Todes. Rainer Furch als Regisseur und Vater der Autorin, Hannelore Bähr als Regisseurin, Mutter von Jelinek, die den Vater zu Hause nicht mehr sehen will, "Er hat zu Hause nichts mehr zu suchen", Natalie Forester als die junge Autorin, fassungslos über die Entrücktheit ihres Vaters, unsicher in Datingangelegenheiten - "Die Guten schickt man weg, die Schlechten fi*** man" - und an Mutter und Schwester gebunden (ausgeliefert im Keller wie das Langzeitentführungsopfer Natascha Kampusch?), Elif Esmen als Schwester und in weiteren Rollen. Die Regisseure, Beobachter, Kommentatoren im Spiel machen die Geräusche zum Abendessen der Altersheim-/Psychiatrieinsassen, schlürfen, gießen Wasser um, Rühren mit dem Löffel in der Tasse, tragen dabei Gedanken über die Zeit vor, rezitieren Gedichte von Wilhelm Müller, spinnen sie weiter und dichten sie um. Auch Franz Schuberts Lieder, die dem Stück seinen Namen gaben, werden integriert. Ein wunderbares Mittel, Dementen den Eindruck zu vermitteln, dass sie wirklich aus einem ganz bestimmten Grund warten, nämlich auf einen Bus zur Weiterfahrt, wird mit einer Haltestelle zum Tod verglichen. Das Alter, der Rest des Lebens, wartend, zeitverlustig, alles löst sich auf. Fast wie Becketts Figuren in "Endspiel" oder "Glückliche Tage", die die Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit beklagen, auch bei Jelinek: "Geschichte und Zeit wiederholen sich nicht ..." Sie gehen immer weiter, alles Gedachte ist vorbei, wenn es gedacht wurde. Die Zeit steht am einen Ende einer Strecke, das Ich am anderen, das Ich ist das eine Ende der Zeit. Selbst Gegenwart versteht sich nicht mal mehr als Gegenwärtiges, der Tod lächerlich. Eine angestrandete Frauenleiche zum Feixen: "Was soll ich mit diesem Gegenstand"? Alles ist irgendwo Zitat, aber auch Eigenes. Gehaltvolle Aussagen und Reflexionen über das Alter und Vergessen jagen einander: "Wieso begegne ich nie der Zeit?", "Ich falle! Das kommt davon, wenn man im Jetzt leben will, aber Jetzt gar nicht ist!", "Wir haben das Hotel zum Totenacker schon gebucht." Oder der Vater: "Ich werde das Ende nicht erreichen, weil ich den Anfang nicht mehr sehe, alles löst sich auf." Der Sprung in die Grube nur noch ein Jux.
Darsteller:Antonia Campbell-Hughes, Thure Lindhardt, Amelia Pidgeon, Dearbhla Molloy, Trine Dyrholm, u.a. Drehbuch:Ruth Toma, basierend auf dem unvollendeten Drehbuch von Bernd Eichinger und der gleichnamigen Autobiografie von Natascha Kampusch (erschienen bei Ullstein Taschenbuch) Bildgestaltung:Michael Ballhaus Regie:Sherry Hormann Produzent:Martin Moszkowicz Eine Produktion der Constantin Film in Co-Produktion mit ARD Degeto, BR und NDR
Wien, 2. März 1998. Natascha Kampusch ist 10 Jahre alt, als sie auf dem Schulweg von dem arbeitslosen Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil in einen weißen Lieferwagen gezerrt wird. Der Entführer will kein Lösegeld, er will das Mädchen besitzen. Unter seinem Haus in einer bürgerlichen Wohnsiedlung hat Priklopil ein geheimes Verlies ausgehoben, um sie dort einzusperren. Für die nächsten achteinhalb Jahre werden die zwei mal drei Meter zu Nataschas karger Gefängniszelle: Märchenbücher, Lieblingskekse und Gute-Nacht-Küsse weichen Gewalt, Demütigungen und ständigem Nahrungsentzug. Doch Natascha Kampusch zerbricht nicht in der Gefangenschaft, sondern sie wird stärker. Jeder Tag, jeder Atemzug ein kleiner zorniger Sieg. 2006 gelingt ihr endlich die Flucht, und Wolfgang Priklopil nimmt sich das Leben. Bernd Eichinger und Constantin Film einigten sich 2010 gemeinsam mit Natascha Kampusch, ihre Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Es ging darum, dass nach all den Medienspekulationen und Politskandalen, die der Entführungsfall ausgelöst hatte, erzählt wird, was wirklich geschehen ist. Nach vielen persönlichen Gesprächen mit Natascha Kampusch und umfangreichen Recherchen fing Bernd Eichinger 2010 mit dem Schreiben des Drehbuchs an. Ruth Toma vollendete das Drehbuch, als er im Januar 2011 plötzlich verstarb.
Chronologie: 2. März 1998 Zwei Wochen nach ihrem zehnten Geburtstag verlässt Natascha Kampusch gegen 7.45 Uhr allein die Wohnung im Rennbahnweg im Wiener Bezirk Donaustadt. Auf dem Weg zur Volksschule im Brioschiweg, in der sie die vierte Klasse besucht, zerrt sie der 35 Jahre alte Wolfgang Priklopil in seinen weißen Lieferwagen mit abgedunkelten Fenstern. Priklopil fährt in ein Waldstück, telefoniert viel und sagt dem entführten Mädchen, dass „die Anderen” nicht kommen. Ob das eine Einschüchterungstaktik ist oder ob er tatsächlich Komplizen hat, ist bis heute Gegenstand vieler Spekulationen. Priklopil bringt Natascha Kampusch zu seinem Einfamilienhaus in der Heinestraße 60 im niederösterreichischen Strasshof an der Nordbahn. Er wirft ihr eine Decke über den Kopf und bringt sie in einen fensterlosen Raum, den er unter der Garage ausgehoben hat. Das Verlies ist kleiner als sechs Quadratmeter und nur über einen engen Schacht erreichbar, dessen Eingang durch einen schalldichten Tresor getarnt ist. Am Abend informieren Natascha Kampuschs Eltern die Polizei, weil die Tochter nicht nach Hause kommt und morgens auch nicht in der Schule war. 3. März 1998 Hunderte Polizisten durchsuchen mit Hunden die Umgebung der Wohnung und der Schule. Eine zwölfjährige Schülerin sagt der Polizei, sie habe am Vortag beobachtet, wie Natascha Kampusch in einen weißen Kleinbus mit Gänserndorfer Kennzeichen gezerrt wurde. 5. März 1998 Die Großfahndung wird eingestellt. Ab jetzt befragt die Polizei alle Personen aus Natascha Kampuschs direktem Umfeld. Nach Medienberichten gehen circa 130 Hinweise ein. Augenzeugen wollen die Vermisste in Wien, in Wels, in Tirol und in Ungarn gesehen haben. Ein Betrüger ruft die Polizei an und verlangt eine Million Schilling Lösegeld. 25. März 1998 Natascha Kampuschs Mutter Brigitta Sirny hat Geburtstag. Die Tochter hat tagelang auf den Entführer eingeredet, bis er gestattet, dass sie eine Grußbotschaft auf Tonband spricht. Er gibt vor, sie der Mutter am Telefon vorzuspielen, bricht aber sein Versprechen. 27. März 1998 „Aktenzeichen XY... ungelöst” bittet um sachdienliche Hinweise zum Fall Kampusch. 1. April 1998 Wolfgang Priklopil erzählt Natascha Kampusch mehrfach, ihre Familie liebe sie nicht und wolle kein Lösegeld zahlen. 6. April 1998 Im Rahmen der allgemeinen Überprüfung von circa 700 weißen Lieferwagen aus Wien und Umgebung kontrolliert die Polizei auch das auf Wolfgang Priklopil zugelassene Fahrzeug. Priklopil hat für den Entführungstag kein Alibi, wird aber als nicht verdächtig eingestuft. 12. April 1998 Zu Ostern bekommt Natascha Kampusch einen Korb mit Schoko-Eiern und Osterhasen. Priklopil sagt ihr: „Ich werde dich nie wieder zu deinen Eltern zurückbringen, aber ich werde, so gut ich es kann, hier für dich sorgen.” 14. April 1998 Ein aus Strasshof stammender Hundeführer der Wiener Polizei macht die Ermittler auf Priklopil als möglichen Täter aufmerksam, kennt aber dessen Namen nicht. Der „Eigenbrötler" habe Kontaktprobleme und solle sexuell einen „Hang zu Kindern" haben. Als klar wird, dass es sich bei der beschriebenen Person um Priklopil handelt, der acht Tage zuvor schon überprüft wurde, wird die Spur nicht weiterverfolgt. Mai 1998 Priklopil bringt einen Fernseher und einen Videorekorder ins Verlies. Neben einem alten Commodore 64, mehreren Computerspielen und einigen Büchern ist das die erste Form von Unterhaltung für Natascha Kampusch. Herbst 1998 Natascha Kampusch darf erstmals aus ihrem Verlies. Priklopil bringt sie in seine Wohnung und warnt sie, alle Türen und Fenster seien mit Sprengsätzen gesichert. Zugleich erkennt Natascha Kampusch, dass die Polizei sie vermutlich selbst bei einer Hausdurchsuchung nicht in dem perfekt getarnten Verlies finden wird. Priklopil ergänzt das Verlies um ein Hochbett, Regale und Schränke und kleidet die Wände mit Raufasertapete aus. 17. Februar 1999 An ihrem elften Geburtstag besteht Natascha Kampusch darauf, dass Priklopil mit ihr feiert. Frühjahr 1999 Priklopil verbietet Natascha Kampusch, im Gespräch ihre Eltern oder Details aus ihrem früheren Leben zu erwähnen. Herbst 1999 Priklopil verlangt, dass Natascha Kampusch einen neuen Namen annimmt. „Du bist nicht mehr Natascha. Du gehörst jetzt mir.“ Sieben Jahre lang wird sie „Bibiana“ sein. Dezember 1999 Natascha Kampusch darf erstmals seit ihrer Entführung das Haus verlassen und in Priklopils Garten einen Moment unter freiem Himmel verbringen. Frühjahr 2000 Mit Beginn ihrer Pubertät ändert sich Priklopils Verhalten. Unter strenger Aufsicht muss sie Arbeiten im Haus verrichten, darunter körperlich belastende Renovierungsarbeiten im Obergeschoss des Hauses. 17. Februar 2002 Natascha Kampusch feiert ihren 14. Geburtstag und wehrt sich erstmals gegen die Versklavung durch Priklopil. Er reagiert mit Gewalt und Essensentzug. Sie verbringt die erste Nacht in seiner Wohnung. Juli 2002 Der Fall wird an die neue „SOKO Kampusch“ übergeben, die von der burgenländischen Kriminalabteilung geleitet wird. Im Verlies versucht Natascha Kampusch, sich das Leben zu nehmen. Der Versuch, sich mit Kleidung zu strangulieren, misslingt. Frühjahr 2003 Im Alter von 15 Jahren wehrt sich Natascha Kampusch erstmals gegen die körperliche Gewalt. Sie boxt Priklopil in den Bauch. Sommer 2003 Priklopil erlaubt Natascha Kampusch, den Swimmingpool der Nachbarn zu nutzen, die im Urlaub sind und deren Haus er hütet. Frühjahr 2004 Die Renovierung des Obergeschosses ist weitgehend beendet. Natascha Kampusch verliert in Priklopils Augen an Nutzen. Durch Essensentzug und extreme Rationierung von Lebensmitteln droht ihr der Hungertod. Sie wiegt nur noch 38 Kilo. Sommer 2005 Nach mehr als sieben Jahren kann Natascha Kampusch erstmals das Haus verlassen. Priklopil nimmt sie mit in einen Wald, später in einen Drogeriemarkt. 20. August 2005 Natascha Kampusch schreibt in ihr Tagebuch: „Wolfgang schlug mich mindestens dreimal ins Gesicht, stieß mir ca. 4-mal das Knie ins Steißbein und einmal gegen das Schambein. Er zwang mich, vor ihm niederzuknien und bohrte mir einen Schlüsselbund in den linken Ellenbogen.” 23. August 2005 Tagebucheintrag: „Mindestens 60 Schläge ins Gesicht. 10-15 Übelkeit verursachende Schläge mit der Faust auf den Kopf, ein Fausthieb mit voller Wucht auf mein rechtes Ohr.” 25. August 2005 Tagebucheintrag: „Fausthiebe auf meine Hüftknochen und mein Brustbein. Dann vollkommen gemeine Beleidigungen. Dunkelhaft. Ich hatte den ganzen Tag nur sieben rohe Karotten und ein Glas Milch.” Herbst 2005 Priklopil nimmt Natascha Kampusch im Alter von 17 Jahren mit zu einem Baumarkt. Er droht im Vorfeld, jeden zu töten, den sie um Hilfe bittet. Februar 2006 Priklopil nimmt Natascha Kampusch mit zu einem Skiausflug. Sie bittet eine Frau, ihr zu helfen. Doch die Touristin spricht kein Deutsch. 17. Februar 2006 Natascha Kampusch hat sich zu ihrem 18. Geburtstag eine Torte gewünscht. In der Küche stehen tatsächlich eine Eins und eine Acht aus Biskuitteig, überzogen mit rosafarbenem Zuckerguss und dekoriert mit Kerzen. Frühjahr 2006 Priklopil nimmt Natascha Kampusch wiederholt mit in eine kleine Wohnung in der Hollergasse, die sie gemeinsam renovieren. Auch lässt er sie immer öfter im Garten arbeiten, wo sie von Nachbarn gesehen wird. Priklopil stellt sie als „eine Aushilfe” vor. 23. August 2006 Am späten Vormittag verlassen Priklopil und Natascha Kampusch das Haus, um den weißen Lieferwagen zu säubern, den Priklopil in einer Anzeige zum Kauf anbietet. Ein Mann ruft an, der sich für die Mietwohnung in der Hollergasse interessiert. Priklopil entfernt sich wenige Meter vom lärmenden Staubsauger im Innern des Lieferwagens. Natascha Kampusch nutzt diesen Moment zur Flucht. Drei Passanten, die Natascha Kampusch anspricht, verweigern jede Hilfe. Eine Nachbarin ruft die Polizei. Zwei junge Beamte bringen Natascha Kampusch zur Polizeidienststelle Deutsch-Wagram. Eine Streifenbeamtin kümmert sich um Natascha Kampusch, bis die Kriminalpolizei eintrifft. Die hinzugerufenen Eltern identifizieren sie eindeutig als ihre Tochter. Sie ist abgemagert und wiegt so viel wie ein zwölfjähriges Mädchen. Ihre Haut ist kreideweiß. Die Polizei erklärt ganz Wien zum Fahndungsgebiet. Der flüchtige Priklopil stellt seinen BMW im Parkhaus des Wiener Donauzentrums ab. Er beichtet einem Bekannten seine Tat und lässt sich in der Nähe des Praters absetzen. Um 20.59 Uhr wirft sich Priklopil zwischen den Stationen Wien-Nord und Traisengasse vor einen Zug der Wiener S-Bahn und stirbt. 24. August 2006 Die Ermittler bestätigen offiziell, dass es sich bei der jungen Frau um Natascha Kampusch handelt. Dafür sprechen eine Narbe aus ihrer Kindheit sowie ihr im Verlies gefundener Reisepass. Sie bleibt einige Tage für Untersuchungen und zur Abschottung von der Öffentlichkeit im Allgemeinen Krankenhaus Wien. Der Kinder- und Jugendpsychiater Max Friedrich, die Jugendanwältin Monika Pinterits und der Medienberater Dietmar Ecker gehören zu einem Team, das Natascha Kampuschs Therapie und ihre Rückkehr in ein eigenständiges Leben sichern soll. 30. August 2006 Als Antwort auf das weltweite Medieninteresse an ihrem Fall wendet sich Natascha Kampusch in einem offenen Brief an die „liebe Weltöffentlichkeit”. Der Brief wird zunächst von Max Friedrich auf einer Pressekonferenz vorgelesen und später in den Medien veröffentlicht. Sie schildert Einzelheiten aus der Zeit ihrer Gefangenschaft und beschreibt das Verhältnis zu Priklopil mit den Worten, er habe sie „auf Händen getragen und mit Füßen getreten”. 6. September 2006 Die „Kronen Zeitung” und die Zeitschrift „News” drucken Exklusivinterviews mit Natascha Kampusch. Am Abend strahlt der Österreichische Rundfunk das erste Fernsehinterview mit Natascha Kampusch aus. Die Sehbeteiligung in Österreich liegt bei 80 Prozent. Der ORF zahlt nach eigenen Angaben nichts für das Interview und übernimmt die internationale Rechtevermarktung. In Deutschland strahlt RTL das Interview aus und erreicht 7,13 Millionen Zuschauer. Die ARD zeigt das Interview nach Mitternacht. 8. September 2006 Wolfgang Priklopil wird auf einem Friedhof südlich von Wien beerdigt. Zuvor hat Natascha Kampusch ihrem toten Entführer in der Wiener Gerichtsmedizin einen Besuch abgestattet und sich von ihm verabschiedet. 17. November 2006 Die Staatsanwaltschaft stellt das Ermittlungsverfahren ein. Außer der Aussage einer zwölfjährigen Schülerin, die am Entführungstag einen zweiten Mann am Steuer des weißen Lieferwagens gesehen haben will, gibt es keine Hinweise auf Komplizen. 7. August 2007 Natascha Kampuschs Mutter Brigitta Sirny präsentiert ihr Buch „Verzweifelte Jahre", in dem sie die Zeit ohne ihre Tochter und das bange Warten auf ein Lebenszeichen schildert. 5. Februar 2008 Der ehemalige Chef des Bundeskriminalamts, Herwig Haidinger, spricht im Innenausschuss des Parlaments von Hinweisen, die zu einer früheren Aufdeckung des Falls Kampusch hätten führen können, wenn sie nicht vertuscht worden wären. Innenminister Günther Platter setzt eine Evaluierungskommission fest, der Ludwig Adamovich, der ehemalige Präsident des Verfassungsgerichtshofes, vorsteht. 11. Juni 2008 Der Bericht der Kommission bestätigt, „dass die sachdienlichen Ermittlungsansätze bisher nicht vollständig ausgeschöpft wurden". Juni 2008 Natascha Kampusch holt den Hauptschulabschluss nach. Sie moderiert zwischen Juni und Oktober 2008 für den österreichischen Sender Puls 4 drei Folgen der Fernsehreihe „Natascha Kampusch trifft”. Als Gäste empfing sie Formel-1-Legende Niki Lauda, Stefan Ruzowitzky und sowie Filmstar Veronica Ferres. 23. Oktober 2008 Der Fall Kampusch wird neu aufgerollt. Das Innenministerium setzt eine Kommission ein, die ungeklärte Fragen aus dem Bericht der Evaluierungskommission klären soll. Mai 2009 Ein interner Zwischenbericht der Evaluierungskommission lässt die Gerüchteküche brodeln. Neue Spekulationen über mögliche Komplizen Priklopils entstehen, Zweifel am Selbstmord Priklopils werden laut. 2. August 2009 Ein Interview mit Ludwig Adamovich in der „Kronen Zeitung” sorgt für Aufsehen. Der Leiter der Evaluierungskommission erklärt, dass die Zeit der Gefangenschaft für Kampusch womöglich „allemal besser" gewesen sei „als das, was sie davor erlebt hat". Kampuschs Mutter verklagt Adamovich wegen seiner Aussagen. 24. Dezember 2009 Ludwig Adamovich wird wegen seiner Aussagen zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt. Während der Verhandlung sorgt er erneut für Aufsehen: Priklopil sei ein Auftragstäter gewesen, dessen Auftraggeber später abgesprungen seien. Zudem spricht Adamovich von „Indikatoren", dass sich zwischen Kampusch und ihrem Entführer „eine positive, sogar liebevolle Beziehung entwickelt hat".
8. Januar 2010 Die Akte wird geschlossen: Für Polizei und Staatsanwaltschaft gibt es keine stichhaltigen Hinweise darauf, dass Priklopil Komplizen oder Mitwisser hatte. Mai 2010 Die Constantin Film und Natascha Kampusch vereinbaren eine Verfilmung ihrer Geschichte. Produzent Bernd Eichinger will auch das Drehbuch schreiben und führt in Wien und am Wolfgangsee mehrere Interviews mit Natascha Kampusch. Durch Eichingers Tod am 24. Januar 2011 verzögert sich der Drehstart bis Mai 2012. 8. September 2010 Natascha Kampusch veröffentlicht ihre Autobiografie „3096 Tage“ im List-Verlag. Bis Anfang Februar 2011 werden 300.000 deutschsprachige Exemplare verkauft.