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Samstag, 25. Mai 2013

Im Radio heute Abend: Kindesmisshandlung. Wenn Gewalt das Leben bestimmt


25.05.2013  I  18:05 Uhr  I  Dradio Kultur, Feature   


Kindesmisshandlung
Wenn Gewalt das Leben bestimmt
Von Martin Zawadzki

Regie: Philippe Bruehl
Mit: Bernhard Schütz, Almut Zilcher,

Michael Rotschopf
Ton: Jonas Bergler 

Produktion: WDR 2011
Länge: 52 '42


Immer wieder werden Kinder misshandelt, missbraucht, ver­nachlässigt. Gerichtsmediziner, Rechtspsychologen und Traumatherapeuten setzen sich mit die­ser Wirklichkeit beruflich aus­einander. Der Autor macht die Erfahrung, wie schwer die Last ist, die jeder von ihnen trägt. Er trifft auf die Geschichte eines Gerichtsmediziners, der Spezia­list auf dem Gebiet der Verlet­zungskunde bei Kindern war. Er beging Selbstmord. Eine Gerichtsmedizinerin berichtet von Zeichen, die sie am Grab eines Mordopfers wahrnahm. Eine Traumatherapeutin findet es wichtig, der Sinnfrage zu folgen, auch wenn keine Antwort mög­lich scheint.

Martin Zawadzki, geboren in Oberhausen, lebt in Berlin und Solingen. 1995 Diplom an der Deutschen Film- und Fernseh­akademie Berlin (DFFB). Arbeitet als Bildender Künstler, Filme­macher, Kameramann, Cutter und Autor von Radiofeatures.

Donnerstag, 28. Februar 2013

Start am 28.02.2013: 3096 TAGE von Bernd Eichinger - Der Fall der Natascha Kampusch

3096 TAGE

Darsteller: Antonia Campbell-Hughes, Thure Lindhardt, Amelia Pidgeon, Dearbhla Molloy, Trine Dyrholm, u.a. 
Drehbuch: Ruth Toma, basierend auf dem unvollendeten Drehbuch von Bernd Eichinger und der gleichnamigen Autobiografie von Natascha Kampusch (erschienen bei Ullstein Taschenbuch)
Bildgestaltung: Michael Ballhaus
Regie: Sherry Hormann
Produzent: Martin Moszkowicz
Eine Produktion der Constantin Film in Co-Produktion mit ARD Degeto, BR und NDR


Wien, 2. März 1998. Natascha Kampusch ist 10 Jahre alt, als sie auf dem Schulweg
von dem arbeitslosen Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil in einen weißen
Lieferwagen gezerrt wird. Der Entführer will kein Lösegeld, er will das Mädchen
besitzen. Unter seinem Haus in einer bürgerlichen Wohnsiedlung hat Priklopil ein
geheimes Verlies ausgehoben, um sie dort einzusperren. Für die nächsten
achteinhalb Jahre werden die zwei mal drei Meter zu Nataschas karger
Gefängniszelle: Märchenbücher, Lieblingskekse und Gute-Nacht-Küsse weichen
Gewalt, Demütigungen und ständigem Nahrungsentzug. Doch Natascha Kampusch
zerbricht nicht in der Gefangenschaft, sondern sie wird stärker. Jeder Tag, jeder
Atemzug ein kleiner zorniger Sieg. 2006 gelingt ihr endlich die Flucht, und Wolfgang
Priklopil nimmt sich das Leben.

Bernd Eichinger und Constantin Film einigten sich 2010 gemeinsam mit Natascha
Kampusch, ihre Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Es ging darum, dass nach
all den Medienspekulationen und Politskandalen, die der Entführungsfall ausgelöst
hatte, erzählt wird, was wirklich geschehen ist. Nach vielen persönlichen Gesprächen
mit Natascha Kampusch und umfangreichen Recherchen fing Bernd Eichinger 2010
mit dem Schreiben des Drehbuchs an. Ruth Toma vollendete das Drehbuch, als er
im Januar 2011 plötzlich verstarb.

Chronologie:
2. März 1998

Zwei Wochen nach ihrem zehnten Geburtstag verlässt Natascha Kampusch gegen
7.45 Uhr allein die Wohnung im Rennbahnweg im Wiener Bezirk Donaustadt. Auf
dem Weg zur Volksschule im Brioschiweg, in der sie die vierte Klasse besucht, zerrt
sie der 35 Jahre alte Wolfgang Priklopil in seinen weißen Lieferwagen mit
abgedunkelten Fenstern. 
Priklopil fährt in ein Waldstück, telefoniert viel und sagt dem entführten Mädchen,
dass „die Anderen” nicht kommen. Ob das eine Einschüchterungstaktik ist oder ob er
tatsächlich Komplizen hat, ist bis heute Gegenstand vieler Spekulationen. 
Priklopil bringt Natascha Kampusch zu seinem Einfamilienhaus in der Heinestraße
60 im niederösterreichischen Strasshof an der Nordbahn. Er wirft ihr eine Decke
über den Kopf und bringt sie in einen fensterlosen Raum, den er unter der Garage
ausgehoben hat. Das Verlies ist kleiner als sechs Quadratmeter und nur über einen
engen Schacht erreichbar, dessen Eingang durch einen schalldichten Tresor getarnt
ist. 
Am Abend informieren Natascha Kampuschs Eltern die Polizei, weil die Tochter nicht
nach Hause kommt und morgens auch nicht in der Schule war.

3. März 1998
Hunderte Polizisten durchsuchen mit Hunden die Umgebung der Wohnung und der
Schule. Eine zwölfjährige Schülerin sagt der Polizei, sie habe am Vortag beobachtet,
wie Natascha Kampusch in einen weißen Kleinbus mit Gänserndorfer Kennzeichen
gezerrt wurde.

5. März 1998
Die Großfahndung wird eingestellt. Ab jetzt befragt die Polizei alle Personen aus
Natascha Kampuschs direktem Umfeld. Nach Medienberichten gehen circa 130
Hinweise ein. Augenzeugen wollen die Vermisste in Wien, in Wels, in Tirol und in
Ungarn gesehen haben. Ein Betrüger ruft die Polizei an und verlangt eine Million
Schilling Lösegeld.

25. März 1998
Natascha Kampuschs Mutter Brigitta Sirny hat Geburtstag. Die Tochter hat tagelang auf den Entführer eingeredet, bis er gestattet, dass sie eine Grußbotschaft auf Tonband spricht. Er gibt vor, sie der Mutter am Telefon vorzuspielen, bricht aber sein Versprechen.  

27. März 1998
„Aktenzeichen XY... ungelöst” bittet um sachdienliche Hinweise zum Fall Kampusch.

1. April 1998
Wolfgang Priklopil erzählt Natascha Kampusch mehrfach, ihre Familie liebe sie nicht und wolle kein Lösegeld zahlen.

6. April 1998
Im Rahmen der allgemeinen Überprüfung von circa 700 weißen Lieferwagen aus Wien und Umgebung kontrolliert die Polizei auch das auf Wolfgang Priklopil zugelassene Fahrzeug. Priklopil hat für den Entführungstag kein Alibi, wird aber als
nicht verdächtig eingestuft.

12. April 1998
Zu Ostern bekommt Natascha Kampusch einen Korb mit Schoko-Eiern und
Osterhasen. Priklopil sagt ihr: „Ich werde dich nie wieder zu deinen Eltern
zurückbringen, aber ich werde, so gut ich es kann, hier für dich sorgen.” 

14. April 1998
Ein aus Strasshof stammender Hundeführer der Wiener Polizei macht die Ermittler
auf Priklopil als möglichen Täter aufmerksam, kennt aber dessen Namen nicht. Der
„Eigenbrötler" habe Kontaktprobleme und solle sexuell einen „Hang zu Kindern"
haben. Als klar wird, dass es sich bei der beschriebenen Person um Priklopil
handelt, der acht Tage zuvor schon überprüft wurde, wird die Spur nicht
weiterverfolgt. 

Mai 1998
Priklopil bringt einen Fernseher und einen Videorekorder ins Verlies. Neben einem
alten Commodore 64, mehreren Computerspielen und einigen Büchern ist das die
erste Form von Unterhaltung für Natascha Kampusch. 

Herbst 1998
Natascha Kampusch darf erstmals aus ihrem Verlies. Priklopil bringt sie in seine
Wohnung und warnt sie, alle Türen und Fenster seien mit Sprengsätzen gesichert.
Zugleich erkennt Natascha Kampusch, dass die Polizei sie vermutlich selbst bei
einer Hausdurchsuchung nicht in dem perfekt getarnten Verlies finden wird. Priklopil
ergänzt das Verlies um ein Hochbett, Regale und Schränke und kleidet die Wände
mit Raufasertapete aus.

17. Februar 1999
An ihrem elften Geburtstag besteht Natascha Kampusch darauf, dass Priklopil mit ihr
feiert.

Frühjahr 1999
Priklopil verbietet Natascha Kampusch, im Gespräch ihre Eltern oder Details aus
ihrem früheren Leben zu erwähnen. 

Herbst 1999
Priklopil verlangt, dass Natascha Kampusch einen neuen Namen annimmt. „Du bist
nicht mehr Natascha. Du gehörst jetzt mir.“ Sieben Jahre lang wird sie „Bibiana“ sein. 

Dezember 1999
Natascha Kampusch darf erstmals seit ihrer Entführung das Haus verlassen und in
Priklopils Garten einen Moment unter freiem Himmel verbringen.

Frühjahr 2000
Mit Beginn ihrer Pubertät ändert sich Priklopils Verhalten. Unter strenger Aufsicht
muss sie Arbeiten im Haus verrichten, darunter körperlich belastende
Renovierungsarbeiten im Obergeschoss des Hauses.

17. Februar 2002
Natascha Kampusch feiert ihren 14. Geburtstag und wehrt sich erstmals gegen die Versklavung durch Priklopil. Er reagiert mit Gewalt und Essensentzug. Sie verbringt die erste Nacht in seiner Wohnung.

Juli 2002 
Der Fall wird an die neue „SOKO Kampusch“ übergeben, die von der burgenländischen Kriminalabteilung geleitet wird. Im Verlies versucht Natascha Kampusch, sich das Leben zu nehmen. Der Versuch, sich mit Kleidung zu strangulieren, misslingt.  

Frühjahr 2003
Im Alter von 15 Jahren wehrt sich Natascha Kampusch erstmals gegen die körperliche Gewalt. Sie boxt Priklopil in den Bauch. 

Sommer 2003
Priklopil erlaubt Natascha Kampusch, den Swimmingpool der Nachbarn zu nutzen, die im Urlaub sind und deren Haus er hütet.

Frühjahr 2004
Die Renovierung des Obergeschosses ist weitgehend beendet. Natascha Kampusch
verliert in Priklopils Augen an Nutzen. Durch Essensentzug und extreme
Rationierung von Lebensmitteln droht ihr der Hungertod. Sie wiegt nur noch 38 Kilo. 

Sommer 2005
Nach mehr als sieben Jahren kann Natascha Kampusch erstmals das Haus
verlassen. Priklopil nimmt sie mit in einen Wald, später in einen Drogeriemarkt. 

20. August 2005
Natascha Kampusch schreibt in ihr Tagebuch: „Wolfgang schlug mich mindestens
dreimal ins Gesicht, stieß mir ca. 4-mal das Knie ins Steißbein und einmal gegen das
Schambein. Er zwang mich, vor ihm niederzuknien und bohrte mir einen
Schlüsselbund in den linken Ellenbogen.”

23. August 2005
Tagebucheintrag: „Mindestens 60 Schläge ins Gesicht. 10-15 Übelkeit
verursachende Schläge mit der Faust auf den Kopf, ein Fausthieb mit voller Wucht
auf mein rechtes Ohr.” 

25. August 2005
Tagebucheintrag: „Fausthiebe auf meine Hüftknochen und mein Brustbein. Dann
vollkommen gemeine Beleidigungen. Dunkelhaft. Ich hatte den ganzen Tag nur
sieben rohe Karotten und ein Glas Milch.”

Herbst 2005
Priklopil nimmt Natascha Kampusch im Alter von 17 Jahren mit zu einem Baumarkt.
Er droht im Vorfeld, jeden zu töten, den sie um Hilfe bittet. 

Februar 2006
Priklopil nimmt Natascha Kampusch mit zu einem Skiausflug. Sie bittet eine Frau, ihr
zu helfen. Doch die Touristin spricht kein Deutsch. 

17. Februar 2006
Natascha Kampusch hat sich zu ihrem 18. Geburtstag eine Torte gewünscht. In der
Küche stehen tatsächlich eine Eins und eine Acht aus Biskuitteig, überzogen mit
rosafarbenem Zuckerguss und dekoriert mit Kerzen.

Frühjahr 2006
Priklopil nimmt Natascha Kampusch wiederholt mit in eine kleine Wohnung in der
Hollergasse, die sie gemeinsam renovieren. Auch lässt er sie immer öfter im Garten
arbeiten, wo sie von Nachbarn gesehen wird. Priklopil stellt sie als „eine Aushilfe”
vor.

23. August 2006
Am späten Vormittag verlassen Priklopil und Natascha Kampusch das Haus, um den
weißen Lieferwagen zu säubern, den Priklopil in einer Anzeige zum Kauf anbietet.
Ein Mann ruft an, der sich für die Mietwohnung in der Hollergasse interessiert.
Priklopil entfernt sich wenige Meter vom lärmenden Staubsauger im Innern des
Lieferwagens. 
Natascha Kampusch nutzt diesen Moment zur Flucht. Drei Passanten, die Natascha
Kampusch anspricht, verweigern jede Hilfe. Eine Nachbarin ruft die Polizei. Zwei
junge Beamte bringen Natascha Kampusch zur Polizeidienststelle Deutsch-Wagram.
Eine Streifenbeamtin kümmert sich um Natascha Kampusch, bis die Kriminalpolizei
eintrifft. Die hinzugerufenen Eltern identifizieren sie eindeutig als ihre Tochter. Sie ist
abgemagert und wiegt so viel wie ein zwölfjähriges Mädchen. Ihre Haut ist
kreideweiß.
Die Polizei erklärt ganz Wien zum Fahndungsgebiet. Der flüchtige Priklopil stellt
seinen BMW im Parkhaus des Wiener Donauzentrums ab. Er beichtet einem
Bekannten seine Tat und lässt sich in der Nähe des Praters absetzen. 
Um 20.59 Uhr wirft sich Priklopil zwischen den Stationen Wien-Nord und
Traisengasse vor einen Zug der Wiener S-Bahn und stirbt.

24. August 2006
Die Ermittler bestätigen offiziell, dass es sich bei der jungen Frau um Natascha Kampusch handelt. Dafür sprechen eine Narbe aus ihrer Kindheit sowie ihr im Verlies gefundener Reisepass. Sie bleibt einige Tage für Untersuchungen und zur Abschottung von der Öffentlichkeit im Allgemeinen Krankenhaus Wien. Der Kinder- und Jugendpsychiater Max Friedrich, die Jugendanwältin Monika Pinterits und der Medienberater Dietmar Ecker gehören zu einem Team, das Natascha Kampuschs Therapie und ihre Rückkehr in ein eigenständiges Leben sichern soll.

30. August 2006
Als Antwort auf das weltweite Medieninteresse an ihrem Fall wendet sich Natascha Kampusch in einem offenen Brief an die „liebe Weltöffentlichkeit”. Der Brief wird zunächst von Max Friedrich auf einer Pressekonferenz vorgelesen und später in den Medien veröffentlicht. Sie schildert Einzelheiten aus der Zeit ihrer Gefangenschaft und beschreibt das Verhältnis zu Priklopil mit den Worten, er habe sie „auf Händen getragen und mit Füßen getreten”. 

6. September 2006
Die „Kronen Zeitung” und die Zeitschrift „News” drucken Exklusivinterviews mit
Natascha Kampusch. Am Abend strahlt der Österreichische Rundfunk das erste
Fernsehinterview mit Natascha Kampusch aus. Die Sehbeteiligung in Österreich liegt
bei 80 Prozent. 
Der ORF zahlt nach eigenen Angaben nichts für das Interview und übernimmt die
internationale Rechtevermarktung. In Deutschland strahlt RTL das Interview aus und
erreicht 7,13 Millionen Zuschauer. Die ARD zeigt das Interview nach Mitternacht. 

8. September 2006
Wolfgang Priklopil wird auf einem Friedhof südlich von Wien beerdigt. Zuvor hat Natascha
Kampusch ihrem toten Entführer in der Wiener Gerichtsmedizin einen Besuch
abgestattet und sich von ihm verabschiedet. 

17. November 2006
Die Staatsanwaltschaft stellt das Ermittlungsverfahren ein. Außer der Aussage einer
zwölfjährigen Schülerin, die am Entführungstag einen zweiten Mann am Steuer des
weißen Lieferwagens gesehen haben will, gibt es keine Hinweise auf Komplizen.

7. August 2007
Natascha Kampuschs Mutter Brigitta Sirny präsentiert ihr Buch „Verzweifelte Jahre",
in dem sie die Zeit ohne ihre Tochter und das bange Warten auf ein Lebenszeichen
schildert. 

5. Februar 2008
Der ehemalige Chef des Bundeskriminalamts, Herwig Haidinger, spricht im
Innenausschuss des Parlaments von Hinweisen, die zu einer früheren Aufdeckung
des Falls Kampusch hätten führen können, wenn sie nicht vertuscht worden wären.
Innenminister Günther Platter setzt eine Evaluierungskommission fest, der Ludwig
Adamovich, der ehemalige Präsident des Verfassungsgerichtshofes, vorsteht. 

11. Juni 2008
Der Bericht der Kommission bestätigt, „dass die sachdienlichen Ermittlungsansätze
bisher nicht vollständig ausgeschöpft wurden".

Juni 2008
Natascha Kampusch holt den Hauptschulabschluss nach. Sie moderiert zwischen
Juni und Oktober 2008 für den österreichischen Sender Puls 4 drei Folgen der
Fernsehreihe „Natascha Kampusch trifft”. Als Gäste empfing sie Formel-1-Legende
Niki Lauda, Stefan Ruzowitzky und sowie Filmstar Veronica Ferres. 

23. Oktober 2008
Der Fall Kampusch wird neu aufgerollt. Das Innenministerium setzt eine Kommission
ein, die ungeklärte Fragen aus dem Bericht der Evaluierungskommission klären soll.

Mai 2009
Ein interner Zwischenbericht der Evaluierungskommission lässt die Gerüchteküche
brodeln. Neue Spekulationen über mögliche Komplizen Priklopils entstehen, Zweifel
am Selbstmord Priklopils werden laut.  

2. August 2009
Ein Interview mit Ludwig Adamovich in der „Kronen Zeitung” sorgt für Aufsehen. Der
Leiter der Evaluierungskommission erklärt, dass die Zeit der Gefangenschaft für
Kampusch womöglich „allemal besser" gewesen sei „als das, was sie davor erlebt
hat". Kampuschs Mutter verklagt Adamovich wegen seiner Aussagen.

24. Dezember 2009
Ludwig Adamovich wird wegen seiner Aussagen zu einer Geldstrafe von 10.000
Euro verurteilt. Während der Verhandlung sorgt er erneut für Aufsehen: Priklopil sei
ein Auftragstäter gewesen, dessen Auftraggeber später abgesprungen seien. Zudem
spricht Adamovich von „Indikatoren", dass sich zwischen Kampusch und ihrem
Entführer „eine positive, sogar liebevolle Beziehung entwickelt hat".


8. Januar 2010
Die Akte wird geschlossen: Für Polizei und Staatsanwaltschaft gibt es keine
stichhaltigen Hinweise darauf, dass Priklopil Komplizen oder Mitwisser hatte.

Mai 2010
Die Constantin Film und Natascha Kampusch vereinbaren eine Verfilmung ihrer
Geschichte. Produzent Bernd Eichinger will auch das Drehbuch schreiben und führt
in Wien und am Wolfgangsee mehrere Interviews mit Natascha Kampusch. Durch
Eichingers Tod am 24. Januar 2011 verzögert sich der Drehstart bis Mai 2012.

8. September 2010
Natascha Kampusch veröffentlicht ihre Autobiografie „3096 Tage“ im List-Verlag. Bis
Anfang Februar 2011 werden 300.000 deutschsprachige Exemplare verkauft. 

Sonntag, 20. Mai 2012

Dichterhain: KINDESMISSBRAUCH von Carmen Olivar


Film DER SCHREI, 2010
   Kindesmissbrauch


    Ein Kind weint leise oder schweigt,
    meldet es, wenn ihr was seht.
    Handelt auch, wenn ihr selbst Opfer seid,
    ihr könnt Briefe schreiben, anonym, ohne Namen.
    Wendet euch an eure Lehrer oder vertraute Personen
    oder an einen Arzt, an eure Brüder und Schwestern
    nur:
    Fangt an zu reden!
    Fangt an zu schreiben!
    Fangt an zu malen!
    Ich tat es auch. Mit 33 Jahren erst begann mein Mut.
    Du jedoch, warte du bitte nicht so lange ....


    16.6.2010, Carmen Olivar

Montag, 30. Januar 2012

Mythos der Vergebung bei Opfern sexueller Gewalt



Mythos der Vergebung



Norbert Denef
netzwerkB – Positionspapier
Stand: 24. Januar 2012 (als PDF herunter laden)
Mythos der Vergebung
Immer wieder taucht im Zusammenhang mit der Aufarbeitung und Heilung von traumatischen Kindheitserlebnissen das Stichwort „dem Täter vergeben“ auf.
Es ist Zeit, mit verschiedenen Mythen aufzuräumen, die sich darum ranken.
Mythos 1
Vergebung/Verzeihung/Versöhnung gegenüber dem/der Täter_in bewirke eine Heilung bei erwachsenen Betroffenen von Gewalt in der Kindheit.
Viele Psychotherapierichtungen und leider auch einige Traumatherapierichtungen sehen es als krönenden Abschluss einer gelungenen Therapie an, wenn der/die Betroffene dem/der Täter_in vergibt. Oft wird auch von „Frieden schließen“ gesprochen. Doch was bedeutet diese Vergebung für die Betroffenen?
Aus Sicht des misshandelten Kindes im Erwachsenen bedeutet es, dass das Kind, das gerade zu reden begonnen hat wieder schweigen soll. Das ist besonders bei innerfamiliärer Gewalt verheerend, da nach Vergebung oft wieder, bzw. weiterhin Täterkontakt stattfindet, der erneut traumatisiert.
Aus Sicht der erwachsenen Betroffenen kann eine Vergebung zunächst eine gewisse Erleichterung verschaffen. Weil er/sie sich gegenüber dem/der Täter_in und leider auch gegenüber der Mehrheit der Gesellschaft nicht mehr schuldig dafür fühlen muss, dass er/sie nicht verzeihen “kann“. Die „Fähigkeit“ des Verzeihens wird als Tugend dargestellt. Und vielleicht ist es genau das Gegenteil: mangelnder Mut bzw. Fähigkeit, dem Druck des/der Täter_in und des Umfelds zu widerstehen. Einer tiefgreifenden Heilung aber steht die Vergebung im Wege, denn sie bedeutet eine Wiederholung des Traumas, weil durch die Vergebung genau die Machtverhältnisse wiederhergestellt werden, die während der Tat gegeben waren: ein/e Täter_in, der/die nicht belangt wird und kein schlechtes Gewissen haben muss und ein ohnmächtiges, schweigendes Opfer.
Diese Retraumatisierung wird dann noch verstärkt, wenn der/die Täter_in uneinsichtig ist und keine Reue zeigt. Das Opfer, das einem/r solchen Täter_in vergibt, erleidet enormen Schaden. Es muss alle Schuld auf sich nehmen. Und da die meisten Kindesmisshandler_innen uneinsichtig sind und schon gar keine Reue zeigen, ist es unverantwortlich, das „Heilmittel“ der Vergebung Opfern von Gewalt in der Kindheit zu empfehlen.
Mythos 2
Vergebung/Verzeihung/Versöhnung mache unsere Welt besser.
Hintergrund des Vergebungsmythos sind religiöse Traditionen (nicht nur des Christentums), die Masochismus idealisieren. Haltungen wie „die Welt ist ein Jammertal“, „Schlägt dir jemand auf die eine Wange, so halte ihm auch die andere hin“ oder die Verehrung von masochistischen Märtyrern haben sich trotz der Aufklärung in unsere Zeit hinübergerettet.
Der Mythos der Vergebung findet sich auch in allen spirituell/esoterischen Weltanschauungen, ist sogar ein wesentlicher Bestandteil derselben, weil durch Vergeben – vor allem den gewalttätigen Eltern -  die alte Weltordnung und die bestehenden Machtverhältnisse wiederhergestellt, bzw. aufrecht erhalten werden. So bleiben die Gläubigen und Jünger bei der Stange.
Derartige religiöse/spirituelle/esoterische Weltanschauungen sind zu einer Zeit entstanden, als das Individuum noch nicht die Chance hatte, ein eigenständiges, selbstgestaltetes und  unabhängiges Leben zu führen.
Das hat sich zwar grundlegend geändert, doch es gibt natürlich auch in der heutigen Zeit noch Menschen, die ein Interesse daran haben, dass andere Menschen durch Vergebung Opfer bleiben. Es ist nützlich für machtgierige Politiker_innen, wenn Menschen ihr Leben lang Opfer bleiben. Opfer lassen sich ausbeuten und begehren nicht auf. So nützt die Religion der Politik und umgekehrt.
Mit anderen Worten:
  • Vergebung unterstützt unterdrückende, ausbeuterische Machtverhältnisse
  • Vergebung nützt nur den Kindesmisshandler_innen und schadet den Opfern
Das ist keine Verbesserung für die Welt. Im Gegenteil.
Mythos 3
Vergebung vermindere Wut, Hass und Rache.
Das kindliche Gewaltopfer, das zur Vergebung und damit zum Schweigen gezwungen wird, kann die zur Misshandlung gehörigen Gefühle wie Wut, Hass und Rache nicht verarbeiten, es spaltet sie ab. Vergebung ist hier also gleichbedeutend mit Verdrängung.
Das Opfer speichert sie so lange in sich, bis er/sie dann als Erwachsene/r die Möglichkeit hat, Kindern Gewalt zuzufügen und sich somit an ihnen für die Gewalt seiner/ihrer Täter_innen zu rächen.
Folglich werden Wut, Hass und Rache durch Vergebung nicht vermindert, sondern nur auf die nächste Generation verschoben. So wird durch Vergebung die Gewalt und die Traumatisierungen in jeder Generation neu produziert.
Bestes Beispiel hierfür sind die pädokriminellen Priester, die schon aufgrund ihres Berufs allen vergeben mussten, die ihnen jemals Leid zugefügt haben. Sie haben ihren Täter_innen vergeben und rächen sich dafür an ihnen anvertrauten Kindern.
Natürlich findet die Weitergabe der Gewalt von Generation zu Generation vor allen Dingen in der Familie statt. Dort wird sie durch ein dichtes Netz von Vertuschung, hierarchischen Strukturen, Empathielosigkeit gegenüber Kindern und natürlich mit Hilfe religiöser Mythen wie dem der Vergebung ermöglicht.
Vergebung vermehrt also Wut, Hass und Rache.
Auch das ist keine Verbesserung der Welt. Genauso wenig wie die Neuproduktion von Traumaopfern in jeder Generation.

Mehr siehe Link und PDF oben

Samstag, 17. Dezember 2011

Buchbesprechung: Papst Eduard I


Erwin Hilbert
Papst Eduard I
Der Nachfolger im Vatikan. Eine Satire.
Oldenburg 2011, 176 Seiten, 37 farbige Illustrationen, 

Paperback, € 19,70, Deutscher Buchverlag (Bezug über Amazon)


Der Papst zurück in Deutschland?  Der neue Spontifex im Vatikan gibt sich frisch, fromm, fraulich, frech! … aber lesen Sie selbst: Habemus Papam! Was der Papst nie lesen würde … obwohl der Index des Vatikans seit Johannes XXIII. in den 60er-Jahren offiziell nicht mehr besteht.

 Die Welt staunt nicht schlecht, als Papst Tuschfinger unverhofft von seinem Amt zurücktritt. Nachfolger und ein äußerst beliebter Volkspapst wird Eduard I. Sein Credo: Frisch, fromm, fraulich, frech! revolutioniert den Vatikan. Als neuer Spontifex verwandelt Papst Eduard I. die Versammlung der Steiftiere Roms in ein wahres Haus der Freude. Doch die Kurie tobt.

Eduard und seine Kirchenmaus Anna-Leena entgehen nur knapp einem Attentat. Sie schocken in der Fortsetzung zu ihren Geschichten des Maulwurfs Eduard Kratzfuss mit Unglaublichem und enttuschen Sex im Pfarrhaus, verschenken den Kirchenschatz und erfrischen den Petersplatz mit frechem Rock'n Roll. Unter den Zuhörern ist ein ungewöhnlicher Bettler. Mit ihm gehen beide auf eine abenteuerliche Reise nach Himmelshausen.” 

Erwin Hilberts Satire zielt nicht auf plumpe Verspottung der Kirche. Mit eigenem Humor berührt er ohne Tabus auch traurige Wahrheiten und regt zu ernsthaftem Umdenken an. Manuel Nordus illustrierte den Band. Norbert Denef – von einem katholischen Priester über Jahre sexuell missbraucht (DER SPIEGEL) – schrieb das Vorwort. 


»Einfach liebenswert schön dieses Buch, was nicht nur an den fantasievollen Geschichten, sondern auch an den Illustrationen liegt. Aber auch daran, dass es keine Altersbegrenzung des Lesers – weder nach unten noch nach – oben gibt. Lehrreich unterhalten werden alle. Normalität gerät aus den Fugen!«
Heinz Eggert, Theologe, Staatsminister a.D.

»Manche Erscheinungen in der Katholischen Kirche sind heute nur noch mit Humor zu ertragen. Man lese und lache!«
Foto: Stiftung Weltethos
Prof. Dr. Hans Küng, Theologe und Kirchenkritiker

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Habemus Papam? Papst Eduard I., jetzt auf dem Markt: von Erwin Hilbert



Erwin Hilbert
Papst Eduard I
Der Nachfolger im Vatikan. Eine Satire.
Oldenburg 2011, 176 Seiten, 37 farbige Illustrationen, 

Paperback, € 19,70, Deutscher Buchverlag


Der Papst zurück in Deutschland?  Der neue Spontifex im Vatikan gibt sich frisch, fromm, fraulich, frech! … aber lesen Sie selbst: Habemus Papam! Mehr Informationen am 17.12.2011, hier auf Seite 1. Rezension bei amazon.de

Sonntag, 30. Oktober 2011

Buchbesprechung: Verschwiegene Wunden


Wunibald Müller
Verschwiegene Wunden
Sexuellen Missbrauch in der Kirche erkennen und verhindern
Mit einem Vorwort von Anselm Grün
München 2010, 222 Seiten, Broschur mit Umschlagklappen,
14,95 € (D), Kösel

Die katholische Kirche ist in Aufruhr. In bedrückend großer Anzahl treten Opfer sexuellen Missbrauchs ans Licht, ihre Verletzungen finden endlich Sprache. Kirchliches Personal, Priester, Mönche, Erzieher stehen unter Verdacht. Unbedingte Solidarität mit den Opfern macht einen differenzierten Blick auf die vielfältigen Ursachen der augenblicklichen Notsituation dringlich. Aktuell wurde die verhältnismäßig kleine Summe von 3 Mio € Entschädigungen für die Opfer gegenüber den Kosten des Papstbesuches in Deutschland von über 30 Mio € diskutiert. Es bleibt der fahle Nachgeschmack einer Geistlichkeit, die im Namen Gottes Missbrauch betreibt.
Wunibald Müller, erfahrener Psychotherapeut und Theologe, kennt die Situation sexuellen Missbrauchs in der Kirche aufgrund seiner täglichen Arbeit. Der renommierte Fachmann klärt für das Thema Missbrauch wesentliche Zusammenhänge (u.a. Zölibat, Homosexualität, unreife sexuelle Vorstellungen der Priester, Pädophilie). Er analysiert hierarchische Beziehungen, die zum Missbrauch führen können, und liefert spirituell und therapeutisch tragfähige Hilfestellungen, um der dramatischen Situation präventiv und nachhaltig zu begegnen.

»So schmerzlich für die Kirche die gegenwärtige Situation ist, in der täglich neue Opfer sich melden, für die Opfer ist es die Gelegenheit, ihre bisher verschwiegenen Wunden nicht länger zu verschweigen. Endlich ist ein Damm gebrochen, hinter dem so viel an seelischer Not, Scham, Hilflosigkeit, Angst und Schmerz zurückgehalten wurde. Jetzt kann für viele der Betroffenen der Heilungsprozess weitergehen. Das sollte auch von der Kirche gewürdigt werden, und die Zahl derer unter den Verantwortlichen, die das so sehen, wächst. Es handelt sich dabei um einen Heilungsprozess auf Opferseite, der natürlich auch positive Auswirkungen auf den Heilungsprozess haben kann, der dadurch für die Täter, aber auch die Kirche selbst ausgelöst wird, wenn sie die Chance dafür nutzen.«
Wunibald Müller

Dr.Wunibald Müller, geboren 1950, ist Theologe, Psychologe und Psychotherapeut. Er leitet mit Pater Anselm Grün OSB das Recollectio-Haus der Abtei Münsterschwarzach. Seit mehreren Jahrzehnten forscht er zu Fragen im Spannungsfeld von Sexualität, kirchlicher Moral und Priestertum. Er hat sowohl populäre als auch  fachliche Publikationen veröffentlicht.

Donnerstag, 8. April 2010

Veranstaltung: 10.07.10, Biker-Korso gegen Kindesmissbrauch in Berlin


Am 10.7.2010 findet um 13 Uhr 
ein Bikerkorso gegen Kindesmissbrauch 
in Berlin 
statt. Wer nähere Informationen sucht, 
findet sie unter folgender Adresse:
Gabriele Hadl (behindert, engagiert nicht nur in facebook, Kampf gegen Kindesmissbrauch, sondern auch im Webradio: http://www.radio-musketier-berlin.de.vu):
"Dieser Korso soll endlich auch die Politiker wachrütteln, damit sich die Gesetze ändern. Je mehr Menschen - egal ob Biker oder Zuschauer - daran teilnehmen, umso größer ist der Erfolg. Ich persönlich denke auch, dass es ein weiterer Schritt ist, die Menschen zu errreichen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und in anderen Ländern. Auch ich werde - sofern meine Genesung weiterhin gute Fortschritte macht - nach Berlin kommen."
Psychologischer Hintergrundbericht zum sexuellen Missbrauch 

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Freitag, 26. März 2010

Wie erkenne ich sexuellen Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen?

Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen schockiert, macht ratlos. Keiner hat es gemerkt oder verstanden, was mit dem Mädchen oder dem Jungen passiert ist. Ungewöhnliche Verhaltensweisen, Rückzug, Waschzwang, ja, immer diese Clique, irgendwie ausgeflippt, aber was dahinter steckt?

Lesen Sie hierzu meinen ausführlichen Beitrag.