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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Freitag, 24. August 2012

Reportage vom Kunstsommer in Arnsberg: Bildhauerisches TaiChi von Marita Gerwin


Foto: Marita Gerwin
Mit seinem breitrandigen Strohhut, den lebendigen Augen, dem offenem Blick und den Händen, die auf seine handwerklichen Erfahrungen hinweisen, beobachtet Franz Schröger gelassen das Geschehen im Workshop „Möbelobjekte aus Stammholz“. Franz Schröger ist ein Innenarchitekt und Kunstbildhauer aus Romelsloh. Er leitet den Workshop. Alle Teilnehmer mögen sein angenehmes zurückhaltendes Wesen und sein kompetentes Expertenwissen. Er vermittelt ihnen die Technik, die Kniffe, gleichzeitig auch die nötige Gelassenheit und Ruhe, sich künstlerisch dem Stammholz zu nähern. Er schlendert über die Festwiese, gibt seinen Rat und sein Expertenwissen weiter, wenn er gefragt wird. Gerade diskutiert er mit den Teilnehmern Norbert Baumeister und Bernd Koch, die beide einen Tisch kreieren, der eine aus Zedernholz, der andere aus einer dicken Eiche. Eine Bleistift-Skizze lehnt an einem Baumstumpf. “Riechen Sie mal, wie das Zedernholz duftet“, fordert Norbert Baumeister auf. Tatsächlich. Unverwechselbar. Sie riechen nach Zedernhölzern in Omas Kleiderschrank Zedernhölzer, die die Motten fernhalten sollten. 
 
Eine schlanke Taille soll er bekommen, der Tisch von Norbert Baumeister. “Mein lieber Scholli, das ist aber ´ne Nummer“, kommentiert ein Besucher, der Norbert Baumeister bei seiner künstlerischen Arbeit über die Schulter schaut. Lachend antwortet er: “Ja, da haben Sie Recht. Ich komme nur sehr langsam zum Ziel. Man braucht eine körperliche Fitness, um diesem Stammholz eine Form abzuringen. Axt und Säge kenne ich bisher nur zum Zerkleinern, nicht zum Gestalten. Schauen Sie, dieser Ast hier. Ich gebe der natürlich verlaufenden Maserung eine besondere Bedeutung, indem ich sie herausarbeite“, erklärt Norbert Baumeister dem interessierten Besucher. 
 
Franz Schröger, der Kursleiter kommt hinzu und bringt sich in das Gespräch ein: „Das ist ein Prozess, der sich ganz allmählich entwickelt. Wir betreiben hier 'Bildhauerisches TaiChi' und 'Werkzeug-Akrobatik', sagt Franz Schröger und alle lachen. „Ich habe einen besonderen Bezug zum Eichenbaum. Die Eiche hat was Beständiges.“ Ihm geht es um Reduktion, denn in der Einfachheit liegt die Essenz. „So ein Stammholz hat Präsenz. Die Stämme könnten auch einfach unbearbeitet hingelegt werden. Sie wirken durch sich selbst. Die Eiche ist erlebbar. Meine Devise ist: Es geht darum, einen sinnvollen Rhythmus zu finden, um durchzuhalten. Es ist ein Wechselspiel von Anstrengung und Entspannung.“ Zustimmendes Kopfnicken in der Runde der Teilnehmer. Das war das Schlüsselwort für das Einläuten der ausgedehnten Mittagspause im Schatten einer dicken Eiche. 

© Text und Foto: Marita Gerwin
Quelle: MOSAIK- Das Kunstsommer-Magazin in Arnsberg
Das MOSAIK-Magazin zum Durchblättern finden Sie unter folgendem Link:
http://bit.ly/MOSAIK-KunstsommerMagazin

Sonntag, 19. August 2012

Gastbeitrag aus Arnsberg: Gartenmöbel selbst bauen von Marita Gerwin

Möbelobjekte aus Stammholz im Kunstsommer von Marita Gerwin

Hier ist Muskelkraft gefragt! (Foto: Marita Gerwin)


Gelernt ist gelernt
Gelernt ist gelernt (Foto: Marita Gerwin)
Ela und Frank Feldmann aus Neheim suchen und finden im Arnsberger Kunstsommer etwas Neues, was sie im Urlaub gemeinsam ausprobieren können. Sie besuchen den Workshop „Möbelobjekte aus Stammholz“ unter der Leitung von Franz Schröger.

Ela mit pinkfarbenen Ohrringen, die langen blonden Haare dekorativ zu einem Pferdeschwanz gebunden, betrachtet selbstkritisch ihr Werkstück. Auf die Frage, warum sie sich ausgerechnet für diesen kräftezehrenden Workshop entschieden hat, antwortet sie völlig entspannt und gut gelaunt: „Ich habe eine ganz besondere Affinität zum Werkstoff Holz. Nach meiner Ausbildung zur Tischlerin habe ich mich einige Jahre mit der Möbel-Restauration beschäftigt. Die Schweißperlen fließen, aber wir sind beide happy!“, schwärmt Ela. Sie zwinkert Ihrem Mann ein Auge zu. Er lacht. Anschließend wendet sie sich wieder konzentriert ihrem Werkstück zu. Ele Feldmann lässt sich in ihrem kreativen Schaffensprozess nicht stören. Ihr Mann Frank, ist ebenfalls voller Tatendrang. Er ist mit einem weißem Muskelshirt, einer Cargo-Hose und derben Schnürschuhen bekleidet. Seine Nase ziert eine fesche Sonnenbrille. Er hackt und hackt und hackt. Seine kräftigen Axthiebe prasseln auf das Werkstück ein. Die Konturen der Skulptur, ein mächtiger Garten-Stuhl mit einer hohen Rückenlehne, hat Frank Feldmann bereits fein säuberlich herausgearbeitet. Die Holzstücke fliegen durch die Luft. Er strahlt eine innere Zufriedenheit aus. Mit seinen Händen und den wenigen ursprünglichen Werkzeugen, wie die Axt und die Bügelsage, hat er dieses kunstvolle Möbelobjekt aus einem Stammholz geschaffen. Frank Feldmann spricht es nicht aus. Aber man denkt, er sagt: „Dich bezwinge ich mit meiner Muskelkraft. Wart's nur ab!“. Er scheint einen inneren Dialog mit seinem Kunstwerk zu führen. Er strahlt eine körperliche Fitness aus, die beeindruckt.

Josef Feldmann, Elas Vater, besucht heute seine erwachsenen Kinder auf der Festwiese. Seine Begeisterung spricht Bände. Stolz ist er auf die Leistungen seiner Kinder. Sie fachsimpeln über verschiedene Bearbeitungstechniken, über Kniffe und Tricks, wie man kräftesparend das Stammholz bezwingen kann. Es scheint so, als jucke es ihm in den Fingern. Man hat das Gefühl, zu gern würde er selbst Hand anlegen und die Axt und Säge schwinge. Als Frank Feldmann für einen Moment eine kurze Verschnaufpause einlegt, greift Josef Feldmann zum Stechbeitel und zum Holzklöppel und langt kräftig hin. Klack, klack, klack, so dass die Fetzten fliegen. Das Werkstück ächst unter seinen kraftvollen Schlägen. Frank Feldmann dreht sich blitzschnell um und ruft ihm zu: „Lass mir auch noch was!".  Er sagt es nicht, doch man denkt sich den Satz dazu „Das ist meins und bleibt meins“. Mit einem Augenzwinkern legt Josef Feldman die Werkzeuge zurück, nimmt seine Tochter in den Arm und strahlt übers ganze Gesicht. 

Das Magazin zur Veranstaltung auf http://kunstsommer.blogspot.de