Leibchen und Mieder
Hilf Himmel, da fällt mir mein Leibchen ein,
stets juckend, mit langen Strumpfbändern,
verhasste mir einst mein Mädchendasein,
und tragen von engen Gewändern.
Heut trag ich nur Haut, sonst gar nichts am Leib,
hass alles was mir ist zu bieder,
verschaffe mir Lust und nehme mir Zeit
trag manchmal sogar wieder Mieder!
Ach Liebling, was nun, Du sehnst Dich zurück,
als Frauen die Röcke keck lüpften,
die Männer urwild und doch auch ganz weich,
bis rein in das Spitzenteil schlüpften?
Gefallen soll’s Dir, genau wie dem Kerl,
der lebte vor vielhundert Jahren,
das Strumpfband zerschnitt, das Leibchen zerriss,
sie zog an den zopfigen Haaren.
Nun tut es mir leid, ich bin nicht bezopft,
doch öffne ich gern Dir mein Mieder,
besteig rasch das Pferd, vergnüg Dich gar sehr,
wenn Du magst, komm morgen halt wieder.
(c) Ute AnneMarie Schuster (aus: Zartlieblich will ich Dich berühren)