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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 29. Mai 2013

Dichterhain: ABSCHIED von Rainer Maria Rilke



ABSCHIED

Irgendwo blüht die Blume des Abschieds und streut
immerfort Blütenstaub, den wir atmen, herüber;
auch noch im kommendsten Wind atmen wir
Abschied.

Rainer Maria Rilke

Sonntag, 19. Mai 2013

Dichterhain: LIED von Rainer Maria Rilke




LIED  (DU NUR, DU)

Du, der ich's nicht sage, daß ich bei Nacht
weinend liege,
deren Wesen mich müde macht
wie eine Wiege.
Du, die mir nicht sagt, wenn sie wacht
meinetwillen:
wie, wenn wir diese Pracht
ohne zu stillen
in uns ertrügen?

Sieh dir die Liebenden an,
wenn  erst das Bekennen begann,
wie bald sie lügen.

Du machst mich allein. Dich einzig kann ich vertauschen.
Eine Weile bist du's, dann wieder ist es das Rauschen,
oder es ist ein Duft ohne Rest.
Ach, in den Armen hab ich sie alle verloren,
du nur, du wirst immer wieder geboren:
weil ich niemals dich anhielt, halt ich dich fest.

Rainer Maria Rilke
aus den "Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge"

Freitag, 19. Oktober 2012

Ankes Fundstücke: DER TOD DER GELIEBTEN von Rainer Maria Rilke









DER  TOD DER GELIEBTEN

Er wußte nur vom  Tod, was alle wissen,
daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,

hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, daß sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:

da wurden ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt, er ließ die andern reden

und glaubte nicht und nannte jenes Land
das gutgelegene, das immersüße —
Und tastete es ab für ihre Füße.


Rainer Maria Rilke

Dienstag, 21. August 2012

Gedichteklassiker: DIE DINGE SINGEN HÖR ICH SO GERN von Rainer Maria Rilke








   













DIE DINGE SINGEN HÖR ICH SO GERN

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott.
Sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: Sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.

Rainer Maria Rilke

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Zum 84. Todestag von Rainer Maria Rilke

Dezember bedeutet nicht nur Adventszeit, Weihnachtskitsch oder ernsthafte Besinnung, Konsum und christliches Fest zur Geburt Jesu, sondern auch und für viele dominanter, ein Monat, der Anfang und Ende eines großen Dichters beschreibt: Rainer Maria Rilke.
Am 4. Dez. 1875 geboren und am 29. Dez. 1926 im Alter von nur 51 Jahren an Leukämie gestorben, hat Rilke Tausende von Gedichte, etliche Erzählungen und einen Roman verfasst. Mit einer unendlichen Tiefe und hochkarätiger Spiegelkraft in psychischen und existenziellen Dingen hat der Dichter unzählige Meisterwerke geschaffen. Er war ein Fan u.a. von Auguste Rodin, Paul Cézanne und Paul Valéry.



Im Band 30 der Blätter der Rilke-Gesellschaft, erschienen 2010 beim Wallstein-Verlag, findet der Leser wertvolle Artikel zu Rilkes Aufenthalt in Paris 1920 und sein letzter dort im Jahr 1925. Seine Wahrnehmung von Flächen, Oberflächen und Tiefen, die er bei Rodin und Cézanne verwirklicht sieht und auch seinen Stil prägen, wird einem zum Beispiel im Beitrag von Karin Winkelvoss: "Vom Sehen-Lernen zum Herz-Werk. Pariserfahrungen und Weltinnenraum" deutlich klar gemacht. Ein anderer Schwerpunkt des Bandes sind die "Neuen Gedichte", die zwischen 1903 und 1908 entstanden. Eine sehr gelungene Einführung finden wir bei Jörg Neugebauer: " 'Auch noch das Entzücken wie ein Ding auszusagen.' Was sagt einem heutigen Lyriker Rilkes Poetik der Neuen Gedichte?" Alle Beiträge bringen interessante Perspektiven und Details, kunstgeschichtliche und historische Zusammenhänge zur Sprache. Der Leser möge selbst entscheiden, was ihn anspricht...

An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf das Rilke-Projekt von Schönherz & Fleer hinweisen, deren Limited Edition 2009 (Sony) mit 3 CDs und Dutzenden Gedichten von Rilke in Liedform und auf Lesekarten eine ebenfalls wirklich gelungene Anschaffung neben der aktuellen "Weltenweiter Wandrer" (2010) darstellt. Rilke verspielt, verpoppt, verrappt, von Nina Hagen und Xavier Naidoo zelebriert, von Mario Adorf und Sir Peter Ustinov seriös vorgetragen. Auch Udo Lindenberg entdeckt den "geilen" Dichter und präsentiert uns ein Gedicht. Ein tolles Projekt, das mit abwechslungsreicher, stilvoller Musik Rilke so modern zeigt, wie er immer schon war... Seine Zeitlosigkeit wird von alle Musikgenres getragen und transportiert. Rainer Maria Rilke fasziniert uns immer wieder aufs Neue.
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Freitag, 29. Oktober 2010