Auf ihrem langerwarteten, ersten gemeinsamen Album A Clear Midnight: Kurt Weill In America zelebrieren die Pianistin Julia Hülsmann und der Sänger Theo Bleckmann unbekanntere Werke Kurt Weills (den ”Unsung Weill”) genauso wie die beliebtesten Songs des Komponisten, darunter “Mack The Knife”, “Speak Low” und “September Song“. Dazu stellen sie auch Julia Hülsmanns Vertonungen von Walt Whitman, zu dem Weill eine besondere Affinität empfand.
Anders Jormins neues schwedisch-japanisches Projekt bringt mit dem Album Trees of Light die völlig unverwechselbare Stimme und das Saitenspiel von Lena Willemark zurück in den Kosmos von ECM (es ist ihre erste Mitwirkung an einem ECM-Album seit mehr als einer Dekade), gleichzeitig wird Koto-Spielerin Karin Nakagawa eingeführt. In ihrer gemeinsamen Musik bilden die klassische japanische Tradition und die schlichten, archaischen Klänge der Koto, vereint mit Jormins kraftvollen Bass-Improvisationen, einen einzigartigen Kontext für Lenas gesungene Gedichte, die in ihrem heimatlichen Dialekt Äldalisch vorgetragen werden. Die Veröffentlichung dieses Albums voller zeitgenössischer Musik mit tiefen Wurzeln wird von zehn Konzerten in Schweden begleitet.
Savina Yannatous viertes ECM-Album Songs of Thessaloniki ist eine faszinierende Hommage an die Heimatstadt ihrer BandPrimavera en Salonico, die tief in die reiche und komplexe Geschichte Thessalonikis eintaucht. Einst im Volksmund als das Jerusalem des Balkans bekannt, war Thessaloniki Heimat einer ganzen Reihe unterschiedlicher Kulturen, Religionen und ethnischer Bevölkerungsgruppen. Griechen, Juden, Türken, Bulgaren, Serben, Armenier, Mazedonier und Pontosgriechen haben am vielfältigen Leben der Stadt teilgehabt. Yannatou gibt ihnen allen eine Stimme und wirft sogar ein irisches Lied über Saloniki in dieses vielsprachige Programm.
Der Trompeter Mathias Eick unternimmt in den melodiösen Eigenkompositionen auf Midwest eine imaginäre Reise von seinem norwegischen Heimatdorf Hem bis in die Ebenen von Dakota im Mittelwesten der USA. Tausende Norweger waren im 19. und frühen 20. Jahrhundert über den Atlantik in den Mittelwesten gereist – und brachten dabei ihre heimatliche Musik mit. In einer ähnlichen Geisteshaltung re-integriert Eick, ein stark vom nordamerikanischen Jazz beeinflusster Improvisator und Komponist, hier die Farben und Texturen der Folkmusik seiner Heimat in seine neugeschaffenen Stücke. Sein Partner in der Frontline dieses Quintetts ist der Geiger Gjermund Larsen, dessen stilistische Wurzeln in der norwegischen Folktradition liegen.
Das Giovanni Guidi Trio spielt Jazz von ungewöhnlicher Originalität und voll tiefer Reflexion. Auf ihrem zweiten ECM-Album This Is The Day setzen der italienische Pianist Guidi, der US-amerikanische Bassist Thomas Morgan und der portugiesische Schlagzeuger João Lobo fort, was 2011 auf ihrer Aufnahme City of Broken Dreams begonnen hatte – mit nachdenklichen, abstrakten Balladen, die vor innerer Spannung schillern. Das Repertoire stammt größtenteils aus Guidis Feder, umfasst aber auch den Standard “I’m Through with Love”, sowie “Quizás, quizás, quizás”, ein Stück des kubanischen Songwriters Osvaldo Farrés, das Jazzhörer vor allem in der Version von Nat King Cole kennen, und schließlich João Lobos „Baiiia“.
Der auf Sardinien geborene Trompeter Paolo Fresu und der aus dem italienischen Fermo stammende Bandoneon-Spieler Daniele di Bonaventura ließen die Tiefe ihres gegenseitigen musikalischen Verständnisses bereits 2010 auf ihrem Album Mistico Mediterraneo, einer Zusammenarbeit mit dem korsischen Vokalensemble A Filetta, erkennen. Im Duo leuchten sie nun auf In maggiore ein sehr breites musikalisches Spektrum aus, darunter eigene Balladen, Improvisationen, ein Thema aus Puccinis La Boheme, liturgische Musik, Stücke des legendären chilenischen Songwriters Victor Jara, Musik des neapolitanischen Komponisten Ernesto de Curtis, „O que sera“ aus der Feder des Brasilianers Chico Buarque und mehr.
Wolfgang Rihms Et Lux ist ein verheißungsvolles und zeitloses Werk für Vokalensemble und Streichquartett, hier eingespielt vom belgischen Huelgas Ensemble und dem deutschen Minguet Quartett (beide Gruppen haben viel mit dem Komponisten zusammengearbeitet).
2009 komponiert, erscheint Et Lux vergangenen Jahrhunderten zu entstammen und reflektiert die musikalischen Prozesse, die es geformt haben, darunter das Ritual des Requiems: „Was wir hier haben, ist nicht erinnerte Musik, sondern Musik, die sich erinnert.“ Gerhard Rohde pries nach der Uraufführung in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ die gegenseitige Durchdringung musikalischer und sprachlicher Elemente in diesem Werk. Die vorliegende Aufnahme wurde im Februar 2014 in Antwerpen eingespielt und von Manfred Eicher produziert.
András Schiff gilt seit langem als einer der großen Interpreten des Werks von Franz Schubert. Er hat schon immer die Auffassung vertreten, Schuberts Musik gehöre zum Bewegendsten, das jemals komponiert wurde. Er unterstrich diese These Ende der 1990er Jahre mit seiner Einspielung von Schuberts C-Dur-Fantasien für ECM New Series – und tut dies nun erneut mit einer bemerkenswerten Aufnahme: Darauf werden zwei Schubert-Sonaten, die „Moments musicaux", die vier Impromptus D 935, die "Ungarische Melodie" und das Allegretto in c-Moll auf einem historischen Fortepiano gespielt.
Für Cantante e tranquillo entwickelten Manfred Eicher und Keller-Quartett-Gründer András Keller ein sorgfältig austariertes Programm ausschließlich aus langsamen Sätzen. „Wir gingen zusammen die Aufnahmen durch, die wir im Lauf der letzten zwanzig Jahre gemacht hatten“, sagt Eicher, „stellten Werke aus unterschiedlichen Epochen einander gegenüber und entdeckten dabei Korrespondenzen des musikalischen Ausdrucks zwischen Komponisten aus der Vergangenheit und Gegenwart.“ Man entschied sich, als konzeptionellen Rahmen für das Projekt die langsamen Sätze aus Beethovens Op. 130 und 135 einzuspielen, dazu neue Kurtág-Aufnahmen zu stellen, und ältere wie neue Interpretationen von Knaifel, Ligeti und Bach in das Album zu integrieren. Wolfgang Sandner schreibt dazu in den Liner Notes: „Ein wehmütiger Charme liegt über dieser gesamten Aufnahme von Stücken, die nicht zusammen komponiert wurden und doch wie für einander bestimmt zu sein scheinen.“