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Mittwoch, 26. September 2018

Kriminalität: Rechte Gewalt richtet sich hauptsächlich gegen "Fremde" und verwendet verstärkt Schusswaffen


Rechte Gewalttaten sind im vergangen Jahr laut aktueller Statistik zwar zurückgegangen, befinden sich aber immer noch auf hohem Niveau. Wie die Grafik zeigt, liegt das maßgeblich an Gewalttaten, die sich gegen Personen richtet, die als fremd empfunden worden sind – gegenüber 2013 verzeichnet die Statistik hier ein Plus von rund 63 Prozent. Rechte Gewalt gegen Linksextremisten, gegen sonstige politische Gegner und antisemitisch motivierte Gewalttaten waren hingegen rückläufig.



Infografik: Rechte Gewalt richtet sich hauptsächlich gegen




Rechtsradikale greifen am häufigsten zur Schusswaffe

Oft wird das Gewaltpotential von rechts und links in der Extremismusdebatte gleichgesetzt. Während sich an beiden Enden des politischen Spektrums ohne Frage gewaltbereite Personen finden, unterscheidet sich die Art der Gewalt Links- und Rechtsextremer stark. Politisch motivierte Straftäter auf der linken Seite greifen oft staatliche Institutionen an, bei den am häufigsten verzeichneten Delikten handelt es sich also um Sachbeschädigung, Landfriedensbruch und Widerstandsdelikte. Rechtsextreme greifen zumeist direkt Personen anderer Herkunft oder politischer Gesinnung an, das spiegelt sich ebenfalls in der Art der begangenen Delikte wider.

Anschläge mit Schusswaffeneinsatz sind in den meisten Fällen ein Mittel der Rechten Szene, wie aus einer kleinen Anfrage der Fraktion DIE LINKE an den Bundestag hervorgeht. 144 der vom BKA seit 2001 gezählten 196 Anschläge mit Schusswaffen wurden demnach in das Täterspektrum am rechten Rand eingeordnet, dem gegenüber stehen 33 Einträge im Phänomenbereich links. Täter mit religiösen und ausländischen Ideologien werden erst seit 2017 gesondert gezählt, zusammen mit nicht zuordenbaren Fällen, liegt die Zahl der Anschläge mit Schusswaffeneinsatz jenseits von rechts und links bei 19. 


Infografik: Rechtsradikale greifen am häufigsten zur Schusswaffe | Statista

Mittwoch, 22. Mai 2013

Wie war's bei "Bitchfresse - Ich rappe, also bin ich" in Mannheim?


Fotos: Christian Kleiner


"Bitchfresse - Ich rappe, also bin ich", dieser krasse Titel völlig im Kontrast zu Descartes' Erkenntnis "cogito ergo sum" und die Infos vom Nationaltheater Mannheim haben mir es angetan. Der ganze Sex-, Crime-, Drugs-, Rap-Zirkus mal auf der Bühne, das muss man sich doch einmal anschauen. 

Wie viele Jugendliche, vor allem aus "schwierigen" Familien, sozialen Brennpunkten, mit Migrationshintergrund oder mit anderer Hautfarbe, sind extrem von dieser Welle befallen, und das schon über 20 Jahre. Rap geht eher zurück, Hiphop, Dance, House, Clubbing, Dubbing begeistert die Jugendlichen ... aber dennoch, Hunderttausende von Jugendlichen wurden dadurch geprägt. Die Ichdefinition wird zwar nicht mehr über das aufklärerische Denken als etwas Besonderes bewerkstelligt, aber das Erleben eines selbst, das Sichspüren und -erkennen findet logischerweise immer noch statt, allerdings völlig entgleist. Nicht die philosophische Anstrengung, sondern der völlige Körperbeherrschung erfordernde Vergewaltigertanz in allen Facetten, das Körpererlebnis, der Traum vom ungebremsten Sex, enthemmt, ohne Limits, besungen und verehrt, am besten mit Drugs und weiteren Ichwahrnehmungsverstärkern wie Tattoos, Piercings am ganzen Körper, vor allem an den delikaten Stellen, Gewalt und emotionalem Outburst im Fluch und Gossenschrei stehen im Vordergrund.

Matthias Thömmes (MT) und Sascha Tuxhorn (ST) brachten in ihrer 50. Aufführung am 17.05.2013 im Werkhaus/Studio des Nationaltheaters Mannheim ein lebhaftes, witziges, karikierendes Bild von der Seelenlage der Rapper auf die Bühne. Das Stück wurde von Robert Teufel (Regieassistenz) inszeniert und zu einem lustigen Potpourri der Rappereitelkeiten.

Die beiden Schauspieler spielen mal das klassische Türkenduo mit Slang, Gockelgehabe und Beschimpfungen (Mutterficker), mal den Showmaster Kerner (konfus, aufgeregt, autoritär ST) mit Bushido (komplett kriminell orientiert, schön scheinheilig MT) und Sozialarbeiter Stohjahr (servil MT) in der Sendung, mal Bushido und die CDU-Abgeordnete Stefanie Strasburger im Gespräch (aufgeschlossen, aber konsequent ST), mal Hannelore Elsner als Mutter von Bushido in der Verfilmung (rührend ST). Dazwischen gelungene Musikeinlagen im typischen Rapper-Sound und Gesang. Wir kriegen's um die Ohren, das "Fick dich", Lutsch meinen Schwanz" und andere krasse Töne ... 


Die Kindheit wird mit einem Kinderkaraoke-Gerät aus China lebendig, Bushido hatte seine Mutter über alles verehrt, die ihren Sohn auch liebte. Mit 14 ran ans Dealen, später die Heimsuchung durch Drogenmafia, Konkurrenzdealer bei Muttern in ihrer Wohnung, alles verwüstet. Der kleine Bushido stemmt später ihre Verschuldung, so hat er es geschafft von Frankfurt-Rödelheim bis zum ausverkauften Konzert und Porsche für den Sommerausflug. Indizierte Lieder? Im Stück ist alles möglich: "Ab 18" interpretiert von MT und ST. Und was ist los? Die Gesellschaft und ihre Vertreter lehnen seine Texte als sexistisch, rassistisch, pornografisch, menschenverachtend ab. Dabei ist Bushido auch nur ein Mensch ... "Ich hab auch eine andere Seite!" Sein Größenwahnsinn, im Dienste einer Partei auf die Schüler zugehen zu wollen. Ein gelungener Marketingschachzug wird einfach nicht angenommen! Was bleibt ist der Egomane: "Ich bin ICH." Am Ende gar die Sendung mit der Maus verrappt ... Den frühen Zugang zum Kinde, schön erziehen hin zur Szene, zu Games, Drogen, Prostitution, Kriminalität, scheint wohl das Anliegen der Fighter aus dem Underground sein! Sei wie wir und kauf uns! Wir haben es gepackt.

Mittwoch, 25. April 2012

"Mexico - Ein Tag in Tijuana" von Marco Meissner

Die Sonne strahlt erbarmungslos vom Himmel herab. Staub weht sanft über den Asphalt des Highways. Tanzt spielerisch von links nach rechts und wieder zurück. Verheißungsvoll weisen die großen, grünen Schilder darauf hin, dass dies die letzte Ausfahrt ist vor der mexikanischen Grenze. Danach gibt es keinen Weg zurück. Noch habe ich die Wahl. Doch eigentlich ist die Entscheidung längst gefallen.
Schnell ist das Auto auf einem der „bewachten“ Parkplätze abgestellt. Im Gepäck nur das Wichtigste: Passport, Portmonee und Fotokamera. Immer dem Strom hinterher. Ich fühle mich schon hier wie ein Aussätziger. Doch ich habe den amerikanischen Boden noch nicht einmal verlassen. Bis hinüber nach Tijuana ist es noch ein Fußweg von ca. 10 Minuten. Die Leihwagenfirma verbietet es Mexiko mit ihren Fahrzeugen zu bereisen.
Zu groß ist das Risiko.
Ich habe keine Ahnung, wie groß mein Risiko ist. Doch schießen mir unweigerlich immer wieder all die Szenen aus den Hollywoodstreifen durch den Kopf, die mein Bild von Mexiko prägten. Gab es jemals einen Mexikaner, der keinen Verbrecher gespielt hat?
Ich bin umringt von Mexikanern. Flehentlich halte ich Ausschau nach Amerikanern, Europäern oder anderen Touristen. Doch Fehlanzeige! Ich bin das einzige Käsegesicht unter all den Sonnengegerbten um mich herum. Eine leichte Panik macht sich in mir breit. Ich werde diesen Ort nicht verlassen, ohne einmal einen Fuß auf mexikanischen Boden gestellt zu haben.
Ich halte Ausschau nach Grenzbeamten. Doch diese sind weit und breit nicht zu sehen. Der Weg führt durch ein Drehkreuz, ähnlich denen, die man aus öffentlichen Badeanstalten kennt. Auf der anderen Seite prangt ein Schild: Bienvenidos – Willkommen in Mexiko. Ehe man es realisiert, befindet man sich auf mexikanischem Boden. Kontrollfrei!
Nur noch ein paar Schritte. Raus aus diesem langen Pferch und man befindet sich in einer anderen Welt. Der Klang der Trompeten begrüßt dich aufs Herzlichste. Diese Welt ist bunt. Diese Welt ist so anders, als du sie ein paar Meter weiter zurück hinter dir gelassen hast. Und eben dies verunsichert doch sehr. Ich frage einen freundlich dreinblickenden älteren Herren, was ich mir hier ansehen sollte.
„Gehen Sie immer geradeaus. Bis zur Avenida de la Revolution. Dort sollte es sicher sein.“
Dort sollte es sicher sein? Es ist keine Angst. Doch es ist ein Misstrauen in einem Ausmaß, wie ich es noch nie zuvor gefühlt habe. Doch der Entdeckungsdrang ist stärker.
Alles ist verdächtig. Es zerreißt mir das Herz dem kleinen Mädchen mit den großen, braunen Kulleraugen nichts abzukaufen. Doch es muss sein. Hier in dieser abgelegenen Ecke werde ich meine Börse nicht herausholen.
Nun prasselt alles auf mich ein. Tijuana und seine Avenida de la Revolution erweisen sich als ein riesiger Basar. Es vergeht keine Sekunde, in der man nicht darauf angesprochen wird, ob man etwas kaufen möchte. Und mit jeder Sekunde wächst mein Misstrauen ins Unermessliche. Fluchtartig bahne ich mir meinen Weg die Straße hinauf. Vorbei an Wrestlermasken, Handtaschen, Geldbörsen, Vasen und allerlei anderem Tand. Mit der rechten Hand sichere ich mein Portmonee, mit der Linken meinen Pass. Meine Kamera hängt in Sichtweite vor meinem Bauch. Ich bin angespannt bis in die Haarspitzen und habe in meiner Hast keinen Blick für das wunderschöne Herz Tijuanas.
Ich komme mir vor wie in der Kulisse eines Roberto Rodrigez-Films, als ich das kleine Restaurant an der Ecke betrete. Ein Deckenventilator zieht gemütlich seine Bahnen. Auf den Tischen liegen rot-karierte Tischdecken und die Stühle davor haben ihre besten Tage längst hinter sich. Ich vertraue dem Kellner und bestelle seine Empfehlung. Dazu noch ein Maisbier. Das Essen ist fantastisch. Ich unterhalte mich lang mit dem Kellner und bestelle noch ein zweites Bier dazu. Und allmählich fällt all der Stress von mir ab. Als ich wieder auf die Straße trete, taucht die Sonne die eng aneinander liegenden Gebäude in ein sanftes Rotgold. Ich spaziere gelassen zurück zur Grenze. Genieße all die Aztekenfresken und das malerische Ambiente der bunten, etwas abgenutzten Geschäftshäuser.
Ich schäme mich für meine Vorurteile.
Ja! Die Menschen hier sind ärmer als irgendwo anders auf der Welt. Aber deshalb rauben sie dich nicht automatisch aus.
Und so schweift mein letzter Blick versöhnlich über die Häuserschluchten, als ich über die langgezogene Fußgängerbrücke wieder zurück Richtung USA marschiere. Ein wunderbarer Tag geht zu Ende. Auch die unzähligen Grenzbeamten, die mich nun erwarten und argwöhnisch meine Einreise begutachten, können mir jetzt nicht die Laune verderben.

Tijuana ist nur ein schwacher Abklatsch vom wahren Mexiko. Fernab von all seinen typischen Eigenarten und trotzdem oder gerade deswegen immer eine Reise Wert.

©Marco Meissner, Gladbeck
mmmarcomeissner@googlemail.com