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Mittwoch, 22. Mai 2013

Wie war's bei "Bitchfresse - Ich rappe, also bin ich" in Mannheim?


Fotos: Christian Kleiner


"Bitchfresse - Ich rappe, also bin ich", dieser krasse Titel völlig im Kontrast zu Descartes' Erkenntnis "cogito ergo sum" und die Infos vom Nationaltheater Mannheim haben mir es angetan. Der ganze Sex-, Crime-, Drugs-, Rap-Zirkus mal auf der Bühne, das muss man sich doch einmal anschauen. 

Wie viele Jugendliche, vor allem aus "schwierigen" Familien, sozialen Brennpunkten, mit Migrationshintergrund oder mit anderer Hautfarbe, sind extrem von dieser Welle befallen, und das schon über 20 Jahre. Rap geht eher zurück, Hiphop, Dance, House, Clubbing, Dubbing begeistert die Jugendlichen ... aber dennoch, Hunderttausende von Jugendlichen wurden dadurch geprägt. Die Ichdefinition wird zwar nicht mehr über das aufklärerische Denken als etwas Besonderes bewerkstelligt, aber das Erleben eines selbst, das Sichspüren und -erkennen findet logischerweise immer noch statt, allerdings völlig entgleist. Nicht die philosophische Anstrengung, sondern der völlige Körperbeherrschung erfordernde Vergewaltigertanz in allen Facetten, das Körpererlebnis, der Traum vom ungebremsten Sex, enthemmt, ohne Limits, besungen und verehrt, am besten mit Drugs und weiteren Ichwahrnehmungsverstärkern wie Tattoos, Piercings am ganzen Körper, vor allem an den delikaten Stellen, Gewalt und emotionalem Outburst im Fluch und Gossenschrei stehen im Vordergrund.

Matthias Thömmes (MT) und Sascha Tuxhorn (ST) brachten in ihrer 50. Aufführung am 17.05.2013 im Werkhaus/Studio des Nationaltheaters Mannheim ein lebhaftes, witziges, karikierendes Bild von der Seelenlage der Rapper auf die Bühne. Das Stück wurde von Robert Teufel (Regieassistenz) inszeniert und zu einem lustigen Potpourri der Rappereitelkeiten.

Die beiden Schauspieler spielen mal das klassische Türkenduo mit Slang, Gockelgehabe und Beschimpfungen (Mutterficker), mal den Showmaster Kerner (konfus, aufgeregt, autoritär ST) mit Bushido (komplett kriminell orientiert, schön scheinheilig MT) und Sozialarbeiter Stohjahr (servil MT) in der Sendung, mal Bushido und die CDU-Abgeordnete Stefanie Strasburger im Gespräch (aufgeschlossen, aber konsequent ST), mal Hannelore Elsner als Mutter von Bushido in der Verfilmung (rührend ST). Dazwischen gelungene Musikeinlagen im typischen Rapper-Sound und Gesang. Wir kriegen's um die Ohren, das "Fick dich", Lutsch meinen Schwanz" und andere krasse Töne ... 


Die Kindheit wird mit einem Kinderkaraoke-Gerät aus China lebendig, Bushido hatte seine Mutter über alles verehrt, die ihren Sohn auch liebte. Mit 14 ran ans Dealen, später die Heimsuchung durch Drogenmafia, Konkurrenzdealer bei Muttern in ihrer Wohnung, alles verwüstet. Der kleine Bushido stemmt später ihre Verschuldung, so hat er es geschafft von Frankfurt-Rödelheim bis zum ausverkauften Konzert und Porsche für den Sommerausflug. Indizierte Lieder? Im Stück ist alles möglich: "Ab 18" interpretiert von MT und ST. Und was ist los? Die Gesellschaft und ihre Vertreter lehnen seine Texte als sexistisch, rassistisch, pornografisch, menschenverachtend ab. Dabei ist Bushido auch nur ein Mensch ... "Ich hab auch eine andere Seite!" Sein Größenwahnsinn, im Dienste einer Partei auf die Schüler zugehen zu wollen. Ein gelungener Marketingschachzug wird einfach nicht angenommen! Was bleibt ist der Egomane: "Ich bin ICH." Am Ende gar die Sendung mit der Maus verrappt ... Den frühen Zugang zum Kinde, schön erziehen hin zur Szene, zu Games, Drogen, Prostitution, Kriminalität, scheint wohl das Anliegen der Fighter aus dem Underground sein! Sei wie wir und kauf uns! Wir haben es gepackt.

Freitag, 17. Mai 2013

Heute Abend in Mannheim: Bitchfresse (nach dem Song von Kitty Kat)


17.05.2013  I  20:00 Uhr  I  Nationaltheater Mannheim, Werkhaus
BITCHFRESSE - Ich rappe also bin ich 


EINE SZENISCHE SPURENSUCHE
Inszenierung Robert Teufel
Bühne und Kostüme Linda Johnke
Dramaturgie Katharina Blumenkamp / Jan-Philipp Possmann
Beats, Rhymes and Life – Hip Hop gilt als authentischer Ausdruck des harten Lebens auf Deutschlands Straßen. Aber im Rap-Business wird auch nur mit Papier bezahlt. Scheinbar harte Jungs werden mit Gangsterimage zu Ghetto-Rap-Superstars aufgebläht, und wollen doch nur ihrer Mama ein Haus kaufen – denn „Mama vertraut meinem Rap“. Das eigene Leben inszeniert zwischen Ghetto-Credibility, Gewalt und Geschäft. Eine szenische Spurensuche im Hip Hop; einer globalen Bühne des Pop, die Wirklichkeit schafft und in Szene setzt.
Robert Teufel, seit der Spielzeit 2009/2010 Regieassistent am Nationaltheater Mannheim, entwickelt mit den beiden Schauspielern Matthias Thömmes und Sascha Tuxhorn einen Abend, der sich mit Identitätskonstruktionen im Hip Hop beschäftigt und die Ergebnisse der Auseinandersetzung, auch musikalisch, auf die Bühne bringen wird.
Nicht für Zuschauer unter 14 Jahren geeignet!

Montag, 22. April 2013

Wie war's bei der Mannheimer Fightnight der Poetry Slammer im Nationaltheater?

Freitagabend, den 19.04.2013, plante ich ja eigentlich eine kleine Tour durch das Angebot des Nationaltheaters, beginnend mit der Fightnight Of The Arts (Poetry Slam) im Werkhaus und fortsetzend mit La Voix humaine, einer Monooper von Jean Cocteau im Tanzhaus ... Leider kam der Streik der öffentlichen Verkehrsmittel in Mannheim dazwischen und es wurde nur ein einteiliger Abend. Aber kein Problem. Die Dichter waren schwer am Arbeiten und es ist eine der kurzweiligsten Shows, die Leute zwischen 15 und 50 und älter immer lieber konsumieren, denn hier ist wirklich Können gefragt und Dichtkunst. Es wird auch geblödelt und ordentlich Nonsens verzapft, aber einige wunderbare lyrische Momente entschädigen den Ästhet wieder mehrfach. Wie es schmunzelnd hieß, ging der Wettstreit schon mehrfach unentschieden aus, so auch an diesem Abend.
 

Es traten Mannheim mit Phillip (Gewinner einiger Contests) in Vertretung von Nektarios Vlachopoulos (deutscher Poetry Slam Champion 2011) als Moderator sowie Sylvie Lebonheur und Tobias Krahlke im weiteren Team an, Marburg mit Bleu Broode (deutscher U20 Slam Champion 2008, Hessen Champion 2010) in der Moderation, Christian Offe und Maik Ruppart als Recken.

Die lyrischsten Moment konnten die Kurpfälzer Sylvie Lebonheur und besonders Tobias Krahlke vermitteln. Sylvi L. mit einem krassen Rap über den unvermittelt seine Freundin als Objekt benutzende Schwarze, der null Interesse an Emotionen und Vorspiel hat, Slip runter, Bluse hoch und rein in die Mitte, was sie ihm ordentlich um die Ohren haut: "Da wo du herkommst, stellt man die leere Popcorntüte ans Maisfeld" und wartet darauf, dass sie sich mit Mais füllt und die Erderwärmung Popcorn daraus macht. Und Tobias K. mit einer auffordernden Lyrik: "Im Morgengrauen werden wir mit brennender Geduld diese Stätte bestreiten" - empören wir uns, verändern wir die Welt, nicht die Steinewerfer interessieren uns, sondern die, die den Mensch wieder entdecken wollen. Sylvie heimste mit ihrem zweiten Auftritt in Englisch, einem leidenschaftlichen Poem, das sie gekonnt amerikanisierend vortrug, entscheidende Punkte für Mannheim ein, Tobias mit seinem Gedicht über die Stadt bei Nacht ebenfalls. Phillip nicht der geschmeidige Rollenwechsler und Genreaustauscher, aber beim Limerick wieder klasse.


Stark für Marburg der verpeilte WG-Bewohner und jugendliche Oblomov sowie in der Improvisation mit Stimmen, Genren und Vortragsvarianten überzeugende Christian Offe und Maik Ruppart mit seinem Woyzeck in 8 Fragmenten, den er im Countdown-Verfahren von hinten nach vorne vortrug,  Marie mit dem Schlagzeuger fremdgehen ließ. Beim Autorennenspiel beginnt der Knatsch, am Ende der Schrei Maries im Stadtdickicht. Bleu Broode mit seiner (am Ende schroff zurückgewiesenen) Liebeserklärung an seine Mathelehrerin - 2 x 3 = Sex - voller mathematischer Begriffe erotisch eingesetzt und extremer Lust auf die Lehrerin begeisterte die Zuschauer mit seinen Kaskaden "Ich will die Hypotenuse zwischen deinen Katheten sein (...) und dich im G-Punkt schneiden". Hier zeigt sich schon sehr viel Beweglichkeit und Eloquenz im Dichten. 


Schön gedichtet und alles gegeben, bis nach 23 Uhr "gekämpft" und erlöst auseinandergegangen. :-) Die Fightnight der Hirne, nicht der RTL-Showwrestler. Ich freue mich auf weitere Wettbewerbe, wo es wieder richtig zur Sache geht.

Donnerstag, 18. April 2013

Freitagabend im Nationaltheater Mannheim: The Fightnight of the Arts/Poetry Slam und La Voix humaine (Die menschliche Stimme)


19. April 2013, 20:00 Uhr  I  NT Mannheim, Werkhaus, Mozartstraße 11

The Fightnight of the Arts

SPOKEN-WORD UND SLAM-POETRY


Die erfolgreichsten Aktivisten der Poetry-Slam-Hochburgen Marburg und Mannheim schlagen sich fiese Pointen, ausschweifende Reimkaskaden und stumpfe Gegenstände um die Ohren! Es wird gelesen, gesungen und gelacht, improvisiert, karikiert und polarisiert. Nur eine Stadt wird übrigbleiben. Du bestimmst welche. Souverän durch den Abend stolpern wie immer Nektarios Vlachopoulos (deutscher Poetry Slam Champion 2011) und Bleu Broode (deutscher U20 Slam Champion 2008, Hessen Champion 2010).


19. April 2013, 21:30 Uhr  I  Tanzhaus Käfertal, Galvanistraße, Firmengelände Alstom, Tor 6 A

 
La Voix humaine (Die menschliche Stimme)


Francis Poulenc


Musikalische Leitung am Klavier Lorenzo Di Toro
Inszenierung Sebastian Bauer
Bühne und Kostüme Nora Lau
Dramaturgie Anselm Dalferth


Eine Frau, allein, verlassen von ihrem Geliebten. Sie telefoniert mit dem Mann, den sie noch immer liebt und versucht, das Geschehene rückgängig zu machen. Ihr Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung bleibt unsichtbar und ohne Stimme. Er erscheint in seiner Abwesenheit rücksichtslos, unbeteiligt oder bedrückend still. Es wird ein quälender letzter Abschied, bei dem die Frau alle denkbaren Zustände zwischen Ruhe und Verzweiflung, Hoffnung und Flehen durchlebt.

Die Textvorlage zu dieser Monooper stammt von dem französischen Schriftsteller Jean Cocteau. Im Jahre 1930 entwickelte er das Drama eines Gesprächs, in dem das Ende einer Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann aufwühlend verhandelt wird. Francis Poulencs Vertonung für Orchester und Singstimme wurde 1959 an der Pariser Opéra Comique uraufgeführt. Die Fassung für Stimme und Klavier, in der das Stück am Nationaltheater gespielt wird, stammt ebenfalls von dem Komponisten, der berichtet, es handele sich um eine wie »in Trance geschriebene Musik«.

La Voix humaine wird nicht in einer normalen Bühnensituation gespielt, sondern an einem besonderen Ort, der die Intimität und musikalische Eindringlichkeit der Situation unterstreicht.