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Mittwoch, 2. Oktober 2024

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #45: Es ist mir nicht Wurst

 























Wurstgesicht Foto: © Dominic Reichenbach © Artwork: Claus Piffl




Es ist mir nicht Wurst


Ich hab eine Neigung gegen Dinge zu sein, die ich nicht ändern kann.

Also den Klimawandel etwa. Mag ich nicht. Aber auch das Automobil. 

Wie schön wären doch unsere Städte, wenn nur jene Menschen ein Auto besäßen, die auch wirklich eins bräuchten. Also: Polizei, Feuerwehr, Rettung, Müllabfuhr und … sonst niemand.

Dafür öffentliche Verkehrsmittel im Zwei-Minutentakt, 24h Stunden lang. Und das auch auf dem Land. Gut, ich weiß, am Land, da geht alles langsamer. Da reicht dann auch ein drei-Minuten Takt. Oder vier. Oder zehn.

Von sowas träume ich. Völlig verrückt. Bin nicht ganz dicht.

Da sind sich alle Autohausbesitzer einig.

Aber ich träume auch noch von anderen Sachen, die völlig aus der Mode sind: Demokratie und Antifaschismus etwa.

Seit den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen weiß ich: Ich bin old school. 

Überhaupt ist es ja so, dass Überwachungskapitalismus a la Peking Ente und Chauvinismus mit russischer Seele jetzt total hip ist. Und beides kann man auf TikTok liken. Ja, aber ich mag’s nicht so.

Und was ich auch nicht mag, das ist der Donaudurchstich in Wien. Nein, das ist keine lebensgefährliche Messerattacke auf der Wiener Donauinsel, nein, der Donaudurchstich ist sozusagen die Donauinsel selbst. Also zuerst gab es den Donaudurchstich und etwa 100 Jahre später die Donauinsel.

Früher hat sich die Donau nämlich nach dem Durchfluss zwischen Leopoldsberg und Bisamberg verzweigt und viele kleine Inseln gebildet. Also nicht eine große Donauinsel. Sondern viele kleine Donauinseln. 

Das war schön, hat aber zu Überschwemmungen geführt.

Deshalb dann Donaudurchstich. Ganz gerade Donau. Zack. Hochwasser fließt vorbei. Nach Niederösterreich. Wo es hingehört. Effektiv, aber weniger romantisch.

Find ich schade.

Aber bin auch nicht immer so.

Manchmal bin ich aber auch für Klarheit. Transparenz. Ganz klare Trennungen.

Bei der Currywurst etwa.

Die wurde dieser Tage angeblich 75 Jahre alt. 

Und ich bin - trotz langjährigen Aufenthalts in Germanien… also äh… dem Altreich… nein… Piefkei… auch nicht, wie heißt das Land korrekt? Ach ja: Bei den Marmeladingern… kurz gesagt also: in der Bundesrepublik Deutschland - trotz dessen bin ich immer noch der Meinung, dass die Currywurst einzigartig ist.

Ja, sie ist nämlich das  a-b-s-o-l-u-t  Schlimmste, was man einer  Wurst antun kann. 

Denn die Wurst ist unter dieser Pampe überhaupt nicht mehr zu schmecken. Wer eine Currywurst anbietet, möchte die Wurst eigentlich zum Verschwinden bringen.

Kurz gesagt: Der Currywurstanbieter hat etwas zu verstecken.

Würste können Brüh- oder Bratwürste sein, unterschiedlich gewürzt, mit Knoblauch, mit Fenchel, aus Schwein, Esel oder vielleicht sogar aus Haustaube (wär zwar möglich, würde ich aber nicht essen). Es gibt ja auch schon vegane Wurst.

Die Wurst ist ein Kulturgut mit Charakter. Kann man mögen oder nicht. Manche mögen nur die eine und nicht die andere.

Ich kenn sogar Hard-Core-Vegetarier, die keine Kompromisse machen, außer bei dieser einen Wurst. Da werden sie schwach.

Die Wurst ist also ein Kosmos. Von langweilig bis langlebig, von würzig bis mild, lang und dünn, dick und kurz, oder umgekehrt… die Wurst gibt uns alles.

Kann man alles ausprobieren.

Außer natürlich die Kackwurst. Das ist die AfD unter den Würsten. Nicht einmal anstreifen bitte.

Aber die Würste, die man essen kann, sind großartig… wenn man sie lässt. Man kann natürlich auch Currysauce drüber knallen und alles schmeckt gleich. Eine kulinarische Beerdigung. Und dann gibt es nur noch eine Frage: 

„Currywurst? Mit oder ohne Darm?“

Das zeigt doch, wo die Currywurst in Wahrheit zuhause ist.

Aber unter dieser rotbraunen Pampe ist das ja egal. Denn es schmeckt alles nur noch nach Curry.

Es ist ein bisschen wie das BSW. Da schmeckt auch alles nach Wagenknecht. Und es weiß auch keiner, was da genau drinnen ist.

Und trotzdem streiten sich Menschen, wer die Currywurst erfunden hat. Ja, wer hat denn den Würsten im deutschen Sprachraum den Krieg erklärt? Das ist ja, wie als würde man sich streiten, wer die letzte Seekuh oder den letzten Dodo umgelegt hat.

Aber das ist eben Aufmerksamkeits-Kapitalismus: Du brauchst einen Alleinstellungsmerkmal und wenn es noch so abartig ist.

Und dann trägt man es stolz mit sich herum.

Bis es plötzlich nicht mehr so cool ist.

Dann will man es los werden. Was nicht immer so leicht ist.

Kürzlich hab ich etwa gelesen: 

„Diese Tattoos trägt heute niemand mehr.“

Und ich dachte mir: Doch. 

Nämlich all die Leute, die dem Artikel vor 10 Jahren geglaubt haben, der da hieß: „Diese Tattoos sind ein Must-Have!“

Ich bin lieber von vorn herein aus der Mode. Da kann ich in Ruhe gegen den Donaudurchstich sein. Muss auch keine Currywurst essen. Und träume von öffentlichen Verkehrsmittel, mit denen ich nach Thüringen fahre. Oder nach Sachsen. Und dort treffe ich Antifaschisten. Die gibt’s dort nämlich auch. Sind zwar aus der Mode, aber… egal.

Und dann essen wir sehr gute Bratwürste. 

Und ich tu meinen Senf dazu. Und sonst nichts.






Groebner Live:

Freitag 13.9. 

Frankfurt - Buchhandlung Buch&Wein „Quartalswaisen“ Groebners Vierteljahresrückblick


Samstag 21.9.

Wiesbaden - Theater im Pariser Hof - „ÜberHaltung“


Dienstag 24.9

München - Lustspielhaus „ÜberHaltung“


Donnerstag 26.9.

Hard bei Bregenz - Kammgarn „ÜberHaltung“


Sonntag 29.9. 

Frankfurt - Stalburg Theater „ÜberHaltung“

 

Alle Termine hier



Ab Freitag 13.9. als Download erhältlich. Groebners erstes Musik-Album „NICHT MEIN PROBLEM“ bei Monkey




Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 

Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 

Hier die jene für Deutschland: 

Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64

Sonntag, 21. Juli 2013

Männliche Models: Tony Ward




Ward of the State: Tony Ward, Artists' Muse, a group exhibition of works centered on shared muse, Tony Ward.
Called "male icon of the century" by Paris Vogue, Ward has been the subject of numerous photographers and designers, including Bruce Weber, Jim French, Steven Meisel, Herb Ritts, Ellen Von Unwerth, Karl Lagerfeld, Chanel, Dolce & Gabbana, Calvin Klein, and numerous others. Ward has also appeared in Madonna's book Sex, as well as in her hyper-sexualized music videos.
As a collective work of art, Ward of the State reveals Ward as the embodiment of ideals of masculinity, beauty, brutality, fashion, and sexual ambiguity.
Heath Daniels is at the Ward of the State opening night reception. Heath interviews contributing artists Robert Standish, Rick Castro, Michael Gregg Michaud, Jules Muck, Ray Turner, Maya Mercer, Estevan Oriol, and Paul Rusconi.
Curated by Robert Standish, the exhibition highlights a diverse collection of images by artists whose lives and careers have at various points been impacted by Tony Ward, as subject, muse and myth.



Donnerstag, 9. August 2012

Buchbesprechung: WIR VOM JAHRGANG 1968 von Angelika Diem

Angelika Diem, Lehrerin und Autorin von Kinderbüchern, und nun auch eines Jahrgangsbandes aus der österreichischen Reihe "Wir vom Jahrgang ..." beschreibt in ihrem reich bebilderten Buch den Jahrgang 1968. Die sympathische Bludenzerin aus dem Städtchen mit einer recht reizvollen Innenstadt, einem modernen und großen Wellness- bzw. Sporthotel und -center und Bergen, Bergen ... hat hier ein reich bebildertes und lebensnahes Buch vorgelegt, dass nicht nur zum baldigen 45. Geburtstag oder zum 50., 60. dieses Jahrgangs eine wahre Fundgrube ist, sondern auch für all die, die mal wissen wollen, was sonst noch 1968 passierte - außer den Nachrichten aus Politik und Gesellschaft. Nämlich bei denen, die den Staat Tag für Tag tragen: den Bürgern in ihren Haushalten bzw. Familien.
Hier greift sie in die eigene Fotokiste und packt alles aus, was typisch für ihre Entwicklung und die Zeit in Österreich war.


Erinnern Sie sich noch an Kasperl und Pezi, die immer mittwochs um 17 Uhr im Fernsehen ihre Späße machten? Haben Sie auch Elastisana-Unterwäsche und Twist-Röcke getragen und Filme mit Peter Alexander im Kino gesehen? Dann kommen Sie mit auf eine spannende Reise in die Vergangenheit! Lassen Sie sich in die ersten 18 Jahre Ihres Lebens entführen - in Ihre Kindheit und Jugend.
In diese aufregende Zeit fielen Ereignisse wie der erste Kindergartenbesuch, die Ein­schulung, neue Freundschaften, der Besuch einer weiterführenden Schule oder der Start ins Berufsleben, die erste Liebe oder der erste Urlaub weit weg von zu Hause - alles Ereignisse, die unser späteres Leben vielleicht stärker beeinflussten, als es uns in dem Moment bewusst wurde.
Tolle Fotos und Geschichten mitten aus dem Alltag lassen eigene Erinnerungen lebendig werden. Chronikleisten betten die persönlichen Erinnerungen in den zeitgeschichtlichen Kontext ein, und Themenkästen beleuchten spannende Sonderthemen und bieten zusätzliche Informationen.
Die 68er wurden alle in ähnlichen Kinderwägen herumgefahren, wünschten sich das gleiche Spielzeug, hörten später oft die gleiche Musik und sahen die gleichen Filme. Anhand der Autos, der Wohnungseinrichtung und nicht zuletzt der Kleidung können die Leser die Bilder ihrer Kindheit zeitlich sehr genau zuordnen und sehen mit Erstaunen, wie viele Gemeinsam­keiten sie mit Gleichaltrigen haben. Dasselbe gilt natürlich auch für andere Jahrgänge.
Wer an der nostalgischen Reise teilnimmt, wird viele Details aus seiner Kinder- und Jugendzeit wiedererkennen. Und an vielen Stellen auch sich selbst: "Ja, so war es damals! Genau, das haben wir zu Hause auch erlebt!"

Freitag, 29. Oktober 2010

Donnerstag, 29. Juli 2010

Buchvorstellung: Emilio Pucci




Emilio Pucci
Vanessa Friedman
Hardcover, 36 x 36 cm, 
416 Seiten
€ 150.00
ISBN: 978-3-8365-0736-3
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch
Durchblättern!

Auch erhältlich:



Pucci, Vintage Art Edition
Jedes Buch dieser auf lediglich 500 signierte und nummerierte Exemplare limitierten Vintage Art Edition besitzt einen Einband aus einem Original-Stoff von Pucci und wird durch vier Kunstdrucke nach Originalzeichnungen des Designers ergänzt.
ISBN: 978-3-8365-2487-2
Mehrsprachige Ausgabe: Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch
€ 600.00
Subskriptionspreis gültig bis 15. August!


Pucci, die wegweisende italienische 
Modemarke

Limitierte Auflage von 10.000 Exemplaren. 
Die Bucheinbände bestehen aus unter-
schiedlichen Originalstoffen von Pucci.
xl pucci 16covers



Emilio Pucci (1914-1992) besaß eine Leidenschaft für Frauen,
ein visionäres Stilempfinden und den Blick des Ästheten für
Farbe und Design. Mit diesen Talenten ausgestattet, schuf er
ein Modehaus der besonderen Art. In den frühen 1950er-Jahren
fanden sich betuchte Feingeister, Erbinnen und Leinwandstars
in seiner Boutique auf Capri ein, um dort seine "Capri-Hosen",
Seidenschals und luftigen Kombinationen zu erstehen. Ende
der 1950er trugen Jacqueline Kennedy und Marilyn Monroe
seine Kreationen und Mitte der 1960er-Jahre war das Label
synonym mit dem aufwendigen Lifestyle des internationalen
Jetset. Bis heute kann die Marke zahlreiche Stars zu ihren
treuen Kundinnen zählen – etwa Victoria Beckham, Elizabeth
Hurley und Kylie Minogue – und hat gerade ihren 60. Geburts-
tag gefeiert.

Die Geschichte von Pucci ist ein modernes Epos mit 

Wurzeln in der italienischen Renaissance: Der Schöp-
fer der Marke, Marchese Emilio Pucci di Barsento, 
war ein außergewöhnlicher, charismatischer Aristokrat, 
dessen Ahnenreihe in das 14. Jahrhundert zurückreicht. 
Dies ist die Geschichte einer Evolution; sie zeigt, wie aus 
dem Familienbetrieb mit einem winzigen Laden eine inter-
nationale Marke mit weltweit 50 Boutiquen (und einer 
Präsenz in 300 weiteren) wurde. Und es ist ein
Lehrstück der Innovation, denn Pucci war eine der ersten
Marken mit eigenem Logo und Vorreiter der Diversifizierung in
Wohnen, Sportkleidung und Accessoires. Frei fließende, leichte
Stoffe, Pop-Art-Designs und eine neue Farbpalette hielten
Einzug in die Damenmode, wobei man die Web- und Druck-
techniken beständig weiterentwickelte.

Mit Hunderten von Fotos, Zeichnungen und Schnappschüssen
aus dem Familienalbum illustriert, präsentiert der XL-Bild-
band die atemberaubende Eleganz und Dramatik dieser einzig-
artigen Marke. In ihrem lebendigen Text stellt Vanessa Friedman
die Leistungen Emilio Puccis in den Kontext der Modegeschichte
und bietet Einblick in die bemerkenswerte Pucci-Dynastie.