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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Freitag, 1. August 2014

August-Events in Saar/Pfalz/Lothringen/Luxemburg/Eifel/Mosel

Bach in Liebfrauen - Costum Tomaculum


  • Datum: 16.08.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Liebfrauenkirche
  • Ort: Trier

Peter Wackels großes Bierkönig Partyboot


  • Datum: 16.08.2014 - 12:00 Uhr
  • Location: Kölner Altstadtufer
  • Ort: Köln

Matan Porat, Klavier


  • Datum: 17.08.2014 - 11:00 Uhr
  • Location: Alte Synagoge
  • Ort: Schweich

Klavierabend Pavel Kolesnikov (Russland)


  • Datum: 17.08.2014 - 19:00 Uhr
  • Location: Kapuzinerkloster
  • Ort: Cochem

Die Blechbläser der Berliner Philharmoniker


  • Da tum: 21.08.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Abtei Sayn
  • Ort: Bendorf

The Addams Family 2014 - Broadway Musical


  • Datum: 22.08.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Zeltpalast
  • Ort: Merzig

Jazz-Recital Rainer Böhm (Deutschland)


  • Datum: 23.08.2014 - 19:00 Uhr
  • Location: Kapuzinerkloster
  • Ort: Cochem

Morgenstern-Trio

  • Datum: 24.08.2014 - 11:00 Uhr
  • Location: Kurfürstliches Palais
  • Ort: Trier

Chanticleer - Best of all


  • Datum: 24.08.2014 - 17:00 Uhr
  • Location: Kloster Machern
  • Ort: Bernkastel-Kues

Nachts im Museum


  • Datum: 28.08.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Rheinisches Landesmuseum
  • Ort: Trier

Six & Four


  • Datum: 29.08.2014 - 19:00 Uhr
  • Location: KulturGießerei
  • Ort: Saarburg

Traumzeit


  • Datum: 30.08.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Park Vierjahreszeiten
  • Ort: Losheim am See

Comedy Card


  • Datum: 31.08.2014 - 20:00 Uhr
  • Location: Gebläsehalle/Reithalle
  • Ort: Neunkirchen

Klavier-Matinee bei Cusanus


  • Datum: 31.08.2014 - 11:00 Uhr
  • Location: Cusanus Geburtshaus
  • Ort: Bernkastel-Kues

Montag, 21. November 2011

Regionales Kalenderblatt: Todestag von Schinderhannes





Der Schinderhannes war eine der bekanntesten Räuberfiguren im Hunsrücker, Mainzer und Frankfurter Raum. Er trieb sein Unwesen wohl bevorzugt zwischen Lahn, Main und Neckar im Rechtsrheinischen, Mosel und Pfalz links des Rheins. Im historischen Herrstein bei Idar-Oberstein finden alljährlich Schinderhannes-Tage statt.

Am heutigen Tag im Jahr 1803 vollstreckte die Guilloutine vor den Toren von Mainz unter den Augen von 40 000 Zuschauern die Todesurteile am Schinderhannes und seinen Kumpanen. Man sagt Johannes Bückler, gefürchtet als "Schinderhannes", nach, dass er nicht nur sehr brutal gewesen sei, sondern auch unbewegt dem Tod ins Auge sah. Mit seinen gerade 25 Jahren hatte er eine außergewöhnliche Bekanntheit erlangt. Bemerkenswert ist, dass seine Brutalität selbst seine Richter schockierte. Er war wohl sehr sadistisch veranlagt.

Die Spezialgerichte im linksrheinischen Raum wurden in dieser Zeit durch die Franzosen gegründet. Sie zogen die Strafprozesse an sich, sodass die Geschworenengerichte durch sie faktisch bedeutungs- und arbeitslos wurden. Das Mainzer Spezialgericht war ausschließlich für den Schinderhannesprozess zuständig. Richter und Anwälte verfügten über erstaunliches Vermögen (guter Verdienst, Bestechungsgelder, Schmuggelei, Kontakte zur "Unterwelt"), das sie mal mehr und mal weniger glücklich in Immobilien (versteigerte Nationalgüter) investierten. Oft war nicht klar, wer eigentlich der größere Lump gewesen sei ...

Am 24. Oktober 1803 eröffnete ein Spezialgericht im damals französischen Mainz die Hauptverhandlung gegen 68 Angeklagte. 173 Zeugen lud die Staatsanwaltschaft, 260 Zeugen die neun Verteidiger. 53 Verbrechen wurden Schinderhannes persönlich zur Last gelegt. Gäste aus ganz Europa sollen in Mainz geweilt haben und sich täglich um die 500 Eintrittskarten gestritten, deren Preise ständig stiegen und deren Erlös der Armenkasse zufloss. Ganze zwei Tage dauerte allein die Verlesung der Anklageschrift.



Am Nachmittag des 19. November zog das Gericht seine Mitglieder zur Beratung zurück, am 20. November verkündete das Tribunal das Urteil gegen 42 Angeklagte, überwies einen zuständigkeitshalber den Gerichten zu Saarbrücken und sprach 20 Personen frei. Schinderhannes und 19 Komplizen wurden mit der Todesstrafe bedacht. Kerkerketten und Zuchthaus erwarteten die anderen, Schinderhannes' Vater erhielt eine 22-jährige Kettenstrafe. Seine Frau Julchen Bläsius (die später einen Gendarmen heiratete und als Bürgersfrau starb) musste nur für zwei Jahre ins Zuchthaus.

Johannes Bückler alias Schinderhannes wurde 1778 als Sohn eines "Schinders", d. h. Abdeckers in Miehlen im Taunus geboren.Er begann seine Karriere als Hammeldieb, raubte des öfteren Lager aus und verkaufte die Beute dann an den Eigentümer zurück. Er konnte immer fliehen und suchte die Gebiete um Rhein, Main, Neckar, Lahn heim. Dennoch wurde er auch mal in Simmern (Hunsrück) 1799 eingebuchtet, entkam wieder, heiratete Julia Bläsius, lebte mit ihr ohne kirchlichen Segen zusammen. Er sammelte Kumpanen um sich, errichtete in Kellenfels, Hahnenbach und Birkenfels bewachte Lager zum Leben und Verarbeiten der gestohlenen Waren. Auf Anzeige von Dorfbewohnern überfiel die Bande angebliche (zumeist jüdische) Wucherer, Geldverleiher und Händler und konnte sich so wohl auch teilweise die Beliebtheit der Bevölkerung sichern. Einbruch, Raub, Diebstahl und Erpressung war das Tagesgeschäft, angeblich schonte er Verarmte. Heimgesucht von Schinderhannes gaben hier viele Menschen (meist jüdischen Glaubens) ihre Heimat auf und zogen in die Neue Welt. Er übte eine beachtliche Macht auf die Bevölkerung aus. Julchen, seine Frau, begleitete ihn in Männertracht, wenn sie nicht gerade woanders Kurzwaren oder Beute verkaufte.

Einer der berühmtesten Genossen des Schinderhannes war Johann Leiendecker, Schuhmacher, der viele der Raubüberfälle mitplante.Er konnte jedoch nicht verhaftet werden, weil er geflohen war.
Ab 1801 fing die Bevölkerung an, Widerstand zu leisten. Wüste Schießereien und nächtliche Straßenkämpfe sind überliefert. Im Frühling 1802 gab Schinderhannes auf. In Frankfurt wurde er 9 Monate vor seinem Tod verhaftet und an die französischen Behörden in Mainz ausgeliefert. Schinderhannes wollte seinen Kopf aus der Schlinge ziehen und sagte gegen eine große Zahl von Helfern aus. Allein es half nichts...

Heute wird gerne verkannt, dass er keinesfalls ein Robin Hood war, für den viele Menschen ihn halten. So kann man Schinderhannes keine "guten" Taten zuzuschreiben, die einen Vergleich rechtfertigen. Er war nur einer von vielen Verbrechern dieser Zeit, allerdings mit großem "Wirkungsraum" bzw. Tatgebiet. Ebensowenig war er ein Freiheitskämpfer, der sich für die Befreiung der linksrheinischen Gebiete von den Franzosen einsetzte.

Freitag, 8. Oktober 2010

Buchbesprechungen: Friedensreich Hundertwasser bei Taschen

Hundertwasser
691A IRINALAND ÜBER DEM BALKAN, 1972
© 2010 Hundertwasser Archiv, Wien
Friedensreich Dunkelbunt Regentag Hundertwasser ist mehr als ein Künstler. Er ist ein Kunsterschaffer, ein Weg- und Weltgestalter, ein Naturintegrierer, ein "Assistent der Bäume", wie er es selbst ausdrückte, denn Bäume verkörperten für ihn die Natur, und ihre Naturwüchsigkeit, ihre biologische Krummheit bei gleichzeitig graziler oder mächtiger Ebenmäßigkeit, stand für Schönheit. 
Seinen bürgerlichen Namen hatte er früh abgelegt. Er ersetzte das "Sto" durch Hundert, den Friedrich durch Friedereich, Friedenreich, schließlich Friedensreich und erschuf sich mit diesem Namen Weltruhm. Es kamen noch zwei andere Vornamen dazu: Dunkelbunt und Regentag.
Er, der einen umfassenden Kunstanspruch entwickelt hatte, eingebettet in die Ökologie, die Kybernetik der Abläufe, er, der alle Bereiche des Lebens gestalten und umgestalten wollte. Hundertwasser sah sich selbst sogar - wie alle anderen Menschen auch - in erster Linie dazu bestimmt, der Natur zu dienen, sie als Vorbild zu integrieren, außerdem Humus zu produzieren und zu Humus zu werden.


 Friedensreich Hundertwasser wurde am 15.12.1928 in Wien geboren und starb am 19.02.2000 auf der "Queen Elizabeth 2" mitten im Pazifischen Ozean. Er wurde, wie er es immer wünschte, nackt in seine für Neuseeland entworfene Koru-Fahne gehüllt, 80 cm unter der Erde unter einem Tulpenbaum auf Neuseeland, seinem gelobten Land, begraben.


Ich habe mir drei sehr aussagekräftige Bücher zu Hundertwasser ausgesucht, die alle sehr geeignet sind, sich mit dem Künstler auseinanderzusetzen. Um es hier gleich vorwegzunehmen: Die reiche und sehr gute Bebilderung lässt keine Wünsche offen. Beste Aufnahmequalität, zumeist bestechende Druckqualität (obwohl Printed in China), kaum Farbverfälschungen,Goldtöne ganz rein wie vergoldet, eine Augenweide. Die Bücher stammen alle vom Taschen Verlag und sind neu von 10 € bis 30 € erhältlich. Zwei wurden und werden mit Special Price anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von Taschen angeboten, und zwar die Darstellung von Wieland Schmied und die von Harry Rand. Die "Architektur" bewegt sich regulär um die 30 €. 

  
Wieland Schmied
Hundertwasser
1828-2000
Persönlichkeit, Leben, Werk
Köln 2009, 400 Seiten, Sonderformat, Hardcover
29,90 €, Taschen Verlag


In diesem sehr aufwändig und liebevoll im Sinne Hundertwassers gestalteten, für diesen Preis wirklich schon sehr opulenten Werk bekommt man einen fantastischen, sehr umfassenden Überblick über die Person und das Schaffen Hundertwassers. Leider ist das Schwarz als Hintergrundfarbe auf den Seiten sehr empfindlich und verkratzt sehr schnell.
Der Autor hat sehr viele Details aus dem Leben zusammengetragen, verbindet alles wunderbar mit den Schaffensperioden des Meisters, verzichtet nicht auf die  widersprüchlichen Seiten Hundertwassers. In sieben Kapiteln bringt uns Schmied Hundertwasser näher. Zunächst eine gekonnte Einleitung, die uns alles Wesentliche zum Künstler vermittelt, auch die Kehrseite des Erfolgs. Später die Anerkennung, internationaler Erfolg, der Hundertwasser nie in den Kopf stieg. Er blieb der immer schaffende Künstler, allzeit bereit mit seinem Malnotset aus Wasserfarben, Pinseln und Stiften Ideen festzuhalten.
In jedem weiteren Kapitel ein Stück mehr über den Künstler, zunächst die Anfänge, die Namensfindung, Wien, der Freund und Kollege Arnulf Rainer, der sich ganz anders entwickelte, die Naivität, Kindlichkeit im Blick, Ausdruck und in der Denkweise, die Farben und Titel der Bilder. Der Künstler im Aufbruch, auf dem Weg zu sich selbst.
Im 3. Kapitel die gesamten theoretischen Ansätze seine Grammatik des Sehens, das spektakuläre Verschimmelungsmanifest von 1958, vorgestellt in der Steiermark, München und Wuppertal. Es besagt, dass so wuchernd, sich ausbreitend und natürlich sich formend wie der Schimmelpilz unsere Architektur insgesamt, auch im Industriebereich sein soll. Keine Gerade, sondern immer das Organische und Vegetative - schöpferische Verschimmelung. Keine Diktatur und Zensur durch die Geometrie. Er ist darin ein radikaler Ökologe, der mit natürlichen Stoffen bauen möchte, Erdhäuser, Dachbegrünungen, Sonne, Licht, Wasser. Weiter die "Linie von Hamburg", 1959, wo Hundertwasser als Gastdozent an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste in Gemeinschaft mit Bazon Brock und Schuldt eine 10 km lange, spiralförmig ansteigende Linie in seinem Raum zeichnen wollte, was ihm nach 48 Stunden Laufzeit bereits untersagt wurde und zu einer Niederlegung der Gastdozentur führte. Seine "Brennesselaktion" in Paris, 1960, forderte die Zuhörer auf, als Zeichen der Solidarität mit Künstlern und Menschen  in schwieriger existenzieller Lage mit ihm eine Art Brennesselspinatsuppe zu essen, die die geforderte Autarkie von und Distanz zu Ausnutzung brächte. Berühmt wurden auch seine "Nacktreden" 1967 in München und 1968 in Wien, wo er nackt vor die Zuhörer trat und eine spontane Veränderung der Architektur durch den Wurf zweier mit Farbe gefüllter Eier an die Decke vollzog - ein Überraschungsauftritt anlässlich seiner Vernissage mit Skandalwogen in der Presse, da niemand mit Happening oder Spoantankunst vertraut war. Selbst das Polizeiverhör fehlte nicht, danach war die Aktion bei anderen Auftritten bekannt und ohne diese Auswirkung. Was wollte er damit erreichen? Es ging ihm dabei um die "dritte Haut", die Behausung des Menschen, die zweite ist die Kleidung. Er wollte damit auf die Wichtigkeit angemessener Architektur hinweisen, die wie eine dritte Haut sein soll, in der Nacktheit am besten erfahrbar - Natur in der Natur. Ebenso verwegen ist sein Schönheitsbegriff. Schöne Dinge sollen Hindernisse sein in der Wahrnehmung des allzu Glatten, Gefälligen, Fortschrittlichen. "Schönheitshindernisse sind nicht kontrollierte Unregelmäßigkeiten."    
[Anm. vom Hundertwasser Archiv für den Autor, auf Wunsch des Archivs von mir eingefügt:]   
Hunderwasser geht in mehreren Texten auf den Begriff „Schönheitshindernisse“ ein. „Fortschritt eher verhindern“ wird nicht thematisiert. Ein umfangreicheres Hundertwasser Zitat bietet eine aufschlussreiche Erklärung: „Wer kann Unregelmäßigkeiten gestalten? Der Mensch natürlich selbst, wenn er dazu fähig ist. Der Künstler. Aber am besten kann es die Natur. Es gibt keinen besseren Lehrmeister als die Natur. Nur die Natur schafft nicht reglementierte Unregelmäßigkeiten, wahrhafte Schönheitshindernisse. Man muß die Natur bewußt mitgestalten lassen an der Farbe. Das geht ganz einfach. Eine Wand braucht nur zu verwittern. Langsam verwittert sie, und es entstehen diese Bilder, die der Mensch gar nicht fähig ist, so schön und so perfekt zu gestalten.
(Hundertwasser, in: Farbe in der Architektur, 1981)“
oder
„Was wir jedoch dringend benötigen, sind Schönheitshindernisse. Diese Schönheitshindernisse bestehen aus nichtreglementierten Unregelmäßigkeiten. Und diese nichtreglementierten Unregelmäßigkeiten bestehen entweder aus Spontanvegetation oder aus der Kreativität des Einzelnen. Beides sind Schöpfungen, die sich gegenseitig ergänzen.
(Hundertwasser, in: Konkrete Utopien für die grüne Stadt, 1983)“
  
In der Folge positioniert Schmied Hundertwasser in der Tradition von Gustav Klimt, Egon Schiele, John Ruskins mit seiner Verehrung von Venedig und seiner Ornamentalik (Hundertwasser wohnte auch längere Zeit in Venedig), ferner Antoni Gaudi, Ferdinand Cheval, Rudolf Steiners Goetheanum und die Erd- wie Felsenhäuser in Nordafrika und auf Santorin. Wir erleben seine Malerei, seine Grafik, die er durch Varianten in den Auflagen individualisierte, seine Briefmarken und Nummernschilder, seine Nationalfahnen und Bibelillustration, erleben ihn als Umweltschützer. Eines seiner dringlichsten Projekte war die Humustoilette, die Bedeutung von Humusbildung = biologische Zerfallsprozesse erwähnte ich oben schon, die lediglich durch Belüftung und biologische Zersetzung funktionierte (wie man heute von unzähligen Versuchen in Ökogeländen weiß, geruchslos und zuverlässig). In Kawakawa, Neuseeland, durfte er 1999, 20 Jahre nach seinem Manifest "Scheißkultur - Die heilige Scheiße" in Pfäffikon am Zürcher See, eine öffentliche Toilette nach seinen Vorstellungen umgestalten, die heute noch Anziehungspunkt vieler Touristen ist.
Schließlich lernen wir Hundertwasser noch ausführlich als grünen und einfallsreichen landschaftsprägenden Architekten kennen. Sein Hundertwasserhaus in Wien, seine zahlreichen anderen realisierten Architekturprojekte, 23 in Deutschland und Österreich, sprechen eine so klare und angenehme Sprache, dass wir uns fragen, warum nicht verstärkt in diese Richtung gebaut wird. Alles unter dem Joch der Einsparungen, kantig, schachtelig, ungesund, ohne Grün. Bei Hundertwasser das Gegenteil. Schon seine Dachgärten sind eine Wucht, Spontanvegetation wird zu wachsender Naturlandschaft in luftiger Höhe und  verschafft den Menschen das Gefühl auf dem Land zu sein. So wollte er es immer haben, neben all den runden, farbigen und unregelmäßigen Schönheitshindernissen im Innern. Seine goldenen Kuppeln, nicht nur auf der Kirche in Bärnbach, sondern auch im Fernwärmewerk Wien oder an der Raststätte Bad Fischau, werden uns lange faszinieren. In Deutschland können wir in Plochingen, in Darmstadt, Frankfurt, Bad Soden, Essen, Uelzen (der Hundertwasser-Bahnhof wird von der Bahn gerade renoviert), Magdeburg, Wittenberg und im fränkischen Selb Meisterwerke seiner Baukunst entdecken.


Harry Rand
Hundertwasser
Köln 1993/2007, 200 Seiten, Großformat, Hardcover
9,99 €, Taschen Verlag

Einen deutlich kürzeren, aber ebenfalls sehr gelungenen Überblick über das Schaffen Hundertwassers bietet Harry Rands Darstellung. In einer gekonnten Collage aus Biografie, Stilentwicklung, Schwerpunkten, Ereignissen und Interviewteilen lernen wir Hundertwasser noch unmittelbarer kennen. Die vielen Original-Zitate erlauben uns ein authentisches Bild des Künstlers zu gewinnen. Sie lassen Hundertwasser lebendig erscheinen, geben uns Anlass, ihn neu zu betrachten und anders zu verstehen. Rands Zusammenstellung ist eine sinnvolle Ergänzung zu Schmieds Buch.


Angelika Taschen (Hrsg.)
Hundertwasser
Architektur
Für ein natur- und menschengerechteres Bauen
Köln 2006, 320 Seiten, Großformat, Hardcover
29,90 €, Taschen Verlag

Einen wiederum eigenen Zugang zum Werk verschafft diese vollständige Zusammenstellung aller architektonischen Projekte Hundertwassers. Wer nur seine Architektur genauer studieren will, findet hier sehr viele Möglichkeiten. Durch selbsterklärende Texte des Künstlers zu seinen Projekten, auch durch Reden, Anweisungen und Manifeste, lernen wir Hundertwasser als sehr engagierten  ökologischen Architekten kennen. Voller Hingabe und immer wiederkehrender Heraufbeschwörung der Natürlichkeit bettet er seine Projekte als Kleinodien in die Natur, schafft Augenfänge erster Klasse. Bei den Arbeiten zum Hundertwasserhaus in Wien ereigneten sich z.B. sehr häufig Auffahrunfälle, weil die Fahrer zu lange die Fassaden hinaufschauten. Schönheit als Hindernis, wie es Hundertwasser wünschte ... In reicher Bebilderung, aufwändiger Gestaltung und aussagekräftigen Texten erleben wir die Architektur Hundertwassers als eine hohe Kunst der fühlbaren Ästhetik der "Schönheitshindernisse".

Kunstevents: Friedensreich Hundertwassers Werke in Traben-Trabach und Stralsund - Ausstellungen noch bis 31.10.2010

Ausstellung in Traben-Trabach. Es handelt sich
bei diesen Gegenständen nicht um Hundertwasser-Werke,
sondern um diverse fremde Ausführungen.
foto: viereggtext

Traben-Trabach: Repräsentativer Auszug aus dem grafischen Werk sowie zahlreiche Dokumentationen der Architekturprojekte.

Friedensreich Dunkelbunt Regentag Hundertwasser
im Stadthaus Alter Bahnhof
Am Bahnhof 5
56841 Traben-Trarbach
Tel.: 06541 / 83980
Fax: 06541 / 839839 

info@traben-trarbach.de



Montag bis Freitag: 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr





Buchbesprechungen zu Hundertwasser bei viereggtext


Dekadentipp bis 2019 - Hundertwasser zu St. Jakobi in Stralsund
In der Kirche St. Jakobi, Stralsund, werden seit April 2009 bis 2019 jährlich zwischen April und Oktober wechselnd Originalgrafiken, Unikate, Plakate und Objekte von Hundertwasser gezeigt und Rahmenveranstaltungen dazu geboten. Das Projekt versteht sich als eine Verbindung von Kultur- und Sozialarbeit, möchte auf die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen aufmerksam machen und hat eine Art Hinweischarakter, den man sich auch an anderen Orten wünscht. Auch für Schulen als Ausflugsziel sehr interessant, es werden verschiedene hochaktuelle Hundertwasserthemen behandelt: Menschenrechte - Erhaltung der Schöpfung - Kreativität der Menschen - Farben - Wasser wertvoller als Gold - Hundertwasser-Gebäude. Dieses Jahr noch bis Ende Oktober!
Öffnungszeiten: täglich 11.00 Uhr - 18.00 Uhr
Eintritt: 7.50 € / 5.50 € (ermäßigt) / 1 € (Kindergruppen)

Kontakt: 03831/30 96 96

Mehr Informationen zu Hundertwasser in Stralsund hier!



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