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Dienstag, 7. Oktober 2014

Morgen in Mainz: SCHINDERHANNES. Nach dem Volksstück von Carl Zuckmayer


08.10.2014
Staatstheater Mainz, Kleines Haus
18:45 Uhr Einführung
19:30 Uhr Schauspiel


SCHINDERHANNES



Nach dem Volksstück von Carl Zuckmayer


Johannes Bückler, Räuberhauptmann aus napoleonischer Zeit, genannt der Schinderhannes,­ fasziniert bis heute. Filme, ­Romane und Lieder, ja sogar Biersorten wurden nach ihm ­benannt. Als Carl Zuckmayer 1927 sein Volksstück Schinderhannes herausbrachte, war er bereits ein ­gefeierter Dramatiker. In seiner Legende raubt Bückler als‚ Robin Hood aus dem Hunsrück‘ reiche Kaufleute aus und beschenkt arme Bauern. Als er sich in seinem Übermut sogar mit dem ­französischen Militär anlegt, wird seine Bande zersprengt. Er wird verraten, den Franzosen über­geben und – nach einer ­letzten Liebesnacht mit seinem geliebten Julchen – in Mainz geköpft. Es kommen 40.000 Zuschauer.

Hausregisseur Jan-Christoph Gockel und sein Team beschäftigen sich mit dem Heldenmythos Schinderhannes in einer projekthaften Erzählweise. Bücklers heute noch vorhandener Mythos ergibt sich vor allem aus dem Punkt, dass noch zu seinen Lebzeiten zwei Biographien mit dem Titel Schinderhannes erschienen, die eine weitgehend fiktive Lebensgeschichte erzählten. Hier war er bereits zu dem „edlen“ Räuber, charismatischen Führer und fröhlichen Hallodri geworden, wie er zuletzt von dem bekannten Schauspieler Curd Jürgens im Kinofilm von 1957 gespielt wurde. Bis heute wird der Schinderhannes zu einem typischen Vertreter des rheinischen Volkstums verklärt, eine Art liebenswürdigen Eulenspiegel, der allein durch die Schuld der bösen Umwelt entgleist sei.

In der theatralen Auseinandersetzung mit dem Mythos Schinderhannes werden die historischen Figuren, ebenso wie Carl Zuckmayer selbst - der seine Jugend in Mainz verbrachte - zu Wort kommen. Vergleichbar mit Gockels Grimm-Abend überlagern sich hier historische, fiktive, biografische und persönliche Ebenen zu einem großen Schinderhannes-Spektakel.


Schinderhannes bei viereggtext:

Regionales Kalenderblatt: Todestag von Schinderhannes

Montag, 21. November 2011

Regionales Kalenderblatt: Todestag von Schinderhannes





Der Schinderhannes war eine der bekanntesten Räuberfiguren im Hunsrücker, Mainzer und Frankfurter Raum. Er trieb sein Unwesen wohl bevorzugt zwischen Lahn, Main und Neckar im Rechtsrheinischen, Mosel und Pfalz links des Rheins. Im historischen Herrstein bei Idar-Oberstein finden alljährlich Schinderhannes-Tage statt.

Am heutigen Tag im Jahr 1803 vollstreckte die Guilloutine vor den Toren von Mainz unter den Augen von 40 000 Zuschauern die Todesurteile am Schinderhannes und seinen Kumpanen. Man sagt Johannes Bückler, gefürchtet als "Schinderhannes", nach, dass er nicht nur sehr brutal gewesen sei, sondern auch unbewegt dem Tod ins Auge sah. Mit seinen gerade 25 Jahren hatte er eine außergewöhnliche Bekanntheit erlangt. Bemerkenswert ist, dass seine Brutalität selbst seine Richter schockierte. Er war wohl sehr sadistisch veranlagt.

Die Spezialgerichte im linksrheinischen Raum wurden in dieser Zeit durch die Franzosen gegründet. Sie zogen die Strafprozesse an sich, sodass die Geschworenengerichte durch sie faktisch bedeutungs- und arbeitslos wurden. Das Mainzer Spezialgericht war ausschließlich für den Schinderhannesprozess zuständig. Richter und Anwälte verfügten über erstaunliches Vermögen (guter Verdienst, Bestechungsgelder, Schmuggelei, Kontakte zur "Unterwelt"), das sie mal mehr und mal weniger glücklich in Immobilien (versteigerte Nationalgüter) investierten. Oft war nicht klar, wer eigentlich der größere Lump gewesen sei ...

Am 24. Oktober 1803 eröffnete ein Spezialgericht im damals französischen Mainz die Hauptverhandlung gegen 68 Angeklagte. 173 Zeugen lud die Staatsanwaltschaft, 260 Zeugen die neun Verteidiger. 53 Verbrechen wurden Schinderhannes persönlich zur Last gelegt. Gäste aus ganz Europa sollen in Mainz geweilt haben und sich täglich um die 500 Eintrittskarten gestritten, deren Preise ständig stiegen und deren Erlös der Armenkasse zufloss. Ganze zwei Tage dauerte allein die Verlesung der Anklageschrift.



Am Nachmittag des 19. November zog das Gericht seine Mitglieder zur Beratung zurück, am 20. November verkündete das Tribunal das Urteil gegen 42 Angeklagte, überwies einen zuständigkeitshalber den Gerichten zu Saarbrücken und sprach 20 Personen frei. Schinderhannes und 19 Komplizen wurden mit der Todesstrafe bedacht. Kerkerketten und Zuchthaus erwarteten die anderen, Schinderhannes' Vater erhielt eine 22-jährige Kettenstrafe. Seine Frau Julchen Bläsius (die später einen Gendarmen heiratete und als Bürgersfrau starb) musste nur für zwei Jahre ins Zuchthaus.

Johannes Bückler alias Schinderhannes wurde 1778 als Sohn eines "Schinders", d. h. Abdeckers in Miehlen im Taunus geboren.Er begann seine Karriere als Hammeldieb, raubte des öfteren Lager aus und verkaufte die Beute dann an den Eigentümer zurück. Er konnte immer fliehen und suchte die Gebiete um Rhein, Main, Neckar, Lahn heim. Dennoch wurde er auch mal in Simmern (Hunsrück) 1799 eingebuchtet, entkam wieder, heiratete Julia Bläsius, lebte mit ihr ohne kirchlichen Segen zusammen. Er sammelte Kumpanen um sich, errichtete in Kellenfels, Hahnenbach und Birkenfels bewachte Lager zum Leben und Verarbeiten der gestohlenen Waren. Auf Anzeige von Dorfbewohnern überfiel die Bande angebliche (zumeist jüdische) Wucherer, Geldverleiher und Händler und konnte sich so wohl auch teilweise die Beliebtheit der Bevölkerung sichern. Einbruch, Raub, Diebstahl und Erpressung war das Tagesgeschäft, angeblich schonte er Verarmte. Heimgesucht von Schinderhannes gaben hier viele Menschen (meist jüdischen Glaubens) ihre Heimat auf und zogen in die Neue Welt. Er übte eine beachtliche Macht auf die Bevölkerung aus. Julchen, seine Frau, begleitete ihn in Männertracht, wenn sie nicht gerade woanders Kurzwaren oder Beute verkaufte.

Einer der berühmtesten Genossen des Schinderhannes war Johann Leiendecker, Schuhmacher, der viele der Raubüberfälle mitplante.Er konnte jedoch nicht verhaftet werden, weil er geflohen war.
Ab 1801 fing die Bevölkerung an, Widerstand zu leisten. Wüste Schießereien und nächtliche Straßenkämpfe sind überliefert. Im Frühling 1802 gab Schinderhannes auf. In Frankfurt wurde er 9 Monate vor seinem Tod verhaftet und an die französischen Behörden in Mainz ausgeliefert. Schinderhannes wollte seinen Kopf aus der Schlinge ziehen und sagte gegen eine große Zahl von Helfern aus. Allein es half nichts...

Heute wird gerne verkannt, dass er keinesfalls ein Robin Hood war, für den viele Menschen ihn halten. So kann man Schinderhannes keine "guten" Taten zuzuschreiben, die einen Vergleich rechtfertigen. Er war nur einer von vielen Verbrechern dieser Zeit, allerdings mit großem "Wirkungsraum" bzw. Tatgebiet. Ebensowenig war er ein Freiheitskämpfer, der sich für die Befreiung der linksrheinischen Gebiete von den Franzosen einsetzte.