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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Posts mit dem Label Judith Boys Ausstellung "Vertreibung aus dem Paradies" werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
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Sonntag, 25. Juli 2021

Kusel: Judith Boys Ausstellung "Vertreibung aus dem Paradies" und Performance III "Frauen"

Performance von JUDITH BOY

Kostüme, Accessoires upcyclt

Frauengestalten aus der Bibel

Textauszüge des Vortrags von Isabell Aulenbacher, Kusel


 



Eva

Ich bin Eva, die Urmutter. Die, die Leben gibt. Mitten ins Paradies gesetzt. Eng verbunden mit Adam. Fleisch von seinem Fleisch.

Ich weiß, seit Anbeginn der Zeit bin ich die Schuldige. Ich habe die Frucht genommen, ich habe sie Adam angeboten. Aber er hat sie genommen. Das hätte er ja auch nicht tun müssen. Schließlich haben wir einen freien Willen. Aber ich soll an allem Schuld sein…. Da macht ihr es euch wohl etwas zu einfach, Freunde.

Das Paradies war zu schön um wahr zu sein. Schöner als es ein Mensch aushalten konnte. Es gab alles was das Herz begehrt. Naja, fast alles: Da waren die beiden Bäume in der Mitte des Gartens. Dort durften wir nicht ran. Aber Verbote reizen ja bekanntlich.

War es am Ende die Langeweile im immergleichen Tagesablauf? War es Neugier?

Er hat uns doch so geschaffen: neugierig, immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen.

Es hätte ihm doch klar sein müssen, dass es irgendwann so kommt, dass die Neugier siegen würde...

Und für mich blieben die Schmerzen der Geburt. Leben geben ist mit höllischen Schmerzen verbunden..


                                              Ruth

Ich bin Ruth. Mir ist im Alten Testament ein ganzes Buch gewidmet. Es ist zwar nur kurz, aber meine Geschichte ist es wert erzählt zu werden.

Ich bin Moabiterin … eine Ausländerin also. Wie ich in die Bibel gekommen bin und welche Rolle mir zukommt? Eine Plage nach der anderen quälte Land und Menschen. Elimelech, mein späterer Schwiegervater konnte das nicht mehr aushalten. Mit seiner ganzen Familie siedelte er zu uns nach Moab über. Wirtschaftsflüchtlinge würdet ihr heute wahrscheinlich sagen.

Die Familie hat sich hier ein neues Leben aufgebaut und je länger sie bei uns lebten, desto mehr gehörten sie dazu ...

eine Geschichte von Solidarität und Familienzusammenhalt, von Vertrauen und Liebe ...

Aber warum sie am Ende so wichtig geworden ist, hängt, glaube ich mit dem zusammen, was aus meinem Kind geworden ist. Eines seiner Nachkommen war der berühmte König David, später dann auch Jesus von Nazareth.

Ruth, die Moabiterin, die Ausländerin, ist zur Urmutter zweier der wichtigsten Persönlichkeiten des Judentums und des Christentums geworden.


                                             Maria

Ich bin Maria, nicht die Mutter Jesu, die, die über jeden Zweifel erhaben ist, die man für so rein und sündlos hält, dass nur sie einen Gott auf die Welt bringen konnte. Nein, ich bin die andere Maria, sozusagen der Gegenpol zur perfekten Mutter. Was hat man mir nicht alles nachgesagt: eine Hure, von Dämonen besessen. Regelrecht eine Plage der Menschheit oder vielleicht auch nur derer, die sich für fromm und fast perfekt halten (mehr wäre ja Blasphemie und das wollen wir nicht, denken sie). Aber ich halte ihnen den Spiegel vor in ihrem gottlosen Tun.

Mit all meinen Fehlern. Klar, die habe ich, und zwar nicht wenige. Immer wieder bin ich in die Falle getappt. Die Falle der Versuchung. Es gibt einfach Dinge, denen konnte ich noch nie widerstehen. Ich bin mir sicher, das kennt ihr auch. ER hat mich trotzdem angenommen, so wie ich bin. Er hat direkt gesehen, was mit mir los ist. Er hat mir bis in die tiefsten Winkel meiner Seele geblickt.

Dafür habe ich ihn geliebt …

Ich bin bei ihm geblieben bis zum bitteren Ende und darüber hinaus. Ich bin nicht weggelaufen, als sie ihn verspottet und gefoltert haben. Ich habe seinen schmerzerfüllten Blick ausgehalten. Ich bin ihm gefolgt bis zur Schädelstätte und habe ausgeharrt, bis wir ihn endlich vom Kreuz nehmen und zu Ruhe betten durften.

Ihr könnt euch kaum vorstellen, was in diesen Stunden in mir vorgegangen ist. Die Liebe meines Lebens getötet auf perverse Art und Weise. Wut, Ohnmacht, abgrundtiefe Trauer. Und alles zur gleichen Zeit. Ich hätte Wände hochgehen können. Das konnte doch alles nicht wahr sein.

Und dann kam tatsächlich der Wendepunkt. Einen letzten Dienst wollte ich meinem geliebten Herrn erweisen. Seinen Leichnam reinigen und mit wertvollen Ölen salben. So weit kam es aber nicht. Er war nicht mehr da, wo wir ihn Tage zuvor abgelegt hatten.

Stattdessen begegnete er mir im Garten vor dem Grab. Ich war die Auserwählte, die ihn als Erste sehen durfte ...

Er hat mich losgeschickt, es den anderen weiterzusagen. Seitdem habe ich nie aufgehört, es weiterzusagen.


                                            Mirijam

Ich bin Mirijam, die Schwester von Mose. Ich habe viel erlebt in meinem Leben. Eigentlich mehr als in ein Menschenleben hineinpasst. Mein Bruder spielte die Hauptrolle in der Geschichte, die viele kennen. Aber ich war weit mehr als nur ein Zaungast.

Lange kämpfte Mose mit dem Pharao. Es ging wochenlang hin und her. Ein zähes Ringen um die Freiheit unseres Volkes. Jedes Mal wenn Mose nach Hause kam, mussten wir ihn wieder aufbauen. Wir haben ihm gesagt, er solle weiter auf unseren Gott vertrauen. Der hatte ihn schließlich beauftragt uns in die Freiheit zu führen. Daran habe ich nicht einen Moment gezweifelt.

Am Ende ging es nicht mehr mit Worten und Verhandlungen, es war pure Gewalt. Gott schickte Plagen über das Land, eine schlimmer als die andere. Wasser, das zu Blut wurde, Frösche, Stechmücken und anderes Ungeziefer, Tierseuchen, Krankheiten bei den Menschen. Und immer sind wir verschont geblieben, aber die Ägypter hat es jedes Mal mit voller Wucht getroffen ...

Die zehnte  und schlimmste Plage: der Tod aller Erstgeborenen, egal ob Tier oder Mensch. Der Todesengel machte diesmal auch vor dem Pharao nicht halt.

Anscheinend ist das so bei den Menschen. Erst wenn es ihnen selbst an den Kragen geht, reagieren sie. Das Leid der anderen ist eben deren Problem.

Endlich ließ er uns gehen. Es war ein Aufbruch in aller Eile, denn die Angst, dass er es sich noch einmal anders überlegen würde, war da und ja nicht ganz unberechtigt, wie sich kurz darauf herausstellte. Ich jedenfalls habe mit den anderen Frauen so schnell es ging alles organisiert und vorbereitet, sodass wir noch in der Nacht losziehen konnten.

Als wir ans rote Meer kamen, waren uns die Ägypter bereits wieder auf den Fersen. Das Gedächtnis des Leides scheint bei dem Pharao nicht sehr lange angehalten zu haben. Die billigen Arbeitskräfte für seine ehrgeizigen Bauvorhaben scheinen ihm wichtiger gewesen zu sein als das Leiden seines Volkes.

Deshalb hielt sich mein Mitleid für die ägyptischen Soldaten und ihren Anführer auch in Grenzen, als sie dann im Meer untergingen, durch das wir trockenen Fußes hindurchgekommen waren. Nein, es war für mich ein Grund zu ungezügelter Freude.

Ich nahm die Pauke, sang und tanzte, und alle Frauen tanzten hinter mir her.