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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 7. November 2016

Wie war's bei THE COMET IS COMING in Ludwigshafen a.Rh.? (Enjoy Jazz 2016)

(c) Stefan Vieregg


The Comet Is Coming, wenn das mal kein Versprechen auf High-Speed-Urgewalt aus dem All ist. Letzen Mittwoch, 02.11. im Dôme des Ludwigshafener Kulturzentrums dasHaus trat das britische Trio im Rahmen des Festivals Enjoy Jazz 2016 an Rhein-Neckar zum tosenden Chaosflug durch die hektische Lärmzone an.

Der Saxophonist King Shabaka Hutchings hat schon Tradition bei Enjoy Jazz. Letztes Jahr gastierte er mit Sons of Kemet, dieses Jahr mit Melt Yourself Down, beide hatte ich nicht gehört, aber jetzt war es mal soweit. Wie Enjoy Jazz mitteilte, soll es wie eine Performance in der Tradition von Sun Ra sein, und das spürt man in jedem Moment. Allerdings hat das Trio einiges modifiziert. Es sind nicht die egozentrisch-priesterlichen Züge des Performance-Künstlers und Hohen Priesters einer anderen Welt seit den 70er-Jahren - auch wenn Keyboarder Danalogue The Conqueror den Anti-Priester aus dem Dunkeln, den mittelalterlichen oder einfach nur den Fantasywelten entlehnten Kapuzenfighter mimt - sondern die Idee auf britisch in die brodelnde Experimentalszene des Chaos Jazz projiziert, gemixt mit Trash, Punk, Funk, Free und mehr Noiseangebot, inklusive hektisch-groovigem Streetdance auf kleinstem Bühnenraum nach Art von John Pololo aus der Côte d'Ivoire.

(c) Stefan Vieregg

Mit unermüdlichem Druck und Energie entfesseln das monomanisch insistierende, Bässe und bohrende Eindringlichkeit betonende Keyboard und quirlig-aufgeregte, permanent staccato atemlos anklagend und eindringlich mitteilende Saxophon einen recht aggressiven beharrlichen Soundteppich, der immer wieder von kurzen harmonischen Anklängen seiner Gewalt beraubt wird. Die Drums von Betamax Killer mit zurückhaltenden Beats dennoch Taktgeber. Der Reinigung von Seele und Körper durch eine schon lange nicht mehr musisch-ästhetische Katharsis als weitere tragende Idee des Konzepts wird volle Rechnung getragen. Hier denkt man unwillkürlich an manche typisch postmoderne Extremstücke im Jazzbereich wie At Midnight von Carla Bley und Michael Mantler, die freilich kompositorisch in anderen Regionen angesiedelt sind und die mehrfache Sprengkraft entwickeln. Das Draufhalten, Ab- und Auflösen von Widerständen, Explodierenlassen, Zertrümmern und Zerstückeln als ein langatmiger Heavy Attack galaktischer Kräfte hin zur ersehnten Erschöpfung und Ruhe. 

Mittwoch, 2. November 2016

Heute Abend in Ludwigshafen: The Comet Is Coming (Enjoy Jazz 2016)

(c) Fabrice Bourgelle

Mittwoch, 02.11.2016
The Comet Is Coming
Kulturzentrum dasHaus
Land: Großbritannien

Beginn: 20:00
Einlass: 19:00

VVK: 18 € zzgl. Geb
AK: 22 €

Tickets kaufen

Besetzung:
Danalogue The Conqueror: keys
Betamax Killer: dr
King Shabaka: sax


Bring deinen Körper auf die Party! »King« Shabaka Hutchings, der Saxophonist mit den karibischen Wurzeln, ist einer der viel beschäftigten Aktivposten der experimentierfreudigen britischen Szene. Im vergangenen Jahr begeisterte er als Leader mit seiner irrwitzig groovenden Band Sons of Kemet. In diesem Jahr präsentiert sich Hutchings, der auch noch bei den Five Blokes und bei Melt Yourself Down spielt und manchmal bei Polar Bear aushilft, als expliziter Teamplayer in dem von der Kritik gefeierten Space-Groove-Trio The Comet Is Coming, dessen Debütalbum „Channel the Spirits“ im Frühjahr für Furore sorgte. Hutchings ist ein erklärter Skeptiker des Jazz-Ghettos, will eher die Körper der Zuhörer erreichen als die Köpfe und setzt auf Ekstase und Trance statt auf elitäre Kunstmusik. Politisch sensibel verfolgen The Comet Is Coming ein von Sun Ra inspiriertes Space-Diaspora-Konzept und setzen mit ihrem von Nostradamus entlehnten Bandnamen auf eine hoffentlich reinigende Apokalypse. Bis es so weit ist, wird allererst zum Tanz aufgespielt! Anders funky!    

Montag, 17. Oktober 2016

Morgen bei Enjoy Jazz 16 in Heidelberg: MELT YOURSELF DOWN

Melt Yourself Down                     (c)  Johanna Reubel
Di 18.10.2016
Melt Yourself Down
Großbritannien

Karlstorbahnhof
Beginn: 21:00
Einlass: 20:00
VVK: 17 € zzgl. Geb.
AK: 21 €
Tickets kaufen

Besetzung:
Kushal Gaya: voc
Pete Wareham: sax
Shabaka Hutchings: sax
Satin Singh: b
Adam Betts: dr

Man könnte meinen, mit Pete Warehams Projekt Melt Yourself Down melde sich die legendäre Pop Group der frühen 80er Jahre zurück, weil sich ja prinzipiell nichts Grundlegendes geändert hat: „For how much longer do we tolerate mass murder?“ Auch im Falle von Melt Yourself Down schmiedet die Energie von Wut, Zorn und Trauer einen wild-leidenschaftlichen Polit-Dancefloor-Hybrid aus Bebop, Afrikanischem, No Wave, Post-Punk, Hardcore, Noise, Dubstep und schrägen Metren für avancierte Körperfreuden. Immer vorneweg Sänger/Shouter Kushal Gaya, der seine apokalyptischen Statements in high energy transformiert und in diversen Sprachen direkt exorziert. Anders gesagt: wenn überall nur Krankheit, Krieg, Terror und Tod, dann sollte man seine „Last Evenings on Earth“ (Albumtitel) vielleicht nicht vor der Glotze mit Quizshows und Bundesliga vertrödeln, sondern sich vielleicht draußen auf der Straße um die Revolution kümmern. Oder um die angemessene Party? Musikalisch laufen bei Melt Yourself Down gleich mehrere Fäden zusammen: die Musiker waren oder auch sind bei Polar Bear, Acoustic Ladyland, Three Trapped Tigers, Sons of Kemet, The Comet Is Coming und Zun Zun Egui aktiv. Klingt schwer nach Brit-Jazz-Supergroup, oder?