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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Sonntag, 7. Januar 2024

Gelesen und kommentiert von Werner Fröhlich: Was darf ich noch sagen? Gendern, Flüchtlinge, Israel: warum wir nicht mehr vernünftig miteinander reden.


Was darf ich noch sagen? Gendern, Flüchtlinge, Israel: warum wir nicht mehr vernünftig miteinander reden. Titelstory STERN 07.12.2023

Kanzel-Kultur. Kolumne von Jagoda Marinić, STERN 07.12.2023



Den STERN habe ich schon seit vielen Jahren nicht mehr gekauft. Ich lese ihn allenfalls einmal beim 
Friseur oder beim Arzt im Wartezimmer. In diesem Fall hat mich aber das auf der Titelseite angekündigte Thema interessiert, ich dachte, das ist eine gute Gelegenheit, mich auf den aktuellen Stand der Diskussion zu bringen. Es hat sich gelohnt.

Die 9-seitige Titelstory berichtet im Querschnitt über politische und gesellschaftliche Entwicklungen und Kontroversen zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch, über Gender-Gebote und Gender-Verbote, kulturelle Aneignung, über alte weiße Männer, Transfrauen, Menschen, die besonders wach sind und andere, die an patriarchalischen Denkmustern festhalten wollen. Die Themen Rassismus, Antisemitismus und Israel werden in der anschließenden Kolumne von Jagoda Marinić aufgegriffen.

Der Artikel wird ergänzt durch ein Glossar der gängigsten Begriffe und Abkürzungen, überwiegend Anglizismen, die in der aktuellen Diskussion über Gender, Diversität und Diskriminierung eine Rolle spielen. Zudem werden sozialwissenschaftliche Umfragen über die Meinung der deutschen Bevölkerung zu den typischen Streitfragen zitiert. Nach einer aktuellen Umfrage von Media Tenor / IfD Allensbach sind nur noch 33 Prozent der Deutschen der Meinung, dass sie so sprechen, wie sie möchten, und sich dabei nichts vorschreiben lassen. Das „Volksempfinden“ neigt offenbar dazu zu glauben, dass die freie Aussprache in Deutschland nicht umfassend gewährleistet ist.

Nun bin ich mir im Klaren darüber, dass ich eindeutig der Gruppe „alte weiße Männer“ zuzuordnen bin und dass es, egal, wie ich mich äußern werde, ob Pro oder Kontra irgendetwas, immer die Aussage eines alten, weißen Mannes bleiben wird, die per se verdächtig ist. Das kümmert mich nicht besonders und hält mich nicht davon ab, mir eine eigene Meinung zu bilden. Was mir aber doch Sorge macht, ist der Niedergang der Sprachkultur und der politischen Kultur. Statt sich der wahrlich ernsten globalen Themen wie Welternährung, Umweltverschmutzung, Krieg und Vertreibung anzunehmen, streitet man erbittert über den Stilfragen. Das kommt auch in der Kolumne von Jagoda Marinić zum Ausdruck, der besten, die ich seit langem gelesen habe. Sie findet den richten Ausdruck: Es ist ein Kulturkampf und von diesem Kulturkampf profitieren die Gegner der Demokratie.

Die Aussage des Fernsehmoderators Thomas Gottschalk, er könne vor der Kamera nicht mehr so frei sprechen wie zuhause, hat viel Empörung hervorgerufen. Die Stern-Kolumnistin rät zu mehr Gelassenheit. Lachen ist befreiend. Man kann nach einem dummen Satz auch einmal mit den Schultern zucken, ihn auslachen oder ihn als Eigenheit stehen lassen. Allerdings wird der öffentliche Raum, in dem man einen dummen Satz einfach stehen lassen kann, immer kleiner. Es fehlt an Großzügigkeit und Gelassenheit beim Umgang mit divergierenden Meinungsäußerungen. Wenn Menschen, die öffentlich abweichende Meinungen äußern – was in einer Demokratie eine Selbstverständlichkeit sein sollte – mit einem „Shitstorm“ von Beschimpfungen, Herabsetzungen und Bedrohungen zu rechnen haben, muss man sich über wachsende Abstumpfung und Politikverdrossenheit nicht wundern.