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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 22. September 2018

Wie war's bei Olga Neuwirths Oper LOST HIGHWAY in Frankfurt a.M.?



 Jeff Burrell (Fred; oben und unten)
(c) Monika Rittershaus
Olga Neuwirths Oper LOST HIGHWAY (UA 2003 in Graz) zählt zu den überzeugendsten neuen Opern außerhalb des Großbereichs Kakophonie und entseelte Figuren. Das Libretto stammt von Elfriede Jelinek und als Vorlage diente der Film Lost Highway (1997) von David Lynch und Barry Gifford. In einem meisterhaften Zusammenspiel von ganz verschiedenen Techniken wie Videoprojektion, -montage, -collage wird eine Bühnenrealität geschaffen, die bereits schon wieder aufgehoben wird durch eine Versatztechnik von Film, Leerstellen und implantierten Protagonisten. Regie führte Yuval Sharon, das Bühnenbild, Video, Licht stammen von Jason H. Thompson, Kaitlyn Pietras, und die Live-Elektronik von Markus Noisternig, Gilbert Nouno.

Es gibt eine Schauspielebene, die wie eine "freigestellte" Szene oder ein isoliertes Motiv wirkt, um die Layoutsprache zu bemühen. Und es gibt eine computeranimierte Filmebene, in die das freigestellte Objekt wie in eine bestehende Lücke, ein unbesetztes Feld, ein schwarzes Loch im Filmgeschehen hineingestellt wird. Dazu kommen Einblendungen, wie Wahrnehmungen im Vollrausch unter Alkohol und/oder Drogen oder gar bei Psychose. Zerrbilder, verschwommene, flirrende Bilder. Und nicht genug, das Geschehen überlappt sich, läuft in die eine Richtung, bis die Personen ausgetauscht werden, um dann in die andere Richtung sich weiterzuentwickeln, aber deutlich die Grundstruktur und auch Personen der ersten Hälfte beibehalten. Recht geheimnisvoll die dienstbaren Geister in hautengen grünen Anzügen, die bevormundend Dinge bringen und/oder abholen, manchmal aus der Hand reißen, den Protagonisten supporten.


 v.l.n.r. Steffen Ahrens (Ensemble Modern), Elizabeth Reiter (Alice)
und John Brancy (Pete)     (c) Monika Rittershau
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Was neu geschieht bringt auch Klarheit ins vorhergehende Geschehen, hängt damit zusammen, ist aber gänzlich unverbindlich, weil irrational. Es ist austauschbar, würde Luft für weitere Varianten bieten. Die orchestrale Musik von Olga Neuwirth unter der Leitung von Karsten Januschke angepasst ans Irrationale, experimentierend mit den Stimmen und den Gedanken des Thrillers adäquat transportierend. Frech den Tod Eddys karikierend, erschreckend die Ohnmachtgefühle und wirr die Autofahrpassagen.


oben v.l.n.r. David Moss (Mr. Eddy / Dick Laurent) und Jeff Burrell (Fred)
sowie unten Rupert Enticknap (Mystery Man)    (c) Monika Rittershaus
Rund um den Kriminellen Mr. Eddy (virtuos selbst im Sterben Vokalist und Stimmexperimentator David Moss), der erst im zweiten Teil auftaucht, aber eine wichtige Rolle im Gesamten einnimmt, ließen sich weitere ähnliche ominöse Morde aufreihen. Mr. Eddy besitzt eine Autowerkstatt und ist Pornoproduzent. Ein Mr. MysteryMan (Countertenor Rupert Enticknap) scheint ein beauftragter Killer im Gewand eines Elvis-Presley-Fans zu sein. Und Dick Laurent, wer auch immer das ist, soll tot sein. Diese Botschaft steht am Anfang der Oper und an ihrem Ende. Fred (eine sehr markante Erscheinung Jeff Purell) hört die Nachricht zu Hause aus der Sprechanlage. Er lebt mit Renee (cool und antastbar die Sopranistin Elizabeth Reiter) zusammen. Einmal haben sie Sex, und Freds Performance ist gering oder praecox, vielleicht auch dauerhaft, sie regt sich darüber nicht auf. Vor der Tür liegen Videos von diesem einen Sex im Zeichen des Versagens, als ob jemand Fred erpressen wollte. Und Renee war vor ihrem Tod tatsächlich Pornostar und Callgirl für Eddy, wie gegen Ende herauskommt, als ob sie sich Ersatzbefriedung beschaffen müsste. Bei einer Party kümmert sich dann ein André auffällig um Renee - alles Gründe für Fred seiner Frau nach dem Leben zu trachten. Er scheint nicht der Typ dazu zu sein, findet sie eines Tages dennoch tot und blutüberströmt im Schlafzimmer, offensichtlich erschossen, und ist entsetzt, als im Hintergrund zwei Polizisten auftauchen und ihn wegen Mordes verhaften. 


Elizabeth Reiter (Alice) und Jeff Hallman (Erzähler)
(c) Monika Rittershaus

Er wird zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt, wartet in der Zelle auf die Hinrichtung, bis klar wird, dass ein Pete Dayton (wirklich hörenswert der Bariton John Brancy) sich plötzlich in der Zelle befindet. Dieser Pete war Mechaniker bei Mr. Eddy, liebt Alice, möchte mit ihr schlafen. Sie wiederum lockt an und stößt ihn gleichzeitig ab. Als er erfährt, dass Alice Pornostar und Callgirl bei Eddy ist, bringt er ihn um. Auch die Variante Fred bringt Eddy wegen Renee um wird mitgedacht. Hier sind die beiden Fälle so miteinandder verstrickt, dass sich alles irgendwie selbst erklärt, aber dennoch nicht so sein muss. Absurd, irrational und außerhalb von Zeit, Ort und Logik.