(15.06.2022 - Statista/Matthias Janson) Bei der Menge der Erdgaslieferungen Russlands an Deutschland gibt es momentan keine Anzeichen für eine kriegsbedingte Verringerung seitens Russlands. Das zeigt die Statista-Infografik auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts. Allerdings sind Schwankungen zu erkennen, die unter anderem durch den Gaspreis und die jahreszeitlich variierenden Außentemperaturen beeinflusst werden. Auffällig ist außerdem, dass die Jamal-Pipeline, die in Deutschland an der Grenze zu Polen ankommt, stark an Bedeutung verloren hat. Hier kommt inzwischen mehrheitlich kein Erdgas mehr an.
Die bedeutsamste Route ist die Pipeline Nord Stream 1. Sie wurde im November 2011 in Betrieb genommen und verläuft von Wyborg nach Lubmin bei Greifswald. Durch wenigen Ausnahme (zum Beispiel bedingt durch Wartungen) fließen hier konstant große Mengen an Gas direkt von Russland nach Deutschland. Zuletzt ist die Gasmenge durch Reparaturarbeiten durch die Firma Siemens gesunken. Laut Medienberichten zufolge drohen allerdings keine Versorgungsengpässe. Das gilt auch für die Transgas-Pipeline, die von Russland durch die Ukraine nach Europa führt und Deutschland an der tschechischen Grenze erreicht.
Besonders groß ist die Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energielieferungen beim Erdgas. Aber auch beim Öl und bei Kohle ist der Anteil der Importe aus Russland beträchtlich, wie diese Statista-Grafik zeigt. Die EU hat nach dem Bekanntwerden der Gräueltaten in der ukrainischen Stadt Butscha ein Verbot von Kohleimporten aus Russland verhängt, dass ab der zweiten Augustwoche voll wirksam wird. Beim Streit um das geplante Öl-Embargo gegen Russland haben sich die EU-Staaten auf einen Kompromiss verständigt. Mehr als zwei Drittel der russischen Öl-Lieferungen in die EU sollen von dem Einfuhrverbot betroffen sein. Ein Gas-Embargo lehnt sie bislang ab. Zu groß ist dabei die Sorge vor bedeutenden wirtschaftlichen Schäden.