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Donnerstag, 7. November 2024

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #49 - Thomas und der Totalitarismus

 Besser vom Leben gezeichnet als von Gottschalk erwähnt.
©Foto: Dominic Reichenbach / Artwork: Claus Piffl



Thomas und der Totalitarismus

Worüber Deutschland spricht: Über Thomas Gottschalk.
Der hat nämlich ein Buch geschrieben, worin er sich auf mehreren hundert Seiten äußert, dass er sich nicht mehr äußern darf. Worauf er in die Talkshow „Kölner Treff“ eingeladen wird, um dort zu sagen, dass er nichts mehr sagen darf.
Konkret hat er dort gesagt:
„Ich sage: Wenn einer mit 74 Jahren nicht das sagen kann, was er denkt, dann ist irgendwas schief gelaufen.“

Ja. Richtig. Zum Beispiel könnte er vorher verstorben sein. Oder er könnte einen Schlaganfall gehabt haben, weshalb sein Sprachzentrum gestört ist. Ist bei Gottschalk beides scheinbar nicht der Fall.

Andererseits gab es bereits 1987 einen Prozess wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit gegen den NS-Kriegsverbrecher Klaus Barbie. Zum Zeitpunkt des Prozesses war der ehemalige Gestapo-Chef von Lyon (Nickname: „Schlächter von Lyon“) zufälligerweise genau 74 Jahre alt. Der konnte dort möglicherweise auch nicht „das sagen, was er denkt“ und hat dann eine lebenslange Haftstrafe kassiert. Ist deshalb irgendwas schief gelaufen?

Und was hat eigentlich Redefreiheit mit dem Alter zu tun?
Darf man Menschen mit 24 Jahren das Sprechen verbieten, aber mit 74 nicht? Wenn ja: Warum? Weil die Leute im Laufe des Alterungsprozesses immer schlauer, gescheiter und weiser werden? Ich fürchte, es gibt mehrere medizinische Studien, die exakt das Gegenteil beweisen.
Nehmen wir etwa Donald Trump, der bekanntlich seit seiner Wahlniederlage 2020 die unbewiesene Behauptung wiederholt, dass ihm der - nicht existente - Wahlsieg gestohlen wurde.
Seit vier Jahren wiederholt er diesen gefährlichen, demokratie-zersetzenden Unsinn.
Heute ist er 78.
Angefangen hat er also mit …74!
Wär eigentlich schön gewesen, er hätte in diesem Alter nicht das sagen können, was er denkt.

Aber Apostel Thomas, der Schalk Gottes, hat in der Talkshow, in der er sich erklären durfte, dass er sich nicht mehr erklären darf, noch mehr gesprochen:
„Heute ist es so, dass ich erst einmal nachdenke, bevor ich etwas sage. Für mich ist das schlimm.“
Dieser Satz zeigt, dass Thomas Gottschalk 74 werden musste, bis er zum ersten Mal über das nachdenkt, was er sagt. Der Mann ist seit über 50 Jahren in den Medien tätig und hat - laut dieser eigenen Aussage - vorher nie darüber nachgedacht, was er von sich gibt.
Ja, ich weiß, die ganz große Verwunderung darüber will sich nicht einstellen.

Man weiß aber auch nicht, worüber er sonst in den letzten 50 Jahren nachgedacht hat. Vielleicht über seine Oberbekleidung. Das würde zumindest zeigen, dass er kein großes Talent im Nachdenken hat. Hat er jetzt ja eigentlich auch zugegeben.
Die Aussage „Für mich ist das schlimm.“ kann ja nur als ein Eingeständnis in Sachen eigener kognitiver Inkompetenz verstanden werden. Und sollte er es anders gemeint haben, hat er mal wieder nicht nachgedacht, bevor er was gesagt hat.
Fazit: Er ist einfach kein großer Denker, der Thomas.

Worüber Deutschland (und auch Österreich) dagegen nicht redet, sind Exporte.
Nein, keine giftigen, teuren Verbrennerautos aus Deutschland nach China.
Auch keinen Müll aus Europa nach Malaysia.
Sondern Menschen.

Ja, Europa exportiert Menschen.
Auch nicht ganz neu, das Konzept.
Im 19. Jahrhundert hat man Demokraten nach Amerika und England exportiert, im 20. Jahrhundert zuerst Opfer der Naziverfolgung in die USA, Argentinien oder Shanghai. Danach mit Hilfe des Vatikans Nazis nach Lateinamerika und in den Nahen Osten.
Heute aber schickt Europa Hilfe suchende Menschen weg.

Italien transportiert die zur Zeit nach Albanien. 
Auch wenn das dann ein Gericht verbietet und die dann wieder zurückholt.
Angefangen hat das Jahr mit dem Wort „Remigration“ in einem Gästehaus bei Berlin. Danach gewinnen die „Rechtspopulisten“ genannten Neofaschistischen Parteien von Frankreich über Ostdeutschland bis Österreich die Wahlen.
Und jetzt haben wir gerade mal Oktober und schon werden die ersten Menschen außer Landes gebracht.

Und dass das Gericht etwas dagegen hat, wird die Initiatorin der Aktion, Frau Meloni, wenig beeindrucken.
Denn die ist keine Neofaschistin, nein, sie ist „Postfaschistin“.
Und das sind keine Leute, die Brieffreundschaften mit Rechtsradikalen haben. Nein, das sind Menschen, die betonen, dass sie das, was sie vorhaben, hinter sich haben.

Oder anders gefragt: 
Wer hätte gern einen Regierungschef, der von sich sagt, er wäre ein „Post-Stalinist“? 
Wie glaubhaft wäre ein EU-Menschenrechtskommissar, der sich selbst einen „Post-Islamisten“ nennt? Wie beruhigt ist man, wenn man in einem Lager gefangen ist, dessen Leiter sich als „Post-Nationalsozialist“ versteht?
Na?


Der Post-, Prä- oder Salon-Faschismus kommt eben nicht mit einem lauten „Hallo! Da bin ich!“, bevor er endliche die lästigen Präpositionen los wird. Nein, er kriecht schleichend in das Staatswesen, besetzt Posten und schafft Abhängigkeiten. Aus denen werden dann Befehlsketten, damit durchregiert werden kann, wie zu Zeiten Ludwig XIV., Metternichs oder Mussolinis. 
Faschismus ist ein Gift das langsam wirkt.
Und wenn man zu spät aufwacht, ist man plötzlich in Russland.
Dort ist „Gewaltenteilung“ ja nur mehr, wenn man mit Judoka Bruch rechnet.

Wobei Gewaltenteilung eigentlich die systemische Garantie sein sollte, das ein Rechtsstaat überhaupt funktionieren kann. Zum Beispiel, dass Exekutive (Regierung aber auch Polizei und Militär), Judikative (Gerichte und Staatsanwaltschaften) und Legislative (Gesetzgebung… also Parlament) unterschiedlicher Meinung sein dürfen - und einander kontrollieren können.

Wenn die drei nämlich alle immer einer Meinung sind und machen, was einer sagt… oder eine… zum Beispiel eine „Postfaschistin“… oder eine dicke Budapestbeule namens Viktor …oder ein „Rachsüchtiger Wicht“ (© Alexej Nawalny) namens Waldemar, dann ist das kein Rechtsstaat mehr, sondern… tja…

…was das dann ist, kann man in dem dicken Buch „Geschichte des 20. Jahrhunderts“ nachlesen. So ab dem Jahr 22 in Italien.
Dort ging dann die Post ab.

Aber erklär das einer dem Thomas…

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Groebner live: 
26.10. Dortmund, „Beste Gäste“ mit Fritz Eckenga - 1.11. Karben, Kulturscheune Karben - 3.11. Frankfurt, Die KÄS - alle Termine.

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Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 

Severin Groebner, Bawag, IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 

Hier die jene für Deutschland: 

Severin Groebner, Stadtsparkasse München, IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64