Die ECM-Veröffentlichungen in 2016 erfahren bisher ein herausragendes Echo in den internationalen Medien. „The breadth of jazz references will make this irresistible for fans, but it’s beautiful contemporary music for just about anyone”, schreibt etwa John Fordham in seiner Fünf-Sterne-Kritk im britischen ‘Guardian’ über Avishai Cohens Into The Silence, während Selwyn Harris im Magazin ‚Jazzwise’ über Ralph Alessis Quiver befindet: “A thoroughly outstanding piece of work.”
The Distance von Michael Formanek und dem Ensemble Kolossus ist für Tim Owen von ‚Dalston Sound‘ „hugely rewarding, big fun and fascinating by turns”. Und Peter Rüedi zeigt sich in der ‘Weltwoche’ beeindruckt von a cosmic rhythm with each stroke, dem neuen Duo-Album von Vijay Iyer and Wadada Leo Smith: „Un-erhört. Einmalig, jenseits aller Kategorien.“
Im April erschienen diese drei Neuheiten, die ich hier noch nicht vorgestellt habe:
Der Albumtitel Black Ice ist ein schönes Sinnbild für die neue Trio-Musik von Wolfert Brederode – etwa in Bezug auf ihre leicht schimmernde Lyrik, ihre Transparenz und hinsichtlich ihrer geschmeidigen melodischen Einfälle, die sowohl von Brederode selbst als auch von seinem isländischen Bassisten Gulli Gudmundsson ausgehen. Beide verbindet ein stark ausgeprägtes, intuitives Verständnis für einander. Zudem wird die Gruppe mit Jasper van Hulten um einen einfallsreichen, empathischen Schlagzeuger erweitert. Das Album wurde im Juli 2015 im Lugano Studio RSI aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.
Solo in Tokyo ist das Dokument eines 2012 in Japan dargebotenen Solo Rezitals von Masabumi Kikuchi – nicht nur das letzte dieser Art in seinem Heimatland, sondern das Letzte überhaupt von dem einzigartigen Improvisator (1939-2015). Als eine nicht kategorisierbare Größe seines Fachs hat sich Kikuchi sein eigenes musikalisches Universum erschaffen. In seinen letzten Jahren kappte er still und systematisch seine Bindungen zum Jazz und bewegte sich stattdessen in Richtung von, wie er es nannte, „schwebenden Klängen und Harmonien“ – introvertierten und lyrischen Improvisationen. Mitunter materialisierten sich darin noch Liedformen. Kikuchi reflektiert „Little Abi“, einer seiner Tochter gewidmeten Ballade, die der Pianist einst mit Elvin Jones eingespielt hatte. Und dann ist da noch eine überraschende Version des bekannten Themas aus dem brasilianischen Film ‚Black Orpheus‘ (1959).
Alba ist das erste Album des seit sechs Jahren bestehenden Duos von Trompeter Markus Stockhausen und Pianist Florian Weber. Obwohl sich beide dem Idiom des Jazz aus unterschiedlichen Richtungen genähert haben, eint die Musiker ein tiefes Interesse am Prozess des kreativen Ausdrucks, der intensiven Suche – innen wie außen – nach Echos, Nachklängen und Einsichten. Dies ist Markus Stockhausens erstes ECM-Album seit Karta (2000). Florian Weber gibt auf Alba sein ECM-Debüt. Der Pianist spielte u.a. mit Albert Mangelsdorff und begleitete mit seinem Trio Minsarah den großen Altsaxophonisten Lee Konitz auf drei Alben.
Bei ECM New Series folgten dann diese zwei Neuheiten:
Das Danish String Quartet, eines der renommiertesten Kammermusikensembles der Gegenwart, gibt sein ECM Debüt mit einem aus britischer und dänischer Musik bestehenden Programm: Thomas Adès’ Arcadiana (1994), Per Nørgårds Quartetto Breve (1952) und Hans Abrahamsens 10 Preludes (1973). Sämtliche Werke wurden von den jeweiligen Komponisten in ihren noch jungen zwanziger Jahren geschrieben und verfügen über eine Frische und Intensität, die entsprechend lebhaft in den Interpretationen des DJQ hervortritt. Das Album wurde im Mai 2015 im Reitstadel Neumarkt aufgenommen und von Manfred Eicher produziert.
Die ‚New York Times‘ pries Miranda Cucksons „unbestreitbare Musikalität” und ‚Gramophone‘ deklarierte sie zu „einer Künstlerin, mit der man rechnen muss.“ Geboren in Australien und aufgewachsen in Amerika gibt die Violinistin nun – an der Seite von Pianist Blair McMillen – mit drei Meilensteinen des 20. Jahrhunderts ihr Debüt bei ECM New Series: mit der 2. Sonate für Violine und Klavier (1922) des Ungarn Béla Bartók, der 2. Sonate für Violine und Klavier “Quasi una Sonata” (1968) des Russen Alfred Schnittke und der Partita für Violine und Klavier (1984) des Polen Witold Lutoslawski.
Kurz hinweisen möchte an dieser Stelle auch noch auf das ECM-Festival in Freiburg: Von 15. bis 17. April treten dort im Forum Merzhausen Nik Bärtsch’s Mobile, das Marcin Wasilewski Trio mit Joakim Milder, Zsófia Boros, das Duo Gazzana und Anja Lechner mit François Couturier auf. Zudem gibt es eine Listening Session mit Manfred Eicher. Detaillierte Infos unter www.artisse.de.