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Montag, 15. September 2014

Buch: Wie die Industrialisierung unsere Zivilisation veränderte

Klaus-Jürgen Bremm:
Das Zeitalter der Industrialisierung
Nichts hat das Gesicht unserer Zivilisation wohl so sehr verändert, wie die Industrialisierung.
Ausgehend von Großbritannien im Jahre 1780 trat sie ihren Siegeszug rund um den Globus an. Ob in Europa, den Vereinigten Staaten oder Japan: Überall waren es fortan die Maschinen, die unermüdlich den Takt der Arbeit vorgaben. Die auf diese Entwicklung folgenden Umwälzungen in Ökonomie und Gesellschaft, sind bis heute bestimmend für Wirtschaft, Politik und Alltag. In einem neuen Buch »Das Zeitalter der Industrialisierung« zeichnet der Historiker Klaus-Jürgen Bremm ein kritisches Porträt zu dieser spannenden Epoche.

England: Mutterland der Industrialisierung

Ende des 18. Jahrhunderts nimmt in Großbritannien eine der wohl bedeutendsten Zäsuren der Weltgeschichte ihren Ausgang: Die industrielle Revolution. Technische Innovationen wie die Erfindung von Spinn- und Dampfmaschinen treiben die wirtschaftliche Produktivität des Landes voran: In Manchester, Birmingham oder Sheffield beginnen Fabrikmetropolen zu wuchern und immer mehr Landbevölkerung zieht es in die urbanen Zentren. Mit der Konstruktion der Eisenbahn erschließen sich neue Transportwege und es kommt zu vielfachen Synergien zwischen verschiedenen Industriezweigen. Vorangetrieben wird das Zeitalter der Maschinen von einem Heer von Technikern und Tüftlern, die sowohl privat als auch staatlicherseits massiv gefördert werden. Doch warum fiel der Startschuss zur Industrialisierung, die bald darauf auch das europäische Festland erfassen sollte, gerade hier und welche Folgen sollte dies alles mit sich bringen?

Dampfmaschinen, Eisenbahnen und Co.

Obgleich Dampfmaschinen und Eisenbahnen ohne Frage zu den Zugpferden der industriellen Revolution gehören, waren es nicht primär Erfindungen, die Großbritannien zum Vorreiter der Industrialisierung machten. Nach Bremm lag der Nährboden für diese Entwicklung vielmehr in einzigartigen politischen, gesetzlichen und sozialen Gegebenheiten: So versammelte sich in der zweiten Kammer des Parlaments bereits Ende des 17. Jahrhunderts eine selbstbewusste Schicht aus Landbesitzern und Geschäftsleuten, die in ihrem eigenen Interesse gegenüber den Monarchen mehr Rechtssicherheit schufen und ein neues Steuersystem für private Investitionen begünstigten. Auch dauerhaft niedrige Kredite sowie der massive Ausbau der Infrastruktur zu Land und zu Wasser führten laut Bremm dazu, dass sich England bald zu einem homogenen Wirtschaftsraum ausformte. Das Wirtschaftswachstum im Lande wurde lediglich durch eines ausgebremst: Dem notorischen Mangel an Arbeitskräften.

Der unaufhaltsame Fortschritt der Technik und seine Folgen bis heute

In dem Buch zeigt Bremm, wie durch die industrielle Revolution in England vor über 200 Jahren ein autonomer globaler Prozess in Gang gesetzt wurde, der zu tiefgreifenden Transformationen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft geführt hat: War es zunächst ein Mangel an Arbeitskräften sowie eine hohe Kaufkraft der Lohnarbeiter gewesen, die den Prozess der Industrialisierung ursprünglich begünstigt hatten, so führte der Einsatz von Maschinen schnell zu einer Verkehrung der Situation. Lohndumping, Arbeitslosigkeit und Überproduktion waren und sind bis heute die Folgen. Bremm diskutiert, wie sich durch die Industrialisierung nach und nach Reichtum und Macht zu verquicken begannen. Als in ganz Europa die Souveräne begannen die neue Klasse der Unternehmer und der Fabrikanten zu hofieren, verschafften sie diesen zunehmenden politischen Einfluss – mit weitreichenden Folgen für die Innen- und Außenpolitik. Eine besonders bedenkliche Entwicklung markiert nach Bremm der Erste Weltkrieg, als die Industrialisierung ihren historischen Höhepunkt erreichte: Es wurde nicht nur maschinell und effektiv in Massen produziert, sondern auch getötet und gestorben.

Doch die Industrialisierung brachte auch gewaltige Chancen mit sich: Ein aufsteigendes Bürgertum mit dem Verlangen nach politischer Beteiligung und damit die Festigung einer aktiven Zivilgesellschaft, die Verlagerung der Interessenvertretung in Parteien sowie die Durchsetzung einer Sozialgesetzgebung zählen laut dem Autor zu den besonderen Errungenschaften dieser Epoche. Bremms‘ Buch präsentiert die vielen Konfliktlinien der Industrialisierung sowie ihre Licht- und Schattenseiten.


Klaus-Jürgen Bremm hat über »Militär und Eisenbahnen in Preußen« promoviert, war 2005 - 2011 Militärhistoriker an der Universität Osnabrück und ist spezialisiert auf Militär- und Technikgeschichte. 2013 erschien von ihm das Buch »Propaganda im Ersten Weltkrieg«.