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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Mittwoch, 17. November 2010

Unabhängige Verlage in Österreich: Droschl Verlag, Graz

Der Droschl Verlag in Graz ist vielen Lesern als ein kleiner, aber feiner Verlag für Literatur bekannt, der solche Klassiker der (Post-)Moderne wie Michel Leiris und Jean Baudrillard neben neuen, interessanten und aufregenden nationalen und internationalen Schriftstellern anbietet. Droschl widmet sich ausschließlich und mit bemerkenswerter Kontinuität der Gegenwartsliteratur, deutsch- und fremdsprachigen Autoren gleichermaßen.
Der Verlag möchte neugierige Leser und Leserinnen ansprechen, die etwas entdecken möchten, Wortfixierte, deren große Liebe der Sprache gehört, den Sprachen, den zahllosen verschiedenen Sprechweisen. Dieses Programm – das auch die Nationalbibliothek in Wien mit dem Ankauf des Archivs der ersten beiden Verlagsjahrzehnte würdigte – war das Werk des Verlagsgründers Maximilian Droschl, der das Unternehmen mit bemerkenswerter Kontinuität die ersten 25 Jahre lang führte. Seit 2003 lenkt seine Tochter Annette Knoch die Geschicke des Verlages.


Die ersten Titel erschienen 1978 (Kunstbücher von Giuseppe Zigaina und Adolf Frohner), nachdem es Droschl schon seit mehreren Jahren als Galerie und Buchhandlung gegeben hatte.
Schon sehr früh war es klar, dass von den vielen Schreibweisen besonders die Tradition der Aufsässigen, der formalen Erneuerer und Traditionsbrecher einen Publikationsort gefunden haben würde.

Die ersten Bücher in den 80er-Jahren – von Autoren wie Michael Donhauser, Antonio Fian, Eleonore Frey, Ingram Hartinger oder Peter Waterhouse – errangen durchwegs die Aufmerksamkeit der Kritiker, literarische Preise und Auszeichnungen. Der Siegeszug von Werner Schwab begann 1992 mit den Stücken in seinem Erstlingsband Fäkaliendramen. Eine Auswahl der literarischen Preise: 1988 ging der 3sat-Preis des Bachmann-Preises an anselm glück; Klaus Händl erhielt 1994 sowohl den Rauriser Literaturpreis als auch den Robert Walser Preis für sein Debüt; 1997 erhielt Gundi Feyrer den Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg Bachmann Wettbewerb; 1999 wurde Bettina Balàka mit dem Meta-Merz-Preis und dem Ö1-Essay-Preis ausgezeichnet; die erste Trägerin des Holfeld-Tunzer-Preises war 2001 Sissi Tax, Bodo Hell wurde 1991 der Erich-Fried-Preis, 2003 der Preis der Literaturhäuser und 2006 der Telekom-Preis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs verliehen; Thomas Stangl erhielt für sein Debüt 2004 den aspekte-Preis, Monique Schwitter den Robert Walser Preis 2005, Rosa Pock den Italo-Svevo-Preis und Alfred Kolleritsch den Horst-Bienek-Preis. 2008 erhielt Bettina Balàka den Friedrich-Schiedel-Literaturpreis, Andrea Winkler war 2008 die erste Preisträgerin des Wartholtzer Literaturpreises.

Das risikofreudige Publizieren von Erstveröffentlichungen und Pflege der bereits anerkannten älteren, die im Droschl-Programm mit Werkausgaben vertreten sind, um nur Alfred Kolleritsch zu nennen, Autoren, deren Bedeutung von Kritik, Literaturwissenschaft und Preisgebern untermauert wurde, setzt Droschl bis heute fort. Ein zweiter Schwerpunkt der Droschl-Aktivitäten sind die Übersetzungen. 1986: Frisbees, zweisprachige Gedichte von Giulia Niccolai, später Julien Gracq, Michel Butor, Michel Leiris, Paul Bowles usw. Für seine Henri-Michaux-Übersetzungen erhielt Dieter Hornig den Aristeion-Preis der Europäischen Union.
Ein besonderes Nahverhältnis hat der Verlag zur Literatur der östlichen Nachbarländer zu Österreich: Mir ist vor kurzem von diesen Autoren Oksana Sabuschko aufgefallen.

Seit 1992 gehört auch Heimrad Bäckers Verlag edition neue texte zu Droschl. In ihr waren kompromisslose Entwürfe einer neuen Art von Literatur in einem konsistenten Programm gesammelt. Elfriede Gerstl wurde 1999 für ihr Werk sowohl mit dem Trakl-Preis als auch mit dem Erich-Fried-Preis ausgezeichnet, und Heimrad Bäckers Lebenswerk wurde Ende 2002 in einer umfassenden Ausstellung in der Landesgalerie in Linz gewürdigt.

"Die österreichische Literatur, wie sie sich durch die Brille des Droschl Verlags darstellt, ist unter den deutschsprachigen Literaturen die einzige, die an den ästhetischen Positionen der Moderne festhält und ihre Denk- und Formtraditionen fortsetzt. Kein Wunder, dass der Droschl Verlag eine inzwischen stattliche Essay-Reihe im Programm hat, poetologische, auch literaturhistorische Texte, die modellhaft zeitgenössische Literaturtheorie vorstellen." (Sibylle Cramer)
"Die Qualität von Droschl liegt für mich darin, dass er genau die Bücher macht, die anderen Verlagen zu riskant, zu avantgardistisch, zu schräg sind." (Doris Glaser, ORF Hörfunk) 






Mittwoch, 22. September 2010

Unabhängige Verlage in der Schweiz: orte verlag, Oberegg, AI, Schweiz

Vor einiger Zeit habe ich schon auf Werner Buchers Verlag in den Schweizer Alpen hingewiesen. Nun möchte ich ihn in der Reihe der Unabhängigen Verlage genauer betrachten, denn seine Impulse sind mehr als stark. Der geneigte Leser findet jede Menge moderne Lyrik, moderne Weltsicht und unermüdliche Förderung der jungen Schweizer Literatur. So ruft es mal schräg, mal tiefgründig, mal schrill, mal hochpoetisch, aber immer ansprechend aus dem wohl höchstgelegenen literarischen Verlag in Oberegg wie vom Muezzin auf dem Minarett zum täglichen Umgang mit Literatur ... So in seiner Poesie-Agenda, einem Taschenkalender, der einem die Wartezeit am Bahnhof oder im Wartezimmer mehr als versüßt. In der Ausgabe 2010 eine große Zahl an interessanten Gedichten, lyrischen Fetzen, Haikus und Bildern, die mit Sicherheit in der neuen Ausgabe 2011 auch zu erwarten sind. Eine Besprechung folgt, ebenso seiner Jazz-CD und der aktuellen orte-Ausgabe 164.


NEUERSCHEINUNGEN IM SOMMER / HERBST 2010

MORD IN WALD AR
Jon Durschei
orte-Krimi
226 Seiten, broschiert
CHF 26.00 / EUR 15,00
ISBN 978-3-85830-157-4
Endlich — der achte Krimi von Jon Durschei! Und wieder gerät Pater Ambrosius in eine Geschichte, bei der es einen Mord aufzuklären gibt, diesmal im Appenzellerland ...

HOL DEN MOND AUF DEINEN TELLER
Esther Thormann
Gedichte, fund-orte 34
Herausgegeben von Werner Bucher und Virgilio Masciadri
86 Seiten, limitierte und numerierte Auflage, von der Autorin signiert
CHF 28.00 / EUR 19,00
ISBN 978-3-85830-158-1
Die Bernerin Esther Thormann ist längst ein Geheimtip der Schweizer Lyrikszene — ein Band, der zu ihrer Entdeckung einlädt.

POESIE-AGENDA 2011
Herausgegeben von Werner Bucher, Virgilio Masciadri und Jolanda Fäh
Mit Kalendarium, Eintragungen, Adressverzeichnis und vielen Gedichten.
256 Seiten, broschiert
CHF 16.00 / EUR 10,00
ISBN 978-3-85830-153-6
Erscheint Ende September 2010
„Nirgends sonst gibt es Lyrik und Humor in einer so anregenden Verbindung. ‚Poesie-Agenda’ ist das Gegenteil von Langeweile.“ (Andreas Noga auf „lyrikzeitung.de“)

SPAZIEREN MIT DEM GELBGRÜNEN PUMA
Werner Bucher / Malcolm Green
Lyrik & Jazz, Audio-CD, 70 Min.
CHF 28.00 / EUR 19,00
ISBN 978-3-85830-159-8
Der Poet Werner Bucher und der St. Galler Jazzer Malcolm Green haben sich zu einer Session zusammengetan — eine CD mit Sounds und Gedichten im Originalton.


In Vorbereitung auf den Herbst:

KEIN FALL IN DISENTIS?
Duri Rungger
orte-Krimi
220 Seiten, broschiert
CHF 26.00 / EUR 15,00
ISBN 978-3-85830-161-1
Disentis im Jahr 1955: eine Gemeinde gerät in Unruhe, als einer ihrer Bewohner erschlagen wird — ein subtiler Dorf-Krimi.

DAS LIED VOM KNARRENDEN PARKETT
Virgilio Masciadri
Gedichte, fund-orte 35
Herausgegeben von Werner Bucher
74 Seiten, limitierte und numerierte Auflage, vom Autor signiert
CHF 28.00 / EUR 19,00
ISBN 978-3-85830-152-9
Die neuen Gedichte von Virgilio Masciadri: nachdenklich und beschwingt, transparent und eng verwoben zugleich.


Und fünfmal jährlich neu:

orte — Schweizer Literaturzeitschrift
Seit 1974 die farbigste Literatur- und Lyrikzeitschrift der Schweiz!

Die Themen 2010:
orte 162 – Georges Haldas, Poète (erschienen)
orte 163 – Neue Texte von Frauen (erschienen)
orte 164 – Die Geschichte hinter dem Gedicht (erscheint 2. Hälfte August 2010)
orte 165 – Appenzeller Autorinnen und Autoren (erscheint im Herbst 2010)
orte 166 – Erika Burkart (erscheint im Winter 2010)

Jedes Heft ca. 68 Seiten, Einzelheft CHF 14.00/EUR 8,00; Jahresabo Schweiz CHF 60.00; Ausland Europa CHF 72.00/EUR 41,00; ISSN 1016-7803

Werner Bucher bei viereggtext
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Montag, 26. Juli 2010

Fundgrube Gedichte: Werner Bucher - Ein Sommer wird sein

Werner Bucher, geb. am 19. August 1938 in Zürich, ist ein wichtiger Schweizer Schriftsteller, Herausgeber und Verleger der Gegenwart. Er arbeitete früher als Kultur- und Sportjournalist, blickt heute auf eine stattliche Veröffentlichungsliste zurück: ein rundes Dutzend Lyrikbände, acht Prosawerke, sieben Kriminalromane, drei Sachbücher und seine Herausgebertätigkeit. Er leitet den orte verlag in Oberegg, Appenzell, und lebt zusammen mit Irene Bosshart dort. Frau Bosshart betrieb zunächst von 1989-2006 das historische Restaurant "Kreuz" in Wolfhalden, das letztes Jahr abgerissen wurde. Seit 2006 bewirtschaftet sie die wunderbar gelegene "Wirtschaft 'Rütegg' über Oberegg AI, wo in schönster Lage auf 1060 Meter über Meer neben einer herrlichen Aussicht der vielleicht höchstgelegene literarische Verlag Westeuropas auf Sie wartet." Die Gäste kennt Werner Bucher zumeist persönlich und man findet ihn sehr häufig an deren Tisch in einem vertieften Gespräch.



Ein Sommer wird sein

Wach
durchstreifst du 
die Wälder der 
gutgelaunten Bäume
im Gesicht
spiegelt der Morgenkaffee
& die Heiterkeit des Gähnens.
Komm mit, öffne das zugeriegelte
Herz, die Nacht, das Schweigen. Die
Schattenmünder verschwinden
im See, ein
Sommer wird sein
& ein sanftes Erschüttern.
Nicht Muscheln suchst du, nicht Wasserpfützen, das Offene
weit vorn, das zitternde
Bild, dies
willst du erobern. Keine
& keiner wird je
die goldene Knarre
auf dich richten, &
den Dreck überspringst du
- wie eh & je - mit Eleganz. Gewalt
gegen Menschen
ist nur ein Slogan, nie
möchtest du wissen, was Liebe ist. Dir genügt
dieser Morgen & der krähende Hahn.

Unten am Fluss taucht der Retter. Er
ahnt, dass du Hilfe nicht brauchst.

(Wenn der Zechpreller gewinnt. Gedichte, Pendo Verlag, 1997)


orte verlag

Werner Buchers Internetpräsenz


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Dienstag, 9. Februar 2010

Lyrik: Eva Strittmatter feiert ihren 80. Geburtstag

Am 8. Feb. 2010 wurde Eva Strittmatter, Deutschlands meistgelesene Lyrikerin der Gegenwart, wie sie immer getauft wird,  80 Jahre alt. Aus diesem Anlass möchte ich mit den besten Wünschen für die Autorin einerseits auf eine Biographie von Irmtraud Gutschke, besprochen von Ute Apel, Leipzig, meiner Strittmatter-Spezialistin, hinweisen, andererseits auf einen Beitrag bei mdr figaro.

Biographie von Gutschke, I.:
Eva Strittmatter – Leib und Leben

Zum 80. Geburtstag von Eva Strittmatter, mdr figaro
Rigorose Selbstbefragung



Mehr zu Eva Strittmatter bei viereggtext:

Lyrik: Eva Strittmatter – Leib und Leben, eine Biographie von Irmtraud Gutschke



Irmtraud Gutschke
Eva Strittmatter – Leib und Leben
Das Neue Berlin 2008

Eva Strittmatter, 1930 in Neuruppin geboren, lebt seit 1954 als freie Schriftstellerin in Schulzenhof. Bekannt wurde sie durch folgende Lyrikbände: „Ich mach ein Lied aus Stille“ (1973), „Mondschnee liegt auf den Wiesen“ (1975), „Die eine Rose überwältigt alles“ (1977), „Zwiegespräch“ (1980), „Heliotrop“ (1983), „Atem“ (1988), „Der Schöne (Obsession)“ (1997), „Liebe und Haß. Die geheimen Gedichte“ (2000), „Der Winter nach der schlimmen Liebe“ (2005), „Für meine Schulzenhof-Freunde“ (2008), „Seele Seltsames Gewächs“ (2009), „Wildbirnenbaum“ (2009)
Zu den Prosawerken zählen: „Briefe aus Schulzenhof“ (I 1977, II 1990, III 1995), „Poesie und andere Nebendinge“ (1983), „Mai in Piestany“ (1986).


Irmtraud Gutschke wurde 1950 in Chemnitz geboren und ist bei der Zeitung „Neues Deutschland“ für Literatur verantwortlich. Seit 1971 veröffentlicht sie Texte über Autoren und ihre Werke. 1976 promovierte sie über „Mensch und Natur im Schaffen Aitmatows“ Daraus entstand 1986 der Essayband „Menschheitsfragen, Märchen, Mythen. 2007 erschien in dieser Buchreihe bereits ihr Gesprächsband „Hermann Kant. Die Sache und die Sachen.“


(Leipzig/UA) Eva Strittmatters Lyrik wurde millionenfach aufgelegt. Einen Grund für das Leserinteresse formulierte sie in einem ihrer Gedichte: „Ich schreibe von der einfachen Sache: Geburt und Tod und der Zwischenzeit“. Es wurde ihr oft vorgeworfen, ihre Lyrik sei volksliedhaft, doch in ihrer Poesie finden die Menschen Halt, erleben das, was ihnen widerfahren kann.
Wiederholt hat Irmtraud Gutschke in Schulzenhof gewohnt und die Lyrikerin mit großer Sensibilität interviewt. Sie fand eine scheinbar erschöpfte Frau im Bett und Rollstuhl, die jedoch eine wunderbare Kraft ausströmte.
Es entstand ein Buch, in dem Eva Strittmatter von ihren persönlichen Erschütterungen und ihren Erfahrungen erzählt. Immer kommt auch wieder das Gespräch auf ihre Ehe mit Erwin Strittmatter. Im Dialog wird eine packende Lebensgeschichte erzählt, in der die Leser ihre Autorin wiederfinden können. Zweimal traf Irmtraud Gutschke auch Sohn Ilja an, dessen Äußerungen ebenfalls Platz im Buch finden.
Die beiden Frauen kannten sich von den Puschkin-Tagen in der Sowjetunion, an denen Schriftsteller aus vielen Ländern teilnahmen.
Das Buch lebt einerseits durch die Kraft der Fragen und Anmerkungen von Irmtraud Gutschke und andererseits durch die genaue, offene Schilderung von Eva Strittmatter.
Irmtraud Gutschke berichtete während einer Lesung in Leipzig von der bildhaften Sprache ihrer Gesprächspartnerin und von Nebensächlichkeiten wie dem Kleid, das Christa Wolf trug, als sie bei Strittmatters nach dem 11. Plenum zu Besuch war oder den Löchern in den Strümpfen der rebellischen Tanten der kleinen Eva, die für das Verständnis der Lebensgeschichte der Autorin jedoch von großer Bedeutung sind.
Eva Strittmatter berichtet über die Jahre auf dem ländlichen Schulzenhof, Erwin Strittmatters Jasnaja Poljana, das er sich bewusst schuf. Sie erzählt über ihre Kindheit und Jugend, über ihre vier Söhne, über Hermann Kant, Christa Wolf, Alfred Wellm, Peter Schreier und andere Freunde und Vertraute. Sie berichtet über Geburt und Tod, über Alltägliches und Außergewöhnliches, vom Tod ihres Ehemannes und ihres Sohnes Matthes innerhalb kürzester Zeit. Auch über ihr Alter wie z.B. in einem Gedicht aus dem „Winter nach der schlimmen Liebe“

ALLE VERANTWORTUNG LOSZUWERDEN
Und ohne allzu viele Beschwerden
Die Tage des Alters hinzubringen.
Umgeben von gealterten Dingen,
die jung unser jüngeres Leben umgaben,
Nicht die Vergangenheit umzugraben
Und nichts zu hoffen, das wäre weise.
Einfach nur leben, verborgen und leise,
Mit der Gewissheit, es wird nichts geschehen,
Ich werde auf Erden nichts Neues mehr sehen.
Glaube und Hoffnung sind hingeschwunden,
Und ist die Liebe noch überwunden,
werde ich ganz in mir genesen...
Sie aber ist das Größte gewesen.


Auch über die Arbeit an ihren Gedichten reflektiert sie, zitiert, erwähnt die Entstehungsgeschichte des einen oder anderen Werkes. In der Zusammenarbeit mit ihrem Mann entstand Großes auf beiden Seiten. Die studierte Germanistin redigierte seine Texte und profitierte auch von ihm. „Natürlich. Vor allem seine präzise Art, Natur zu sehen und zu beschreiben, hat mir viel vermittelt. Poesie ist doch das Gegenteil von dem, was man gewöhnlich dafür hält. Es geht nicht um poetische gehobene Sprache, Genauigkeit ist das Entscheidende. Die Genauigkeit der Anschauung. Ich habe durch die Zusammenarbeit mit ihm verstanden, dass es für alles einen sinnfälligen Ausdruck gibt. Der darf niemals angestrengt wirken.“
Als die beiden Frauen am Gesprächsbuch arbeiteten, erschien gerade Werner Lierschs Artikel „Erwin Strittmatters unbekannter Krieg“, der in den Medien für große Aufruhr sorgte und Eva Strittmatter tief erschütterte und entsetzte. Die Biografie des großen Schriftstellers ist eine Jahrhundertbiografie, die manchmal einfacher schien als sie war. Auch dieses Thema fand seinen Platz im Buch. Eva Strittmatter wollte es erst im Anhang wissen, doch die Gesprächspartnerinnen einigten sich doch, es in den Text aufzunehmen.
Manchen Leser erschüttert vielleicht die nüchterne Sicht auf das Jahr 1989 und Gorbatschow. Betrachtet man jedoch das Leben der Autorin insgesamt, erscheint auch das nachvollziehbar. Es ist und bleibt Eva Strittmatters Geschichte. Es erzählt eine Frau im Zwiespalt liebevoller Aufopferungsbereitschaft und dem eigenen Entfaltungswillen. Sie hat die Differenz genutzt, die daraus entstand, wie sie sich ihr Leben einst vorstellte und was schließlich Realität wurde. Sie hat daraus Kunst geschaffen, doch das soll nicht das Fazit sein.
Am Ende äußert die heute 80-Jährige die Hoffnung, dass es ihr noch gelänge "...zwei oder drei oder vier kleine Poesien zu machen."

Ute Apel


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Dienstag, 27. Oktober 2009

Lyrik: Eva Strittmatter - "Seele seltsames Gewächs". Ein Gastbeitrag von Ute Apel, Leipzig


„Gedichteschreiben ist keine Fähigkeit, die man erwirbt und die einem zur Verfügung steht, wenn man will... Ach, nein, wenn es so wäre, ginge es mir gut.“
Das sind die Einleitungsworte zu einem neuen Gedichtband Eva Strittmatters. In ihm vereinen sich bislang unveröffentlichte Gedichte mit einer Auswahl aus bereits bekannten Werken der Dichterin. Der Buchtitel ist der ersten Zeile des Gedichtes „Gegenblüte“ entnommen, in dem die Entfaltungsmöglichkeiten der Seele beschrieben ist.
Zu sieben Gedichten malte Linde Kauert mehrfarbige Bilder, die den Band ganzseitig schmücken.

(Foto: viereggtext)

 Der künstlerischer Weg der Malerin und Verlegerin Linde Kauert führte in den letzen Jahren immer mehr zur Gestaltung von Bildern zu Literatur.
Die Gedichte im Buch wurden mit "Anmerkungen" Eva Strittmatters über die Entstehung von Lyrik bereichert, dem Band „Poesie und andere Nebendinge“ entnommen, der 1983 im Aufbau-Verlag erschien wie diese:
Ich reflektiere Leben, reflektiere Erfahrung, aber das muß ich für mich allein tun. Der Preis für meine Poesie, den ich selber zahle, ist Abgeschiedenheit und Einsamkeit. Ich bin ein phasenweise, sehr einsam lebender Mensch. Wenn ich diese Einsamkeit nicht herstelle, schreibe ich keine Gedichte mehr. Dann aber, wenn es mir gelingt, Gedichte zu schreiben, lebe ich wie in einer Hülle aus Worten. Wie sie in mir entstehen, das geht manchmal über längere Zeit, über Tage sogar, umgeben sie mich ständig.“

Vom Schreiben


Natürlich könnte ich
Auch komplizierter schreiben
Und könnte Dichtung als
Geheimmagie betrieben.
Ich könnte Chiffren erfinden,
die nur fünf Leute verstehn,
Und die anderen wären die Blinden,
Wir sechs allein könnten sehn.
Ich will aber einfach bleiben
Und nah am alltäglichen Wort
Und will so deutlich schreiben,
dass die Leute an meinem Ort
Meine Gedichte lesen
Und meine Gedanken verstehn
Und sagen: so ist es gewesen,
Und das haben auch wir schon gesehn.

Besonders berührend ist der Abdruck handschriftlicher Fassungen einiger Gedichte. Dabei wird der mit den Jahren sanfte Wandel in den Schriftzügen Eva Strittmatters deutlich. Ein Buch für die Seele.
Eva Strittmatter wurde 1930 in Neuruppin geboren. Im Osten Deutschlands hatten ihre Bücher Auflagen von rund 2 Millionen Exemplaren. Im Westen dagegen wurde sie, bis auf wenige Ausnahmen, nicht zur Kenntnis genommen, bemühte sich jedoch auch nicht aktiv um die Gunst der westdeutschen Journalisten. Hermann Kant sagte einmal von der Autorin: ,,Wir haben diese Gedichte nötig.''

Film-Nachlese: Drachenläufer von Marc Forster, Verfilmung des Romans von Khaled Hosseini

Wer das Buch gelesen hat und begeistert war, findet eine sehr buchnahe Vefilmung, die all das transportiert, was der Autor wollte, im gleichnamigen Film von Marc Forster. Wunderbar die kindliche Freundschaft, das betretene Schweigen, Nichtverarbeitenkönnen des Überfalls von Assef auf den gehassten Hazara (ein Stamm in Afghanistan, der traditionell Diener und Arbeiter stellt)  Hassan, der gemeine Versuch Amirs Hassan loszuwerden, die Flucht der Paschtunen (Führungsschicht) Amir und Vater in die USA, der Tod des Vaters, Hochzeit von Amir und im Jahr 2000 die Rückkehr ins Taliban-Afghanistan, um den Sohn von Hassan, Sohrab, aus den Klauen des pädophilen und brutalen Assef zu befreien. Über allem die Drachen und der Drachenlauf von Kabul, der von den Taliban verboten wurde.

Drachenläufer
Originaltitel: The Kite Runner
Drama
USA 2007/ Kinostart GER: 2008

Freitag, 21. August 2009

Hörbuch-Tipp: Eva Strittmatter - In einer anderen Dämmerung. Gedichte und Selbstauskünfte. Gastbeitrag von Ute Apel, Leipzig


(Über die Autorin:

Eva Strittmatter wurde 1930 in Neuruppin geboren. Sie studierte von 1947 bis 1951 Germanistik in Berlin, war von 1951 bis 1953 Lektorin beim Deutschen Schriftstellerverband, arbeitet seit 1954 als freie Schriftstellerin. 1975 erhielt Eva Strittmatter den Heinrich-Heine-Preis. Sie veröffentlichte Kritiken, Kinderbücher, Gedichte und Prosa: „Ich mach ein Lied aus Stille“ (1973), „Mondschnee liegt auf den Wiesen“ (1975), „Die eine Rose überwältigt alles“ (1977), „Zwiegespräch“ (1980), „Heliotrop“ (1983), „Atem“ (1988), „Unterm wechselnden Licht“ (1980), „Der Schöne (Obsession) (1997), „Briefe aus Schulzenhof“ (I 1977, II 1990, III 1995), „Poesie und andere Nebendinge“ (1983), „Mai in Pieštány“ (1986) und Kinderbücher wie u.a. „Brüderchen Vierbein“ (1958), „Vom Kater, der ein Mensch sein sollte“ (1959), „Ich schwing mich auf die Schaukel“ (1975). Die Schriftstellerin lebt in Dollgow, Ortsteil Schulzenhof, und Berlin.)

Das Hörbuch enthält zwei CDs, eine mit Gedichten von Eva Strittmatter, die die meist gelesene deutsche Lyrikerin selbst spricht, und eine zweite CD mit Selbstauskünften der Autorin und Beiträgen von Peter Schreier, Hubertus Giebe und Hermann Kant, langjährigen Freunden der Familie, über ihr Leben. Untermalt sind die Beiträge durch leise Musik von Chopin.

Mit zwölf Jahren beginnt Eva Strittmatter in ein blau marmoriertes Buch Gedichte zu schreiben. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik, Romanistik und Pädagogik in Berlin. Die schnell eingegangene Ehe mit einem Mitstudenten, aus der ein Sohn hervorgeht, scheitert.

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lektorin des Schriftstellerverbandes der DDR lernt sie den Romanautor Erwin Strittmatter kennen, dessen erster Roman "Der Ochsenkutscher" eben erschienen war: "Er war gönnerhaft. Er hat mich altklug und väterlich ausgefragt, bis er sich mir schließlich genähert hat..." Die beiden werden ein Paar. Erwin Strittmatter sagte danach: "Es wird entweder die letzte Liebe für mich oder eine große Katastrophe." "Es wurde weder die letzte Liebe, noch eine große Katastrophe, aber das Große kann stehen bleiben", meint seine Gefährtin dazu.

"...Dieses Gefühl, sich eine Haut aus Worten zu machen, dass man sich sozusagen eine zweite Haut schafft, um sich herum etwas schafft, was einen schützt, oder in dem man lebt...", erklärt sie ihr Schreiben. Dem entgegen stand und steht ihr Alltag, ihr Leben an der Seite von vier Söhnen und eines Mannes, für dessen Werk und künstlerisches Schaffensvermögen sie enorme Kraftanstrengungen auf sich nahm und selbst nach seinem Tod als Bewahrerin seines Nachlasses noch immer auf sich nimmt. "Mit Familie und Haushalt wollte er nichts zu tun haben und so ist es auch gekommen."

Eva Strittmatter fühlte sich in die Sprache ihres Mannes ein, so sehr, dass sie bis zur Selbstaufgabe seine Ehefrau, Gefährtin und wichtigste Kritikerin des Werkes wurde. "Jeder hat die Sache des anderen als seine angesehen."

Sie schafft die Balance zwischen Mann, Söhnen und eigenen Gedichten. Für Eva Strittmatter gibt es immer einen "langen" Tageslauf, sie versorgt, bewirtet, vermittelt, streitet, ordnet, beantwortet Briefe... In einer schwierigen Situation der gemeinsamen Ehe, einer Liaison ihres Mannes, beginnt sie Gedichte, erst für sich selbst, dann als Kontinuum, zu schreiben. "Ich wollte ihn verlassen, mich von ihm trennen... "Er hat nie sein Verhalten eingerichtet auf mich. Ich war völlig eingestellt auf sein persönliches und dichterisches Leben, er aber nicht auf mich. Für jede Sache, die er mir angetan hat, habe ich mich entschuldigt, sonst wäre es nicht wieder in Gang gekommen... Einmal bin ich mit sieben Koffern nach Berlin gefahren..."

Die Gedichte der Autorin bestehen aus Sehnsucht, Sensibilität und bildhaften, leisen und menschlichen Tönen. Natur wird zum Raum eigener Gestaltungsmöglichkeiten, zur wichtigen Metapher. Das Schreiben muss sich Eva Strittmatter immer erkämpfen, sich selbst als Dichterin ernst nehmen.

So berichtet sie vom Kennenlernen bis zum Tod Erwin Strittmatters über viele Konflikte und wunderbare Gemeinsamkeiten des Lebens auf Schulzenhof.

Aber auch die erste CD, auf der die Lyrikerin Texte aus ihren Gedichtbänden liest, lebt von einer ruhigen, einfach menschlichen Sprache der Autorin.

"Was soll man auch sagen?", beendet Eva Strittmatter ihren Bericht zum Tod ihres Mannes 1994 angesichts der Sprachlosigkeit, dem Verschweigen der letzten Wahrheit, wenn ein Mensch nach vierzig Jahren des gemeinsamen Lebens gehen muss... Im selben Jahr verlor sie auch ihre Mutter und ihren Sohn Matti.



Eva Strittmatter: In einer anderen Dämmerung: Gedichte und Selbstauskünfte [Audiobook], Eulenspiegel Verlag 2009. Von und mit Eva Strittmatter (Sprecherin)
(Vormals: Aber das Große kann stehen bleiben - Gedichte und Selbstauskünfte, 2002.)
ISBN-10: 3359011163
ISBN-13: 978-3359011163



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Freitag, 18. Juli 2008

Buch: Jorge Bucay - Liebe mit offenen Augen

Neu über den Weg gelaufen ist mir dieser argentinische Gestalttherapeut, der durch unglaublich beeindruckende und emotionale Sprache glänzen soll. Sein Hit: Ein Roman über einen E-Mailer, der in den Besitz von E-Mails zweier Therapeuten kommt, die das Thema Partnerschaft behandeln, daraufhin eine falsche Identität annimmt und mitdiskutiert. Er kann dadurch seine eigenen Probleme besser erkennen...

Liebe mit offenen Augen, Amman Verlag, 19,90 €

Ebenfalls empfehlenswert soll "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte" sein.

Wer kennt den Autor? Hat was gelesen, möchte was sagen?