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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Samstag, 14. November 2015

Neuerscheinung: KOLOKOLAMSK und andere unglaubliche Geschichten von Ilf/Petrow

Ilja Ilf und Jewgeni Petrow:

Kolokolamsk
und andere unglaubliche Geschichten

Übersetzt aus dem Russischen von Helmut Ettinger
DIE ANDERE BIBLIOTHEK Bandnummer: 371
42,00 EUR (Abopreis 39.50 EUR)

Originalausgabe, nummeriert und limitiert, geprägter Leinenband mit farbig collagiertem Vor-und Nachsatzpapier, Fadenheftung, Lesebändchen, Buchgestalter: Drushba Pankow und Stefan Stefanescu
Dem Wahnwitz des Sowjetreichs sind Ilf und Petrow mit Satire begegnet. Ihre Geschichten liegen nun erstmals übersetzt vor.

»Ilf und Petrow« hießen eigentlich Ilja Arnoldowitsch Ilf (1897–1937) und Jewgeni Petrowitsch Katajew (1903–1942) und stammten aus Odessa. Mit Michail Bulgakow arbeiteten sie in Moskau für satirische Zeitungen, bis sie über zwölf Jahre hinweg ihre von der Zensur erstaunlicherweise kaum beeinträchtigte literarische Karriere als berühmte Autoren machten. Ilja Ilf starb 1937 an Tuberkulose, Jewgeni Petrow kam 1942 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. In der Anderen Bibliothek erschienen von ihnen ihre Reise im Auto durch die USA Das eingeschossige Amerika (Band 320/321) und Das goldene Kalb (Band 340).

Freitag, 12. Dezember 2014

Neuerscheinung: Dramaturgien der Phantasie. Dürrenmatt intertextuell und intermedial

Dramaturgien der Phantasie
Dürrenmatt intertextuell und intermedial

Herausgegeben von Ulrich Weber, Peter Schnyder, Peter Gasser und Peter Rusterholz

Reihe: Dürrenmatt Studien (Hg. vom Schweizerischen Literaturarchiv und vom Centre Dürrenmatt Neuchâtel); Bd. 01

312 S., 74, z.T. farb., Abb., geb., Schutzumschlag
24,90 €



Dürrenmatts vielgestaltiges Werk wird, unter besonderer Berücksichtigung des Bildwerks, im Kontext aktueller Forschungsperspektiven neu gelesen und analysiert.

Die Beiträger betrachten Friedrich Dürrenmatts Werk gut 20 Jahre nach seinem Tod im Kontext neuer Forschungsperspektiven und unter Einbezug des bisher kaum erkundeten Bildwerks.
Im ersten Teil werden Motive, Figuren, Metaphern und Modelle und intertextuelle Relationen untersucht, die für Dürrenmatts gesamtes Werk von besonderer Bedeutung sind: Elemente des Ludischen und Spielformen der Kontingenz, das Verhältnis der frühen Kriminalromane zu zeitgenössischen Ausprägungen der Kriminalistik, die Relevanz thermodynamischer und mathematischer Metaphorik für Dürrenmatts Verständnis des Politischen, sowie die Wandlungsformen der Metaphorik von Erinnerung und Schreiben.
Die Beiträge im zweiten Teil beschäftigen sich erstmals in größerem Umfang mit intermedialen Aspekten in Dürrenmatts Bildwerk und dessen Stellung im zeitgenössischen System Kunst. Intermedialität wird ebenfalls als literarisches Thema des Spätwerks und als Phänomen der Rezeption in Comic-Versionen von Dürrenmatts Stoffen diskutiert.

Mit Beiträgen von Maximilian Bergengruen, Régine Bonnefoit, Pierre Bühler, Peter Gasser, Ingeborg Hoesterey, Patricia Käppeli, Rudolf Käser, Peter Rusterholz, Monika Schmitz-Emans, Peter Schnyder, Eugenio Spedicato, Martin Stingelin, Ulrich Weber und Theodore Ziolkowski

Dienstag, 9. Dezember 2014

Neuerscheinung: Verwunschene Orte. Raumfiktionen zwischen Paradies und Hölle


Verwunschene Orte 
Raumfiktionen zwischen 
Paradies und Hölle 

Herausgegeben von Andreas Mauz und Ulrich Weber 

Reihe: Sommerakademie Centre Dürrenmatt Neuchâtel (Hg. vom Schweizerischen Literaturarchiv); 
Bd. 04 

176 S., 49, z.T. farb., Abb., Klappenbroschur 
18,90 € 


Literatur und Raum: Lassen sich die »verwunschenen Orte« als eigenständiges raumfiktionales Phänomen profilieren?

Dem dichterischen Wort wird seit alters die Macht zugesprochen, Wirklichkeit zu verzaubern oder zauberhafte Wirklichkeiten herzustellen. Diese transformierende Kraft lässt gleichermaßen paradiesische wie höllische Neben- und Gegenwelten entstehen. Auch wenn diese individuellen Topographien jenseits politisch-geographischer Ordnungen situiert zu sein scheinen, ist klar: Als satirische Zerrbilder, idyllische Verklärungen oder utopische Gegenwelten stehen sie in intimer Beziehung zu soziokulturellen und realgeographischen Wirklichkeiten.
Was leistet in diesem Kontext der Begriff des »verwunschenen Ortes«? Lassen sich verwunschene Orte als distinktes raumfiktionales Phänomen ausmachen? Sind Utopien exemplarische verwunschene Orte? Diese und ähnliche Fragen werden im vorliegenden Band erörtert - mehrheitlich mit Blick auf die deutschsprachige Literatur der Schweiz.

Aus dem Inhalt:
Jürgen Fohrmann: Der Ort der Nicht-Orte (Utopien)
Marcel Lepper: Theorien der Utopie: ein Projekt der emphatischen Moderne?
Matías Martínez: Literarische Räume zwischen Realität und Fiktion
Dominik Müller: Werkübergreifende poetische Topographien bei Gottfried Keller, Otto F. Walter, Gerhard Meier und Gerold Späth
Magnus Wieland: Die Bibliothek als »verwunschener Ort«
Marin Zingg: Gespräch mit der Autorin Gertrud Leutenegger
Simon Zumsteg: »Burgatorio«. Über Hermann Burgers Topographesken
Fotostrecke: Dürrenmatts verwunschene Orte

Sonntag, 7. Dezember 2014

Neuerscheinung: Hans-Günter Richardi - Dachauer Zeitgeschichtsführer

Hans-Günter Richardi 
Dachauer Zeitgeschichtsführer 


Die Geschichte der Stadt im 20. Jahrhundert mit drei zeitgeschichtlichen Rundgängen durch den Ort und durch die KZ-Gedenkstätte 

Herausgegeben von der Stadt Dachau, Amt für Kultur, Fremdenverkehr und Zeitgeschichte 

312 S., 292, überw. farb., Abb., Klappenbroschur mit eingelegter Faltkarte 
13,90 € 





Der Dachauer Zeitgeschichtsführer in einer überarbeiteten Ausgabe für den Buchhandel.

Informativ und kompetent begleitet der Dachauer Zeitgeschichtsführer den Besucher auf drei Rundgängen durch die Obere und Untere Stadt sowie durch die KZ-Gedenkstätte. Auf anschauliche Weise entfaltet sich die wechselvolle Geschichte der Stadt im 20. Jahrhundert - vor, während und nach der Naziherrschaft.





Hans-Günter Richardi
Dachau – A Guide to its Contemporary History
The history of the town in the 20th century with three historical tours through the town and a tour through the concentration camp memorial site

Edited by the City of Dachau, Office of Cultural Affairs, Tourism and Contemporary History

315 S., 292, überw. farb., Abb., Klappenbroschur mit eingelegter Faltkarte
13,90 € 









Montag, 1. Dezember 2014

Neuerscheinung: Max Brod. Prager Tagblatt. Roman einer Redaktion



Max Brod
Prager Tagblatt
Roman einer Redaktion

Mit einem Vorwort von Thomas Steinfeld

Reihe: Max Brod - Ausgewählte Werke (Hg. von Hans-Gerd Koch und Hans Dieter Zimmermann in Zusammenarbeit mit Barbora Šramková und Norbert Miller)

456 S., geb., Schutzumschlag
29,90 €
Wallstein

Der Roman einer großen Epoche der Prager Kulturgeschichte, erzählt von einem, der zu ihrer Größe beitrug.

Das »Prager Tagblatt« war die bedeutendste deutschsprachige Zeitung der Tschechoslowakei in der Zwischenkriegszeit – liberal, offen und immer bestrebt, der tschechisch-deutschen Verständigung zu dienen. Max Brod schildert in seinem Roman das Innenleben der Redaktion, der er selbst als Literatur-, Musik- und Theaterkritiker angehörte. Er erzählt vom Prager Nachtleben und wie politische Ereignisse einer unruhigen Zeit Einfluss auf Leben und Arbeit nahmen. Die anschauliche Schilderung des Redaktionsalltags wird ergänzt durch eine Liebesgeschichte des Erzählers zu einer schönen und rätselhaften Frau, aber auch durch eine Nebenhandlung: Der Redakteur Fliegel hat auf der Prager Kleinseite eine Sonntagsschule für behinderte Kinder gegründet und lebt das, wofür die »Skribenten« schreiben: Er ist vorbildlich.

Montag, 16. Dezember 2013

Neuerscheinung: Ein Reporter und nichts als das. Von Albert Londres

Albert Londres
Ein Reporter und nichts als das
Aus dem Französischen von Petra Bail und Dirk Hemjeoltmanns (Ahasver ist angekommen)

Die Andere Bibliothek 
erscheint 12/2013, 456 S., Band 348

Limitierte Ausgabe, in hochwertiges und bedrucktes Naturpapier gebunden, Fadenheftung, Lesebändchen, Buchgestalter: Thomas Bauer


Die Zeilen vom 19. September 1914 um sieben Uhr fünf­und­zwan­zig am Morgen machten ihn berühmt: »Sie bombardierten Reims, und wir haben es gesehen! … Wir blickten auf die Kathedrale. Zehn Minuten später sahen wir den ersten Stein fallen.«

So begann die Karriere des rastlosen Reporters Albert Londres, zunächst als französischer Front­bericht­er­statter – dann wird aus dem Vorläufer des modernen »Investigationsjournalismus« der bekannteste »grand reporter« der zwanziger Jahre im Nachbarland. Egon Erwin Kisch wird ihn später ehrend neben John Reed und Arthur Holitscher stellen. Albert Londres ist der Richard Kapuściński seiner Jahre.

Er berichtet über die Hölle der Straflager in Französisch-Guayana oder in Nordafrika – und provoziert Skandale. Er schreibt aus dem Innenleben von Irrenanstalten, über den Handel mit Prostituierten nach Buenos Aires oder die Ausbeutung in Schwarzafrika.

Seine bildhaft-unmittelbaren und persönlichen Re­por­ta­gen werden zur literarischen Kunstform, in Frankreich zu Buchereignissen – und Bestsellern. In Deutschland ist Albert Londres bis heute wenig übersetzt, geschweige denn bekannt.

Freitag, 2. April 2010

Buchvorstellung: Der Elefantenflüsterer von Lawrence Anthony u. Graham Spence, München 2010

Die guten alten Dickhäuter! Sie sind nicht nur schwer und superstark, können Bäume ausreißen und Häuser zu Kleinholz verarbeiten, gefährliche Angreifer sein, tödlich manchmal, sie können auch total verliebt und zärtlich turteln, wenn sie jemanden ins Herz geschlossen haben. Diese Erfahrung hat Lawrence Anthony gemacht, als er neun verhaltensauffällige Elefanten vor der Erschießung bewahrte und 20.000 $ in einen Stromsicherungszaun mit 8.000 Volt steckte, um den Tieren ein neues, klar definiertes Zuhause zu geben. Zu Beginn war es den Elefanten ein Leichtes, durch Stoßzähne oder eigens quergelegte Bäume den Zaun lahmzulegen. Später akzeptierten sie ihn.
Der Afrikafachmann, Naturschützer und Tierkenner, für seine Arbeit mit dem Earth-Day-Award der Vereinten Nationen ausgezeichnet, nahm 1999 die Elefantenkühe Nana, Frankie und ihre Herde in seinem Wildreservat Thula Thula auf. 2023 Hektar ursprüngliches Buschland im Zululand, Südafrika, 1998 erworben. Er beruhigte die durch aggressives Verhalten aufgefallenen Elefanten so lange, bis sie ein normales Leben in seinem Reservat führen konnten.
Der Clou dabei, er sprach mit ihnen, als ob es seine Kinder oder Geliebten wäre, zärtlich, lockend, klare Ansage und ... englisch. Nachdem die Elefantenkühe verstanden, dass sie es mit einem wichtigen Förderer ihres Lebens zu tun hatten, der ihnen half, sie behütete und versorgte, entstand eine Freundschaft, die sich über die ganze Herde, auch neu hinzugekommene Tiere und Nachwuchs (2008 waren es 14 Tiere) ausbreitete.
Anthony, der seit den 60er-Jahren in Afrika lebt, immer im Dienst der Natur unterwegs ist, seine Frau Francoise (die sich bei ihm wie im Jurassic Park fühlt) 1990 kennenlernte, sie 2008 erst durch Zufall heiratete, weil alle es arrangiert hatten, begann in Situationen äußerster Bedrohung zu verstehen, dass er mit den Tieren kommunizieren muss, um sie zu besänftigen. So wie Elefanten in tiefer Nacht im Abstand von etlichen Metern nebeneinander herlaufen, ohne die Herdenformation oder Orientierung zu verlieren, weil sie sich über Magengeräusche verständigen, müssen Menschen mit diesen hochintelligenten Tieren sprechen, Geräusche aussenden, die die Tiere besänftigen, sie zur Ruhe bringen. In Extremsituationen natürlich der Warnschuss. Nicht selten konnte er angreifende Elefanten, die mit ihren bis zu 9 Tonnen erstaunliche 50 km/h entwickeln, durch Ansprechen aus voller Fahrt zum Einstellen ihres Angriffs  bringen oder sie davon abhalten, Landrover zu Schrott zu verarbeiten.
Seine Liebe zu Tieren trieb ihn auch in den ersten Tagen des Irak-Krieges 2003 nach Bagdad, um die Tiere des dortigen Zoos zu versorgen, zu schützen und zu retten (darüber gibt es ein eigenes Buch). Er durchkämmte auf lebensgefährlichen Touren mit seinen irakischen und afrikanischen Helfern die Paläste Saddams und leer stehende Hotels auf der Suche nach Futter, um die Raubkatzen am Leben zu erhalten. In dieser Zeit gründete er die Earth Organization, um Flora und Fauna nicht nur Afrikas zu retten.
Mit großer Spannung erlebt der Leser von Kapitel zu Kapitel neue Abenteuer, lernt Verhaltensweisen und Tierarten in der Natur kennen und wie der Mensch sich im Alltag behaupten muss. Anthony ist darin der atemlose und höchst achtsame Wildhüter, der durch Einfallsreichtum und Handlungsbereitschaft fast alles zum Guten wenden kann. Ein Buch für einen einzigen Tag, ohne aufzuhören, für Jugendliche und Erwachsene geeignet, die die Natur lieben.

Die Elefanten lehrten Lawrence Anthony, wie wichtig kluge Führung, selbstlose Disziplin und bedingslose Liebe sind, sie bilden das Fundament einer Familie. Elefanten harren bis zum letzten Atemzug bei ihren Nachkommen aus, die sterben oder lebensuntüchtig sind, greifen bedingungslos und gewaltig an, wenn ihre Herde oder Kinder bedroht werden, leben selbst in einer bedrohlichen Umwelt als intakter Familienverband und gehen respektvoll miteinander und mit Freunden um.

Das Buch ist im mvg Verlag, München, erschienen, hat 446 Seiten, Hardcover, und kostet 24,90 EUR.

(Fotos: Alle Rechte beim Verlag)







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Dienstag, 9. Februar 2010

Lyrik: Eva Strittmatter feiert ihren 80. Geburtstag

Am 8. Feb. 2010 wurde Eva Strittmatter, Deutschlands meistgelesene Lyrikerin der Gegenwart, wie sie immer getauft wird,  80 Jahre alt. Aus diesem Anlass möchte ich mit den besten Wünschen für die Autorin einerseits auf eine Biographie von Irmtraud Gutschke, besprochen von Ute Apel, Leipzig, meiner Strittmatter-Spezialistin, hinweisen, andererseits auf einen Beitrag bei mdr figaro.

Biographie von Gutschke, I.:
Eva Strittmatter – Leib und Leben

Zum 80. Geburtstag von Eva Strittmatter, mdr figaro
Rigorose Selbstbefragung



Mehr zu Eva Strittmatter bei viereggtext:

Lyrik: Eva Strittmatter – Leib und Leben, eine Biographie von Irmtraud Gutschke



Irmtraud Gutschke
Eva Strittmatter – Leib und Leben
Das Neue Berlin 2008

Eva Strittmatter, 1930 in Neuruppin geboren, lebt seit 1954 als freie Schriftstellerin in Schulzenhof. Bekannt wurde sie durch folgende Lyrikbände: „Ich mach ein Lied aus Stille“ (1973), „Mondschnee liegt auf den Wiesen“ (1975), „Die eine Rose überwältigt alles“ (1977), „Zwiegespräch“ (1980), „Heliotrop“ (1983), „Atem“ (1988), „Der Schöne (Obsession)“ (1997), „Liebe und Haß. Die geheimen Gedichte“ (2000), „Der Winter nach der schlimmen Liebe“ (2005), „Für meine Schulzenhof-Freunde“ (2008), „Seele Seltsames Gewächs“ (2009), „Wildbirnenbaum“ (2009)
Zu den Prosawerken zählen: „Briefe aus Schulzenhof“ (I 1977, II 1990, III 1995), „Poesie und andere Nebendinge“ (1983), „Mai in Piestany“ (1986).


Irmtraud Gutschke wurde 1950 in Chemnitz geboren und ist bei der Zeitung „Neues Deutschland“ für Literatur verantwortlich. Seit 1971 veröffentlicht sie Texte über Autoren und ihre Werke. 1976 promovierte sie über „Mensch und Natur im Schaffen Aitmatows“ Daraus entstand 1986 der Essayband „Menschheitsfragen, Märchen, Mythen. 2007 erschien in dieser Buchreihe bereits ihr Gesprächsband „Hermann Kant. Die Sache und die Sachen.“


(Leipzig/UA) Eva Strittmatters Lyrik wurde millionenfach aufgelegt. Einen Grund für das Leserinteresse formulierte sie in einem ihrer Gedichte: „Ich schreibe von der einfachen Sache: Geburt und Tod und der Zwischenzeit“. Es wurde ihr oft vorgeworfen, ihre Lyrik sei volksliedhaft, doch in ihrer Poesie finden die Menschen Halt, erleben das, was ihnen widerfahren kann.
Wiederholt hat Irmtraud Gutschke in Schulzenhof gewohnt und die Lyrikerin mit großer Sensibilität interviewt. Sie fand eine scheinbar erschöpfte Frau im Bett und Rollstuhl, die jedoch eine wunderbare Kraft ausströmte.
Es entstand ein Buch, in dem Eva Strittmatter von ihren persönlichen Erschütterungen und ihren Erfahrungen erzählt. Immer kommt auch wieder das Gespräch auf ihre Ehe mit Erwin Strittmatter. Im Dialog wird eine packende Lebensgeschichte erzählt, in der die Leser ihre Autorin wiederfinden können. Zweimal traf Irmtraud Gutschke auch Sohn Ilja an, dessen Äußerungen ebenfalls Platz im Buch finden.
Die beiden Frauen kannten sich von den Puschkin-Tagen in der Sowjetunion, an denen Schriftsteller aus vielen Ländern teilnahmen.
Das Buch lebt einerseits durch die Kraft der Fragen und Anmerkungen von Irmtraud Gutschke und andererseits durch die genaue, offene Schilderung von Eva Strittmatter.
Irmtraud Gutschke berichtete während einer Lesung in Leipzig von der bildhaften Sprache ihrer Gesprächspartnerin und von Nebensächlichkeiten wie dem Kleid, das Christa Wolf trug, als sie bei Strittmatters nach dem 11. Plenum zu Besuch war oder den Löchern in den Strümpfen der rebellischen Tanten der kleinen Eva, die für das Verständnis der Lebensgeschichte der Autorin jedoch von großer Bedeutung sind.
Eva Strittmatter berichtet über die Jahre auf dem ländlichen Schulzenhof, Erwin Strittmatters Jasnaja Poljana, das er sich bewusst schuf. Sie erzählt über ihre Kindheit und Jugend, über ihre vier Söhne, über Hermann Kant, Christa Wolf, Alfred Wellm, Peter Schreier und andere Freunde und Vertraute. Sie berichtet über Geburt und Tod, über Alltägliches und Außergewöhnliches, vom Tod ihres Ehemannes und ihres Sohnes Matthes innerhalb kürzester Zeit. Auch über ihr Alter wie z.B. in einem Gedicht aus dem „Winter nach der schlimmen Liebe“

ALLE VERANTWORTUNG LOSZUWERDEN
Und ohne allzu viele Beschwerden
Die Tage des Alters hinzubringen.
Umgeben von gealterten Dingen,
die jung unser jüngeres Leben umgaben,
Nicht die Vergangenheit umzugraben
Und nichts zu hoffen, das wäre weise.
Einfach nur leben, verborgen und leise,
Mit der Gewissheit, es wird nichts geschehen,
Ich werde auf Erden nichts Neues mehr sehen.
Glaube und Hoffnung sind hingeschwunden,
Und ist die Liebe noch überwunden,
werde ich ganz in mir genesen...
Sie aber ist das Größte gewesen.


Auch über die Arbeit an ihren Gedichten reflektiert sie, zitiert, erwähnt die Entstehungsgeschichte des einen oder anderen Werkes. In der Zusammenarbeit mit ihrem Mann entstand Großes auf beiden Seiten. Die studierte Germanistin redigierte seine Texte und profitierte auch von ihm. „Natürlich. Vor allem seine präzise Art, Natur zu sehen und zu beschreiben, hat mir viel vermittelt. Poesie ist doch das Gegenteil von dem, was man gewöhnlich dafür hält. Es geht nicht um poetische gehobene Sprache, Genauigkeit ist das Entscheidende. Die Genauigkeit der Anschauung. Ich habe durch die Zusammenarbeit mit ihm verstanden, dass es für alles einen sinnfälligen Ausdruck gibt. Der darf niemals angestrengt wirken.“
Als die beiden Frauen am Gesprächsbuch arbeiteten, erschien gerade Werner Lierschs Artikel „Erwin Strittmatters unbekannter Krieg“, der in den Medien für große Aufruhr sorgte und Eva Strittmatter tief erschütterte und entsetzte. Die Biografie des großen Schriftstellers ist eine Jahrhundertbiografie, die manchmal einfacher schien als sie war. Auch dieses Thema fand seinen Platz im Buch. Eva Strittmatter wollte es erst im Anhang wissen, doch die Gesprächspartnerinnen einigten sich doch, es in den Text aufzunehmen.
Manchen Leser erschüttert vielleicht die nüchterne Sicht auf das Jahr 1989 und Gorbatschow. Betrachtet man jedoch das Leben der Autorin insgesamt, erscheint auch das nachvollziehbar. Es ist und bleibt Eva Strittmatters Geschichte. Es erzählt eine Frau im Zwiespalt liebevoller Aufopferungsbereitschaft und dem eigenen Entfaltungswillen. Sie hat die Differenz genutzt, die daraus entstand, wie sie sich ihr Leben einst vorstellte und was schließlich Realität wurde. Sie hat daraus Kunst geschaffen, doch das soll nicht das Fazit sein.
Am Ende äußert die heute 80-Jährige die Hoffnung, dass es ihr noch gelänge "...zwei oder drei oder vier kleine Poesien zu machen."

Ute Apel


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Dienstag, 27. Oktober 2009

Lyrik: Eva Strittmatter - "Seele seltsames Gewächs". Ein Gastbeitrag von Ute Apel, Leipzig


„Gedichteschreiben ist keine Fähigkeit, die man erwirbt und die einem zur Verfügung steht, wenn man will... Ach, nein, wenn es so wäre, ginge es mir gut.“
Das sind die Einleitungsworte zu einem neuen Gedichtband Eva Strittmatters. In ihm vereinen sich bislang unveröffentlichte Gedichte mit einer Auswahl aus bereits bekannten Werken der Dichterin. Der Buchtitel ist der ersten Zeile des Gedichtes „Gegenblüte“ entnommen, in dem die Entfaltungsmöglichkeiten der Seele beschrieben ist.
Zu sieben Gedichten malte Linde Kauert mehrfarbige Bilder, die den Band ganzseitig schmücken.

(Foto: viereggtext)

 Der künstlerischer Weg der Malerin und Verlegerin Linde Kauert führte in den letzen Jahren immer mehr zur Gestaltung von Bildern zu Literatur.
Die Gedichte im Buch wurden mit "Anmerkungen" Eva Strittmatters über die Entstehung von Lyrik bereichert, dem Band „Poesie und andere Nebendinge“ entnommen, der 1983 im Aufbau-Verlag erschien wie diese:
Ich reflektiere Leben, reflektiere Erfahrung, aber das muß ich für mich allein tun. Der Preis für meine Poesie, den ich selber zahle, ist Abgeschiedenheit und Einsamkeit. Ich bin ein phasenweise, sehr einsam lebender Mensch. Wenn ich diese Einsamkeit nicht herstelle, schreibe ich keine Gedichte mehr. Dann aber, wenn es mir gelingt, Gedichte zu schreiben, lebe ich wie in einer Hülle aus Worten. Wie sie in mir entstehen, das geht manchmal über längere Zeit, über Tage sogar, umgeben sie mich ständig.“

Vom Schreiben


Natürlich könnte ich
Auch komplizierter schreiben
Und könnte Dichtung als
Geheimmagie betrieben.
Ich könnte Chiffren erfinden,
die nur fünf Leute verstehn,
Und die anderen wären die Blinden,
Wir sechs allein könnten sehn.
Ich will aber einfach bleiben
Und nah am alltäglichen Wort
Und will so deutlich schreiben,
dass die Leute an meinem Ort
Meine Gedichte lesen
Und meine Gedanken verstehn
Und sagen: so ist es gewesen,
Und das haben auch wir schon gesehn.

Besonders berührend ist der Abdruck handschriftlicher Fassungen einiger Gedichte. Dabei wird der mit den Jahren sanfte Wandel in den Schriftzügen Eva Strittmatters deutlich. Ein Buch für die Seele.
Eva Strittmatter wurde 1930 in Neuruppin geboren. Im Osten Deutschlands hatten ihre Bücher Auflagen von rund 2 Millionen Exemplaren. Im Westen dagegen wurde sie, bis auf wenige Ausnahmen, nicht zur Kenntnis genommen, bemühte sich jedoch auch nicht aktiv um die Gunst der westdeutschen Journalisten. Hermann Kant sagte einmal von der Autorin: ,,Wir haben diese Gedichte nötig.''

Freitag, 21. August 2009

Hörbuch-Tipp: Eva Strittmatter - In einer anderen Dämmerung. Gedichte und Selbstauskünfte. Gastbeitrag von Ute Apel, Leipzig


(Über die Autorin:

Eva Strittmatter wurde 1930 in Neuruppin geboren. Sie studierte von 1947 bis 1951 Germanistik in Berlin, war von 1951 bis 1953 Lektorin beim Deutschen Schriftstellerverband, arbeitet seit 1954 als freie Schriftstellerin. 1975 erhielt Eva Strittmatter den Heinrich-Heine-Preis. Sie veröffentlichte Kritiken, Kinderbücher, Gedichte und Prosa: „Ich mach ein Lied aus Stille“ (1973), „Mondschnee liegt auf den Wiesen“ (1975), „Die eine Rose überwältigt alles“ (1977), „Zwiegespräch“ (1980), „Heliotrop“ (1983), „Atem“ (1988), „Unterm wechselnden Licht“ (1980), „Der Schöne (Obsession) (1997), „Briefe aus Schulzenhof“ (I 1977, II 1990, III 1995), „Poesie und andere Nebendinge“ (1983), „Mai in Pieštány“ (1986) und Kinderbücher wie u.a. „Brüderchen Vierbein“ (1958), „Vom Kater, der ein Mensch sein sollte“ (1959), „Ich schwing mich auf die Schaukel“ (1975). Die Schriftstellerin lebt in Dollgow, Ortsteil Schulzenhof, und Berlin.)

Das Hörbuch enthält zwei CDs, eine mit Gedichten von Eva Strittmatter, die die meist gelesene deutsche Lyrikerin selbst spricht, und eine zweite CD mit Selbstauskünften der Autorin und Beiträgen von Peter Schreier, Hubertus Giebe und Hermann Kant, langjährigen Freunden der Familie, über ihr Leben. Untermalt sind die Beiträge durch leise Musik von Chopin.

Mit zwölf Jahren beginnt Eva Strittmatter in ein blau marmoriertes Buch Gedichte zu schreiben. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik, Romanistik und Pädagogik in Berlin. Die schnell eingegangene Ehe mit einem Mitstudenten, aus der ein Sohn hervorgeht, scheitert.

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lektorin des Schriftstellerverbandes der DDR lernt sie den Romanautor Erwin Strittmatter kennen, dessen erster Roman "Der Ochsenkutscher" eben erschienen war: "Er war gönnerhaft. Er hat mich altklug und väterlich ausgefragt, bis er sich mir schließlich genähert hat..." Die beiden werden ein Paar. Erwin Strittmatter sagte danach: "Es wird entweder die letzte Liebe für mich oder eine große Katastrophe." "Es wurde weder die letzte Liebe, noch eine große Katastrophe, aber das Große kann stehen bleiben", meint seine Gefährtin dazu.

"...Dieses Gefühl, sich eine Haut aus Worten zu machen, dass man sich sozusagen eine zweite Haut schafft, um sich herum etwas schafft, was einen schützt, oder in dem man lebt...", erklärt sie ihr Schreiben. Dem entgegen stand und steht ihr Alltag, ihr Leben an der Seite von vier Söhnen und eines Mannes, für dessen Werk und künstlerisches Schaffensvermögen sie enorme Kraftanstrengungen auf sich nahm und selbst nach seinem Tod als Bewahrerin seines Nachlasses noch immer auf sich nimmt. "Mit Familie und Haushalt wollte er nichts zu tun haben und so ist es auch gekommen."

Eva Strittmatter fühlte sich in die Sprache ihres Mannes ein, so sehr, dass sie bis zur Selbstaufgabe seine Ehefrau, Gefährtin und wichtigste Kritikerin des Werkes wurde. "Jeder hat die Sache des anderen als seine angesehen."

Sie schafft die Balance zwischen Mann, Söhnen und eigenen Gedichten. Für Eva Strittmatter gibt es immer einen "langen" Tageslauf, sie versorgt, bewirtet, vermittelt, streitet, ordnet, beantwortet Briefe... In einer schwierigen Situation der gemeinsamen Ehe, einer Liaison ihres Mannes, beginnt sie Gedichte, erst für sich selbst, dann als Kontinuum, zu schreiben. "Ich wollte ihn verlassen, mich von ihm trennen... "Er hat nie sein Verhalten eingerichtet auf mich. Ich war völlig eingestellt auf sein persönliches und dichterisches Leben, er aber nicht auf mich. Für jede Sache, die er mir angetan hat, habe ich mich entschuldigt, sonst wäre es nicht wieder in Gang gekommen... Einmal bin ich mit sieben Koffern nach Berlin gefahren..."

Die Gedichte der Autorin bestehen aus Sehnsucht, Sensibilität und bildhaften, leisen und menschlichen Tönen. Natur wird zum Raum eigener Gestaltungsmöglichkeiten, zur wichtigen Metapher. Das Schreiben muss sich Eva Strittmatter immer erkämpfen, sich selbst als Dichterin ernst nehmen.

So berichtet sie vom Kennenlernen bis zum Tod Erwin Strittmatters über viele Konflikte und wunderbare Gemeinsamkeiten des Lebens auf Schulzenhof.

Aber auch die erste CD, auf der die Lyrikerin Texte aus ihren Gedichtbänden liest, lebt von einer ruhigen, einfach menschlichen Sprache der Autorin.

"Was soll man auch sagen?", beendet Eva Strittmatter ihren Bericht zum Tod ihres Mannes 1994 angesichts der Sprachlosigkeit, dem Verschweigen der letzten Wahrheit, wenn ein Mensch nach vierzig Jahren des gemeinsamen Lebens gehen muss... Im selben Jahr verlor sie auch ihre Mutter und ihren Sohn Matti.



Eva Strittmatter: In einer anderen Dämmerung: Gedichte und Selbstauskünfte [Audiobook], Eulenspiegel Verlag 2009. Von und mit Eva Strittmatter (Sprecherin)
(Vormals: Aber das Große kann stehen bleiben - Gedichte und Selbstauskünfte, 2002.)
ISBN-10: 3359011163
ISBN-13: 978-3359011163



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