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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Donnerstag, 15. Mai 2014

Wie war's beim POETRY SLAM in der StreitBAR im Ludwigshafener Pfalzbau?


Eine sehr schöne Einladung zum Poetry Slam im Ludwigshafener Pfalzbau hatte der Intendant Hansgünther Heyme in Kooperation mit dem ZKW (Zentrum für Kultur- und Wissensdialog der Universität Koblenz-Landau) am gestrigen Abend, 14.05.2014, ausgesprochen. Im Vorspann der Veranstaltung überreichten die Theaterfreunde einen Scheck über 5000 € an das Theater und führte der Intendant Heyme über einen Hinweis auf das ab September 2014 geplante Gilgamesch-Projekt in den Abend ein.
Dieses uralte Epos, das gute 4000 Jahre alt ist, dreht sich um die Männerfreundschaft zwischen Gilgamesch, dem Herrscher der Stadt Uruk, und Enkidu, dem wilden Mann aus der Steppe. Aus einem Kampf wird Liebe und eine langjährige Freundschaft.
"Iss doch vom Brot, Enkidu, trink doch vom Bier, Enkidu!", wandelte Hansgünther Heyme in eine Einladung an alle Gäste um, ein kleine Ausgabe vom Ludwigshafener Pfalzstoff auf den Weg in die poetische Dichterarena mitzunehmen. Er hob hervor, dass sämtliche Erfahrungen der Poeten eine Affinität zu Todesahnung und Träumen haben werden.

Und mit dem Moderator Hanz begann der Wettbewerb in der StreitBAR, wie das Gläserne Foyer des Pfalzbaus im Rahmen verschiedener Veranstaltungen auch genannt wird. Zur Einstimmung präsentierte er einen Text über einen Abend in der Herrensauna, wo nichts als Überalterung herrschte und keiner den jungen Mann reinlassen wollte. In dieser Vorkammer zur Endlichkeit ging es auch nur um das Thema Tod, der Aufguss aus Granufink. Überraschende Wendung, das poetische Ich hilft einem Alten, der ihn als letzten Zivi erkennt, und der Junge erkennt mit einem Schmunzeln, dass er einen neuen Homie kennengelernt hat ...


von li nach re: Moderator Hanz, Daniel Wagner, Stefan Dörsing, Malin Lamparter, Dominique Macri 
Copyright: 
Shirin Ballosch, Junges-Spiel-Theater
 Zu Gast waren Stefan Dörsing aus Wetzlar, Lasse Sanström aus Bonn-Beuel, Malin Lamparter aus Augsburg, Felix Lobrecht aus Marburg, Dominique Macri aus Marburg und Daniel Wagner aus Heidelberg.

Stefan D. kam mit Texten über die geistige Beschränktheit, die reduzierte Wahrnehmung - wenn 1 + 1 = 1 oder 11 wird, als Ketchup nur Heinz zugelassen ist, liegt eben eine "Behinderung" vor. In einem weiteren Text nahm er die aufbrausende Gerechtigkeitssuche der asozialen Gamer auf die Schippe, die am liebsten mit dem Faustrecht aufräumen.
Lasse S. mit dem Kennwort "weine Rillenssache" brachte uns eine ganz eigene Nahtoderfahrung nahe, nämlich die des fehlerhaften, aber Wahrheitsgehalt beherbergenden meisterhaften Vertauschs der Anfangsbuchstaben. Die Theorien des Normalen bekommen dadurch einen eigenen Reiz, sie werden ad absurdum geführt, für Pfälzer und Liebhaber von Hugo Ball aus Pirmasens ohnehin. Leider wurde seine Ausscheidung draus, völlig unverdient.
M. Lamparter trug ein gefühlvolles Gewittergedicht vor. Sie formulierte die Sehnsucht nach ihm, während er sich von ihrem Übergewicht nicht begeistert zeigt. Sie ist und bleibt gefangen von ihm, will jedoch insgeheim die Ketten und Fesseln sprengen, die "stinkende Stadt" verlassen. Im zweiten Beitrag das Thema Glück und Unglück: Was ist schon Jans Tanzen wie ein absterbender Motor gegen ihre Freudin Louisa, die zwischen 12 und 16 zur Strafe vom Vater auf den Tisch gefesselt wurde, um sie mit dem Gürtel zu schlagen?
F. Lobrecht präsentierte "9,20 €, bitte!". Eine witzige Geschichte um den Stühle-Danny und den 3-Euro-Andi, das Kneipen-Leben und die Wirklichkeit des Ich. Das einzig Abenteuerliche im Leben war das Streicheln einer Kuh! "Ich hasse mein Leben, morgen früh um 6 geht es weiter." Im Slam die Ausscheidung trotz cooler Darbietung.
D. Macri aus Marburg thematisierte zunächst mit tiefgründigem Bodengang und empathischer Darbietung jene Überraschung, die Kinder, die sich freuen, empfinden, wenn die Hand sich öffnet und das Rätsel im Versteck gelöst wird. Später die Stille, der Frust, die Leere. Wenn Wörter hinter den Scheibenwischern sich in der Leere drehen und drehen, ihre Bedeutung verloren haben, eine Beziehung widerspiegeln, die ebenso leer dreht. Der Schluss ein schnippisches Schulterzucken: "Wer braucht schon Eier?"
D. Wagner, der dynamisch und nachdrücklich resigniert hat, nur noch einem Zauberer die Fähigkeit zuschreibt, diesen Dauerbetrug, die angestrichenen Esel als Zebras zu verkaufen, die Absurdität der Produktewelt, den Bioschwindel, das Umetikettieren alter Idee zu beenden.
Hierzu passend "Missverständnisse 2.0", die heute so leicht geschehen, wenn Leute sich mit Smartphone-Schreibautomatik völlig unsinnige Botschaften schicken, die sinnentleert und komplett verdreht - zu Verständnisproblemen führen. 
Felix Lobrecht, MarburgCopyright: Shirin Ballosch, Junges-Spiel-Theater

Stefan Dörsing, Wetzlar
Copyright: 
Shirin Ballosch, Junges-Spiel-Theater
Daniel Wagner, Heidelberg
Copyright: 
Shirin Ballosch, Junges-Spiel-Theater

Der Abend war sehr gelungen und unterhaltsam, voller Gags und Wortverdrehungen, Überraschungen und Provokationen, Eigenkreationen und Emotionen, Enthusiasmus und Tiefgang. Angefangen bei der interessanten Schriftprojektion an die Wand über der Bühne, über den sehr humorvollen Moderator, die sechs sehr guten Slammer, das eigenwillige Siegergeschenk für insgesamt 4 (!) Sieger, denn es waren keine echten Unterschiede in der Qualität dieser ganz unterschiedlichen Ansätze festzustellen, bis zum Veranstaltungsrahmen in der StreitBAR. Das Siegergeschenk war eine Karte mit Aufnahmemöglichkeit, aufgenommen wurde der Applaus der Besucher, eingefangen durch ein Umlaufen der Besucher durch Hanz!