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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Mittwoch, 31. Oktober 2012

Meine Klassiker: WAS ES IST von Erich Fried

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe



Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe



Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe


(c) Erich Fried

Sonntag, 26. August 2012

Dichterhain: ZEIT GEDICHT von Gabriele Brunsch




















ZEIT GEDICHT


...während ich den zeitmangel als last spüre,
von ihm gequetscht, zerdrückt, geknechtet werde,
ist's so, als fräße mir die zeit die zeit vom leib.
ein monster, untier, dämon, giert und geifert,
stößt atemlos mich in gedankenleere.

nicht weiß, nicht schwarz umgibt mich's nichts.

so sitze ich, ermattet, ausgehöhlt und endlos müde.

nicht sind da zeichen jetzt,
nicht lausche ich hinein in diesen raum,
nichts lässt mich tasten, nichts verbinden,
nichts lächelt, nichts lässt mich verschwinden.
das nichts beginnt mich einzusaugen,
und hat mich längst schon ausgekotzt,
drückt bleiern schlaf auf meine augen.

hab ich dem ansturm nicht getrotzt?
hab meiner zeit den zahn gezeigt,
in den sie sich so hart verbiss,
mich tränenreich ins nichts ausließ?

in zeitnot heftig eingezwängt,
kann selbst der traum mich nicht entlasten,
denn schlaf ist schon ein kleiner tod,
und raubt mir rasend die sekunden,
raubt mir die welt, die lichterstunden,
die wellenströme, die mich reich erfüllen,
die bilderwelten, die den hunger stillen,
wie klang und duft, wie frühlingsluft,
getränkt von worten.

war mir die welt
nicht immer reich
war sie mir nicht
die amme, die mich trug und nährte
mich sanft ermahnend
aus dem dunkel zerrte
mit ihren
stahlgrundworten,
ohne wenn und aber,
mit ihren
stahlgrundklängen,
orchestral und breit,
mit ihren
stahlgrundbildern,
stahlgrunddüften,
stahlgrundfesten zeitgedanken.

hätte ich hass zum wappnen,
doch den hab ich nicht.
fühlte ich neid und gier,
ich lebte anders, sicherlich.

hätte ich stolz,
kennte ich diese ängste nicht.
so sitz ich noch lebendig,
angenagt von zeit
zerschlissen fast,
doch kampfbereit,
denn nächtlich stählte mich das wort,
stählt' der gedanke,
stählte mich das licht
...

verzeiht
...
es stählte mich
...
die sucht
...
verzeiht
...
es stählte sehn-sucht mich
...
es stählte suchend mich
...
die liebe
...
...
zum
...
gedicht
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© ALLE RECHTE BEI GABRIELE BRUNSCH
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