Die Äußerungen von Ministerpräsident Volker Bouffier bei seiner Pressekonferenz am 30. November 2021, dass als weitergehende Schutzmaßnahme zur Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus insbesondere die vollständige Schließung von Kultureinrichtungen zu prüfen sei, hat Bernd Loebe, Intendant der Oper Frankfurt, zutiefst beunruhigt. Dieses Gefühl wird von vielen Kollegen, mit denen Loebe seither sprach, geteilt.
Erst kürzlich sind die Zugangsbedingungen für das Publikum der Oper Frankfurt auf den 2GPlus-Standard angehoben worden. Die Zuschauer*innen tragen Masken, sind immunisiert und darüber hinaus noch negativ getestet und folgen ohne miteinander zu sprechen der Vorstellung in einem gut belüfteten Auditorium. Beim Einlass wird streng kontrolliert, und die Besucher verhalten sich vor, während und nach der Vorstellung äußerst diszipliniert und befolgen alle Vorgaben des Hygienekonzeptes. Dies alles führt dazu, dass das Vertrauen und der Zuspruch des Publikums langsam wieder gewachsen ist. Im Schnitt kann die Oper Frankfurt zum jetzigen Zeitpunkt mit 800 bis 900 Menschen pro Veranstaltung rechnen. Ein Großteil reist mit dem Auto an, der Rest verteilt sich auf die vielen Möglichkeiten, die der öffentliche Nahverkehr bietet. Dabei kommt es nicht zu überfüllten Verkehrsmitteln oder überfüllten Kneipen, in denen nach dem Opernbesuch noch gefeiert wird. Hinzu kommt, dass man beim Schlussapplaus direkt erleben kann, wie emotional wohltuend sich in der derzeitigen Lage ein Vorstellungsbesuch auswirkt und Stärke für den Alltag gibt.
In einem Schreiben an Ministerpräsident Bouffier bittet Bernd Loebe diesen, im Rahmen des Gebrauchs der sogenannten „Länderöffnungsklausel“ die dem Land weitergehende Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie erlaubt, eine Differenzierung zwischen Freizeiteinrichtungen und Kultureinrichtungen beizubehalten und die Schutzmaßnahmen für Kultureinrichtungen auf Grundlage der gut durchdachten Hygienekonzepte und wissenschaftlichen Erkenntnisse gesondert zu betrachten.
„Eine Schließung der Theater hätte verheerende Folgen“, so Loebe in seinem Schreiben. „Bei der letzten Schließung haben wir 6.000 unserer Abonnenten verloren und dieser Anteil würde weiter wachsen. Damit verliert die Oper aber eine absolut notwendige Existenzgrundlage, nämlich einen festen Kundenstamm, der letztlich die Finanzierungsgrundlage bildet.“ Der Intendant sieht die Gefahr, dass die Oper sich davon nie wieder richtig erholen wird. Es sei keine Übertreibung zu sagen, dass das ganze System gefährdet ist. daher bittet er den Ministerpräsidenten, bei seinen Entscheidungen mutig und sinnvoll zu differenzieren, was wirklich zur Bekämpfung der Ausbreitung beiträgt und was nicht.
Das Schreiben Bernd Loebes an den hessischen Ministerpräsidenten schließt mit dem Wunsch für gute und sinnvolle Entscheidungen: „Bitte zerstören Sie nicht, was wir in Jahrzehnten aufgebaut haben. Es geht letztlich um ein weit über Hessen ausstrahlendes Unternehmen.“