In den 1970er Jahren wurde Keith Jarrett durch seine atemberaubenden, improvisierten Solokonzerte bekannt, die er bei dem damals jungen Münchner ECM-Label herausbrachte. Er spielte mit Dewey Redman, Charlie Haden und Paul Motian, aber auch mit Jan Garbarek, Palle Danielsson und Jon Christensen. Die letztgenannte Besetzung brachte vier Alben heraus, die natürlich auch Jan Garbarek ins internationale Scheinwerferlicht rückten. Im Juli 2012 brachte ECM auf der Doppel-CD “Sleeper” Live-Aufnahmen heraus, die damals entstanden, aber nicht verwertet wurden. Die Fans von Jarretts hämmerndem Endlosspiel mit seinem typischem Gesang dazu werden auf ihre Kosten kommen.
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(c) Terje Mosnes, ECM |
“Sleeper” erweitert die Diskographie des Quartetts, “Belonging” (1974), “My Song” (1977), “Nude Ants” (1979) und “Personal Mountains” (aufgenommen 1979, veröffentlicht aber erst 1989) um einen weiteren Posten. Die Nummern, die das Quartett am 16. April 1979 im Nakano Sun Plaza in Tokio spielte, waren bis auf eine Ausnahme Kompositionen, die Jarrett eigens für diese Besetzung geschrieben hatte: freies und ausgelassenes Spiel, außergewöhnliche improvisatorische Konversationen, dynamische Episoden von impulsiver Energie und lyrische Passagen von wilder Schönheit. Das Zusammenspiel zwischen Jarrett und Garbarek ist beeindruckend. In den Linernotes zu seiner “Selected Recordings”-Kollektion schrieb Jan Garbarek vor ein paar Jahren: “Es war eine äußerst wichtige Zeit für mich, da ich als junger und relativ unerfahrener Musiker so eng mit jemandem zusammenarbeiten konnte, der musikalisch so fortgeschritten war wie Keith. Ich habe davon unglaublich profitiert. Sein Anschlag, seine Akkordprogressionen, der stets präsente Rhythmus, die überraschenden melodischen Wendungen, die Fähigkeit, sein Klavier in solch einer einzigartigen Weise singen zu lassen... Komplexität und Einfachheit sowie Abstraktion und Natürlichkeit gingen bei ihm Hand in Hand...Ich musste damals aufpassen, dass ich nicht in Ehrfurcht vor ihm erstarrte. Manchmal wollte ich mich gar nicht in die Dinge einmischen, die Keith, Palle und Jon spielten. Mir machte es einfach unglaublich viel Freude, ihnen zuzuhören! Doch da gibt es eine Sache, die sich ganz besonders in mein Gedächtnis eingegraben hat: das war die Art, wie wir Melodien unisono spielten. Tatsächlich fühlte ich mich vollkommen in Einklang mit der Art, wie Keith generell Musik machte... es war, als ob ich dazugehörte...”
Nach der Japan-Tournee, in deren Rahmen das Live-Album “Personal Mountains” und die Aufnahmen von “Sleeper” entstanden, gastierte das Ensemble noch im New Yorker Village Vanguard, wo das Live-Album “Nude Ants” aufgezeichnet wurde. Danach war die Geschichte des Quartetts abgeschlossen.