Das
märchenhaft fremde Tibet konnten wir am Sonntag, den 11.3.12 bei Andreas Huber
von Saar-Pfalz-Lichtblicke in Spießen-Elversberg bei Neunkirchen
erleben. In seinen Dia-Multivisionsshows werden Länder erlebbar
gemacht, die man schon immer einmal sehen wollte oder eben früher
sehr selten bereiste, mittlerweile jedoch leicht erreicht. Im
2012-Programm enthalten sind außerdem Norwegen, Island, Chile, Peru,
Südafrika, Masuren und Neuseeland.
Tibet liegt in Zentralasien am
nördlichen Rand des Himalaya-Gebirges im Südwesten von China.
Nachbarländer sind Myanma, Indien, Bhutan und Nepal. Die Hauptstadt
ist Lhasa. In Tibet wohnen rund 10,5 Mio Menschen und es liegt auf
einem Hochplateau von etwa 4000 m, das bis zum höchsten Berg der
Welt dem Mount Everest mit 8850 m ansteigt.
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Fotos: Andreas Huber |
Das
erste Königreich in Tibet existierte im 7. Jahrhundert n.Chr. Seit
dem 16. Jh. regieren Dalai Lamas das Land. 1750 wurde Tibet erstmals
durch China besetzt, existierte jedoch unter eigener Regierung
weiter. 1906 war es britisch, 1907 wurde es China zugesprochen,
erlangte ein Jahr später wieder Selbstherrschaft durch das Ende des
Kaiserreiches in China und 1913 die Unabhängigkeit. Da es sehr
zurückgezogen und isoliert vom internationalen Geschehen lebte, war
es möglich, dass China 1950 erneut einmarschierte. 1951 kam es zu
einem Vertrag mit China, der die Besetzung durch China rechtfertigte
und 1959 zu einem Aufstand gegen China, der blutig niedergeschlagen
wurde. 1965 wurde Tibet autonome chinesische Region unter Verlust
großer Gebiete an China, es wurde halbiert, das alte Tibet
abgetreten.
Der
Buddhismus dominiert, führte uns Andreas Huber weiter ins Thema ein,
die religiöse Anschauung "Jeder kann sein Schicksal selbst
bestimmen" weit verbreitet. Tausende von Gottheiten existieren
in Tibet, das eine Fusion der eigenen Traditionen mit dem Buddhismus
im 8.Jahrhundert vollzog. Die Reise beginnt vor Lhasa und führt
direkt in die Hauptstadt. Der Sitz des Dalai Lamas ist der
Potala-Palast, imposant und sehr geräumig mit 1000 Räumen auf 13
Stockwerken, der ab 637 gebaut wurde. Die Dachziegeln vergoldet, die
Wände in Weiß mit roten Absetzungen. Ein Unesco-Weltkulturerbe. Der
Dalai Lama verzichtet übrigens auf Reinkarnation, bis alle erlöst
sind. Das Oberhaupt der Tibeter wohnt im indischen Exil, und wie wir
wissen hat der Dalai Lama einen ganzen Werbestab, mit dem er in allen
Ländern der Erde über Tibet, die Religion und Philosophie gegen
Entgelt spricht. Der momentane Dalai Lama führt in Europa von der
Schweiz aus ein riesiges "Unternehmen" mit einem
beachtlichen Umsatz, der der Sache Tibets zufließt. Unweit der
Höhlentempel Dralha Lubuk.
Der Sommersitz der Dalai Lamas
(ebenfalls Weltkulturerbe) war der Norbulinka (Juwelengarten), ein
wahres Kleinod. Ebenso der im 7. Jh. erbaute Jokhang-Tempel, der bis
heute der heiligste Ort der Tibeter ist. Wie Mekka ist es das
(Lebens-)Ziel aller Tibeter, einmal oder mehrmals zu ihrem Tempel zu
pilgern. Diese Pilgertour kann ein Leben dauern und ist sehr
beschwerlich, da der Weg mit Niederwerfungen alle paar Schritte
erfolgt, die Knie gepolstert und Hände geschützt mit Holzbrettern.
Die Dächer des Tempels sind mit echtem Gold überzogen, auch das
Wahrzeichen des Buddhismus, das Dharma-Rad von zwei Gazellen bewacht.
Die Wichtigkeit des Tempels wird nur noch durch das Tibetische
Staatsorakel des Klosters Nechung erreicht. In der tibetischen Kultur
beruht die Orakelbefragung auf der Vorstellung, dass eine Gottheit
von einer Person Besitz ergreift und durch diese spricht. Die Person
gilt daher als Gefäß der Gottheit. Der Dalai Lama befragt es noch
heute in wichtigen Entscheidungen und folgt immer, trotz seiner
persönlichen Vorbehalte, den Ratschlägen des Mediums.
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Norbulinka (chinareisen.com) |
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Potala-Palast - Yamdrok-See - Kloster Narthang (chinareisen.com) |
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Kloster Sera (chinareisen.com) |
Eine
weitere Station war das Sera-Kloster, das im Jahr 1419 gegründet
wurde und zu den bedeutenden Lehrfakultäten gehört. Die dicht
nebeneinander stehenden Gebäude des Baukomplexes zeigen eine
übersichtliche bauliche Ordnung. Früher war hier der
"Shaolin-Tempel" Tibets und bildete Leibwächter für hohe
Beamte und vornehme Persönlichkeiten aus. Am 27. Tag des zwölften
Monats nach dem tibetischen Kalender findet im Sera-Tempel das
eindrucksvolle bunte "Serabengqen"-Fest statt. Heute noch
kann man das rege Diskutieren der Mönche in den Höfen verfolgen.
Sie stellen ihren Mitmönchen philosophische Fragen, klatschen in die
Hände und erwarten schnelle Antworten.
Ebenfalls ein wichtiges
Kloster war das Drepung-Kloster aus dem Jahre 1416, in dem 10 000
Mönche lebten. Bei der Besetzung Tibets 1950 wurden sehr viel Mönche
umgebracht oder flohen. Der Weg führte uns an den Nam Co, den
höchstgelegenen Salzsee der Erde, auf ca. 4700 m NN. Er gehört zu
den drei heiligen Seen in Tibet und ist für die Tibeter ein
wichtiges Heiligtum. Mit 79 km Länge und 30 km Breite dauert es
schon ein paar Tage ihn zu Fuß zu umrunden.
Wir sehen die
Lhasa-Eisenbahn in Aktion, die von 0 m NN auf 6000 m NN hochklettert
und sicher ein berauschendes Bahnfahrterlebnis darstellt.
Den
Yamdrok Yutso im Bezirk Shannan, ein weiterer heiliger See Tibets,
passierend kommen wir nach Gyantse. Dort stellt uns Andreas Huber
auch mal am Rande die tibetischen Solaröfen vor, die durch
Reflektoren die Speisen richtig warm bekommen. In der Stadt Zong das
Palkhor-Kloster, das vor 1959 18 Sakral- und Wohnbauten einschloss.
Die zwei dominierenden Bauten sind der “Tsuglagkhang” und der
“Kumbum-Chörte”. Der 32 m hohe Kumbum, der Stupa der
"hunderttausend" Bilder Buddhas (es seien nur 20.000), ist
ein “Bilderhaus” des lamaistischen Götterhimmels.
Auf der
Busfahrt nach Lhakpa La Pass sehen wir, wozu Busfahrten unterbrochen
werden können: Die Busfahrer werfen Gebetszettel in die Luft, was
Glück bringen soll. Wir lernen die Drokbars kennen, die Nomaden, die
für die Chinesen nur schwer kontrollierbar sind, weswegen sie mit
Geldprämien zur Sesshaftigkeit gelockt werden. Die geringe Bildung
und Ausbildung dieser Tibeter ist ein Problem für die Zukunft. Ihr
Heiligtum die Yaks, die enorme Preise erzielen und vielfältige
Ressourcen bieten, Fell, Fleisch, Dungziegeln ...Der Buttertee aus
Yakbutter, Salz, Wasser, Kräutern, Tee usw. als Grundnahrungsmittel
der Nomaden ist an sich schmackhaft, wenn er gut zubereitet ist.
Unvergessliche Blicke auf den Cho Oyu mit rund 8300 m NN, die „Mutter
Gottheit des Universums“. Was tun, wenn hier eine Panne passiert?
Warten! Die Crew hat es nach vielen Stunden geschafft, den Bus mit
Fremdhilfe wieder aus dem Sand zu bekommen. Dafür ein toller Blick
auf das Lapchi Lang-Massiv.
Auf dem Weg nach Shigatse, der
zweitgrößten Stadt Tibets folgten das Kloster Sha Lu mit der
Pucha-Zeremonie, die Mühle von Kapin mit feinsten Mehlen oder
Getreideschrot, die Kloster wegen ihrer Reinheit beliefern darf.
In
der Stadt das Tashihunpo-Kloster und die gleichnamige Universität,
der Sitz der Panchen Lamas. 1995 verschwand dort spurlos der
6-jährige Auserwählte mit seiner Familie in chinesische
Vormundschaft. In diesem Kloster befindet sich die mit 22 m hohe
weltgrößte Bronzestatue des Qamba-Buddhas. 20 km außerhalb dann
das sehenswerte Kloster Narthang mit einer heute veralteten
Druckerei, das 8000 Druckstöcke von tibetischen Büchern beherbergt,
alles ungebundene Bücher, typisch die losen Blätter in Leder, Stoff
oder Seide eingeschlagen.
In Zetang lernen wir einen
Himmelsbestattungsplatz kennen, ein Friedhof mit ganz uneuropäischen
grausigen Riten, die Leichen werden aufgebahrt, später zertrümmert
und an die Geier verfüttert!
Im sehenswerten Kloster Sakya
schließlich eine sehr imposante Bibliothek mit hohen Regalen. Ganz
unten in den Regalen existieren Kriechgänge, die ebenfalls als
wichtige Wege und Stationen auf dem Weg zur Erleuchtung gelten, hier
einmal im Hockgang durchzueilen verbessert das Kharma ungemein. ;-)
Fazit:
Ein sehr interessanter Vortrag, der einem Tibet sehr nahe brachte und
die Stunden angenehm mit sinnvollem Wissen füllte. So lässt sich
neben TV und DVDs Welt auch - und oft interessanter – entdecken.
Reisen nach Tibet sind heute preiswert geworden, so dass man sich
direkt zu einem Besuch anstecken lassen kann, wenn man die tibetische
Hygiene außerhalb der Hotels erträgt.