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Freitag, 6. Dezember 2024

Warum die wenigsten Bürgergeldbezieher (mit Kindern) arbeiten gehen wollen

Foto von Jsme  MILA, Pexels

Die Forschungsergebnisse der Autoren Maximilian Blömer, Lilly Fischer, Manuel Pannier und Andreas Peichl zusammengefasst: »Lohnt« sich Arbeit noch? 


Lohnabstand und Arbeitsanreize im Jahr 2024

Diese Darstellung fasst die Kernpunkte der Diskussion um den Lohnabstand und die Arbeitsanreize bei Bürgergeldbezug im Jahr 2024 zusammen und hebt die Notwendigkeit von Reformen hervor, um die Anreize zur Erwerbstätigkeit zu stärken. 


Definition Lohnabstand:

  • Einkommensdifferenz zwischen einer Vollzeitbeschäftigung mit Mindestlohn (ca. 2.000 Euro brutto monatlich) und keinem Einkommen. [Der Lohnabstand zum Bürgergeld ist bei Einkommen von 1000 bis 1200 EUR netto kaum auszumachen oder kann sogar negativ sein.]

Ergebnisse der Analyse:

  • Der Lohnabstand bleibt nach den Anpassungen im Jahr 2024 bestehen.

  • Der Lohnabstand variiert je nach Haushaltstyp und Mietkosten, wobei höhere Mietkosten den Lohnabstand verringern.

Einfluss der Mietkosten:

  • Singles mit 2.000 Euro Bruttoeinkommen und durchschnittlichen Mietkosten haben 457 Euro mehr zur Verfügung als ohne Erwerbstätigkeit.

  • Bei hohen Mietkosten sinkt dieser Betrag auf 348 Euro.

Unterschiede in der Erwerbsbeteiligung:

  • Alleinerziehende mit mittleren Mietkosten können ihr verfügbares Einkommen durch Erwerbsbeteiligung um 936 Euro erhöhen. [Geht nur mit Oma, KiTa etc. oder wenn die Kinder schon größer sind. Das Bürgergeld wird in diesem Fall auf 100 EUR reduziert. Statt ergänzendem Mietzuschuss kann man sich auch Wohngeld holen.]

    [Gegenrechnung: 
    Den höchsten Satz von 563 Euro pro Monat erhalten Alleinstehende sowie Alleinerziehende. Für Kinder und Jugendliche gelten die nachfolgenden Regelsätze:

    Volljährige (18-24 Jahre), die im Haushalt der Eltern leben: 451 Euro
    Jugendliche (14-17 Jahre): 471 Euro
    Kinder (6-13 Jahre): 390 Euro
    Kinder (0-5 Jahre): 357 Euro

    Beziehen Sie also Bürgergeld und sind alleinerziehend stehen Ihnen in aller Regel die 563 Euro sowie der Regelsatz des Kindes zu. Ein alleinstehende/r Freund/in bekommt auch den Höchstsatz, darf aber nicht dauerhaft bei Ihnen wohnen. Außerdem werden auch die Kosten der Unterkunft vom Jobcenter übernommen, sofern diese angemessen sind.
    Auch ein Mehrbedarf wird für (mehrere) Kinder bis 337,80 pro Monat auf Antrag ausgezahlt.
    Ferner können zum Beispiel Leistungen für Bildung und Teilhabe bezogen werden, um Schulbedarf oder die Teilnahme an Klassenfahrten zu finanzieren.
    Es sind also ab 2000 EUR Sozialeinkommen bei 700 EUR Mietzahlung warm für 2 und mehr Familienmitglieder möglich, das ist örtlich steigerbar.]

  • Singles haben nur einen Nettoeinkommenszuwachs von 457 Euro.

Niedrigeinkommensfalle:

  • Hohe Transferentzugsraten bei Wohngeld und Kinderzuschlag machen höhere Einkommen oft unattraktiv.

  • Eine Erhöhung des Bruttoeinkommens von 2.000 auf 3.000 Euro bringt Alleinerziehenden mit durchschnittlichen Mietkosten nur 59 Euro mehr.

Fazit und Reformbedarf:

  • Trotz der Anhebungen der Regelsätze im Bürgergeld bleibt der Lohnabstand bestehen.

  • Reformen sind notwendig, um die Erwerbsanreize zu verbessern und die Systemkomplexität zu verringern.

  • Vorschläge umfassen eine einheitliche Deckung der Wohnkosten und eine umfassende Reform des Gesamtsystems aus Grundsicherung, Sozialversicherung und direkter Besteuerung.