Einerseits haben die Jungfrauenlegenden bei den Bräuchen eine große Rolle, andererseits die Schülerlegenden.
Bei ersteren bewahrte Nikolaus drei Töchter eines armen Mannes vor der Zwangsunterbringung im Bordell, indem er nachts heimlich drei Goldkugeln durchs Fenster warf. Daher der Brauch, dass Kinder in der Nacht vor seinem Gedächtnistag ebenfalls eine Bescherung erhalten.
Bei der zweiten Art und der grausigen Legende vom Schlachten dreier Knaben, die vom Heiligen wiedererweckt werden, entstand wohl aufgrund des Kalenders. Denn der Nikolaustag war nach Martini am 11.11. ein zweiter wichtiger Schlachttermin. In der Adventsfastenzeit durfte das Fleisch jedoch nicht verzehrt, sondern musste eingepökelt werden. Von wegen böse Kinder werden eingelegt ... altheidnische-christlich-römische "Fürsorglichkeit" in der Erziehung. Und wichtige Geschenke/Nahrungsmittel für die kalte Zeit.
Die Tradition der Kinderbefragung in religiösem Wissen, aber auch in Schulwissen oder hinsichtlich musischer Fähigkeiten, wie ein Lied spielen oder singen, Gedichte aufsagen, geht auf die kirchliche Unterweisung zu Fastenzeiten oder zu besonderen religiösen Anlässen, Weihnachten etwa, zurück. Überprüft wurde dieses Wissen am Namenstag des strengen, aber (hoffentlich) gerechten Kinderpatrons. Aber auch am Ende des Dezembers gab es eine Bescherung.
Ein Typ Weihnachtsmann entwickelte sich wiederum aus einer weltlichen Figur, nämlich aus einer Personifikation des Winters, die in Russland als Väterchen Frost bekannt ist. Populär machte diese Figur vor allem Moritz von Schwind. In einem der ersten, 1848 erschienenen Münchner Bilderbogen, stiefelt Herr Winter in vergeblicher Herbergssuche durch die Christnacht, eingehüllt in einen warmen Mantel, während sein Bart zu Eiszapfen gefroren ist. Ein Biograf des Malers berichtet 1898: „In jedem Format, in jedem Material, in jeder Stadt steht der Herr Winter ...auf Hunderten von Weihnachtstischen, vom Jubel der glücklichen Kinder umringt.“ Der andere Typ Weihnachtsmann entstand durch die protestantische Reformation, die Nikolaus und sein zweimaliges Auftreten ablehnte.
Und es spielt ja noch das Christkind herein ... Und das ist eigentlich eine protestantische Innovation, weil Luther und die reformierte Schweiz Katholisches ablehnten und den Heiligen Christ ursprünglich als Weihnachtsmann einführten. Der Bescherungsabend war im Mittelalter auch der 28. Dezember, Tag der Unschuldigen Kinder, neben Nikolaus am 6.12. Mit Luther wurde der 25. Dezember zum Bescherungstag, in der Schweiz der Neujahrstag. Im Lauf der Jahrhunderte kam das Christkind in evangelischen Regionen auf, das den Heiligen Christ ersetzte, im Norden und in der Mitte Deutschlands jedoch vom Weihnachtsmann zurückerobert wurde. Das Christkind wurde durch den Weihnachtsbaum (Ursprung wahrscheinlich unter anderem im Straßburger Raum, um und vor 1500) sowie Adventskranz ausgebaut und fand Anwendung auch in katholischen Gebieten in Bayern, Österreich und in der Schweiz, man denke nur an das berühmte Nürnberger Christkind.
Heute gilt ein Anything goes, Hauptsache der Umsatz stimmt, aber Traditionalisten greifen gerne auf ihre regionalen Legenden und Traditionen zurück.
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