"Henri" wird eingeschmolzen |
"Ich schäme ich mich dafür, eine Auszeichnung anzunehmen,
die den Namen Henri Nannens trägt"
Jacob Appelbaum hat am Freitag vor einer Woche zusammen mit "Spiegel"-Redakteuren einen Henri-Nannen-Preis in der Kategorie Investigation ("Kanzler-Handy im US-Visier?") gewonnen. Am Freitagabend, 23. Mai, bei der Eröffnung des Festivals Theater der Welt in Mannheim hat er in einer Rede bekanntgegeben, dass er wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit von Henri Nannen die Preisskulptur ablehne, nicht das Votum.
Er plane, mit der Unterstützung eines Metallarbeiters in Berlin, die Skulptur einzuschmelzen, um sie zu umzuformen: "Dieser Kopf wird dann die wichtigste Figur des investigativen Journalismus darstellen: die anonyme Quelle."
Thomas Osterkorn, Herausgeber des "stern", Mitglied der Jury und Miterfinder des 2004 ins Leben gerufenen Henri-Nannen-Preises, sagte zu Jacob Appelbaums Aktion gegenüber "FAZ.net": "Wir respektieren es natürlich, wenn er den Preis wieder von sich weist. Aber es war immer bekannt und ist oft beschrieben worden, dass Henri Nannen, wie viele andere deutsche Journalisten seiner Zeit auch, als junger Mann Soldat im Zweiten Weltkrieg war. Er war Mitglied einer Kriegsberichterstatter-Kompanie der Luftwaffe. Daraus hat er selbst nie ein Hehl gemacht und er hat bedauert, was er damals geschrieben hat." Osterkorn betont, dass Henri Nannen in seiner Zeit als 'stern'-Chefredakteur viel dafür getan habe, dass die Nazi-Zeit aufgearbeitet worden sei. Er sei einer der bekanntesten Unterstützer der Friedens- und Aussöhnungspolitik Willy Brandts mit dem Osten gewesen. Der 'stern' sei unter Henri Nannens Führung immer gegen Rechtsradikalismus eingetreten. "Trotzdem war auch Henri Nannen klar, dass er die Vergangenheit nicht ungeschehen machen konnte. Er stand zu ihr und hat sich damit auch öffentlich auseinander gesetzt", so Osterkorn.