Clemens Berger
Das Streichelinstitut
Roman
Göttingen 2010, 356 S., geb., Schutzumschlag
19,90 € (D), Wallstein Verlag
Als Sebastian auf dem Wiener Amt sein Streichelinstitut in der Mondscheingasse als Gewerbe eintragen lassen möchte, hat die Sachbearbeiterin Schwierigkeiten, die richtige Rubrizierung zu finden: »Massagesalon« schlägt sie ihm vor, weil ihre Liste unter »Streicheln« nichts hergibt. Schließlich einigen sie sich auf »Lebensberatung«. Doch das Institut läuft, sogar besser als erwartet. Bald bereitet ihm die erste Regel, die seine Freundin Anna ihm abverlangt hat, kein Streicheln unter der Gürtellinie, einige Schwierigkeiten: Doch Sebastian ist niemand, der sich an Regeln hält, und die Theorien großer Philosophen legt er immer wieder gekonnt nach seinen Vorstellungen aus.
Als erfolgreicher Jungunternehmer kann sich er sich bald erstmals als »nützliches Mitglied des menschlichen Marktes« fühlen. Er hat einen geregelten Tagesablauf und muss sich endlich nicht immer von Anna aushaken lassen. Als ihm auch noch eine Klientin mit professionellen Geschäftsplänen unter die Arme greift, brummt der Laden, doch bald fürchtet er nicht nur Arthritis als Berufskrankheit.
Clemens Berger erzählt diese aberwitzige Geschichte eines liebenswerten Taugenichts mit viel Spott und hintergründigem Witz. Sein Protagonist bewegt sich dabei immer im Spannungsfeld zwischen Philosophie, Komik und Ich-Suche. Und so weit entfernt von unserem Alltag ist die Idee des Streichelinstituts ja vielleicht gar nicht.
Clemens Berger, geb. 1979 in Güssing (Südburgenland), aufgewachsen in Oberwart, studierte Philosophie und Publizistik in Wien, wo er heute lebt. Er veröffentlichte mehrere Romane, Erzählungsbände und Theaterstücke. Für die Arbeit an »Das Streichelinstitut« erhielt er das Jahresstipendium des Deutschen Literaturfonds. Burgenländisches Literaturstipendiums 2009. Reisestipendium im Rahmen des Projektes mit Sprache 2010.