Am Sonntagabend, 26. Februar, hat der Neunkirchener Kulturverein den Bürgersaal mal wieder voll ausgelastet. Über 500 Besucher erlebten die heißen Rhythmen, unverwechselbaren Stimmen und atemberaubenden Tanzchoreographien von „Pasión de Buena Vista“. 21 Künstler in insgesamt 120 Kostümen bieten hier vor einem tollen Bühnenbild (eine Impression aus einer kubanischen Stadt) mit perfekter Lightshow eine Show voll mit pulsierender Musik, heißer Erotik, anspruchsvollem Tanz und authentischer Dynamik aus der Karibik.
Kuba ist ein armes Land, es ist in keinem guten Zustand, seine Bewohner auch nicht, Zensur, Arbeitslosigkeit, Armut überall. Dennoch ist die kubanische Lebensfreude fast unvergleichlich. Mit ihrer Musik, ihrem Rum und ihrem Lebenswillen wird alles erträglich und mit stolzer Haltung präsentieren sie uns die Kunst des Lebens als Leidenschaft.
„Pasión de Buena Vista“ ist eine Erfolgsgeschichte.
Millionen Zuschauer erlebten einen Ausschnitt des Programms im Juni 2009 über Deutschlands Straßenleerer Nr. 1 "Wetten, dass...? auf Mallorca. Hinzu kamen über 250.000 begeisterte Besucher in über 25 Ländern mit über 150 Shows. Selbst in Ramstein-Miesenbach wurde die Show wenige Tage davor gezeigt.
Wichtig für ihren Erfolg ist „La Idea“, eine zehnköpfige Band bekannter kubanischer Musiker und ein Backgroundsänger-Trio, das bei der Moderation und eigenen Gesangseinlagen immer wieder nach vorne tritt. Außerdem der 76-jährige Pachin Inocencio, die stimmgewaltige Mariela Stiven sowie Senior Dariel Lopez.
Pachin Inocencio musiziert bereits seit seinem 13. Lebensjahr mit dem Son-Musiker und Grammy Award-Preisträger Ibrahim Ferrer, eine Legende auf der karibischen Insel. Alle drei sind Stars auf Cuba und mittlerweile auch bekannt durch ihre Mitarbeit in Wim Wenders Film "Buena Vista Social Club" aus dem Jahr 1999.
Dariel Lopez begann ebenfalls früh, mit 16 Jahren, zu singen, erhielt zahlreiche Nachwuchspreise und ist durch seine „La vida es un carneval“-Darbietung beim „Wetten, dass…?“-Auftritt aus Palma de Mallorca bekannt. Und wichtig sind auf gleicher Ebene die durchtrainierten, flexiblen und ausdauernden drei Tänzerinnen und drei Tänzer, die in bunten Kostümen den Wirbel auf der Bühne erst richtig verursachen.
Die Show begann mit einem Bekenntnis zu Buena Vista, "... our life ...", führte gleich den Special Guest Inocencio aus dem Social Club mit einer Gesangseinlage ein und ging zum weltberühmten "Guantanamera", in weißen Anzügen mit roten Scherpen und roten Blüten im Haar getanzt, über. Es folgte Mariela Stiven und Salsa getanzt in ansprechendem Grün-Weiß-Schwarz. Victor Antonez präsentierte ein Lied im Cha-Cha-Cha-Rhythmus und es folgte "Days of Salsa" getanzt. Einprägsam entwickelte sich das Muster erst ein gesungenes Lied, dann ein Tanz im selben Rhythmus. Wir erlebten Salsa und Bongos, mit atemberaubend schnellem Trommelrhythmus, einen Tanz in edlem Schwarz mit Silberaufnähern, einen mit fast brasilianisch bunten Karnevalskostümen. Die beiden Son-Veteranen sangen ein Lied über die Leidenschaft, es folgte der Moderator mit "Que sera" und einem Saxofonsolo. Dann wieder die Senioren mit Mariela Stiven. In einer 10-minütigen Aktion wurden zur Steigerung rund 20 Zuschauer auf die Bühne geholt und zum Mittanzen aufgefordert. Mit den Senioren und Mariela ging es weiter, es kam eine große Karnevalseinlage "La Vida" hinzu, und ganz aufreizend, eine kleine discoähnliche Karnevalseinlage. Über einen beeindruckenden Step-Klepper-Tanz ging es über in Samba bis zum Ende. 2 Stunden Programm ohne Kurzweil, obwohl man manchmal die hohe Routine und Reibungslosigkeit im Ablauf schon ordentlich spürte ...
Musikkunde:
Heute in aller Welt bekannte Musikstile wie Rumba, Mambo, Cha-Cha-Cha und Salsa haben ihren Ursprung in vier Grundelementen. Außer Klanghölzern und Trommeln finden sich hier keine weiteren Instrumente. Unter Zugabe von melodischen Instrumenten entwickelte sich die heute kommerzialisierte Form des Rumba sowie weitere Modetänze wie der Mambo. Aus dem „Son“, der an einem Wechselgesang zwischen Sänger und Chor zu erkennen ist, entwickelte sich der heutige Salsa.
Der „Danzon“ wurde lange Zeit von der Oberschicht nicht akzeptiert, ist heute jedoch der beliebteste Tanz in Cuba. Aus ihm entwickelte sich der Cha-Cha-Cha. Bei dem „Trova“ sangen reisende Sänger traurige und schöne Balladen. Die Texte wurden in der Zeit der Revolution thematisch verändert und als Propaganda gebraucht. Später fanden die Musiker wieder zu ihren ursprünglichen Themen zurück. Das, was Cuba-Reisende heute als kubanische Musik wahrnehmen, ist also eine Synthese afrikanischer Perkussion und Rhythmen mit spanischen Coplas und ihrer Instrumentierung.
Der Son ist dabei eindeutig der Publikumsliebling. "Erfunden" wurde er von den Zuckerarbeitern in Santiago in den 20er Jahren. Anfangs war er ein Stück für 3 Personen, begleitet von der spanischen und lateinamerikanischen (drei Doppelsaiten) Gitarre. Claves und Maracas bildeten den Rhythmus. Erst mit der rasanten Verbreitung des Sons kamen auch mehr Instrumente hinzu: der Holzbass, Bongos, die Marimbula (Resonanzkörper mit Metall-Lamellen) und in den 40er und 50er Jahren Trompeten aus der amerikanischen Bigband-Tradition. So entsteht ein komplexes, polyrhythmisches Klanggebilde, das sich für europäische Ohren zuerst wie ein heilloses Durcheinander anhört, später aber fasziniert und den Hörer in seinen Bann zieht.