Ihr Schicksal bewegt zahlreiche Ausstellungsbesucher: Die 18-jährige Carola Tuteur aus Kaiserslautern wurde 1944 nach Auschwitz deportiert. |
Tuteur-Ausstellung bei Familientreffen in Boston
Vortrag von Institutsdirektor Roland Paul
Mitte Juni reist Roland Paul, Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, nach Boston und nimmt Teile der Ausstellung „Mög‘ der Himmel dich bewahren“ mit, die in der Pfalzbibliothek zu sehen war. Er präsentiert sie dort bei einem Familientreffen der Tuteurs und berichtet in einem Vortrag über das bewegende Schicksal der jüdischen Kinder Carola und Claus Tuteur aus der Kaiserslautern, die in Auschwitz starben. Die Ausstellung zeigt das Poesiealbum von Carola Tuteur mit Einträgen von Angehörigen, Lehrerinnen und Freunden, ein Brief Carolas an ihre Eltern, Fotos, Dokumente sowie Nachrichten.
Die Kinder des Rechtsanwalts Paul Tuteur und seiner Frau Charlotte, die in der Kaiserslauterer Alleestraße aufwuchsen, wurden 1938 nach Belgien gebracht, wo die Eltern sie in Sicherheit glaubten. Als die Tuteurs 1939 nach England emigrierten, misslang der Versuch, die Kinder zu sich zu holen. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Belgien 1940 wurden die Kontakte immer weniger, bis sie schließlich ganz abbrachen. Carola und der zwei Jahre jüngere Claus, die bis Weihnachten 1943 in einem Versteck bei Brüssel lebten, wurden durch einen dummen Zufall von NS-Schergen gefasst, gefoltert, interniert und an Ostern 1944 nach Auschwitz deportiert. Da ihr genaues Todesdatum nicht bekannt ist, steht auf der 1955 verfassten Todeserklärung das Datum des Kriegsendes, der 8. Mai 1945. Paul und Charlotte Tuteur, die 1946 aus England in die Pfalz zurückkehrten, haben den Tod ihrer Kinder im Konzentrationslager nie verwunden. Er starb 1952 im Alter von 71 Jahren als gebrochener Mann, seine Frau überlebte ihn um 16 Jahre. Ihre letzte Ruhe fanden beide auf dem jüdischen Friedhof in Kaiserslautern.