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Dichterhain, Bände 1 bis 4

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Dichterhain, Bände 5 bis 8

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Montag, 31. Dezember 2018

Samuel Barber: Agnus Dei





Vlaams Radio Koor
Marcus Creed, conductor
Recorded at Studio4, Flagey (Brussels) 2015

Freitag, 29. September 2017

Wie war's bei VANESSA von Samuel Barber in der Frankfurter Oper?

Die alte Baronin, Erika, Anatol und Vanessa             (c) Barbara Aumüller

Noch einmal wiederaufgenommen in der Oper Frankfurt wurde die eigenwillige Oper VANESSA von Samuel Barber (USA), der vor allem durch sein ADAGIO FOR STRINGS (1938) berühmt geworden ist. In diesem Adagio eine so hochgradige Sensibilität und Intensität, dass das Stück nicht nur in sehr publikumswirksamen Filmen eingesetzt wurde, am krassesten in PLATOON von Oliver Stone (1986), ein depressiver Abgesang auf Tod und Sterben, sondern auch bei amerikanischen Staatsbegräbnissen (Kennedy-Morde). Mit dieser eventuell vorgeformten Erwartungshaltung an VANESSA (1958) heranzutreten wäre ein Fehler, denn man spürt davon nicht sehr viel. Hier zählt Dramatik, bei uns heute als abgebrühten Medienusern eher belanglos vorkommenden Ereignissen und "Fehltritten" der bürgerlichen Figuren. 

Oftmals in einem starren Gegensatz der Hauptkonnotationen zur musikalischen Stimmung und gesungenem Inhalt gefangen erlebt man die außergewöhnlichen Belastungen der Gefühle und Nerven Vanessas (hohe Qualität von Jessica Strong, Sopran, Canada) und ihrer Nichte Erika (Mezzosopran Jenny Carlstedt aus Finnland/Schweden, die dieses Jahr für den skandinavischen Musikpreis Nordic Council Music Prize 2017 nominiert ist) symbolistisch überzeichnet. Winternächte mit Eis, Schnee und Dunkelheit direkt in das Haus der alten Baronen-Familie hineinspielend und korrespondierend. Waren doch 20 Jahre die Bilder im Haus umgedreht an die Wand gehängt und herrschte Abgeschiedenheit, Isolierung wie in einem Gefängnis. Keine Besucher, keine Kontakte - völlig absurd! Es scheint ein Fluch auf der Familie zu lasten, es bewegt sich nichts weiter. Die Baronin-Mutter (verzweifelt, vergrämt die Sopranistin und Frankfurter Kammersängerin Barbara Zechmeister) alt geworden, grau, wortkarg und um ihre Enkelin Erika besorgt, scheint Ähnliches erlebt zu haben. Tochter Vanessa liebte einst Anatol, der ihr alles versprach, auf den sie so lange wartet. Und er kommt auch eines Tages, aber es ist der Sohn, der so aussieht wie früher der Vater. Jung und ungealtert taucht er sozusagen unsterblich auf. Vanessa ist verwirrt, dass sie überhaupt so lange, nun mit Erfolg, gewartet hatte, verblendet, weil es ja nicht der geliebte Anatol ist, sie überlagert Figuren, Vorstellungen, Wünsche. Sie nimmt einmal den Sohn an Vaters statt an. Hier kommt auch der Humor Barbers zum Vorschein, der ganz amerikanisch gewisse Absurditäten einbaut, wie diese Verwechslung, die aber als völlig normal hingenommen wird. 

Die Lage spitzt sich durch ein Fremdgehen des Geliebten mit der ebenfalls jungen Erika zu. Eine heiße Nacht, erst die Abwehr, das Bedenken, dann die Leidenschaft. Sogar mit Folgen, wie sich später herausstellt. Und die Liebe zur Tante wird auch gepflegt. Eine Fortführung der Verwechslung in einer absurden, auch humoristisch angehauchten Variante des Mannes zwischen zwei Frauen, wobei er nicht leidet oder aufgezehrt wird, nein, er trinkt in vollen Zügen am Weinschlauch des Bacchus. 

In dieser ebenfalls sehr berühmt gewordenen Oper in drei Akten findet eine spezielle Legierung aus Ibsens Aufklärungsdramen, symbolistischer Zeichen- und Bühnensprache und lebenslustiger Dramatik des 18. und 19. Jahrhunderts statt. Die Bühne wie das Geschehen halb geschlossen, halb offen, ist auch ein konsequentes Inventar der Frankfurter Barber-Oper. Hier zeigt sich auch die gelungene Regiearbeit von Katharina Thoma, die alles bereichert. 

Der Gegensatz von Eiswüste draußen und des hell erleuchteten Ballsaales im jetzt lebendigen Schloss (die Tür wird nur zeitlich begrenzt geöffnet, könnte von Ibsen stammen) wird mit Aufdeckung der Beziehung zu Erika und einem Unfall Erikas konfrontiert. Erika läuft davon, weil die Verlobung der Baronesse-Tante mit Anatol an diesem Abend bekannt gegeben werden soll, und es so klar ist wie eine wolkenlose eiskalte Nacht, dass Anatol (nicht nur) seiner Erika ganz viel vormacht. Sie stürzt in eine Schlucht und verletzt sich so, dass eine Fehlgeburt eintritt. Der Hausarzt, der völlig beschwipst die Verlobung mit Vanessa bekanntgab, behandelt nun die verletzte Erika und ihre Fehlgeburt.


Vanessa, Anatol und Erika                            (c) Barbara Aumüller
Die Lage wird entspannt, indem Vanessa Anatol das Versprechen abnimmt, Erika niemals wiederzusehen, und ihn in das neue Haus in Paris manövriert. Erika nimmt die Rolle der wartenden Geliebten im Schloss ein, lässt die Bilder umdrehen und versenkt sich in tiefe Isolation. Die Wiederkehr des Gleichen wird erwartet, es zeichnet sich eine Kreisbewegung ab, die von Dramatikern seit dem 18.Jahrhundert als symptomatisch für Adelshäuser und Bürgertum gesetzt wurde. Es findet keine echte Entwicklung statt, statt dessen die ewige Wiederholung. Anscheinend wird der nächste Anatol 20 Jahre später auftauchen und eine Frau lieben, die seine Mutter sein könnte. 

Eine Oper, die nicht berauscht, keine echte Dynamik aufkommen lässt, eher etwas irritiert und wie in Kunstlicht getaucht erscheint. Dennoch trifft man auf sehenswerte Bilder und hörenswerte Barbersche Kompositionen, taucht ab in Absurdes.

Mittwoch, 15. Juli 2015

ECM: Keith Jarrett plays Barber


 

Creation features music selected by Keith Jarrett from his improvised solo concerts recorded in 2014 in Japan, Canada, and Europe. Where in the past the solo documentation has shown the improvisational process unfolding over the course of a single evening, this time Jarrett zeroes in on the most revelatory moments from six concerts in Tokyo, Toronto, Paris and Rome. With this departure, Keith Jarrett gives us here the most up-to-the minute account of his spontaneously created music.


 

For much of the 1980s, Keith Jarrett balanced his improvisational activities with performances of classical music and contemporary composition. On this disc, with concert recordings from 1984 and 1985, he is heard playing Samuel Barber’s Piano Concerto op. 38 and Béla Bartók’s Piano Concerto No. 3, and rising to the challenges of these major works. The New York Times praised Jarrett’s playing of the Barber with Dennis Russell Davies in this period (“a sinewy, vigorously lyrical performance … both sensitive and strong”), and the Bartók with Kazuyoshi Akiyama was most enthusiastically received in Japan. After the Tokyo Bartók performance Jarrett returned alone to the stage of the Kan-i Hoken Hall to play a touching improvised encore, also documented on this recording. The album includes liner notes by Keith Jarrett and Paul Griffiths.

Donnerstag, 7. Mai 2015

ECM zum 70. Geburtstag von Keith Jarrett

Am 8. Mai, Keith Jarretts 70. Geburtstag, erscheinen zwei Alben des Pianisten:

Für CREATION hat Keith Jarrett Musik aus seinen improvisierten Solokonzerten des Jahres 2014 in Japan, Kanada und Europa ausgewählt. Während seine Solo-Aufnahmen in der Vergangenheit zeigten, wie sich der Prozess der Improvisation im Verlauf jeweils eines einzelnen Abends entfaltete, greift sich Jarrett diesmal die aufschlussreichsten Momente aus sechs Konzerten in Tokio, Toronto, Paris und Rom heraus. Mit diesem Ansatz vermittelt uns Keith Jarrett hier den neuesten Stand seines spontanen Musikschaffens.

Während eines Großteils der 1980er Jahre hielt Keith Jarrett sein Schaffen als Improvisator in bewusster Balance mit Aufführungen klassischer Musik und zeitgenössischer Komposition. Auf dem zweiten am 8. Mai erscheinenden Album ist eindrucksvoll zu hören, wie er die Herausforderungen von SAMUEL BARBERs Klavierkonzert op. 38 and BÈLA BARTÓKs 3. Klavierkonzert meistert. Die New York Times pries Jarretts Barber-Interpretation unter Dennis Russell Davies in dieser Ära („eine kraftvolle, leidenschaftlich lyrische Darbietung … empfindsam und stark“). Bartóks Klavierkonzert unter Kazuyoshi Akiyama wurde in Japan enthusiastisch gefeiert. Nach dem Konzert in Tokio kam Jarrett noch einmal allein auf die Bühne der Kan-i Hoken Hall zurück und spielte eine anrührende Zugabe, die auf dieser Aufnahme ebenfalls dokumentiert ist. Das CD-Booklet enthält Texte von Keith Jarrett und Paul Griffiths.