SV Verlag

SV Verlag mit Handy oder Tablet entdecken!
Die neue Generation der platzsparenden Bücher - klein, stark, leicht und fast unsichtbar! E-Books bei viereggtext! Wollen Sie Anspruchsvolles veröffentlichen oder suchen Sie Lesegenuss für zu Hause oder unterwegs? Verfolgen Sie mein Programm im SV Verlag, Sie werden immer etwas Passendes entdecken ... Weitere Informationen

.

.
Dichterhain, Bände 1 bis 4

.

.
Dichterhain, Bände 5 bis 8

Übersetze/Translate/Traduis/Tradurre/Traducir/переводить/çevirmek

Posts mit dem Label Trump werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Trump werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 5. April 2025

Severin Groebners Neuer Glossenhauer #64 - Frieden ist, wenn es trotzdem kracht

 
















































"Sich beige und grün wundern - wie ein kleines Kind“ -
© Foto: Dominic Reichenbach / Artwork: Claus Piffl


Frieden ist, wenn es trotzdem kracht

Ja, es ist mal wieder soweit:
Der Samstag, an dem der Neue Glossenhauer erscheint, ist auf einen Sonntag gefallen.

Das liegt an der aufwendigen Recherche, die ich diesmal machen musste.
Ich musste mich nämlich ganz genau umschauen.

Leider vergeblich. Denn so sehr ich mich auch bemühte, ich, alter weißer Mann, konnte rundherum sie nicht entdecken. Die, vor denen die ganze Zeit gewarnt wird. Die ganzen woken Mädchen mit dunkler Haut, die gerade die Macht inne haben. Hab ich nicht gefunden.
Aber nicht nur die nicht. Auch keine transsexuellen Tyrannen, keine Hierarchien voller Homosexuellen (zugegeben: im Bereich Tanztheater hab ich nicht recherchiert) und auch keine fatalen, feministischen Führer oder Führerinnen.

Statt dessen: Lauter alte Männer. Die regieren uns überraschenderweise. 
Aber nicht irgendwelche älteren Herren, sondern alte Männer, die noch älter als ich (55) sind. Wahnsinn! Wie lang man den Prozess geistigen Verfalls schon in die Länge ziehen kann. Letztlich werden wir also von medizinisch am Leben gehaltene Faltenwürfen beherrscht. Manche sind davon geglättet. Andere weniger.

In Deutschland etwa wird demnächst ein Mann, der scheinbar den Frühling im Namen trägt, wohl Bundeskanzler werden: Friedrich Merz.
Dabei wird der demnächst 70, sollte dementsprechend eigentlich Friedrich Härbst heißen - oder Friedrich Novämbär.

Der radikale Rentner in Russland Wladimir Putain… äh… Putin ist dagegen schon 72, hält sich aber durch Nacktbaden mit Seepferdchen und Flächenbombardements auf ukrainische Infrastruktur bei rosafarbener Gesundheit.

Xi Jinping wird auch dieses Jahr 72 und das darf man als fortgeschrittenes Alter bezeichnen, auch wenn der Mann Chinese ist. Schließlich wissen wir ja alle aus den Martial-Arts-Filmen, dass Chinesen ja besonders alt werden.
Denn in diesen No-Brainern der Filmgeschichte taucht immer in der Mitte des Streifens ein top-fitter, chinesischer Greis mit langem Bart auf - und zerlegt die Inneneinrichtung. Oder er schult den Helden, wie man die Inneneinrichtung zerlegt.
Es ist zu befürchten, dass Xi Jinping mit Taiwan etwas Ähnliches vorhat.

Aber es gibt noch Hoffnung!
Denn es gibt ja auf der Weltbühne auch diesen einen jugendlichen Herrscher mit orangener Gesichtscreme, der ständig frische Ideen hat: Wen er jetzt wieder angreifen, beleidigen oder demütigen könnte - Donald Trump!

Ja, okay. Laut seiner Geburtsurkunde ist der 78 und damit der Älteste in dem Club. Aber in seinem Herzen ist der maximal 4 oder 5. Geistig vielleicht noch jünger. Und auch wenn er gerne nur ein Wort wiederholt, wie es die Kinder oft tun ( „Zölle, Zölle, Zölle.“ etwa), besitzt er lingual wenigstens schon die Schulreife. Sprachwissenschaftler wollen nämlich herausgefunden haben: The Donald spricht wie ein Achtjähriger.
Ein Lausbub eben.

Und deshalb hat er auch ganz neue Zugänge. Und Pläne.
So hat Trump den Ukraine-Krieg durch seine geniale Diplomatie fast beendet.
Denn Russland hat zugesagt, für 30 Tage keine Energie-Infrastruktur mehr anzugreifen. Super! Also Bomben nur noch auf Kindergärten, Bahnhöfe und Wohnviertel. Leider weiß keiner, wann diese 30 Tage anfangen sollen. 

Aber dafür kann doch Donald in seinem Golfplatz-Sandkasten nichts.
Im Gegenteil wird sich der Deal Maker mit dem goldenen, diplomatischen Faustschlag gleich noch anderen Konflikten zuwenden.

Befriedung des Nah-Ost-Konflikts? 
Kein Problem. Trumps-Vorschlag: Israel wirft nur noch Bomben in den Farben der US-Flagge ab und Hamas und Hisbollah erklären sich bereit am Sabbath keine Geiseln zu töten oder Raketen abzuschießen. Wenn das kein Durchbruch ist!

Auch der Bürgerkrieg im Kongo, der sich ja eigentlich um die dortigen, wertvollen Ressourcen dreht, kann Trump im Kopfumdrehen befrieden: Im Kongo wird nach Vermittlung Trumps nicht mehr UM Rohstoffe gekämpft, sondern nur mehr WEGEN der Rohstoffe.
Das klingt nicht nur schöner, sondern gibt auch Fällen, die fast vom Aussterben bedroht sind (Genetiv), ein neues Zuhause.
Möge sich die Welt dessen besinnen!

Aber auch für die demilitarisierte Zone zwischen Nord-& Südkorea hat Trump eine geniale Idee. Mitten auf dem Todesstreifen möchte der gelernte Immobilien-Erbe ein Luxus-Hotel errichten, in dem sich Besucher aller Länder (außer der beiden Koreas) selbst ein Bild über den Konflikt machen können.
Das ist die geniale Geschäftsidee: Luxus und Todesangst! Eine Kombination, die die gelangweilten Milliardäre dieser Welt unwiderstehlich anziehen sollte. Was schenkt man jemandem, der alles und noch viel mehr hat (nämlich viel zu viel): Adrenalin in Form von Panik vor dem eigenen Ableben.
Wer aus diesem Todesstreifen mit dem nackten Leben davon kommt, der hat auch dann keine Angst mehr vor Vermögenssteuern. 
Denn die wird Trump demnächst brauchen, nachdem er gerade so erfolgreich die US-Wirtschaft an die Wand fährt.
(Apropos Geld: Du willst diesen Newsletter unterstützen? Aber gerne! Infos weiter unten.)

Aber egal: Er wünscht sich ja auch nur den Friedensnobelpreis. Und nicht den für Wirtschaft.
Kurz gesagt: Der will nur spielen. Der Kleine.
Das verstehen die anderen sicher auch.
Das ist eben das Kind im alten Manne.

____


Groebner Live:

Donnerstag 3.4. Gilching, 
Monis Brettl / Zum oberen Wirt  
Freitag 4.4. Erlangen, 
Fifty-Fifty 
Freitag 11.4. Garmisch-Partenkirchen, 
Kulturbeutel / Bühne U1 
Samstag 26.4. Celle-Bockelskamp, Findelhof
Donnerstag 15.5. Düsseldorf, 
Kommödchen
Freitag 16.5. Aschaffenburg, 
Hofgarten
Donnerstag 22.5. Hannover, 
TaK
Freitag 23.5. Frankfurt, 
KÄS
Freitag 30.5. Wien, 
Kabarett Niedermair (Wien Derniere!)


Groebner zum Hören:

Das jüngste „Ende der Welt“ auf Bayern2 über die 
Freiheitsstatue
Satire-Popalbum „
Nicht mein Problem“ (Prädikat „Georgdanzerig“ ©Kurier)


Groebner zum Folgen:

InstagramFacebook oder auch YouTube
Oder auf seiner Webseite.
____


Über diesen Newsletter:

Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich:

Severin Groebner,
Bawag,
IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709

Hier die jene für Deutschland:
Severin Groebner,
Stadtsparkasse München,
IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64

Samstag, 22. März 2025

Russifizierung oder Deportation - Putins Zwangsmaßnahmen und die Friedensgespräche im Ukrainekrieg

 

Die bedrohlichen und grausamen Konsequenzen des aktuell in den Medien wieder aufgetauchten Plans und Dekrets von Wladimir Putin, das die Deportation von Ukrainern ab September 2025 vorsieht, wenn sie ihren Aufenthalt in "Russland" (besetzte Gebiete/Donbass) nicht „legalisieren“, sind enorm und zeigen, dass die Todesmaschine Russland erst steht, wenn sie gestoppt wird.

Dieses Dekret betrifft vor allem Ukrainer in den von Russland besetzten Gebieten, die unter Gewalt, Terror und Folter leiden. Die Russifizierung wird durch die Ausstellung von Millionen russischer Pässe vorangetrieben, bislang sollen schon ein paar Millionen Ukrainer russifiziert worden sein, während Hunderttausende Ukrainer, die sich weigern, die Pässe anzunehmen, mit Schikanen, wie dem Verlust von Arbeitserlaubnis, kein Zugang zu Gesundheits- und Bildungssystemen sowie Eigentum, konfrontiert werden, jetzt sogar mit Deportation und ggf. Internierung bestraft werden sollen.

Die humanitäre Lage ist katastrophal, da es keine sicheren Fluchtwege gibt und Hunderttausende Ukrainer lebensgefährliche Gefechtszonen des Donbass durchqueren müssten, um die besetzten Gebiete zu verlassen. Russland wird zudem vorgeworfen, bereits Zehn- öder sogar Hunderttausende ukrainische Kinder entführt und in russischen Familien untergebracht zu haben, was als Kriegsverbrechen gilt. Experten und internationale Organisationen bewerten Putins Politik als ethnische Säuberung und Völkermord, mit dem Ziel, die ukrainische Identität und Staatlichkeit vollständig auszulöschen. Kiew und westliche Experten zeigen sich entsetzt über die systematische Verfolgung und Deportation der ukrainischen Bevölkerung.

Die Situation verdeutlicht die brutale Realität der russischen Besatzungspolitik und die weitreichenden Auswirkungen auf die ukrainische Bevölkerung. Es ist ein erschütterndes Beispiel für die Verletzung von Menschenrechten und internationalen Normen, Besetzung eines als unabhängig erklärten Staats, der nicht russisch sein muss.

Kann die Vermittlungspolitik von Trump dabei etwas bewirken? Sein 30-tägiger Waffenruhe-Deal wird ignoriert. Er führt auch zu nichts. Die Bedingungen, die Putin fordert, beinhalten das Ende aller westlichen Militärhilfen für die Ukraine, Verbot des Nato-Beitritts, Niederlage und Kapitulation, Eliminierung der ukrainischen Regierung und Einsetzen einer Marionettenregierung. In der Folge Rückholung der Ukraine in die russische Föderation.

Während Trump seine Pläne als Fortschritt anbietet, sehen Kritiker darin eine Schwächung der ukrainischen Position und eine Stärkung Russlands. Es rücken mit diesem Dekret wieder politische und ethische Werte ins Licht, die mit einer gerechten, humanitären und dem Völkerrecht entsprechenden Lösung nichts mehr zu tun haben. Es gibt auch deutliche Zustimmung von Trump, die russischen Ansprüche auf besetzte Gebiete mit Krim anzuerkennen und die Ukraine weiter zu schädigen bis zur Selbstaufgabe. Sein pro-russischer Ansatz, seine Pläne, die Aussicht, US-Unterstützung in Europa zu minimieren, gar die NATO zu verlassen, sein Sprechen über Beschlagnahmung unabhängiger Länder, wie Kanada, Grönland, Panama sorgt nicht nur in Europa, sondern auch in den USA selbst sowie international für Besorgnis. Will er das Feld in Europa räumen, um nicht Putin im Weg stehen zu müssen? Europa angreifen und schütteln, das ist Trump nicht unrecht. Damit da endlich seine Wunschkräfte an die Regierung kommen, die anders mit ihm politisch umgehen und Handel treiben.

Die große Frage bleibt, ob Trumps Sologang in der Ukraine tatsächlich zu einer langfristigen Entspannung führen kann oder ob die Ukraine durch Trump in eine noch schwierigere Lage manövriert wird, die dann zu Kapitulation führen soll. Die europäische Unterstützung für die Ukraine bleibt jedoch stark, auch wenn Trumps Politik in eine andere Richtung weist. Die Konsequenzen angesichts der grundlegenden abgewiesenen Verhandlungsbereitschaft seitens Russlands in der Ukraine und die Androhungen aus Moskau, irgendwo an der Grenze zum Westen zuschlagen zu wollen, deuten tatsächlich ganz extrem auf eine militärische Auseinandersetzung hin. Beginnende Deportationen in der Ukraine und das groß angelegte September-Manöver in Belarus scheinen bewusst parallel gesetzt zu sein.

Europa muss bewusst in die Friedensverhandlungen mit der Ukraine eingreifen, um Recht und Moral, Ausgewogenheit und Gerechtigkeit herzustellen, auch wenn dies mit zu verwirklichenden Schutzmaßnahmen verbunden sein sollte. USA und Russland alleine dürfen nicht Gewinner dieser brutalen Rechtsverletzungen und Killerei in der Ukraine sein. 

Auch das Auftauchen Chinas mit dem Vorschlag, sich mit einer Friedenstruppe beteiligen zu wollen, kann eher als Verstärkung für Russland gewertet werden, um Europa abzuhalten, Gebiete zurückzuholen. 

Das UN-Gremium/-Sicherheitsrat braucht Gesetze und Regeln, die nicht einseitig durch die USA geändert werden dürfen. Das ist völlig ausgeschlossen und undemokratisch, aber zurzeit in dieser Form aktiv.

Montag, 24. Februar 2025

KABARETT: Vor und nach der Wahl - Severin Groebners Neuer Glossenhauer #60 und #59. "Zwanzig-prozentige gute Laune" und "Verhältniswahl"

 
































Hinschauen! Es ist nicht alles blaun! © Foto: Dominic Reichenbach / Artwork: Claus Piffl




#60     Zwanzig-prozentige gute Laune


Ja, jetzt haben wir das Ergebnis. Rund 20 % der Deutschen (und Deutschinnen?)… also rund 20 Prozent der Bevölkerung…nein… rund 20 Prozent der Wahlberechtigten (und Wahlberechtigtinnen? Oder können wir diesen schwachen Gag jetzt lassen?) … auch falsch… rund 20 Prozent der abgegebenen, gültigen Stimmen (und Stimminnen - einmal geht noch!) haben dafür votiert, dass Deutschland sozial gerechter und ökologisch nachhaltiger regiert werden soll.

Denn rund 20 Prozent - das sind die Stimmanteile von den Grünen und der Linken zusammen gerechnet. Und das sind die Stimmen, von denen in den nächsten Tagen und Wochen nicht gesprochen werden wird. Oder nur ein bisschen. 

Dabei sind das mathematisch genauso zwanzig Prozent, wie die anderen zwanzig.

Die, von denen ständig geredet werden wird. 


Von den „Blaunen“, wie wir das in Österreich nennen. Denn als Österreicher, der den Aufstieg von Jörg Haider miterleben durfte, genießt man in Deutschland zur Zeit einen riesigen Erfahrungsvorsprung. Obwohl „genießen“ und „miterleben dürfen“ vielleicht nicht ganz die richtigen Begriffe sind. Es kommt einem vor, als würde Deutschland ganz dringend noch einmal die österreichischen Neunziger Jahre erleben wollen. Man wartet schon auf den Purzelbaum von Hermann Maier mit über 100 km/h. Anders gesagt: Man kennt das schon.


Natürlich nicht in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt, sondern in jenem Binnenland, das bei den letzten olympischen Spielen Goldmedaillen - nein, nicht im Purzelbaum schlagen -  im Segeln geholt hat. Also Österreich. Ja, das soll uns mal der Wüstenstaat Saudi-Arabien im alpinen Schilaufen nachmachen. Andererseits sind die Saudis schon sehr ökologisch bei der Erdölproduktion, das muss auch mal reichen.


Zurück zu den 20 Prozent: Auf die werden jetzt alle schauen. 

Da werden Fragen gestellt werden. Die Blaunen und ihre Wähler (hier bitte bewusst keine Wählerinnen, denn die sind da selbstverständlich mitgemeint, auch wenn sie eigentlich in der Küche sein sollten. Oder in der Schweiz, wo sie leben und Steuern zahlen.) werden auf Titelblättern,  in TV-Dokumentationen und in Radio-Interviews erscheinen. In den sozialen Netzwerken sowieso, dort feiern sie mit russischen Chat-Bots Wahlparties ohne Gegenargumente. 

Alle werden sich auf sie stürzen und sie betrachten wie eine seltene Tierart, die - kaum entdeckt - sich schon wieder anschickt, theatralisch Auszusterben. Dabei machen das Tierarten gar nicht so. Die geben gar keine Interviews, bevor sie vom Planeten verschwinden, nein, die verenden still und leise auf angenehm unspektakuläre Weise. So, dass der von Natur aus unschuldige Konsument weiter Produkte mit Palmöl oder Rindfleisch vom frisch gerodeten Weideland zu sich nehmen kann. Unbehelligt genießen. 


Da könnte man sich mal bei diesen Arten auch mal bedanken, dass sie so leise sterben. 

Geht aber nicht. Denn will man ihnen mal als Anerkennung für herausragende Leistungen beim unmerklichen Verschwinden einen großen Scheck mit vielen Nullen überreichen, erscheinen die nicht zum Foto-Termin. Da dürfen die sich aber auch nicht wundern, wenn sie keine Presse kriegen. Die Arten, die.

Die Blaunen und die mit ihnen sympathisierenden Massen kriegen dagegen jede Menge Presse.

Auch weil sie keine aussterbende Art sind. Im Gegenteil: Die werden immer mehr.

Und deshalb schauen alle hin. Und das mögen die. 

Die sind nämlich auch eine ganz spezielle Art. Also eigentlich eine Unart. 

Während aber Arten sterben, vermehren sich Unarten. Und zwar durch: Aufmerksamkeit.

Was für Kompostwürmer Küchenabfälle sind, für Fliegen Kadaver und Kot, für die Elektronikindustrie seltene Erden, das ist für die Internationalen Nationalisten: Aufmerksamkeit.


Genauer gesagt: Schlechte Stimmung und Aufmerksamkeit.

Sie besorgen die schlechte Stimmung und die besorgt Ihnen Aufmerksamkeit. Eine Aufmerksamkeit, die sie dazu nutzen, darauf hinzuweisen, wie schlecht die Stimmung doch sei. Was ihnen wieder Aufmerksamkeit verschafft.

Und weiter geht der Reigen. Hinunter in den Keller der schlechten Laune.


Auch weil die Menschen lieber denen zuhören, die sagen: „Das ist fürchterlich!“, als denen, die meinen: „Das ist die Lösung.“ Empörung ist emotional interessanter als Entwicklung. Und deshalb geht’s weiter in die schlechte Stimmung, weil das mehr Spaß macht.

In Deutschland ist die Laune bereits soweit unten, das nach diesem Wahlergebnis nur einer Bundeskanzler werden kann, der aus dem Sauerland kommt. Sagt doch auch alles. Und deshalb schauen da jetzt auch alle hin. Auf die zwanzig immer schlecht gelaunten, stetig nörgelnden, üble Stimmung verbreitenden, blaunbrauen Prozent, die sich am liebsten mit amerikanischen Milliardären (Apropos Geld: dieser Newsletter verträgt finanzielle Unterstützung. Infos: Siehe unten.) oder Milliarden von russischen Fakeprofilen unterhalten.


Und genau deshalb kommt dieser Glossenhauer auch erst am Montag. 

Um darauf hinzuweisen, dass man auch woanders hinschauen kann. 

Auf die abgegebenen Stimmen für nachhaltige und sozialen Lösungen. 

Sind auch zwanzig Prozent. Nur machen die bessere Laune.

Und das ist genau das, was gegen schlechte Stimmung hilft. 

________________




Groebner live:


Frankfurt, Donnerstag 13.3. Buch & Wein - Quartalsweise, der Vierteljahresrückblick.


Frankfurt, Donnerstag 20.3. Stalburg Theater - ÜberHaltung (letzte Runde des hochgelobten Programms)


Karlsruhe, Samstag 22.3. Kabarett in der Orgelfabrik -  ÜberHaltung (letzte Runde des hochgelobten Programms)


Gilching, Donnerstag 3.4. Kulturmoni -  ÜberHaltung (letzte Runde des hochgelobten Programms)


Erlangen, Freitag 4.4. Fifty-Fifty -  ÜberHaltung (letzte Runde des hochgelobten Programms)


Alle Termine hier.



Groebner zum Hören:


„Nicht Mein Problem“ bei Monkey Records



Groebner zum Folgen:


Instagram oder Facebook


_______________


Über diesen Newsletter:


Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 


Severin Groebner, 

Bawag, 

IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 


Hier die jene für Deutschland: 

Severin Groebner, 

Stadtsparkasse München, 

IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64



#59

Verhältniswahl

Deutschland steht vor der Wahl. Vogue
Und das in Zeiten, die man getrost als „historisch interessant“  bezeichnen darf, was bekanntlich ein Fluch ist. Sowas wünscht der eine Chinese dem anderen, wenn ihm der den letzten Sitzplatz beim Volkskongress der kommunistischen Partei Chinas weggeschnappt hat. Ein seltsamer Fluch eigentlich.
Denn wenn ich einem Zeitgenossen wünsche, er möge „in historisch interessanten Zeiten“ leben, dann werde ich ja selbst auch darin leben. Das ist ja die tiefere Bedeutung des Wortes „Zeitgenosse“. Beide genießen die selbe Zeit. Der Fluch „du mögest in historisch interessanten Zeiten leben“ ergibt also nur Sinn, wenn der, der den Fluch ausspricht, die Kunst der Zeitreise beherrscht. Vielleicht ist das auch der Grund, warum er sich auf dem Parteitag der kommunistischen Partei Chinas tummelt, weil er der einzige ist, der unbemerkt wieder weg kann.


Aber Zeitreisen sind ja auch gerade en Vogue. Aber nicht en woke.
Die USA etwa reisen unter ihrem neuen Präsidenten geradewegs ins alte Rom.
Zeitliche Koordinaten: erstes Jahrhundert vor Beginn unserer Zeitrechnung.
Als die römische Republik sich in eine Diktatur verwandelte. An deren Spitze stand ein gewisser „Caesar“. Das war für große Teile der europäischen Herrscherklasse auch noch Jahrhunderte später so sexy, dass sie sich nach ihm (wie etwa „Kaiser“ oder „Zar“) benannten. Geschichtsunterricht Ende.
Wer das nicht glaubt, schaue sich Star Wars I-III an, da sieht man genau, wie der Donald Trump einen auf Imperator macht. Und auch, was er noch mit J.D. Vance vorhat. Der heißt ja schon so: Tschei Di. Das klingt schon sehr nach „Jedi“.
Ich glaube, ich bin da etwas ganz Großem auf der Spur.

Dieser Vice-Vance, der Pavian von Donald… nein: Padavan, der hat jetzt in München in einer Rede den Europäer klar gemacht: Demokratie ist, wenn Faschisten jederzeit an die Macht kommen können. Auch mit Hilfe begüterter oligarchischer Freunde aus dem Ausland. Ob die jetzt Musk oder Putin heißen, ist auch egal. Ob Big Tech oder Big Oil… egal. Hauptsache: Big Money.
(Apropos Geld: Diesen Newsletter unterstützen? Siehe unten.)

Es beschleicht einen das Gefühl gefangen zu sein. Gefangen in einem politikwissenschaftlichem Seminar Anfang der Neunziger, in dem ein sehr engagierter außerordentlicher Professor mit sehr viel Emphase einem an praktischem Beispiel erklärt, wie aufgrund der Kumulation von Kapital es zu Monopolbildung kommt, woraus zwangsläufig eine politische Einflussnahme resultiert, die wiederum zu undemokratischen Staatsformen - wie etwa Faschismus - führt.
Und man sitzt da und hört sich das alles an. Und hat es ja sowieso schon verstanden. Und man möchte aufstehen und rausgehen, weil man ja auch sich mit etwas positivem beschäftigen möchte. Aber das geht nicht.
Denn das Seminar ist kein Seminar, sondern die Realität.

Und deshalb steht jetzt Deutschland vor der Wahl.
Und das halbe Land spricht über psychisch gestörte Attentäter aus dem Ausland.
Und die andere Hälfte spricht über das Ausland. Nicht über die USA. Auch nicht über Russland oder Frankreich. Nein, sondern über: Österreich.
Man schaut besorgt drein in deutschen Diskussionen und warnt vor „österreichischen Verhältnissen“. Das ist sicher löblich. Aber auch verwirrend.
Denn welche „Verhältnisse“ sind gemeint?

Das Verhältnis zwischen Leistung und Unfreundlichkeit in der Gastronomie? Soll heißen: Ist es wirklich ein Zeichen guter Küche, wenn die Kellner permanent unfreundlich sind? Lächeln deshalb alle Servicekräfte in Deutschland so zwanghaft? Anders gefragt: Muss der Tafelspitz mit Rahmgemüse, Bratkartoffeln, Apfelkren und Schnittlauchsauce unbedingt mit einem Gesicht serviert werden, als hätte der Kellner Dich gerade ungelenk tanzen gesehen?
Oder sind mit den „österreichischen Verhältnisse“ doch die Beziehungen gemeint, die man mit Geschlechtsverkehrpartnern aus dem Alpenraum im Schi-Urlaub pflegt? (Der Fachmann spricht hier auch von „Gspusi“ - aber nur, wenn der Fachmann Österreichisch kann.)

Oder sind gar die politischen Verhältnisse gemeint, die man in Österreich spätestens seit dem Erscheinen von Jörg Haider auf der innenpolitischen Bühne (1986 - also vor 39 Jahren) pflegt. Nämlich den formschönen, gutgeübten, derb-demagogischen „Ausländerwahlkampf“. Ein Wahlkampf, der auch anhält, wenn gar keine Wahl ansteht, weil alles, alles, alles immer nur mit und durch und in Bezug zu dem „Ausländer“ gesehen wird. Und weil der „Ausländer“ dann an allem schuld ist, gibt es keine Sozialpolitik mehr, keine Wohnungsnot, keine Arbeitslosigkeit, keinen Ungerechtigkeit, keinen Klimawandel  und schon gar keine Umverteilung… warum? Weil: Ausländer.

Und dass man mit so einer Partei, die nichts anderes als „Ausländer“ im Kopf hat, keinen Staat machen kann, sieht man ja. In Österreich.
Aber auch in den USA. Dort wird der Staat nämlich gerade umgebaut. Solche Parteien, solche „American Caesars“ machen keinen Staat, sie basteln sich nämlich ihren eigenen. Und schon wieder ist man in diesem Politikwissenschaftlichen Seminar. 

Was in Deutschland droht, sind also keine österreichischen, sondern amerikanischen Verhältnisse. 
Wenn’s ganz blöd kommt: russische.
Österreich dagegen ist…naja… ist halt ein bißchen unregierbar. Mei.
Dafür sind Kellner unfreundlich. Und die Gspusis lässig.
Also jetzt: bitte wählen gehen.
Was Anständiges. Was die Demokratie stärkt.
Denn wer will sich schon wiederfinden in „historisch interessanten Zeiten“?

Groebner live:
ÜberHaltung“ letzte Runde:
20.3. Frankfurt - Stalburg Theater, 22.3. Karlsruhe - Orgelfabrik, 3.4. Gilching - Kulturmoni, 4.4. Erlangen - Fifty-Fifty 
Alle Termine hier.

Groebner zum Hören:
Radiosatiren und Satire-Pop-Album „Nicht mein Problem

Groebner zum Folgen:

Über diesen Newsletter:


Der „Neue Glossenhauer“ ist ein Projekt der freiwilligen Selbstausbeutung, wer es dennoch materiell unterstützen will, hier wäre die Bankverbindung für Österreich: 


Severin Groebner, 

Bawag, 

IBAN: AT39 6000 0000 7212 6709 


Hier die jene für Deutschland: 

Severin Groebner, 

Stadtsparkasse München, 

IBAN: DE51 7015 0000 0031 1293 64